Lahmung Ursachen bei Katzen: Ein umfassender Überblick

Die Lahmung bei Katzen kann viele Ursachen haben, von denen einige sehr ernst sind und sofortige tierärztliche Hilfe erfordern. Dieser Artikel befasst sich mit den verschiedenen Ursachen von Lahmungen bei Katzen, insbesondere im Zusammenhang mit der Hypertrophen Kardiomyopathie (HCM) und der Aortenthrombose.

Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM)

Die HCM ist die häufigste erworbene Herzerkrankung bei Katzen. Es handelt sich um eine Herzmuskelerkrankung, bei der sich der Herzmuskel verdickt. Dies führt dazu, dass sich das Herz nicht mehr ausreichend mit Blut füllen kann, wodurch zu wenig Blut in den Körper gepumpt wird und es sich im Lungenkreislauf zurückstaut.

Entwicklung und Verlauf der HCM

Die HCM ist eine erworbene Herzerkrankung, die sich im Laufe des Katzenlebens entwickelt. Es wird angenommen, dass eine genetische (vererbte) Grundlage besteht, die bei einigen Katzenrassen bereits nachgewiesen wurde. Andere Einflüsse können die Ausprägung der HCM beeinflussen.

Zur sogenannten „sekundären HCM“ kommt es, wenn andere, nicht primär das Herz betreffende Erkrankungen dazu führen, dass sich der Herzmuskel verdickt (z. B. hoher Blutdruck, Schilddrüsenüberfunktion).

Symptome und Stadien der HCM

Zu Beginn der Erkrankung zeigt die Katze oft keine Symptome. Die Krankheit kann nur mittels Ultraschall sicher diagnostiziert werden. Der Tierarzt kann eventuell ein Herzgeräusch feststellen, dies ist jedoch nicht immer der Fall. Ein Herzgeräusch bei der Katze muss nicht in jedem Fall ein Hinweis auf eine Herzerkrankung sein. Einige gesunde Katzen zeigen „gutartige“ Herzgeräusche, die jedoch nur mittels eines Herzultraschalls von einer Herzerkrankung zu unterscheiden sind.

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Im Spätstadium der HCM kann der Körper die Erkrankung nicht mehr kompensieren. Der verdickte und steife Herzmuskel kann das aus der Lunge kommende Blut nicht mehr ausreichend aufnehmen. Dies führt zu einem Rückstau von Blut in den Lungenkreislauf, was Wasseransammlungen in der Lunge (Lungenödem) und in der Brusthöhle (Thoraxerguss) verursacht. Bei einem Lungenödem und einem Thoraxerguss zeigen die Patienten schwere Atemnot. Husten ist bei Katzen als Symptom einer Herzerkrankung (im Gegensatz zu Menschen und Hunden) sehr ungewöhnlich und tritt so gut wie nie auf. Manche Patienten zeigen Ohnmachtsanfälle, die in der Regel durch Rhythmusstörungen bedingt sind.

Notfallsituationen bei HCM

Ein Notfall bei einer Katze mit HCM ist auf alle Fälle jeder Zustand mit akuter Atemnot (in der Regel durch ein Lungenödem oder einen Thoraxerguss bedingt). Besonders bei Patienten mit hochgradiger HCM kann Atemnot ein Zeichen eines Lungenödems/Thoraxergusses sein. In diesem Fall sollte man möglichst schnell einen Tierarzt aufsuchen. Dieser sollte mittels Röntgen feststellen, ob ein Lungenödem vorliegt. Ist dies der Fall, muss die Katze eventuell stationär aufgenommen und intravenös behandelt werden (Entwässerungstherapie zur Beseitigung des Lungenödems), eventuell ist auch die Gabe von Sauerstoff notwendig. Zur Beseitigung eines Thoraxergusses ist die Punktion der Brusthöhle notwendig.

