Rosmarin, bekannt als aromatisches Küchenkraut, ist weit mehr als nur eine Zutat für schmackhafte Gerichte. Seit Jahrhunderten wird er als Heilpflanze geschätzt. Moderne Forschungen bestätigen nun die vielfältigen positiven Wirkungen auf Körper und Geist, insbesondere im Hinblick auf die Vorbeugung und Behandlung von Alzheimer.
Rosmarin - Mehr als nur ein Gewürz
Rosmarin (Rosmarinus officinalis) stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und wird nicht nur in der Küche verwendet, sondern auch als natürliches Heilmittel geschätzt. Schon die alten Griechen und Römer nutzten Rosmarin zur Verbesserung von Konzentration und Gedächtnis.
Die Inhaltsstoffe und ihre vielfältigen Heilwirkungen
Die gesundheitlichen Wirkungen von Rosmarin basieren vor allem auf seinen ätherischen Ölen (0,6 bis 1,35 % in der getrockneten Pflanze) und den darin enthaltenen sekundären Pflanzenstoffen wie Rosmarinsäure, Carnosolsäure, Chlorogensäure, Rosmarinol, Hesperidin und Eucalyptol. Diese Stoffe haben vielfältige Heilwirkungen.
Die Wirkung von Rosmarin auf das Gehirn
Rosmarin kann die Gehirnleistung auf verschiedene Weisen positiv beeinflussen:
- Verbesserte Durchblutung: Rosmarin regt die Blutzirkulation an, auch im Gehirn. Dadurch werden mehr Sauerstoff und Nährstoffe zu den Gehirnzellen transportiert, was die geistige Klarheit fördert.
- Schutz wichtiger Botenstoffe: Der Wirkstoff 1,8-Cineol verhindert den Abbau von Acetylcholin, einem Botenstoff, der für Lernen und Gedächtnis unverzichtbar ist.
- Beruhigende Eigenschaften: Studien legen nahe, dass der Duft von Rosmarin Ängste reduzieren und den Schlaf verbessern kann. Weniger Stress bedeutet bessere Konzentration und Gedächtnisleistung.
- Antioxidative Wirkung: Die enthaltenen Antioxidantien schützen die Gehirnzellen vor schädlichen Einflüssen und können so dem geistigen Abbau entgegenwirken.
- Konzentrationsfördernd und Gedächtnisleistung anregend: Der Duft der mediterranen Gewürzpflanze gilt als konzentrationsfördernd und regt die Gedächtnisleistung an.
Wissenschaftliche Belege
Eine Studie zeigte, dass das ätherische Rosmarinöl (das zu 35 bis 45 Prozent aus Eucalyptol besteht) die Gedächtnisleistung und die Aufmerksamkeit der Probanden insgesamt verbesserte. In einer weiteren Studie wurde festgestellt: Je höher der Eucalyptol-Wert im Blut war, desto besser war auch die Gedächtnisleistung der Probanden.
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Rosmarin im Kampf gegen Alzheimer und Demenz
Die enthaltene Carnosolsäure bekämpft freie Radikale und Toxine im Gehirn, die mit der Entstehung von Demenzerkrankungen in Verbindung gebracht werden. Eine Studie aus dem Jahr 2016 hat sich deshalb mit dem therapeutischen Potenzial von Rosmarin bei Alzheimer auseinandergesetzt. Da die Ursachen der Demenzerkrankung wissenschaftlich immer noch nicht vollständig ergründet sind, bedarf es weiterer Forschung.
Carnosolsäure: Ein Hoffnungsträger
Die Forscher konzentrierten sich auf die Carnosolsäure, eine antioxidative und entzündungshemmende Verbindung im Rosmarin. Diese Säure zeigt heilende Wirkungen auf die durch Alzheimer verursachten Entzündungen im Gehirn, die als Hauptfaktor für den raschen kognitiven Abbau gelten.
Synthetische Weiterentwicklung: diAcCA
Da die Verbindung der reinen Carnosolsäure aus dem Rosmarin zu instabil ist, um als Medikament verwendet zu werden, synthetisierten die Forscher eine stabilere Form namens „diAcCA“. Diese wurde an Mäusen mit Alzheimer-ähnlichen Symptomen getestet.
