In Deutschland gibt es ein gut ausgebautes Netz von Schlaganfall-Zentren, sogenannten Stroke Units. Diese spezialisierten Zentren sind meist neurologischen Kliniken angegliedert und verfügen über die personelle und technische Ausstattung für eine schnelle und umfassende Behandlung von akuten Schlaganfällen. Schlaganfall-Patienten können hier rund um die Uhr behandelt und überwacht werden.
Struktur und Ausstattung von Stroke Units
In der Notaufnahme einer Klinik mit Stroke Unit ist stets ein Neurologe dienstbereit, der sofort die Diagnostik per Computertomographie, Angiographie und Ultraschall vornehmen kann, um die Ursache des Schlaganfalls festzustellen und die betroffenen Gehirnareale zu identifizieren. Die Stroke Unit verfügt über spezielle Monitoring-Betten. Die Anzahl variiert je nach Einrichtung. Im Klinikum Bremen-Mitte sind es beispielsweise 12 Monitoring-Betten, während das Klinikum Bremen-Nord 9 Behandlungsplätze bietet. Diese Betten sind mit Monitoren ausgestattet, die kontinuierlich die lebenswichtigen Körperfunktionen der Patienten überwachen.
Diagnostik und Akutversorgung
Ein Schlaganfall wird in der Regel durch eine bildgebende Diagnostik wie eine Computertomografie des Kopfes festgestellt. In dieser Röntgenschichtaufnahme kann schon zu Beginn zwischen einer Hirnblutung oder einem Hirninfarkt unterschieden werden. Die Magnetresonanztomografie (MRT) liefert eine detaillierte Aufnahme des Hirngewebes. Kleinste Unregelmäßigkeiten oder krankhafte Veränderungen können die Ärzte so diagnostizieren. Ein besonders wichtiges diagnostisches Instrument ist die sogenannte Angiografie. Patienten wird ein Kontrastmittel gespritzt, das durch die Blutgefäße ins Gehirn fließt.
Thrombolyse und Thrombektomie
Ist ein Gefäßverschluss im Bereich des Gehirns die Schlaganfallursache, wird geprüft, ob die Wiedereröffnung des Gefäßes durch Medikamente (Thrombolyse) oder Kathetereingriff (Thrombektomie) möglich ist. Eine Thrombolyse sollte nicht später als viereinhalb Stunden nach den ersten Schlaganfallsymptomen erfolgen, weil danach das Blutungsrisiko als Komplikation der Thrombolyse-Behandlung erheblich steigt. Die Lyse sollte innerhalb von 4,5 Stunden, die Thrombektomie innerhalb von sechs Stunden erfolgen, beides ist immer eine Einzelfallentscheidung durch den Arzt oder die Ärztin. Eine Thrombektomie, eine Entfernung des Blutgerinnsels bei größeren Verschlüssen. Im vergangenen Jahr waren es 174 Fälle.
Überwachung und Frühmobilisation
Nach der Notfallversorgung bleiben die Patienten zunächst auf der Stroke Unit. Ihre lebenswichtigen Körperfunktionen wie Atmung, Blutdruck, Sauerstoffsättigung, Körpertemperatur und Blutzuckerspiegel werden rund um die Uhr auf Monitoren in der Stationsleitung überwacht. So kann bei erneuten Krisen sofort gehandelt werden. Bereits während der Monitoring-Phase werden Frühmobilisations-Maßnahmen eingeleitet, um Reparaturvorgänge im geschädigten Gehirn zu fördern. Dazu steht ein Team von Logopädinnen, Ergo- und Physiotherapeuten zur Verfügung.
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Teams und interdisziplinäre Zusammenarbeit
Die Teams in den Stroke Units sind interdisziplinär zusammengesetzt und umfassen Ärzte (Neurologen, Neuroradiologen), Pflegekräfte, Therapeuten (Logopäden, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten) und Sozialarbeiter. Im Klinikum Bremen-Mitte kümmern sich beispielsweise insgesamt 17 Ärzte und rund 35 Pflegekräfte um die Patienten. Im Klinikum Bremen-Nord stehen 7 Fachärzte für Neurologie, teilweise mit Zusatzbezeichnung "Neurologische Intensivmedizin" bereit. Das Team wird ergänzt von 9 Assistenzärzten/-ärztinnen, Ergo- und Physiotherapeuten sowie Logopädinnen. Die enge Zusammenarbeit zwischen der internistischen und der neurologischen Abteilung ist sehr wichtig und sehr gut. Egal wer gerade Dienst hat, sie sind ein eingespieltes Team: Die Pflegefachkräfte in ZNA, Stroke Unit, Neurologie- und Intensivstation kämpfen im Notfall immer gemeinsam um den Schlaganfallpatienten oder die -patientin.
Behandlungsspektrum und Schwerpunkte
Die Stroke Units bieten ein breites Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten für Schlaganfallpatienten. Dazu gehören neben der Akutversorgung auch die Diagnostik und Therapie von Begleiterkrankungen sowie die Einleitung von Rehabilitationsmaßnahmen. Als besonderer Schwerpunkt werden auf der überregionalen Stroke Unit beim akuten Schlaganfall zusätzlich zur Thrombolyse die neuen Rekanalisierungsverfahren (intraarterielle Lysetherapie, Thrombektomie) angewendet.