Ohnmachtsanfälle (insbesondere wiederholte Ohnmachtsanfälle) - meist infolge von Herzrhythmusstörungen - sollten ebenfalls möglichst bald von einem Tierarzt abgeklärt werden. Im Falle einer Aortenthrombose (Bildung von Blutgerinnseln) - diese erkennt man anhand einer akuten Lähmung einer oder mehrerer Gliedmaßen und oft starker Schmerzäußerungen der Katze - sollte man ebenfalls schnellstmöglich tierärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Therapie der HCM

Wird die Erkrankung in einem frühen, nicht symptomatischen Stadium diagnostiziert, richtet sich der Beginn einer Therapie nach der Herzfrequenz der Katze und eventuell mit hohen Herzfrequenzen assoziierten Klappenabnormalitäten, die die Krankheit verschlechtern können. In diesem Fall würde ein herzfrequenzsenkendes Medikament (in der Regel ein Betablocker wie Atenolol) verabreicht werden. Die Entscheidung zur Therapie obliegt der Einschätzung des Kardiologen.

Im symptomatischen (= dekompensierten) Stadium, also sobald die Katze zum ersten Mal ein Lungenödem/einen Thoraxerguss hat, sollte sie in jedem Fall behandelt werden. In der Regel besteht die Behandlung aus einem entwässernden Medikament (Furosemid) und einem kreislaufunterstützenden Medikament (ACE Hemmer). Liegen Herzrhythmusstörungen vor, müssen diese mittels Antiarrhythmika behandelt werden. In seltenen Fällen kann es notwendig sein, Wasseransammlungen in der Brusthöhle zu punktieren. Manche Patienten zeigen im Herzultraschall eine beginnende Blutgerinnselbildung oder eine starke Vergrößerung der Vorkammer. Dies ist mit einem erhöhten Risiko einer Abschwemmung eines Gerinnsels (Aortenthrombose) assoziiert. Um dies zu verhindern, kann eine Therapie mit einem gerinnungshemmenden Medikament (z.B. Clopidogrel oder niedrig dosiertes Aspirin) sinnvoll sein.

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Lebensqualität und Management der HCM

Es ist wichtig, dass die Katze eine gute Lebensqualität hat. Alles, was der Katze Spaß macht, soll sie auch tun. Von dieser Regel gibt es ein paar Ausnahmen. So sollte die Katze zum Beispiel möglichst keine salzigen Speisen vom Tisch zu fressen bekommen, da zu viel Salz Herzpatienten schaden kann.

Man sollte sich außerdem angewöhnen, die Ruheatemfrequenz der Katze zu ermitteln (ein Heben und Senken des Brustkorbs = 1 Atemzug). Diese sollte über eine Minute gezählt werden, wenn die Katze in Ruhe ist (am Besten im Schlaf). Die Ruheatemfrequenz sollte unter 45/Minute liegen. Steigt die Ruheatemfrequenz dauerhaft an, kann dies ein Anzeichen eines beginnenden Lungenödems oder Thoraxergusses sein. In diesem Fall sollte man seinen Tierarzt kontaktieren.

Des Weiteren sollte die Katze in regelmäßigen Abständen nachuntersucht werden, damit der Kardiologe das Fortschreiten der Erkrankung beurteilen und ev. therapeutisch einschreiten kann.

Komplikationen der HCM: Aortenthrombose

Im Verlauf der Erkrankung kann das Herz der Katze sehr groß werden. Insbesondere die linke Vorkammer nimmt in späten Krankheitsstadien sehr stark an Größe zu. Da in dieser vergrößerten Herzkammer der Blutfluss verlangsamt ist, kommt es darin zur Blutgerinnselbildung. Dies wiederum kann zur Abschwemmung so eines Blutgerinnsels in Körperarterien führen (arterielle Thrombembolie). Die häufigste Lokalisierung einer solchen Thrombembolie sind die hinteren Gliedmaßen (= Aortenthrombose).

Mit einer Aortenthrombose zeigt die Katze plötzlich eine Lähmung einer oder beider Hintergliedmaßen (seltener ist die rechte Vordergliedmaße betroffen). Eine Aortenthrombose ist anfangs sehr schmerzhaft, die Katze zeigt Lautäußerungen und oft auch Maulatmung/Hecheln. Dieses Zeichen der Atemnot kann auch aufgrund eines oft gleichzeitig auftretenden Lungenödems bestehen.