Ergebnisse der Studien mit diAcCA
Die Forscher konnten nachweisen, dass therapeutische Mengen der Rosmarinsäure im Gehirn der Tiere vorhanden waren, was zu einer Verbesserung des Gedächtnisses und einer erhöhten Synapsendichte zwischen den Nervenzellen führte. Da bei Alzheimer die Symptome umso ausgeprägter sind, je weniger Synapsen existieren, hoffen die Wissenschaftler, dass diese chemische Verbindung den kognitiven Abbau verlangsamen könnte. Gewebeanalysen zeigten zudem, dass das Rosmarin-Medikament die Entzündungen im Gehirn signifikant reduzierte. Gleichzeitig bringe das Medikament nur wenig Nebenwirkungen mit sich. Da es durch Entzündungen aktiviert wird, die es dann bekämpft, wirkt es den Forschern zufolge nur in entzündlich geschädigten Bereichen des Gehirns.
Weitere Forschungsergebnisse
- Verbessertes Gedächtnis: Studien mit Studierenden konnten im Jahr 2018 nicht nur eine verbesserte Gedächtnisleistung feststellen, sondern auch einen positiven Einfluss von Rosmarin auf Angstzustände und Depressionen.
- Glukoseaufnahme: Für die steigende Glukoseaufnahme in den Zellen sorgten die Rosmarinsäure, die Carnosolsäure und das Carnosol im Rosmarin. Da diese Stoffe die Blut-Hirn-Schranke passieren können, vermuten die Forscher, dass diese Wirkung auch beim therapeutischen Einsatz der mediterranen Pflanze eintreten würde. Womöglich könnte die Pflanze also dazu beitragen, das Risiko für Alzheimer und Demenz zu reduzieren.
Wie kann man Rosmarin anwenden?
Die Heilkraft der würzigen Pflanze lässt sich auf vielfältige Weise geniessen:
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- Als Gewürz: Rosmarin verleiht jedem Gericht ein mediterranes Aroma. Dazu sollten die frischen Blätter kurz geschnitten und getrocknete Blättchen im Mörser zerstossen werden. Einzelne Zweige können auch mitgekocht und vor dem Servieren entfernt werden. Wegen des kräftigen Geschmacks sollten Sie den Rosmarin nur sparsam verwenden. Er harmoniert gut mit Estragon, Lorbeer, Majoran, Thymian, Petersilie und Salbei. Er kann Marinaden, Saucen, Salatdressings, Kräuterbutter, -öl, -salz oder -essig, Pizza, Limonaden und sogar Nachspeisen wie Panna Cotta, Eis, Cremes und Gelees verfeinern.
- Als Tee: Rosmarintee wirkt gegen Verdauungsbeschwerden, Übelkeit, Nieren- und Blasenerkrankungen, niedrigen Blutdruck, Menstruationsbeschwerden, ausbleibende Regelblutung und allgemeine Erschöpfungszustände. Eine Studie zeigte zudem, dass das tägliche Trinken des Tees (4 g Rosmarin auf 150 ml Wasser) während zwei Monaten Burnout-Symptome lindern konnte. Für eine Teezubereitung wird ein Teelöffel getrockneter oder frischer, gehackter Blätter (ca. 2 bis 4 g) mit einem Viertelliter kochendem Wasser aufgegossen. Lassen Sie den Tee 8 bis 10 Minuten lang zugedeckt ziehen und seihen Sie ihn anschliessend ab. Tipp: Rosmarintee harmoniert auch hervorragend mit getrockneten Zitronen- oder Orangenschalen.
