Krämpfe nach einer Knieoperation sind ein Thema, das viele Patientinnen und Patienten betrifft. Dieser Artikel bietet umfassende Informationen zu Schmerzen nach einer Knieprothese und Krämpfen nach Knie-OP, einschließlich Ursachen und Behandlungen.
Einführung
Eine Knieoperation ist für viele Patienten der lang ersehnte Weg zurück in ein schmerzfreies Leben. Doch nicht immer verläuft der Heilungsprozess komplikationslos. Zu den schwerwiegendsten Komplikationen nach einer Knie-OP zählen insbesondere Krämpfe, Infektionen und Nervenschäden, die das Behandlungsergebnis erheblich beeinträchtigen können. Die Frage, ob bei Problemen mit der Prothese ein zweiter Eingriff nötig ist, lässt sich nicht immer leicht beantworten.
Ursachen von Krämpfen nach Knie-OP
Schmerzen nach arthroskopischen Eingriffen können vielfältige Ursachen haben. Dazu zählen beispielsweise Flüssigkeit im Gelenk, eine schleichende Infektion (sehr selten) oder Narbenbildung. Die Ursachen für Krämpfe nach einer Knie-OP sind vielfältig und können in folgende Kategorien eingeteilt werden:
Arthrofibrose
Meist entsteht eine Arthrofibrose als Komplikation nach einer Verletzung oder Operation. Eine Arthrofibrose ist eine überschießende Narbenbildung in einem der großen Gelenke, zum Beispiel am Knie. Sie tritt als häufige, aber kaum bekannte Komplikation nach einer Operation oder Verletzung am Gelenk auf. In Deutschland erkranken Tausende Menschen pro Jahr an Arthrofibrose. Dabei verdrängen die Bindegewebszellen der inneren Narbe gesundes Gewebe und schränken dadurch die Beweglichkeit des Gelenks meist dauerhaft ein. Vor allem nach Knie-Operationen an Kreuzband und Meniskus sowie bei Knie-Prothesen tritt die Arthrofibrose als Komplikation auf. Es können aber auch Gelenke wie Schulter oder Hüfte betroffen sein.
Eine Arthrofibrose macht sich zunächst durch typische Entzündungsreaktionen wie Rötung und Schwellung bemerkbar. Im Laufe der Zeit lässt sich das erkrankte Gelenk immer weniger beugen oder strecken. Eine Beugung des Gelenks über 90 Grad ist nicht mehr möglich. Die Ärztin oder der Arzt sollten zunächst andere Erkrankungen ausschließen, die ähnliche Symptome verursachen, zum Beispiel Infektionen oder ein falsch eingesetztes Kunstgelenk im Knie. Entwickelt sich nach einer Operation eine Arthrofibrose, ist Eile geboten. Denn frühzeitig erkannt, besteht die Chance, die Beweglichkeit und Belastbarkeit ohne Operation wiederherzustellen.
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Ziel ist es, den Körper dabei zu unterstützen, das überschüssige Gewebe abzubauen. Zu starke mechanische Belastung fördert jedoch die Narbenbildung. Deshalb sollten Betroffene ihren Körper langsam und mit viel Geduld trainieren. Bei Arthrofibrose fördert zum Beispiel langsames Auf- und Abrollen der Beine mit einer Decke unter dem Knie das Beugen des Gelenks. Bewegt man das Knie gerade so viel, wie das Gelenk zulässt, werden Narben langsam abgebaut. Halten die Beschwerden jedoch weiter an, kann eine Arthrolyse das Gelenk wieder beweglicher machen. Dabei entfernt der Operateur im Rahmen einer Gelenkspiegelung das Narbengewebe und löst Verklebungen.
Medikamente und Therapie
Kortison und Schmerzmittel sollen das Stresslevel herunterfahren, um eine weitere Vernarbung zu unterbrechen und überflüssiges, fibrotisches Gewebe abzubauen. Hier werden Lymphdrainagen und Massagen eingesetzt. Mit dieser Behandlung wird gekräftigt. Wichtig ist, dass die Therapieeinheiten täglich gemacht werden. Wenn nicht nur das Gelenk, sondern auch die Oberschenkelmuskulatur vernarbt ist, hilft nur noch eine sogenannte Judet-Operation. Den aufwendigen Eingriff beherrschen nur wenige Chirurgen in Deutschland. Bei dieser OP wird die komplette Oberschenkelmuskulatur von der Hüfte bis unter das Knie abgelöst.