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Bei der Aortenthrombose handelt es sich um eine schwere Komplikation, die auch nach erfolgreicher Therapie oft wiederkehren kann. Eine mögliche Therapieform ist die sogenannte „konservative Therapie“. Hierbei werden der Katze schmerzstillende und herzunterstützende Medikamente sowie blutgerinnungshemmende Mittel verabreicht. Unter strenger Boxenruhe wird auf eine Wiederdurchblutung der Arterien und damit der Gliedmaßen gewartet.

Eine zweite Therapieoption stellt die sog. „Thrombolyse“ (Auflösung des Blutgerinnsels) dar. Die Grundprinzipien der Therapie sind die oben genannten, jedoch wird zusätzlich aktiv versucht, das Blutgerinnsel aufzulösen. Diese Therapieoption führt nur in 50 % der Fälle zur Auflösung des Blutgerinnsels, wiederum 50 % dieser Katzen erleiden schwerste Nebenwirkungen (Ausschwemmung von Giftstoffen in den Körper nach Wiedererlangung der Blutzirkulation).

Bei beiden Therapieoptionen besteht das Risiko einer wiederholten Aortenthrombose. Zusammen mit der meist schweren zugrundeliegenden Herzerkrankung ist die Prognose als sehr vorsichtig anzusehen.

Aortenthrombose im Detail

Es ist sehr beängstigend, wenn die Katze plötzlich von einer Lähmung (oder einem Thrombus) befallen wird. Zuerst schreit die Katze vor Schmerzen und ist sehr verwirrt. Dies ist auf den plötzlichen Verlust der Durchblutung der Hinterbeine zurückzuführen. In manchen Fällen passiert das, wenn man nicht da ist, und dann ist die Katze plötzlich gelähmt, wenn man nach Hause kommt, und man hat keine Ahnung, was sie getroffen hat.

Was passiert bei einer Aortenthrombose?

In den meisten Fällen beginnt das Problem mit einem vergrößerten Herzen. Da das Herz vergrößert ist, fließt das Blut an manchen Stellen langsamer. Da das Blut weniger schnell fließt, kann es an dieser Stelle gerinnen. Dies geschieht meist im linken Vorhof (Vorhof des Herzens). Vom linken Vorhof gelangt das Blut zur Aorta (große Hohlschlagader), die dann den gesamten Körper mit Blut versorgt.

Manchmal sind die Blutgerinnsel sehr klein und stellen kein Problem dar. Manchmal sind sie etwas größer und bleiben in sehr dünnen Gefäßen stecken, etwa im Gehirn. Beim Menschen nennen wir das eine TIA. Manchmal ist das Gerinnsel so groß, dass es gerade noch in die Aorta passt, aber nicht mehr, sobald die Blutgefäße nur ein wenig kleiner werden. Dies geschieht häufig an der Stelle, an der sich die Aorta in die kleineren, aber immer noch großen Blutgefäße zu den Hinterbeinen hin verzweigt.

Symptome einer Aortenthrombose

Sobald ein Thrombus festsitzt, treten starke Schmerzen auf. Während der akuten Phase (die ersten 24 Stunden) zeigt die Katze enorme Schmerzen, die sich im wahrsten Sinne des Wortes durch Schreien äußern. Bei manchen Katzen treten die Schmerzen nur für sehr kurze Zeit auf. Der erste und schlimmste Schmerz entsteht dadurch, dass kein Blut mehr zu den Hinterbeinen fließt. Dadurch können keine Nährstoffe zugeführt werden. Langsam verschwindet auch das Gefühl der Hinterbeine, meist geschieht dies innerhalb von 24 Stunden. Sobald dies geschieht, wird die Katze auch keine Schmerzen mehr verspüren.

