Muskelkrämpfe: Ursachen, Behandlung und Prävention

Muskelkrämpfe sind ein weit verbreitetes und oft schmerzhaftes Phänomen, das fast jeder Mensch schon einmal erlebt hat. Sie äußern sich durch plötzliche, unwillkürliche Kontraktionen der Muskulatur, die mit einer tastbaren Verhärtung einhergehen können. Besonders häufig treten sie nachts in der Wadenmuskulatur auf, können aber auch andere Muskelgruppen betreffen. Obwohl die meisten Muskelkrämpfe harmlos sind, können sie die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und in manchen Fällen auf zugrunde liegende Erkrankungen hinweisen.

Muskelkontraktionen und Muskelkrämpfe

Damit sich unsere Muskeln gezielt an- und entspannen können, sendet unser Gehirn über die Nervenzellen Stromimpulse in die Muskeln. Daraufhin spannen sich die Muskeln an oder entspannen sich. Senden die Nerven aber zu viele, zu wenige oder falsche Spannungen, führt dies zu unkontrollierten Kontraktionen - was wir dann als schmerzhaften Krampf zu spüren bekommen. Davon häufig betroffen sind die Waden, Oberschenkel oder auch Hände und Füße.

In der Regel hält ein Krampf nur wenige Minuten an, er kann aber auch Stunden dauern. Oft treten die Muskelkrämpfe nachts auf. Tagsüber sind insbesondere Sportler und Sportlerinnen davon betroffen - so manche Marathonläuferin oder so mancher Triathlet musste schon einmal wegen eines schmerzhaften Muskelkrampfs das Training oder den Wettkampf abbrechen.

Ursachen von Muskelkrämpfen

Die Ursachen für Muskelkrämpfe sind vielfältig und oft nicht eindeutig zu identifizieren. Es gibt jedoch eine Reihe von Faktoren, die als Auslöser oder begünstigende Umstände in Frage kommen:

  • Elektrolytmangel: Ein Mangel an Elektrolyten wie Magnesium, Kalium und Natrium kann die Erregbarkeit der Muskelfasern stören und zu unkontrollierbaren Verkrampfungen führen. Dieser Mangel kann durch falsche Ernährung, starkes Schwitzen, Durchfall, Erbrechen oder die Einnahme von entwässernden Medikamenten (Diuretika) entstehen.
  • Dehydrierung: Eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr führt zu einem Ungleichgewicht im Mineralstoffhaushalt und kann Muskelkrämpfe begünstigen. Dies gilt insbesondere bei Sportlern und bei hohen Temperaturen.
  • Muskuläre Überlastung: Überanstrengung der Muskulatur, insbesondere bei ungewohnter oder intensiver Belastung, kann zu Muskelkrämpfen führen.
  • Schlechter Trainingsstand und verkürzte Muskeln können ebenfalls zu Krämpfen führen.
  • Neuronale Probleme: Neuere Ansätze sehen Muskelkrämpfe eher als ein neuronales Problem: Die Nervenzellen, die im Rückenmark die Muskeln steuern, werden etwa bei hoher Belastung überregt. Das führt dazu, dass die Muskeln ermüden und Krämpfe entstehen.
  • Durchblutungsstörungen: Eine schlechte Durchblutung der Muskulatur, beispielsweise aufgrund von Gefäßverengungen (Arteriosklerose), kann zu Sauerstoffmangel und Muskelkrämpfen führen. Dies tritt häufiger bei älteren Menschen auf.
  • Medikamente: Bestimmte Medikamente, insbesondere solche mit entwässernder Wirkung (Diuretika), Cholesterinsenker (Statine), Beta-Blocker, ACE-Hemmer, Kalziumkanalblocker, hormonelle Verhütungsmittel, Asthmasprays, Insulin oder Chemotherapeutika können das Risiko von Muskelkrämpfen erhöhen. Auch das Absetzen von Alkohol kann im Zusammenhang mit Muskelkrämpfen stehen.
  • Erkrankungen: Verschiedene Erkrankungen können mit Muskelkrämpfen einhergehen, darunter Schilddrüsenfunktionsstörungen (Hypothyreose), Diabetes mellitus, Nierenerkrankungen, Leberzirrhose, Muskelerkrankungen (Myopathien) und neurologische Erkrankungen (z.B. Polyneuropathien, Parkinson, Multiple Sklerose).
  • Schwangerschaft: Schwangere haben einen erhöhten Bedarf an Magnesium, und ein Mangel kann zu nächtlichen Wadenkrämpfen führen.
  • Hormonelle und Stoffwechselveränderungen: Hormonelle und Stoffwechselveränderungen im Körper können ebenfalls Muskelkrämpfe verursachen. Dies gilt insbesondere in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft.
  • Nervensystemstörungen: Erkrankungen des Nervensystems, die die Übertragung von Nervenimpulsen auf die Muskeln beeinträchtigen (Myasthenie), sowie andere neurologische Erkrankungen können zu Muskelkrämpfen führen. Beispiele hierfür sind Dystonien, Polyneuropathien, Wundstarrkrampf (Tetanus), Radikulopathien und amyotrophe Lateralsklerose (ALS).
  • Vergiftungen: Vergiftungen durch bestimmte Substanzen, wie Pestizide, Strychnin oder das Gift der Tetanusbazillen, können ebenfalls Muskelkrämpfe auslösen.
  • Idiopathische Krämpfe: In einigen Fällen bleibt die Ursache der Muskelkrämpfe unklar. Man spricht dann von idiopathischen Krämpfen.

Was hilft bei Muskelkrämpfen?