Prothesenprobleme
Knieschmerzen nach der Implantation einer Knieprothese (Knie-TEP) sind ein Thema, das viele Patientinnen und Patienten betrifft. Trotz modernster Operationstechniken und hochwertiger Implantate klagen einige Menschen nach der Operation über anhaltende oder neue Schmerzen im Kniegelenk. Während leichte Beschwerden in der Heilungsphase als normal gelten können, erfordern länger anhaltende oder starke Schmerzen eine genaue Analyse und Behandlung.
Normale postoperative Beschwerden vs. Alarmzeichen
Postoperative Schmerzen sind in den ersten Wochen nach der Operation häufig. Sie entstehen durch das Trauma des chirurgischen Eingriffs und die notwendige Manipulation des Gewebes. Schmerzen lassen sich meist mit Medikamenten und physiotherapeutischen Maßnahmen kontrollieren. Schwellungen, Rötungen oder Überwärmung des Kniegelenks können auf Infektionen hinweisen. Plötzliche, starke Schmerzen könnten auf eine Prothesenlockerung oder eine tiefe Venenthrombose (TVT) hindeuten. Chronische Beschwerden über Wochen oder Monate erfordern eine differenzierte Untersuchung.
Mechanische Ursachen
Eine falsche Positionierung der Prothese kann zu unnatürlichen Belastungen und Schmerzen führen. Im Laufe der Zeit können sich die Implantate lockern. Die Bandstrukturen können das Knie nicht ausreichend stabilisieren.
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Weichteilprobleme
Exzessive Narbenbildung kann die Beweglichkeit einschränken und Schmerzen verursachen. Die Quadrizepssehne oder andere Sehnen rund um das Knie können nach der Operation überbeansprucht werden.
Neurologische Ursachen
Durchtrennte oder irritierte Nerven während der Operation können chronische Schmerzen auslösen. Eine seltene, aber ernste Ursache für langanhaltende Schmerzen nach der OP.
Infektionen
Betrifft Haut und Weichteile. Infektionen an der Prothese selbst, die oft nur durch eine Revision behoben werden können.
Psychosomatische Ursachen
Chronische Schmerzen können durch Stress, Depressionen oder Ängste verstärkt werden.
Arthroskopiebedingte Ursachen
Schmerzen nach einer Arthroskopie entstehen meist im Gelenk. Da Flüssigkeiten anders als Gase nicht komprimierbar sind, dehnt sich die Gelenkkapsel durch das höhere Flüssigkeitsvolumen. Dies schränkt vor allem die Beugefähigkeit des Gelenkes nach der Operation ein. Erst nach der Resorption der intraartikulären Flüssigkeit lässt sich das Gelenk wieder besser beugen und die Schmerzen nehmen ab. Nur in seltenen Fällen bringt eine entlastende Punktion des Gelenkes eine dauerhafte Linderung. Eine weitere sehr seltene Ursache für Schmerzen nach der Operation kann ein im Kniegelenk schleichender Infekt sein. Dieser zeichnet sich durch entsprechende Veränderungen der Laborparameter (Blutsenkung, C-reaktives Protein) und durch eine meist massive Berührungsempfindlichkeit des Gelenkes. Die Bewegung ist schmerzbedingt stark eingeschränkt.
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Fortbestehende Reizergüsse im Kniegelenk sowie Belastungsschmerzen nach arthroskopischen Eingriffen sind meistens auf Knorpelschäden im Gelenk zurückzuführen. Über Monate bis zu 1½ Jahre nach der Operation andauernde Beschwerden sind oftmals Folge einer Narbenbildung im Bereich der Arthroskopiezugänge. Beim Zugang zum Gelenk schneidet der Operateur nicht nur durch die Haut, sondern auch durch das unter der Haut gelegene Fettgewebe. Dadurch können sich Gewebsstrukturen verdicken und verhärten und es kommt insbesondere bei der Beugung des Gelenks zu Schmerzen. Da der Körper die hier lokalisierte Zellstruktur im Laufe der Zeit umwandelt und somit 'weich' macht, verschwinden diese Symptome meist von alleine.