Weitere Symptome sind:

  • Schwankender Gang (Ataxie)
  • Ein- oder beidseitige Lähmung der Hinterbeine
  • Bläulich angelaufene Ballen
  • Betroffenes Hinterbein ist kalt
  • Lähmung der Vordergliedmaße (selten)
  • Schwacher Puls der betroffenen Gliedmaßen

Behandlung einer Aortenthrombose

Die Heilungschance ist sehr gering. Eine Behandlung ist fast immer langwierig, unvollständig und mit viel Leid für die Katze verbunden. Auch die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Auftretens ist sehr hoch. In manchen Fällen kann sich eine Katze spontan erholen, manchmal schon nach 2 Stunden. In vielen Fällen nimmt der Tierarzt die Katze auf und gibt ihr 24 Stunden Zeit, um zu sehen, ob sie sich erholen kann.

In sehr seltenen Fällen kann es hilfreich sein, Blutverdünner zu verabreichen oder mit der Einnahme von Antikoagulanzien zu beginnen. Das große Problem und der Nachteil dieser Vorgehensweise entsteht, sobald das Blut in den Hinterbeinen wieder zu fließen beginnt. Aufgrund der vorübergehenden Unterversorgung mit Blut kommt es zu einer Ansammlung von Abfallprodukten. Dieser Abfall muss von den Hinterbeinen zurück in den Körper gelangen, dies wird als Reperfusionsschaden bezeichnet und geht häufig mit weiteren Schmerzen einher. In vielen Fällen wird daher eine Sterbehilfe in Betracht gezogen.

Vorbeugung einer Aortenthrombose

Laut Literatur kommt es bei etwa 30 Prozent der Katzen mit Herzproblemen zu Thromboembolien. Diese Zahlen liegen zwischen 10 und 50 Prozent. Aber auch gesunde Katzen können eine Thromboembolie bekommen und dafür muss die Katze noch nicht einmal alt sein.

Wenn man seine Katze also jedes Jahr zur allgemeinen Untersuchung zum Tierarzt bringt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ein Herzproblem ans Licht kommt. Da in den meisten Fällen eine Herzmuskelerkrankung die Ursache für eine Aortenthrombose ist, sinkt das Risiko eines Blutgerinnsels, wenn die Grunderkrankung frühzeitig behandelt wird. Es empfiehlt sich daher, seine Katze ab einem Alter von 8 Jahren einmal im Jahr beim Tierarzt vorzustellen und das Herz genauer untersuchen zu lassen.

Sollte die Katze an einer Aortenthrombose leiden, sollte man einige Dinge beachten:

  • Wenn es die Katze zulässt, sollte man das betroffene Hinterbein leicht massieren und versuchen zu bewegen, um die Durchblutung anzuregen.
  • Die Katze und ihre Beine warmhalten.
  • Unbedingt das Herz der Katze untersuchen lassen, um eine erneute Verstopfung der Aorta zu verhindern, sollte eine Herzerkrankung die Ursache des Blutgerinnsels sein.
  • Sollte die Katze aufgrund der Lähmung immer an der betroffenen Gliedmaße lecken oder beißen, sollte sie einen Halskragen tragen.
  • Achte darauf, dass die Katze viel Ruhe bekommt.

Prognose bei Aortenthrombose

Die Prognose bei einer Aortenthrombose ist ungünstig. Bei über 50% der betroffenen Katzen führt die Erkrankung zum Tod. Bei denen, die eine Aortenthrombose überleben, kommt es häufig nach einiger Zeit zu einem erneuten Blutgerinnsel der Hauptschlagader. Zusätzlich bleiben oft Störungen der Nerven zurück und es können mehrere Monate vergehen, bis die Hinterbeine wieder vollständig beweglich sind. In vielen Fällen macht es Sinn, das Tier frühzeitig von seinem Leiden zu erlösen.