Einige Kliniken haben sich auf bestimmte Aspekte der Schlaganfallbehandlung spezialisiert. So ist im Klinikum Bremen-Nord u.a. eine FEES-Schluckdiagnostik möglich. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Geriatrie mit eigenem neurogeriatrischen Schwerpunkt ist auch die Weiterversorgung der Patienten und Patientinnen optimal gelöst. Eine weitere Kooperation besteht im Gefäßzentrum mit der Gefäßchirurgie und der Angiologie im Hause sowie mit der Kardiologie.
Frührehabilitation und Weiterversorgung
Nach zwei bis sechs Tagen können die Patienten in der Regel von den Monitoring-Betten in normale Krankenzimmer verlegt werden. Bereits während des Aufenthalts an der Stroke Unit Bremen-Mitte sorgt der Sozialdienst patientenindividuell für die Koordination aller Abläufe, der erforderlichen Frührehabilitations-Maßnahmen sowie der nahtlosen Anschlussbehandlung, z.B. in einer Rehabilitations- oder geriatrischen Klinik.
Die Schlaganfallstation ist Teil der Klinik für Neurologie. In der Klinik wird das gesamte Spektrum neurologischer Erkrankungen untersucht und therapiert. Zur Klinik für Neurologie gehören 76 vollstationäre Betten und 8 Plätze in der neurologischen Tagesklinik, zudem Spezialambulanzen (u.a. für Multiple Sklerose, Epilepsie, Botulinumtoxin-Ambulanz und eine ASV (Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung) für Neuromuskuläre Krankheiten), ein eigenes Institut für Neurophysiologie, ein Schlaflabor, eine Abteilung für Neuropsychologie, eine interdisziplinäre Intensivstation und eine Notaufnahme, in der neurologische Patienten rund um die Uhr behandelt werden. Zudem führen wir eine neurologische Frührehabilitation der Phase B in unserer Abteilung durch.
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Beispiele für spezialisierte Krankenhäuser
Einige Beispiele für Krankenhäuser in Deutschland, die sich auf die Schlaganfallbehandlung spezialisiert haben, sind:
- Klinikum Bremen-Mitte: Die Stroke Unit gehört mit über 1.000 Patienten im Jahr zu den großen in Norddeutschland. Über 50 Prozent der Schlaganfallpatienten werden innerhalb von drei Stunden nach Auftreten der Symptome in der Stroke Unit Bremen-Mitte aufgenommen und versorgt.
- Klinikum Bremen-Nord: Hier werden Patienten und Patientinnen mit Schlaganfallsymptomen aus Bremen-Nord, den nördlich gelegenen Bremer Stadtteilen und den umliegenden niedersächsischen Gemeinden versorgt. Die Stroke Unit bietet 9 Behandlungsplätze an.
- Klinikum Bremerhaven: Mit über 1.050 Patienten im Jahr 2023 besteht auf der Stroke Unit Bremerhaven eine große Kompetenz in der Schlaganfallbehandlung. Bei 72 Patienten wurde eine mechanische Thrombektomie durch die Kollegen der interventionellen Neuroradiologie durchgeführt.
- Klinikum Braunschweig: Die Pflegefachkräfte in ZNA, Stroke Unit, Neurologie- und Intensivstation kämpfen im Notfall immer gemeinsam um den Schlaganfallpatienten oder die -patientin.
- KBO-Kliniken: Die Stroke-Unit am Klinikum Bremen Ost versorgt rund um die Uhr Patienten und Patientinnen mit Schlaganfallsymptomen. Insgesamt stehen 9 Monitoring-Betten zur Behandlung von Patient/innen mit Schlaganfällen und Hirnblutungen auf einer speziellen Station ("Stroke Unit") zur Verfügung.
Die Rolle der Pflege
Die Versorgung der neurologischen Patient/innen am KBO wird durch insgesamt 12 Fachärzt/innen für Neurologie mit unterschiedlichen Zusatzqualifikationen (u.a. neurologische Intensivmedizin, spezielle neurologische Ultraschalldiagnostik, FEES-Diagnostik, Geriatrie, Palliativmedizin, Schlafmedizin, fachgebundene genetische Beratung und verkehrsmedizinische Begutachtung) sichergestellt und durch ein Team von 16 Weiterbildungsassistent/innen unterstützt.
Pflege-Influencerinnen berichten ambitioniert und detailliert auf Instagram über ihre Arbeit auf Station. Sie nehmen dabei kein Blatt vor den Mund.
Wichtige Aspekte der Schlaganfallbehandlung
Ein Schlaganfall muss schnell erkannt und noch schneller behandelt werden. Denn nicht nur die Zeit zählt, auch präzise Abläufe und gegenseitiges Vertrauen sind essenziell.
- Zeit ist Hirn: Je schneller ein Schlaganfallpatient behandelt wird, desto besser sind die Chancen auf eine vollständige oder weitgehende Genesung.
- Schnelle Diagnostik: In der Notaufnahme werden umgehend die notwendigen Untersuchungen durchgeführt, um die Ursache und das Ausmaß des Schlaganfalls festzustellen.
- Spezialisierte Behandlung: Stroke Units bieten eine umfassende und spezialisierte Behandlung von Schlaganfallpatienten.
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten arbeiten eng zusammen, um die bestmögliche Versorgung der Patienten zu gewährleisten.
Langzeitfolgen und Rehabilitation
Nach der akuten Behandlung können Ärzte über Langzeitfolgen informieren. Nach der akuten Behandlung ist es wichtig, dass die Patienten eine umfassende Rehabilitation erhalten, um ihre функции wiederzuerlangen und ihre Lebensqualität zu verbessern. Dazu stehen verschiedene therapeutische Maßnahmen zur Verfügung.
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