Komplikationen und Zweitmeinungen
Bei Komplikationen wie einer Infektion lässt sich eine zweite Operation an der Knieprothese nicht vermeiden. Bei anderen Beschwerden sollte nur nachoperiert werden, wenn deren Ursache feststeht und sie sich durch einen Eingriff behandeln lässt. Wer unsicher ist, hat die Möglichkeit, eine zweite Meinung einzuholen. Etwa 5 bis 10 % der künstlichen Kniegelenke werden innerhalb von zehn Jahren nachoperiert.
Die Ärztin oder der Arzt muss wissen, welche Beschwerden genau bestehen - zum Beispiel, wo und wie stark das Knie schmerzt, wie sich der Schmerz anfühlt und wann er auftritt. Danach werden Knie, Beinstellung und Gangbild untersucht. Am häufigsten wird nachoperiert, weil Teile der Prothese locker werden. Probleme durch eine lockere Prothese lassen sich nur durch eine Nachoperation beheben.
Bei einem instabilen Knie kann eine Nachoperation nötig sein. Dabei werden Korrekturen vorgenommen, Prothesenteile ausgetauscht oder eine Prothese eingebaut, die mehr Halt bietet (eine gekoppelte oder teilgekoppelte Prothese). Nach einer Operation kann es passieren, dass die Kniescheibe nicht mehr richtig durch ihre Führungsrinne gleitet und seitlich verrutscht. Das kann an einer Schwäche oder Verletzung der Bänder im Knie liegen oder daran, dass die Prothese nicht optimal ausgerichtet ist.
Manchmal schreitet eine Arthrose voran und schädigt den Knorpel unter der Kniescheibe. Das kann zu Schmerzen im vorderen Kniebereich führen, vor allem beim Aufstehen oder Treppensteigen. Die Rückseite der Kniescheibe kann durch eine Nachoperation ersetzt werden. Nach dem Einsetzen einer Knieprothese kann es passieren, dass sich das Knie nicht mehr vollständig strecken oder beugen lässt.
Eine weitere Ursache sind Entzündungsreaktionen, die dazu führen, dass sich das Bindegewebe am Knie vermehrt. Dann kann sich eine feste, dicke Kapsel bilden, die die Beweglichkeit einschränkt. Fachleute nennen solche Verhärtungen Arthrofibrose.
Eine Zweitmeinung kann besonders für Menschen sinnvoll sein, die bisher eine Teilprothese haben. Da sie sich vergleichsweise einfach durch eine Vollprothese ersetzen lässt, wird manchmal voreilig zu einer solchen Nachoperation geraten - selbst wenn sie eigentlich nicht nötig ist.
Bei einer akuten Komplikation oder einem Notfall muss das Knie rasch nachoperiert werden. Zu einer Gelenkinfektion kommt es nach etwa 1 von 100 Operationen. Die meisten Gelenkinfektionen entwickeln sich in den ersten Wochen und Monaten nach dem Einsetzen des Gelenks. Bei Anzeichen für eine Infektion ist es wichtig, sofort ärztlichen Rat einzuholen.
Selten kann eine Protheseninfektion noch nach Jahren auftreten, wenn Bakterien aus einem anderen Körperbereich über das Blut ins Gelenk gelangen. Eine Gelenkinfektion kann im frühen Stadium manchmal durch Wundreinigung, Gelenkspülung und Antibiotika erfolgreich behandelt werden.
Diagnose von Krämpfen nach Knie-OP
- Anamnese und klinische Untersuchung: Gründliche Erhebung der Beschwerden. Untersuchung von Beweglichkeit, Schwellungen und der Prothesenstabilität.
- Bildgebende Verfahren: Röntgen, MRT, Szintigraphie.
- Labordiagnostik: Bluttests zur Erkennung von Entzündungszeichen, Gelenkpunktion bei Verdacht auf Infektionen.
