Wenn ein Hund Schwierigkeiten hat, sich zu bewegen oder gar nicht mehr dazu in der Lage ist, weil ihm die Kraft fehlt, spricht man von Lahmung oder schlaffer Lähmung. Lahmungen können verschiedene Ursachen haben und unterschiedliche Körperteile betreffen.
Arten von Lahmungen
Man unterscheidet:
- Lahmungen einzelner Gliedmaßen: Betrifft nur ein Bein.
- Lahmungen der hinteren Körperhälfte: Tritt beispielsweise bei Bandscheibenerkrankungen der Brust- und Lendenwirbelsäule auf, auch bekannt als "Dackellähme".
- Lahmungen aller vier Gliedmaßen: Kann bei Polyneuropathien oder Polymyositiden vorkommen.
- Lahmungen anderer Organe: Betrifft beispielsweise die Blase oder den Enddarm.
Ursachen von Lahmungen
Die Ursachen für Lahmungen bei Hunden sind vielfältig. Auch klinische Krankheitsbilder, die gleich aussehen, können unterschiedliche neurologische Ursachen haben. Lahmungen können Hunde aller Rassen und Altersgruppen betreffen.
Zu den häufigsten Ursachen gehören:
- Bandscheibenvorfälle (Diskopathie): Hierbei drückt die Bandscheibe oder der Gallertkern auf die Nervenfasern des Rückenmarks, was zu Schädigungen führt.
- Degenerative Myelopathie (DM): Eine genetische Rückenmarkserkrankung, die die Leitungsbahnen stört und zu fortschreitender Lähmung führt.
- Verletzungen: Äußere Einwirkungen wie Unfälle können zu Nervenquetschungen oder Verletzungen des Rückenmarks führen.
- Spondylose: Eine krankhafte Veränderung an den Wirbelkörpern, die in fortgeschrittenen Stadien starke Lahmungen hervorrufen kann.
- Hüftgelenksdysplasie (HD): Eine Fehlentwicklung des Hüftgelenks, die zu Lahmheit und Schmerzen führen kann.
- Neuropathien: Erkrankungen, die die peripheren Nerven betreffen und durch Verletzungen, Infektionen oder Autoimmunerkrankungen verursacht werden können.
- Epilepsie: Eine neurologische Erkrankung, die durch wiederkehrende Krampfanfälle gekennzeichnet ist und zu Lähmungen führen kann.
- Morbus Cushing: Eine Erkrankung der Nebennieren, die indirekt neurologische Symptome wie Muskelschwäche und Zittern verursachen kann.
- Hydrozephalus: Eine neurologische Erkrankung, bei der sich zu viel Flüssigkeit im Gehirn ansammelt und zu neurologischen Beeinträchtigungen führt.
- Infektionen: Bakterielle oder virale Infektionen, die das Nervensystem beeinträchtigen können.
- Toxische Substanzen: Bestimmte Gifte, die das Nervensystem schädigen können.
- Tumore: Tumore im Gehirn oder Rückenmark können Druck auf Nerven ausüben und zu Lähmungen führen.
- Polyradikulitis: Eine vermutlich durch eine fehlgesteuerte Immunreaktion nach einer Infektion ausgelöste Erkrankung, die zu akuten schlaffen Lähmungen führen kann.
- Erkrankungen der Nerven, Muskeln und des neuromuskulären Überganges: Können ebenfalls Lahmungen verursachen.
Dackellähme (Diskopathie) im Detail
Was ist Dackellähme?
Dackellähme ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eine Diskopathie, also eine Erkrankung der Bandscheiben. Sie tritt besonders häufig bei Dackeln auf, kann aber auch andere Rassen betreffen.
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Ursachen der Dackellähme
Die Dackellähme entsteht, wenn Faserring und Gallertkern der Bandscheibe altern und ihre Funktion verlieren (Degeneration). Es gibt zwei Haupttypen der Degeneration:
- Hansen-Typ-I: Tritt vor allem bei jüngeren Hunden chondrodystropher Rassen auf. Hier trocknet die Bandscheibe aus, verliert an Elastizität und kann durch Stöße oder plötzliche Bewegungen reißen.
- Hansen-Typ-II: Tritt häufiger bei älteren Hunden großer Rassen auf. Hier wandelt sich das elastische Gewebe im Gallertkern in Fasergewebe um, wodurch die Bandscheibe fester und unelastischer wird.
Übergewicht kann ebenfalls eine Diskopathie begünstigen, da es die Bandscheiben durch Fehlbelastung stark beansprucht.
Risikorassen
Obwohl die Bezeichnung "Dackellähme" dies suggeriert, sind nicht nur Dackel betroffen. Bestimmte Rassen mit einer erblichen Knorpelwachstumsstörung (Chondrodystrophie) sind besonders gefährdet, dazu gehören:
- Französische Bulldoggen
- Englische Bulldoggen
- Boston Terrier
- Mops
Auch große Hunderassen wie Dobermann oder Deutsche Dogge können betroffen sein, bei ihnen äußert sich eine Diskopathie in der Halswirbelsäule manchmal als Wobbler-Syndrom.