- Als Aromatherapie: Rosmarin wirkt stimmungsaufhellend. Eine Massage mit verdünntem Rosmarinöl kann bei Gelenk- und Muskelschmerzen sowie schmerzenden Beinen infolge von Krampfadern Linderung verschaffen. Zur Verwendung als Massageöl werden 4 Tropfen des ätherischen Öls zu einem Esslöffel reinem Pflanzenöl (z. B. Mandelöl oder Kokosöl) gegeben. Ebenso erholsam kann ein Vollbad mit ätherischem Rosmarinöl bei Erkältungen, Gelenk- und Muskelschmerzen, Halsstarre und Verspannungen wirken. Als Badezusatz werden 5 bis 10 Tropfen des ätherischen Öls auf ein Vollbad gegeben. Auch die frische Pflanze kann man hierfür verwenden. Kochen Sie 50 g der Pflanze in einem Liter Wasser auf und geben die Flüssigkeit anschliessend zum Badewasser.
- Kosmetisch: Die Pflanze macht sich ausserdem gut im Haarwasser, denn die Heilpflanze pflegt die Kopfhaut, hilft bei Haarausfall und wirkt gegen Schuppen.
Vorsichtsmassnahmen bei der Anwendung
Würde man grosse Mengen Rosmarin zu sich nehmen, könnte dies zu Magen-Darm-Beschwerden und zu Nephritis, einer entzündlichen Nierenerkrankung führen. Werden hohe Dosen des ätherischen Öls äusserlich aufgetragen, können zudem Hautreizungen auftreten. Bei der Dosierung von ätherischem Öl sollte man vorsichtig sein und lieber zu wenig als zu viel verwenden, da die Wirkstoffe in dieser Form hochkonzentriert vorliegen. Frauen in der Schwangerschaft wird generell von Anwendungen mit hohen Dosen Rosmarinöl abgeraten. Deshalb sollte auch in der Stillzeit vorsichtshalber auf Rosmarinöl-Anwendungen verzichtet werden.
Anbau und Pflege von Rosmarin
Die Pflanze kann sehr leicht selbst angepflanzt werden, solange sie einen vollsonnigen Standort bekommt. Rosmarin kann ab Mitte April mit einem Abstand von 30 cm ins Frühbeet gesät werden. Da die Pflanze ein Lichtkeimer ist, sollten die Samen nur mit einer dünnen Schicht Erde bedeckt werden. Doch wird man der Einfachheit halber die Pflanze eher im Topf in einer Gärtnerei erwerben und in den Garten oder auf den Balkon pflanzen. Ausgewachsene Exemplare kommen gut mit Trockenperioden zurecht - erhalten sie dagegen zu viel Wasser, faulen die Wurzeln und sie vertrocknen, obwohl die Erde nass ist.
Damit Rosmarin mit der Zeit nicht verholzt und buschig nachwächst, sollte er hin und wieder zurückgeschnitten werden. Dafür schneidet man ganze Zweige etwa einen Zentimeter über dem verholzten Teil ab. So treibt die Pflanze an der Schnittstelle wieder neu aus. Schneidet man hingegen ins Holz hinein, wächst dort kein neuer Zweig mehr nach. Zur Pflege sollte die Heilpflanze ausserdem einmal im Jahr komplett zurückgeschnitten werden.
Lagerung und Konservierung
Verwendet man frischen Rosmarin noch am selben Tag, kann man die Zweige vorübergehend einfach in ein Glas Wasser stellen. Will man ihn länger aufbewahren, legt man ihn ins Gemüsefach des Kühlschranks. Dort ist er bis zu zwei Wochen haltbar. Eingefroren halten sich die spitzigen Blättchen hingegen bis zu einem Jahr. Ausserdem bleiben ihre Vitalstoffe und Aromen auf diese Weise weitgehend erhalten. Werden die Zweige im Ganzen eingefroren, bleibt mehr Aroma in der Pflanze.
Rosmarin kann entweder an der Luft oder im Backofen getrocknet werden. Um ihn an der Luft zu trocknen, binden Sie die Zweige zu kleinen Bündeln und hängen diese kopfüber auf - am besten in einem trockenen, gut durchlüfteten, dunklen Raum bei 20 bis 30 Grad. Im Backofen werden die Zweige bei 30 bis 40 Grad für etwa drei Stunden getrocknet. Den getrockneten Rosmarin geben Sie dann in ein Schraubglas.
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