Lachgas, in der Medizin als Narkosemittel bekannt, hat sich unter Jugendlichen zu einer beliebten Partydroge entwickelt. Die Spuren des Konsums finden sich oft in Form kleiner Metallkapseln, die eigentlich zum Aufschäumen von Sahne verwendet werden. Doch was sind die langfristigen Folgen des Lachgaskonsums, und warum wird es trotz der Risiken immer beliebter?
Was ist Lachgas?
Lachgas, auch bekannt als Distickstoffmonoxid (N2O), ist ein farbloses Gas aus der Gruppe der Stickoxide. Es wird in der Medizin als leichtes Narkosemittel, als Treibgas in Spraydosen und als Aufschäummittel in Sahnespenderkapseln eingesetzt.
Medizinischer Einsatz von Lachgas
Seit dem 19. Jahrhundert wird Lachgas in der Medizin wegen seiner schmerzstillenden Wirkung als Schmerzmittel eingesetzt. Zahnärzte verwenden es oft, um ängstliche Patienten zu beruhigen. Dabei wird es in der Regel in einem bestimmten Mischungsverhältnis mit Sauerstoff verabreicht.
Wirkung von Lachgas als Droge
Auf Partys nutzen manche Feiernde Lachgas, um sich in einen Rauschzustand zu versetzen. Die Wirkung tritt schnell ein und bewirkt kurzzeitige Bewusstseinsveränderungen und Rauschzustände. Konsumenten berichten von Halluzinationen, Losgelöstheit, Benommenheit und Wärme- und Glücksgefühlen. Die Euphorie kann von Kichern oder Lachen begleitet sein.
Gründe für die Beliebtheit als Droge
Die Popularität von Lachgas als Droge hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Dies ist vermutlich den sozialen Medien geschuldet, in denen zahlreiche Kurzvideos kursieren, die den Konsum witzig und harmlos erscheinen lassen. Zudem ist Lachgas im Gegensatz zu anderen Substanzen unkompliziert zu bekommen und relativ günstig. Die kurze Rauschdauer von wenigen Minuten macht es für manche Konsumenten attraktiv, da man nicht für mehrere Stunden im Vollrausch ist. Viele Jugendliche geben an, dass man damit gut Langeweile bekämpfen kann und dass der Konsum nicht auffällt.
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Unmittelbare Risiken und Nebenwirkungen
Viele Lachgas-Konsumenten unterschätzen die gesundheitlichen Folgen. Etwa 25 Prozent der Nutzer geben an, bereits negative körperliche Nebenwirkungen erlebt zu haben, wie Bewusstlosigkeit, Kopfschmerzen, Herzrasen, Erfrierungen und Taubheitsgefühle.
Akute Folgen des Konsums
Eine akute Folge des Lachgaskonsums kann Sauerstoffmangel im Blut sein, der zu Bewusstlosigkeit, Herz-Kreislauf-Versagen und Hirnschäden führen kann. Da Distickstoffoxid ein kryogenes Gas ist, kann es bei direktem Kontakt mit der Haut oder Schleimhaut zu Erfrierungen an Mund, Lippen, Rachen oder Stimmbändern kommen. In seltenen Fällen kann es sogar zu einem Pneumothorax (Lungenriss) kommen.
Mischkonsum birgt zusätzliche Gefahren
Besonders gefährlich ist der Mischkonsum von Lachgas mit anderen Drogen wie Alkohol oder Cannabis, da sich die Nebenwirkungen und gesundheitlichen Risiken potenzieren können. In Kombination mit Alkohol oder Cannabis kann es leichter zu Überdosierungen kommen.
Mögliche Langzeitfolgen von Lachgas
Chronischer Konsum von Lachgas kann toxisch auf die Nerven wirken. Das Gas stört den Vitamin-B12-Stoffwechsel im Körper und verhindert die Bildung von Methionin, einer Aminosäure, die für den Aufbau der Nervenhüllen benötigt wird. Ein Mangel an dieser Aminosäure kann zu Nervenschäden wie Polyneuropathie oder Schädigung des Rückenmarks führen.
Symptome und Auswirkungen auf das Nervensystem
Die Nervenschäden äußern sich beispielsweise durch Kribbeln in Händen oder Füßen, Taubheitsgefühle und Muskelschwäche. Obwohl die neurologischen Beschwerden durch eine Behandlung mit Vitamin B12 gelindert werden können, leiden viele Patienten auch nach längerer Zeit noch unter sensorischen Beschwerden und Bewegungsstörungen.