Symptome der Dackellähme
Typische Anzeichen einer Dackellähme sind:
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- Plötzlich auftretende Lähmungen und Schmerzen
- Verändertes Gangbild (ungleichmäßig, schwankend, ataktisch)
- Eingeschränkte Beweglichkeit der betroffenen Gliedmaßen
- Schleifen der Hinterbeine
- Verlust der Kontrolle über Urin- und Kotabsatz
- Steife Kopf- und Halshaltung (bei Bandscheibenvorfällen im Halsbereich)
- Muskelverhärtungen im Hals- und Kopfbereich
- Schmerzempfindlichkeit bei Berührungen
- Vermeidung von Treppensteigen oder Springen
- Lahmheiten einzelner Beine
Diagnose der Dackellähme
Bei Verdacht auf Dackellähme sollte sofort ein Tierarzt aufgesucht werden. Die Diagnose umfasst:
- Krankengeschichte: Der Tierarzt befragt den Besitzer ausführlich zu den Symptomen und dem Verlauf der Erkrankung.
- Neurologische Untersuchung: Der Tierarzt untersucht die Reflexe, die Schmerzempfindlichkeit und die मोटरische Funktion des Hundes.
- Bildgebende Verfahren: Magnetresonanztomographie (MRT) ist das Mittel der Wahl, um die Stelle des Bandscheibenvorfalls zu lokalisieren. Alternativ können Computertomographie (CT) oder Myelographie eingesetzt werden. Röntgenaufnahmen können helfen, einen Bandscheibenvorfall zu vermuten und andere Ursachen auszuschließen.
Behandlung der Dackellähme
Die Behandlung der Dackellähme hängt vom Schweregrad der Nervenschädigung ab.
- Konservative Therapie: Bei geringeren Schädigungen erfolgt eine Behandlung mit Schmerzmitteln und Entzündungshemmern. Zusätzlich ist strikte Ruhe wichtig, um weitere Schäden zu vermeiden.
- Operative Therapie: Bei hochgradigen Lähmungen oder wenn die konservative Therapie nicht anschlägt, ist eine Operation notwendig. Dabei wird der vorgefallene Teil der Bandscheibe entfernt, der auf das Rückenmark drückt.
Sowohl bei der medikamentösen als auch operativen Therapie ist die Mitarbeit des Besitzers entscheidend. Der Hund muss geschont werden, schnelle Bewegungen und Stöße sind unbedingt zu vermeiden.
Prognose der Dackellähme
Die Prognose ist umso besser, je schneller der Druck auf das Rückenmark genommen wird. Leichte Symptome haben bessere Heilungschancen als bereits bestehende Lähmungen.
Unterstützende Maßnahmen
In Abstimmung mit dem Tierarzt können folgende Maßnahmen unterstützend eingesetzt werden:
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- Homöopathie: Zur Beruhigung des Hundes.
- Physiotherapie: Um die Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern.
- Laufwagen: Bei kompletter Lähmung der Hinterbeine zur Mobilisierung des Hundes.
- Knorpelaufbaupräparate: Zur Stärkung des Knorpels.
Vorbeugung der Dackellähme
Hunde mit einem erhöhten Risiko für Dackellähme sollten hohe Sprünge vermeiden. Besitzer sollten ihre Hunde beispielsweise ins und aus dem Auto heben, Treppen hoch- und runter tragen sowie vom Sofa heben. Eine gute Rumpfmuskulatur stärkt den Rücken und entlastet die Bandscheiben. Übergewicht sollte vermieden werden.
Degenerative Myelopathie (DM) im Detail
Was ist Degenerative Myelopathie?
Die degenerative Myelopathie (DM) ist eine fortschreitende, nicht heilbare Rückenmarkserkrankung, die vor allem ältere Hunde betrifft. Sie führt zu einer langsam fortschreitenden Lähmung, beginnend in den Hintergliedmaßen.
Ursachen der Degenerativen Myelopathie
Die DM wird durch eine genetische Mutation verursacht, die zu einer Schädigung der Nervenfasern im Rückenmark führt. Die genaue Ursache ist noch nicht vollständig geklärt, aber die Mutation des SOD1-Gens ist ein Risikofaktor.
Symptome der Degenerativen Myelopathie
Die Symptome der DM entwickeln sich langsam und fortschreitend:
- Schlechte Koordination der Hintergliedmaßen
- Nachlassen der Hinterläufe
- Schleifen der Pfoten beim Laufen
- Verlangsamung der Reflexe
- Zunehmende Lähmung
- Verlust der Muskelmasse in den Hinterbeinen
Im Gegensatz zur Dackellähme verursacht die DM in der Regel keine Schmerzen.