Weitere Ursachen für Lahmungen bei Katzen

Neben HCM und Aortenthrombose gibt es noch weitere Ursachen für Lahmungen bei Katzen:

  • Trauma: Verletzungen durch Unfälle, Stürze oder Bissverletzungen können zu Kompressionen oder Durchtrennungen des Rückenmarks führen.
  • Degenerative Erkrankungen: Bandscheibenvorfälle können Druck auf das Rückenmark ausüben.
  • Infektiöse und entzündliche Ursachen: Entzündungen des Rückenmarks (Myelitis), der Nervenwurzeln (Radikulitis) oder der peripheren Nerven (Neuritis) können zu Lähmungen führen.
  • Parasitäre Ursachen: Die Zeckenparalyse, verursacht durch Neurotoxine, kann zu Lähmungen führen.
  • Neoplastische Ursachen: Tumoren im Bereich des Gehirns, Rückenmarks oder der peripheren Nerven können durch Druck oder Infiltration zu Lähmungen führen.
  • Stoffwechselstörungen: Elektrolytstörungen wie Hypokaliämie oder Hypokalzämie können Lähmungen verursachen.
  • Kippfenster-Syndrom: Die Katze steckt in dem Spalt eines gekippten Fensters fest. Durch ruckartige Bewegungen rutscht sie immer weiter nach unten.

Spastische Lähmung der Hinterbeine

Die spastische Lähmung der Hinterbeine bei Katzen kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, die das Nervensystem oder die Muskeln betreffen. Die neurologische Kontrolle über die Muskeln kann durch Schäden oder Erkrankungen in den Nervenbahnen, die das Gehirn mit den hinteren Gliedmaßen verbinden, beeinträchtigt werden.

Eine der häufigsten Ursachen für spastische Lähmungen ist eine Verletzung oder ein Trauma der Wirbelsäule. Schäden durch Stürze, Autounfälle oder andere physische Traumata können die Nerven in der Wirbelsäule beeinträchtigen. Erkrankungen wie Bandscheibenvorfälle oder Wirbelsäulenentzündungen können ebenfalls die Nerven beeinträchtigen, die für die Kontrolle der hinteren Gliedmaßen verantwortlich sind. Infektionskrankheiten wie Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) oder Toxoplasmose können ebenfalls das zentrale Nervensystem betreffen und spastische Lähmungen verursachen. In schweren Fällen kann es zu einer Inkontinenz kommen.

Diagnose von Lahmungen

Die Diagnose beginnt mit einer gründlichen Anamnese, bei der der Tierarzt nach dem zeitlichen Verlauf, möglichen Traumata, Vorerkrankungen und anderen relevanten Faktoren fragt. In der neurologischen Untersuchung werden Bewusstsein, Haltung, Gang, Haltungs- und Stellreaktionen, spinale Reflexe, Muskeltonus und Schmerzwahrnehmung beurteilt. Diese Untersuchung hilft, die Lokalisation der Läsion einzugrenzen (Gehirn, Rückenmark, periphere Nerven).

Bildgebende Verfahren sind entscheidend für die genaue Diagnose. Röntgenaufnahmen können Frakturen, Luxationen oder degenerative Veränderungen der Wirbelsäule darstellen. Die Computertomografie (CT) liefert detailliertere Bilder knöcherner Strukturen und kann Bandscheibenvorfälle oder Blutungen nachweisen. Die Magnetresonanztomografie (MRT) ist besonders wertvoll zur Darstellung des Rückenmarks, der Nervenwurzeln und des umliegenden Weichteilgewebes. Sie gilt als Goldstandard bei der Diagnose von Rückenmarkserkrankungen.

Bei Verdacht auf eine aortale Thromboembolie bei Katzen werden Ultraschalluntersuchungen des Herzens (Echokardiografie) und der großen Gefäße durchgeführt. Laboruntersuchungen wie Blutbild, Serumchemie und Urinanalyse helfen, systemische Erkrankungen, Infektionen oder Stoffwechselstörungen zu erkennen. Bei Verdacht auf Infektionen oder entzündliche Erkrankungen kann eine Untersuchung des Liquor cerebrospinalis (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) durch eine Lumbalpunktion erfolgen. Elektrophysiologische Untersuchungen wie Elektromyografie (EMG) und Nervenleitgeschwindigkeitsmessungen können bei der Diagnose von peripheren Nervenerkrankungen hilfreich sein.