Die Behandlung von Muskelkrämpfen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Es gibt jedoch eine Reihe von Sofortmaßnahmen, die bei akuten Krämpfen Linderung verschaffen können:

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  • Dehnen: Die beste Sofortmaßnahme bei einem Muskelkrampf ist das Dehnen des betroffenen Muskels, auch wenn es wehtut. Bei einem Wadenkrampf kann man beispielsweise die Zehen in Richtung Knie ziehen und die Ferse vom Körper wegdrücken.
  • Bewegung: Aufstehen und Umherlaufen kann helfen, die Muskulatur zu lockern.
  • Massage: Das Massieren des verkrampften Muskels fördert die Durchblutung und entspannt die Muskulatur. Dabei kann man auch eine Massagepistole verwenden, jedoch langsam und vorsichtig beginnen.
  • Entlastung: Tritt der Krampf während des Trainings auf, sollte der betroffene Muskel sofort entlastet werden.
  • Wärme: Ein warmes Fußbad oder eine warme Dusche kann bei manchen Menschen krampflösend wirken.
  • Kälte: Bei anderen Menschen kann Kälte die Krämpfe lösen. In diesem Fall können kalte Auflagen auf die harte Muskulatur aufgelegt werden.
  • Gurkenwasser: Um einen Krampf zu stoppen, schwören manche Athletinnen und Athleten auf Gurkenwasser: jene salzige und essighaltige Flüssigkeit, in der Gurken eingelegt sind. Laut einer kleinen US-amerikanischen Studie könnte da etwas daran sein.

Wie beuge ich vor?

Um Muskelkrämpfen vorzubeugen, können folgende Maßnahmen hilfreich sein:

  • Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Magnesium, Kalium und Natrium. Natürliche Mineralstofflieferanten sind Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Obst, Gemüse und Fisch.
  • Ausreichend trinken: Trinken Sie täglich mindestens 1,5 Liter Wasser oder andere kalorienfreie Getränke wie Tee. Bei hohen Belastungen ist Apfelsaftschorle ideal oder auch Wasser, dem etwas Salz zugesetzt ist.
  • Regelmäßiges Dehnen: Dehnen Sie regelmäßig Ihre Waden- und Oberschenkelmuskulatur, insbesondere vor dem Schlafengehen.
  • Moderate Bewegung: Achten Sie darauf, sich jeden Tag mindestens 30 Minuten zu bewegen. Das lockert die Muskeln und fördert die Durchblutung.
  • Vermeiden Sie Überanstrengung: Übertreiben Sie es nicht mit dem Training und hören Sie auf Ihren Körper.
  • Elektrolytzufuhr: Bei starkem Schwitzen oder sportlicher Betätigung kann es sinnvoll sein, zusätzlich Elektrolyte zuzuführen, beispielsweise durch spezielle Sportgetränke.
  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen: Treten trotz dieser Maßnahmen weiterhin Muskelkrämpfe auf, sollte die Ursache ärztlich abgeklärt werden.

Medikamentöse Behandlung

In einigen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung erforderlich sein, um Muskelkrämpfe zu lindern. Hierzu gehören:

  • Magnesium: Obwohl die Wirksamkeit von Magnesium bei Muskelkrämpfen wissenschaftlich nicht ausreichend belegt ist, kann die Einnahme von Magnesiumpräparaten bei einem nachgewiesenen Magnesiummangel sinnvoll sein. Allerdings sollte die Tageshöchstdosis von 250 mg nicht überschritten werden, da es sonst zu Nebenwirkungen wie Durchfall kommen kann.
  • Chininsulfat: Chininsulfat ist ein Krampflöser, der bei therapieresistenten Muskelkrämpfen eingesetzt werden kann. Allerdings ist die Anwendung aufgrund möglicher Nebenwirkungen umstritten und sollte nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Chininsulfat darf nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden und ist bei Bradykardien und Herzrhythmusstörungen kontraindiziert.
  • Weitere Medikamente: In einigen Fällen können auch andere Medikamente wie Antiepileptika oder Medikamente zur Behandlung neuropathischer Schmerzen bei Muskelkrämpfen helfen.

Differenzialdiagnose

Bei der Diagnose von Muskelkrämpfen ist es wichtig, andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen können. Hierzu gehören insbesondere das Restless-Legs-Syndrom (RLS) und die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK).

  • Restless-Legs-Syndrom (RLS): Das RLS ist durch einen Bewegungsdrang der Beine gekennzeichnet, der häufig mit Missempfindungen wie Kribbeln oder Brennen einhergeht. Die Beschwerden treten vor allem in Ruhephasen auf und bessern sich durch Bewegung.
  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Die pAVK ist eine Durchblutungsstörung der Beine, die zu belastungsabhängigen Schmerzen führt. Die Schmerzen lassen in Ruhe nach.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

In den meisten Fällen sind Muskelkrämpfe harmlos und bedürfen keiner ärztlichen Behandlung. Es gibt jedoch einige Warnzeichen, bei denen ein Arzt aufgesucht werden sollte:

  • Sehr häufige oder starke Muskelkrämpfe
  • Muskelkrämpfe, die nachts den Schlaf rauben
  • Muskelkrämpfe, die sich trotz Dehnen oder Massieren nicht lösen
  • Zusätzliche Symptome wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Bewegungseinschränkungen
  • Muskelkrämpfe in ungewöhnlichen Körperregionen
  • Muskelkrämpfe, die durch körperliche Aktivität ausgelöst werden
  • Verdacht auf eine zugrunde liegende Erkrankung

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