Diagnose der Degenerativen Myelopathie
Die Diagnose der DM erfolgt in der Regel durch Ausschluss anderer neurologischer Erkrankungen. Ein Gentest kann das Risiko für die Erkrankung bestimmen, aber nicht definitiv bestätigen, dass die Krankheit ausbrechen wird. Bildgebende Verfahren wie MRT oder CT sind in der Regel nicht aussagekräftig.
Behandlung der Degenerativen Myelopathie
Es gibt keine Heilung für die DM. Die Behandlung zielt darauf ab, die Lebensqualität des Hundes zu verbessern und den Fortschritt der Erkrankung zu verlangsamen. Mögliche Maßnahmen sind:
- Physiotherapie: Zur Stärkung der Muskulatur und Verbesserung der Koordination.
- Beweglichkeitsübungen: Um die Beweglichkeit zu erhalten.
- Pfotenschuhe: Um das Schleifen der Pfoten zu verhindern und die Pfoten zu schützen.
- Orthopädisches Hundebett: Für einen bequemen Schlafplatz.
- Tragehilfe: Um den Hund beim Gehen zu unterstützen.
Weitere Ursachen für Lahmungen
Neben Dackellähme und degenerativer Myelopathie gibt es noch weitere Ursachen für Lahmungen bei Hunden:
- Verletzungen: Unfälle können zu Knochenbrüchen, Bänderrissen oder Prellungen führen, die Lahmheiten verursachen.
- Arthrose: Eine degenerative Gelenkerkrankung, die zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt.
- Hüftdysplasie (HD) und Ellenbogendysplasie (ED): Fehlbildungen der Hüft- oder Ellenbogengelenke, die zu Lahmheit und Arthrose führen können.
- Kreuzbandriss: Eine häufige Verletzung des Kniegelenks, die zu Lahmheit und Schmerzen führt.
- Tumore: Tumore in Knochen, Muskeln oder Nerven können Lahmheiten verursachen.
- Infektionen: Infektionen der Knochen (Osteomyelitis) oder Gelenke (Arthritis) können zu Lahmheit führen.
- Neuropathien: Erkrankungen der peripheren Nerven, die zu Schwäche und Lahmheit führen können.
Diagnose von Lahmheiten
Die Diagnose von Lahmheiten erfordert eine gründliche Untersuchung durch einen Tierarzt. Dazu gehören:
- Anamnese: Der Tierarzt befragt den Besitzer ausführlich zu den Symptomen, dem Verlauf der Erkrankung und möglichen Verletzungen.
- Klinische Untersuchung: Der Tierarzt untersucht den Hund gründlich, um die Ursache der Lahmheit zu finden.
- Lahmheitsuntersuchung: Der Tierarzt beurteilt den Gang des Hundes, um die Art und den Grad der Lahmheit zu bestimmen.
- Neurologische Untersuchung: Der Tierarzt untersucht die Reflexe, die Schmerzempfindlichkeit und die मोटरische Funktion des Hundes, um neurologische Ursachen auszuschließen.
- Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen, Ultraschall, CT oder MRT können helfen, die Ursache der Lahmheit zu identifizieren.
Behandlung von Lahmheiten
Die Behandlung von Lahmheiten hängt von der Ursache ab. Mögliche Behandlungen sind:
- Schmerzmittel: Zur Linderung von Schmerzen.
- Entzündungshemmer: Zur Reduzierung von Entzündungen.
- Physiotherapie: Zur Stärkung der Muskulatur, Verbesserung der Beweglichkeit und Linderung von Schmerzen.
- Chirurgie: In einigen Fällen ist eine Operation notwendig, um die Ursache der Lahmheit zu beheben.
- Gewichtsmanagement: Übergewicht belastet die Gelenke und kann Lahmheiten verschlimmern.
- Ernährungsumstellung: Eine ausgewogene Ernährung mit hochwertigem Futter kann die Gesundheit der Gelenke und Muskeln unterstützen.
Was können Hundehalter tun?
Neben der tierärztlichen Behandlung können Hundehalter selbst einiges tun, um die Genesung ihres Hundes zu unterstützen und Lahmheiten vorzubeugen:
- Schonung: Vermeiden Sie Überanstrengung und schonen Sie die betroffene Gliedmaße.
- Gewichtsmanagement: Achten Sie auf ein gesundes Gewicht Ihres Hundes.
- Ausgewogene Ernährung: Füttern Sie Ihrem Hund ein hochwertiges Futter, das alle notwendigen Nährstoffe enthält.
- Regelmäßige Bewegung: Sorgen Sie für regelmäßige, moderate Bewegung, um die Muskulatur zu stärken und die Gelenke zu mobilisieren.
- Physiotherapie: Lassen Sie sich von einem Physiotherapeuten beraten, welche Übungen für Ihren Hund geeignet sind.
- Aufmerksame Beobachtung: Achten Sie auf Veränderungen im Verhalten, im Gangbild oder bei der Ausscheidung Ihres Hundes und suchen Sie bei Verdacht auf eine Lahmheit umgehend einen Tierarzt auf.