Was tun bei Lahmungen?

Plötzliche Lähmungen bei Hunden und Katzen stellen einen medizinischen Notfall dar, der sofortiges tierärztliches Handeln erfordert. Die Therapie richtet sich nach der Grundursache und kann konservativ mit Ruhigstellung und Medikamenten oder chirurgisch erfolgen. Entscheidend für den Erfolg ist ein frühzeitiger Behandlungsbeginn, besonders bei Bandscheibenvorfällen und aortaler Thromboembolie. Die Rehabilitation mit Physiotherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung.

Für Tierbesitzer ist es wichtig, Risikofaktoren zu kennen und Präventionsmaßnahmen zu ergreifen, besonders bei prädisponierten Rassen. Fenster sollten immer vollständig geöffnet und nicht gekippt werden. Durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen werden Erkrankungen des Herzens frühzeitig diagnostiziert.

Kehlkopflähmung

Die Kehlkopflähmung (Synonyme Stimmbandlähmung, Stimmfaltenlähmung) bei Hund und Katze ist eine fortschreitende Lähmung der Kehlkopfmuskulatur, die zu Atembeschwerden, schwerer Atemnot oder sogar Tod durch Ersticken führen kann. Die genaue Ursache der Kehlkopflähmung ist nicht bekannt und wird daher "idiopathisch" genannt. Nach derzeitigem Kenntnisstand kommt es zu einer Degeneration des Nervus laryngeus recurrens (Kehlkopfnerv) mit der Folge einer Atrophie (Rückbildung) der Kehlkopfmuskulatur.

Als erste Anzeichen einer Kehlkopflähmung werden oft eine Stimmveränderung (heiseres Bellen), Würgen oder Husten vor allem nach Futteraufnahme beobachtet. Weitere Symptome sind Konditionsschwäche und eine zunehmend erschwerte Atmung. Dem Tierbesitzer fällt die Krankheit oft erst auf, wenn sein Tier ungewohnte Atemgeräusche zeigt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Erkrankung oft schon weit fortgeschritten. Gerade bei Aufregung, Hitze oder Anstrengung kann es dann zu starker Atemnot mit Zyanose (Blauverfärbung) der Maulschleimhäute und sogar zum Kollaps mit Bewußtlosigkeit kommen.

Für die Diagnose der Kehlkopflähmung muss der Hund bzw. die Katze in eine leichte Narkose versetzt werden und die Bewegung der Stimmfalten bei der Ein- und Ausatmung beobachtet werden. Bei einer Kehlkopflähmung weitet sich die Öffnung zwischen den Stimmfalten während der Einatmung nicht, sondern die Stimmfalten hängen schlaff im Luftstrom und engen die Öffnung zur Luftröhre ein.

Eine Operation ist die Behandlungsmethode der Wahl. Bei dem Eingriff (Lateralisation des Aryknorpels) wird mittels nicht resorbierbaren Nahtmaterials einer der beiden sogenannten Aryknorpel, an dem jeweils eine Stimmfalte befestigt ist, nach außen gezogen und an einem anderen Kehlkopfknorpel (Cricoid oder Thyroid) fixiert. In der Folge bekommt der Tierpatient wieder deutlich besser Luft bei der Einatmung. Es reicht in den meisten Fällen aus, nur einen der beiden Aryknorpel zu operieren.

Thrombose

Bei einer Thrombose handelt es sich immer um einen dringenden Notfall. Unter einem Thrombus versteht man ein Blutgerinnsel, das ein Blutgefäß teilweise oder vollständig verschließt.

Aortenthrombose

Bei der Aortenthrombose befindet sich das Gerinnsel in der Hauptschlagader. Der Thrombus sitzt am häufigsten im Bauchteil der Aorta. Seltener kommen Aortenthrombosen im Brustbereich vor. 90 % der Thrombosen der Katzen sind in der Aorta lokalisiert. Venenthrombosen treten nur selten auf.

