Akupunktur ist eine Behandlungsmethode der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), bei der eine therapeutische Wirkung durch Nadelstiche an bestimmten Punkten des Körpers erzielt wird. Bei der traditionellen Form der seit Jahrtausenden in China praktizierten Akupunktur wird von einer "Lebensenergie des Körpers" (Qi) ausgegangen, das auf definierten Leitbahnen - auch Meridiane genannt - zirkuliert und einen steuernden Einfluss auf alle Körperfunktionen hat. Ein gestörter Energiefluss kann Erkrankungen verursachen. Durch Akupunktur (d. h. Nadelstiche in spezifische Punkte) soll dieser Energiefluss wieder harmonisiert werden.
Viele Menschen, überwiegend Frauen, aber auch Männer, kennen das Problem „eingeschlafener“, kribbelnder oder gar schmerzender Finger oder Hände nachts. Der Gang zum Orthopäden endet meist in der Diagnose „Karpaltunnelsyndrom“ oder „Kubitaltunnelsyndrom“. Mithilfe der Akupunktur wird die Ursache ermittelt und behandelt. Meist liegt die Ursache weiter oben / hinten im Bereich des Nackens, der Schulterblätter und der Arme.
Mögliche Ursachen für Taubheitsgefühle nach Akupunktur
Obwohl Akupunktur im Allgemeinen als sichere Behandlungsmethode gilt, können in seltenen Fällen Nebenwirkungen auftreten. Dazu gehört auch ein Taubheitsgefühl im Bereich der Einstichstelle oder in anderen Körperregionen. Dieses Taubheitsgefühl ist meistens harmlos und verschwindet nach kurzer Zeit von selbst. Es gibt jedoch verschiedene Ursachen, die zu einem Taubheitsgefühl nach Akupunktur führen können:
- Lokale Reizung oder Verletzung eines Nervs: Wenn die Akupunkturnadel in der Nähe eines Nervs platziert wird, kann es zu einer Reizung oder leichten Verletzung des Nervs kommen. Dies kann ein vorübergehendes Taubheitsgefühl, Kribbeln oder einen leichten Stromschlag verursachen. Ein erfahrener Akupunkteur kennt aber die Punkte, bei denen das leicht passieren kann, und ist hier besonders vorsichtig.
- Vegetative Reaktion: Bei sensiblen Patienten kann es manchmal während oder kurz nach der Akupunktur zu leichtem Schwitzen oder vorübergehendem Herzklopfen kommen, was als Zeichen dafür gelten kann, dass das autonome Nervensystem durch die Akupunktur angesprochen wurde, was wiederum in vielen Fällen beabsichtigt ist, da es den Heilungsprozess unterstützen kann.
- Qi-Stagnation: In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird angenommen, dass Schmerzen und Taubheitsgefühle durch eine Blockade des Qi-Flusses verursacht werden können. Die Akupunktur soll diese Blockaden lösen und den Energiefluss wiederherstellen. In manchen Fällen kann es jedoch vorübergehend zu einer verstärkten Qi-Stagnation kommen, was sich als Taubheitsgefühl äußern kann.
- Erstreaktion: In ganz seltenen Fällen reagieren Patienten auf Akupunktur paradox, das heißt sie verspüren auch nach der dritten oder vierten Sitzung entweder eine deutliche Verschlechterung der Symptome oder andere intensive Missempfindungen. Dies kommt bei der Akupunktur zum Glück eher selten vor. Ein guter Akupunkteur behandelt bei der ersten Sitzung immer besonders vorsichtig und sanft, sodass eine Erstverschlimmerung möglichst vermieden wird. Wenn sie trotzdem auftritt, kann man davon ausgehen, dass sie spätestens nach der dritten Behandlung ausgestanden ist.
- Psychische Faktoren: Die Wirksamkeit jeder medizinischen Therapie beinhaltet immer auch einen gewissen Anteil an Erwartung des Patienten auf die heilende Wirkung. Auch Stress, Angst oder Verspannungen können zu Taubheitsgefühlen beitragen.