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Auswirkungen auf das Klima
Neben den gesundheitlichen Risiken belastet Lachgas auch das Klima. Es bleibt mehr als 100 Jahre in der Atmosphäre und hat einen etwa 300-fach stärkeren Treibhauseffekt als Kohlendioxid. Die Hauptursache für die steigende Lachgaskonzentration in der Atmosphäre ist jedoch der Einsatz von Stickstoffdünger in der Landwirtschaft.
Chroming-Challenge: Eine zusätzliche Gefahr
In den sozialen Medien macht die sogenannte „Chroming-Challenge“ die Runde, bei der Nutzer dazu aufgefordert werden, Dämpfe aus Haushaltsprodukten zu inhalieren, um Rauschzustände zu erreichen. Diese Mutprobe kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben und sogar tödlich enden, da die eingeatmeten Substanzen unberechenbare akute und langfristige Schäden verursachen können.
Gesundheitliche Nebenwirkungen und Langzeitschäden im Detail
Neben den bereits genannten Nebenwirkungen kann Lachgas weitere gravierende gesundheitliche Probleme verursachen.
Akute Nebenwirkungen
- Benommenheit
- Halluzinationen
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Erfrierungen an Mund und Rachen
- Risse im Lungengewebe
Langzeitschäden
- Schwere Nervenschäden durch Vitamin-B12-Mangel
- Taubheitsgefühle
- Gangstörungen
- Neurologische Symptome
Diese Risiken können bereits bei gelegentlichem Konsum auftreten, insbesondere bei Personen mit bereits niedrigem Vitamin-B12-Spiegel.
Die Rolle von Vitamin B12
Lachgas inaktiviert Vitamin B12, was zu einem Mangel dieses wichtigen Vitamins führt. Vitamin B12 ist entscheidend für die Bildung der Myelin-Scheide, die die Nervenfasern isoliert und eine effiziente Weiterleitung von Nervenimpulsen ermöglicht. Ein Mangel kann daher zu Schädigungen des Rückenmarks und der peripheren Nerven führen.
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Symptome des Vitamin-B12-Mangels
- Kribbeln in Händen und Füßen
- Taubheitsgefühle
- Muskelschwäche
- Gangstörungen
- Inkontinenz
- Geistige und psychische Probleme (Paranoia, Wahnvorstellungen, Halluzinationen)
Es ist wichtig zu beachten, dass der Vitamin-B12-Spiegel im Blut trotz eines Mangels im Normalbereich liegen kann, da das Vitamin lediglich inaktiviert ist. Daher sollten Ärzte auf Laborwerte achten, die einen „funktionalen“ Mangel anzeigen, wie einen erhöhten Homocystein- oder Methylmalonsäure-Spiegel.
Rechtliche Lage und Maßnahmen
Der Besitz und Erwerb von Lachgas sind in Deutschland bislang nicht verboten, obwohl die Europäische Drogenstelle EMCDDA vor einem wachsenden Problem in Bezug auf den Missbrauch von Lachgas warnt. Einige Länder wie Großbritannien, die Niederlande, Dänemark und die Schweiz haben den Besitz und Verkauf von Lachgas bereits verboten oder es als Droge eingestuft. Auch in Deutschland gibt es Bestrebungen, den Verkauf von Lachgas als Partydroge einzudämmen. Das Bundeskabinett hatte im Juli 2025 den Gesetzesentwurf zum Verbot von Lachgas als Partydroge beschlossen. Einige Landkreise und Städte verbieten den Verkauf von Lachgas an Kinder und Jugendliche bereits jetzt bzw. prüfen die Umsetzung.
Wie Jugendliche geschützt werden können
Eltern und Lehrer spielen eine entscheidende Rolle bei der Aufklärung von Jugendlichen über die Risiken des Lachgaskonsums. Es ist wichtig, eine offene Gesprächsatmosphäre zu schaffen und sachlich über Drogen zu informieren, um die Neugierde zu befriedigen und für die Langzeitfolgen zu sensibilisieren. Wenn Eltern mitbekommen, dass ihr Kind Lachgas konsumiert, sollten sie Ruhe bewahren und auf eine entspannte Gesprächssituation warten. Im Gespräch sollten sie eine klare Haltung einnehmen und gleichzeitig das Gefühl vermitteln, dass sie jederzeit ansprechbar sind.
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