Weitere Arten von Thrombosen

  • Nierenthrombose: Werden die kleinen Nierenarterien durch ein Blutgerinnsel verschlossen, stirbt das von ihnen versorgte Gewebe ab. Es entsteht ein ischämischer Infarkt (weißer Infarkt).
  • Darmthrombose: Eine Darmthrombose entsteht durch einen Verschluss der Blutgefäße im Gekröse oder in der Darmwand. Die betroffenen Darmteile werden nicht mehr mit Blut versorgt und sterben ab.

Symptome von Thrombosen

  • Aortenthrombose: Bei einem vollständigen Verschluss der Aorta werden die Hinterbeine der Katze nicht mehr durchblutet. Die Nerven und Muskeln dieser Region werden nicht mehr genügend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Die Hinterextremitäten sind kalt, die Ballen der Pfoten blau verfärbt. Ein Puls ist an der Arteria femoralis nicht mehr wahrnehmbar. Die Hinterbeine sind plötzlich gelähmt. Die Katzen haben starke Schmerzen und schreien. Die Reflexe (Patellarreflex, Flexorreflex) sind ausgefallen oder hochgradig verringert. Die Atemfrequenz ist erhöht. Der Herzschlag ist beschleunigt, eventuell treten Herzrhythmusstörungen auf. Durch den Verschluss der Aorta kann das Blut nicht mehr ausreichend aus dem Herzen abfließen. Der Rückstau führt zu einem Lungenödem (Flüssigkeitsansammlung in der Lunge).
  • Nierenthrombose: Einzelne Infarkte haben keinen Einfluss auf die Nierenfunktion. Sie sind meistens ein Zufallsbefund. Treten die Niereninfarkte gehäuft auf, wird immer mehr Nierengewebe zerstört. Die Niere kann die Schadstoffe und die Flüssigkeit nicht mehr aus dem Harn filtern. Sind mehr als 70 % der Niere zerstört, liegt eine chronische Niereninsuffizienz vor. Die Katzen trinken vermehrt. Die Futteraufnahme ist verringert. Die Tiere magern ab, das Fell ist struppig. Häufig tritt Erbrechen auf.
  • Darmthrombose: Darmthrombosen sind sehr schmerzhaft. Die nicht mehr durchbluteten Darmteile verfärben sich dunkel. Der Transport des Nahrungsbreis ist gestört.

Diagnose und Therapie von Thrombosen

Bei der klinischen Untersuchung entsteht aufgrund der charakteristischen Symptome der Verdacht auf eine Thrombose. Um den Thrombus zu lokalisieren, wird eine Ultraschalluntersuchung oder eine Magnetresonanz-Tomografie durchgeführt. Darmthrombosen müssen sofort chirurgisch behoben werden. Nierenthrombosen verlaufen meistens ohne Symptome.

Ist bei einer Aortenthrombose das Gefäß nur teilweise verschlossen, wird versucht, den Thrombus aufzulösen. Die Katze erhält Streptokinase und einen Plasminogen-Aktivator. Durch Heparin wird die Bildung weiterer Thromben verhindert. Elektrolytlösungen stützen den Kreislauf. Damit die Katzen nicht an den gelähmten Hinterextremitäten nagen, wird ihnen ein Halskragen angelegt. Die Blutzirkulation in den Hinterbeinen wird durch Massagen und Wärme angeregt. Bei einem vollständigen Verschluss der Aorta kann versucht werden, das Blutgerinnsel durch einen chirurgischen Eingriff zu entfernen. Gelingt es nicht innerhalb weniger Stunden bis Tage die Durchblutung wiederherzustellen, muss die Katze euthanasiert werden.

Vorbeugung von Thrombosen

Eine aktive Vorbeugung ist nicht möglich. Fenster sollten immer vollständig geöffnet und nicht gekippt werden. Durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen werden Erkrankungen des Herzens frühzeitig diagnostiziert.

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