- Karpaltunnelsyndrom und Kubitaltunnelsyndrom: Viele Menschen, überwiegend Frauen, aber auch Männer, kennen das Problem „eingeschlafener“, kribbelnder oder gar schmerzender Finger oder Hände nachts. Der Gang zum Orthopäden endet meist in der Diagnose „Karpaltunnelsyndrom“ oder „Kubitaltunnelsyndrom“.
- Chemotherapie-induzierter Polyneuropathie: Patienten mit Chemotherapie-induzierter Polyneuropathie haben wenig therapeutische Möglichkeiten. Periphere Neuropathien zählen zu den Hauptnebenwirkungen vieler Zytostatika. Sie sind schwer zu behandeln und können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Die 75 Patienten hatten unter Chemotherapie mäßige bis schwere Polyneuropathien mit Taubheit, Kribbeln und/oder Schmerzen entwickelt. Auf einer 10-Punkte-Skala gaben sie ihre Beschwerden anfangs mit mindestens vier Punkten an.
Akupunktur bei Polyneuropathie
Typische Symptome der Nervenkrankheit Polyneuropathie sind Kribbeln, Brennen und Taubheit, die anfangs an beiden Füßen und Beinen auftreten. Ihren Ursprung haben die Gefühlsstörungen in den langen Nerven, die Muskeln, Haut und Organe mit dem Gehirn verbinden. Schäden an den Nerven führen dazu, dass die Weiterleitung von Informationen zwischen Gehirn, Rückenmark und dem Rest des Körpers gestört ist.
Inwiefern Akupunktur gegen die Beschwerden hilft, haben Forscher um Dr. Ting Bao, Memorial Sloan Kettering Cancer Center, New York, in einer monozentrischen randomisierten Studie getestet. Die echte Akupunktur erfolgte an relevanten Punkten von Ohr und Körper, z.T. auch elektrisch. Bei der Scheinakupunktur wurden an nicht relevanten Punkten Nadeln appliziert, ohne sie richtig einzustechen. Die Ausgangswerte waren zwischen den Armen vergleichbar. Die Symptomabnahme nach acht Wochen fiel für die echte Akupunktur in allen Punkten signifikant stärker aus als für den Standard (Schmerzen: p = 0,05; Kribbeln: p = 0,02; Taubheit: p = 0,005). Die Scheinakupunktur schnitt lediglich bei den Taubheitsgefühlen besser ab als die konventionelle Behandlung (p = 0,003). Der Effekt der echten Akupunktur hielt lange an: Nach acht Wochen hatte sich der Wert auf der Schmerzskala um -1,75 Punkte reduziert, nach zwölf Wochen betrug er noch -1,74 Punkte (95%-KI -2,6 bis -0,83).
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Was tun bei Taubheitsgefühl nach Akupunktur?
In den meisten Fällen ist ein Taubheitsgefühl nach Akupunktur harmlos und verschwindet innerhalb weniger Stunden oder Tage von selbst. Folgende Maßnahmen können helfen, die Beschwerden zu lindern:
- Ruhe und Entspannung: Vermeiden Sie Stress und Anstrengung und gönnen Sie sich ausreichend Ruhe.
- Wärme: Eine Wärmflasche oder ein warmes Bad können die Durchblutung fördern und Verspannungen lösen.
- Massage: Eine sanfte Massage der betroffenen Region kann helfen, die Muskeln zu entspannen und den Qi-Fluss anzuregen.
- Bewegung: Leichte Bewegung kann die Durchblutung fördern und die Nervenfunktion verbessern.
- Rücksprache mit dem Akupunkteur: Wenn das Taubheitsgefühl länger anhält oder sich verschlimmert, sollten Sie Ihren Akupunkteur informieren. Er kann die Behandlung anpassen oder andere Maßnahmen empfehlen.
Wann ist ein Arztbesuch erforderlich?