Behandlung von Krämpfen nach Knie-OP
- Medikamentöse Therapie: Schmerzmittel, lokale Injektionen von Kortison oder Hyaluronsäure.
- Physikalische Therapie: Physiotherapie, Lymphdrainage.
- Operative Maßnahmen: Revision der Prothese, arthroskopische Eingriffe.
Alternatives Behandlungskonzept
Bei Behandlung der primären Arthrofibrose nach dem zellulären, zytokin-basierten Pathogenesemodell auf der Grundlage der Fibrose-Forschung kann dieser für Patient und Operateur unerfreuliche Verlauf in den meisten Fällen verhindert werden. Je früher die Therapie beginnt, desto schneller und effektiver lässt sich konservativ diese reparative Störung wieder bessern. Wird sofort postoperativ eine frühe Diagnose der Arthrofibrose gestellt und in der anschließenden Therapie auf die Behandlung nach dem „Verklebungs-Modell“ verzichtet, kann innerhalb von 6-8 Wochen ein völliger Abbau des überflüssigen fibrotischen Gewebes mit normaler schmerzfreier Funktion des erkrankten Gelenkes erreicht werden.
Je später diese kausale antifibrotische Therapie beginnt, desto weiter schreitet die Erkrankung mit zunehmenden strukturellen Veränderungen fort. In dem späten Stadium III der Arthrofibrose sind dann meist auch operative Maßnahmen notwendig. In den beiden ersten Stadien ist eine konservative antifibrotische Therapie erfolgversprechend. Im letzten Stadium III der Adhäsion sind zusätzliche chirurgische Maßnahmen erforderlich.
Folgende therapeutische Maßnahmen sind zu empfehlen:
- Aufklärung des Patienten über die Ursachen und die therapeutischen Möglichkeiten
- Sofortiger Stopp der passiven schmerzhaften Mobilisation des Gelenkes
- Bewegung nur im schmerzfreien Bereich erlaubt
- Förderung der Mikrozirkulation und Entsorgung der Zytokine (Wachstumsfaktoren) durch Lymphdrainagen, ZRT-Matrix-Therapie, PEMF, Akupunktur
- Balancierung des vegetativen Systems durch Osteopathie, Fußreflextherapie, Bindegewebsmassagen, evt. psychologische Begleitung
- Erlernen von Entspannungstechniken (Autogenes Training, Achtsamkeitstraining, u.a.)
- Ernährung, Bewegung und Entspannung
- Empfohlen wird eine gesunde „Mittelmeerkost“ mit viel Gemüse, Fisch und etwas weniger Fleisch und Wurst.
Was sollten Sie konkret tun, falls Sie mit Ihrer Knieprothese nicht gut zurecht kommen?
Zunächst sollten Sie Ihren Operateur auf die Problematik ansprechen. Falls dies zu keiner guten Lösung führt, suchen Sie einen Experten für Gelenkersatz auf. In der Regel ist dies ein(e) operativ tätige(r) Orthopäde(in). Diese(r) sollte jedoch Operateur in einem offiziell zertifizierten Endoprothesenzentrum sein.
Vorbeugung von Krämpfen nach Knie-OP
- Gute Operationsplanung: Auswahl der passenden Prothese, Berücksichtigung von Begleiterkrankungen.
- Optimierung des Heilungsverlaufs: Frühzeitige Mobilisierung, individuell abgestimmte Rehabilitationspläne.
- Aufklärung und Patientenschulung: Wissensvermittlung über die normale Heilungszeit, realistische Erwartungshaltung fördern.
- Vorsorge/Prävention: Um das Risiko für diese Erkrankung zu mindern, sollten nach Möglichkeit keine Patienten operiert werden, die sich in einer schwierigen emotionalen Situation befinden. Eine bestehende Depression sollte zuerst fachärztlich und psychotherapeutisch behandelt werden. Auch private und berufliche Belastungsfaktoren sollten vom Operateur angesprochen und soweit wie möglich vor dem chirurgischen Eingriff verbessert werden. Negativ wirken sich auch postoperative Komplikationen und klinische Versorgungsdefizite aus.