In seltenen Fällen kann ein Taubheitsgefühl nach Akupunktur auf eine ernsthaftere Komplikation hindeuten. Folgende Symptome sollten Sie umgehend von einem Arzt abklären lassen:
- Starke Schmerzen
- Lähmungserscheinungen
- Sensibilitätsverlust
- Anzeichen einer Infektion (Rötung, Schwellung, Eiter)
Akupunktur aus Sicht der TCM
Die Traditionelle Chinesische Medizin, zu der die Akupunktur gehört, geht davon aus, dass eine besondere Art von Energie, genannt Qi (sprich "Tschi"), durch die Nadelung beeinflusst werden kann. Dies alles geschieht, ohne dass eine Substanz (wie bei einer Injektion) in den Körper gebracht wird. Es geschieht ausschließlich dadurch, dass an einem bestimmten Punkt der Körperoberfläche, dem Akupunktur-Punkt, mit der Nadel ein Reiz gesetzt wird.
Bei der Akupunktur wird dagegen ein Reiz gesetzt, der bei richtiger Anwendung mit genau der Reizantwort des Körpers beantwortet wird, die zur Heilung führt. Der Reiz führt also zu einer Selbstregulation des Organismus in Richtung Heilung.
Die Rolle der Emotionen in der TCM
In der TCM wird jedem Funktionskreis eine Emotion zugeordnet. Die Gefühle von Angst, Sorge, Trauer, Ärger und Freude sind unsere treuen Begleiter. Solange keines davon im Übermaß auftritt, kommen keine pathologischen Erscheinungen zum Vorschein. Aus Sicht der TCM kommt in der heutigen Gesellschaft dem Zorn eine besondere Rolle zu. Der Zorn ist die Emotion der Leber. Auch Frustration und Verärgerung haben ähnlichen Einfluss. Die Leber ist für den gleichmäßigen, geschmeidigen Energiefluss in dem Körper zuständig. Wird der Kreislauf von der Energie(Qi) gestört, entwickelt sich zunächst eine Qi Stagnation und anschließend auch Blutstase.
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Externe pathogene Faktoren
Befall durch externe pathogene Faktoren - Wind, Kälte, Hitze, Feuchtigkeit, Sommerhitze. Diese Faktoren existieren selten alleine, viel öfter kommt es zu Kombinationen aus 2 oder sogar 3 o.g. Faktoren.
- Wind - tritt am häufigsten im Frühling auf, verbindet sich oft mit anderen Faktoren wie Kälte, Hitze, Feuchtigkeit. Da die Bewegungstendenz des Windes nach oben und außen geht, werden vor allem obere Körperteile wie Gesicht, Hals, Schulter, Arme betroffen. Zusätzlich bleibt der Wind konstant in Bewegung.
- Kälte - dominiert im Winter, kann aber auch im Sommer auftreten, vor allem bei Personen, die konstant in klimatisierten Räumen verweilen. Die unteren Extremitäten werden oft durch die Kälte befallen, vor allem wenn, man auch in der kalten Jahreszeit barfuß läuft. Grund dafür ist, dass die Leitbahnen von Milz, Leber und Niere an den Füßen anfangen. Die Kälte verlangsamt den Energie- und Blutfluss, zieht die Gewebe zusammen.
- Feuchtigkeit- tritt bei feuchtem Wetter oder beim leben in einer feuchten Umgebung auf. Der Schmerz ist hartnäckig, mit Schweregefühl im Körper, Schwellung der Gelenke, Müdigkeit, ziehenden Schmerzen in den Extremitäten, oft mit Verschlimmerung bei feuchtem Wetter verbunden. Die Schmerzlokalisation ist meistens konstant, oft sind die unteren Extremitäten betroffen.
- Hitze- zu charakteristischen Eigenschaften von Hitze gehören das Brennen und das Gefühl der Erwärmung, Rötung. Wenn die Hitze die Zirkulation des Blutes beeinträchtigt, kommt es zur Verletzung der Gefäße, was in Schwellung und Rötung, manchmal sogar Blutung resultieren kann. Die Hitze stört auch relativ schnell den Funktionskreis Herz, dies kann sich in Unruhe und Schlafstörungen äußern.
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