Eine Knochenmark- oder Stammzellspende kann eine wirkungsvolle Therapie für erkrankte Menschen ermöglichen, die an schweren Bluterkrankungen wie Leukämie, Lymphdrüsenkrebs oder angeborenen Immundefekten leiden. Freiwillige Stammzellspender können mit ihrer Spende ein Leben retten oder sogar eine vollständige Heilung ermöglichen. Die Spende von Blutstammzellen kann Menschenleben retten. In vielen Fällen ist die Blutstammzellspende für Erkrankte sogar die einzige Chance, gesund zu werden.
Wie Stammzellenspenden helfen
Blutstammzellen, auch "blutbildende Stammzellen" genannt, entwickeln sich zu Blutzellen. Sie teilen sich ständig und erfüllen so den stetigen Bedarf des Körpers an Blutzellen. Bei der Teilung einer Stammzelle entstehen immer eine neue Blutstammzelle und eine Vorläufer-Blutzelle. Vorläufer-Blutzellen teilen sich weiter und werden schließlich zu roten Blutkörperchen (Erythrozyten), weißen Blutkörperchen (Leukozyten) oder Blutplättchen (Thrombozyten). Dieser Prozess findet im Knochenmark statt, von wo aus die Blutzellen in die Blutbahn wandern. Die verschiedenen Blutzelltypen haben vielfältige Aufgaben im Körper und tragen unter anderem zum Sauerstofftransport, zur körpereigenen Abwehr (Immunsystem) und zur Blutgerinnung bei.
Gesunde Blutzellen sind überlebensnotwendig. Wenn ein Mensch an einer schweren Bluterkrankung wie zum Beispiel Lymphdrüsenkrebs (bösartiges Lymphom), Blutkrebs (Leukämie) oder an einem angeborenen Immundefekt leidet, bildet der Körper kranke oder zu wenige Blutzellen. Durch das Übertragen von gesunden Blutstammzellen können Ärzte viele Blutkrankheiten behandeln. Dafür ersetzen sie die kranken Zellen durch gesunde Blutstammzellen, die vom Patienten selbst (autolog) oder von einem Spender (allogen) bereitgestellt werden.
Stammzellspende: Wer kann spenden?
Jeder Mensch, der volljährig, unter 60 Jahren alt und generell gesund ist, kann theoretisch Blutstammzellen spenden. Auch chronische Erkrankungen schließen Menschen nicht automatisch als Spender aus. Wenn Sie an Vorerkrankungen leiden, sollten Sie sich aber unbedingt ärztlich beraten lassen, bevor Sie sich als Spender registrieren lassen. Die Registrierung selbst ist sehr einfach: Die meisten Spenderdateien in Deutschland bieten eine sogenannte Typisierung über einen Abstrich der Mundschleimhaut an. Dessen Analyse im Labor ergibt ein individuelles Typisierungsprofil, das dann in den Spenderdatenbanken gespeichert wird.
Meistens können Interessierte den Abstrich mit einem Wattestäbchen an der Innenseite der Wange selbst vornehmen. Das Registrierungsset ist über die Internetseiten der Spenderdateien bestellbar und trifft einfach per Post ein. Die Einsendung der Probe ins Labor ist ebenfalls auf dem Postweg möglich. Der Abstrich ist leicht durchführbar und der Aufwand der Registrierung ist für die Freiwilligen gering.
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Die Spenderdateien nehmen die Informationen der Spender auf und geben diese pseudonymisiert an die Register weiter. Die Daten in den Registern lassen also keine Rückschlüsse auf die Identität der Spender zu und ermöglichen eine pseudonymisierte weltweite Spendersuche. Die HLA-Merkmale bilden Erkennungsstrukturen. Sie signalisieren dem Immunsystem, ob eine Zelle körperfremd ist oder ob sie körperfremdes Material enthält. Wenn sich die HLA-Merkmale zu stark unterscheiden, stößt das Immunsystem die Zellen ab. Da biologische Geschwister die gleichen Gene und damit Gewebemerkmale geerbt haben können, kommen in einigen Fällen die direkten Geschwister als Spender in Frage. Alternativ wird ein nicht verwandter Spender gesucht. Die Ärzte wenden sich dafür an die nationalen und internationalen Spenderdateien. Es muss eine möglichst vollständige Übereinstimmung der HLA-Gewebemerkmale geben, damit der Empfängerkörper die Spende annimmt und die Therapie Erfolg hat.
Ablauf einer Blutstammzellspende
Eine Stammzellspende kann auf zwei unterschiedliche Arten ablaufen: als Spende aus dem Blut (periphere Stammzellspende) oder aus dem Knochenmark. Welche Form die Ärzte wählen, hängt von der gesundheitlichen Ausgangssituation der Menschen ab, die die Spenden erhalten. Etwa 9 von 10 Stammzellspenden erfolgen derzeit als periphere Stammzellspenden.
Periphere Stammzellentnahme
Für eine periphere Stammzellspende bekommen Spender fünf Tage vor der Spende einen hormonähnlichen, körpereigenen Stoff (G-CSF) verabreicht. Durch diesen sogenannten Wachstumsfaktor kommt es zu einer Vermehrung von weißen Blutkörperchen. Die Stammzellen wandern vermehrt aus dem Knochenmark in das periphere Blut (Mobilisierung).
Für die Entnahme werden den Spendern zwei Venenzugänge an den Armen gelegt. Durch den einen Zugang fließt das Blut aus dem Körper heraus in eine Maschine (Zellseparator), wo die sogenannte Stammzellapherese stattfindet: Dabei werden die Blutstammzellen gefiltert. Das restliche Blut wird danach über den anderen Zugang am Arm wieder in den Körper des Spenders zurückgeführt. Bis genügend Stammzellen gewonnen sind, dauert es etwa drei bis fünf Stunden. Manchmal muss die Spende am Folgetag wiederholt werden, um ausreichend Blutstammzellen zu erhalten.
Knochenmarkentnahme
Bis vor einigen Jahren war die Entnahme von Stammzellen unter Vollnarkose direkt aus dem Knochenmark notwendig, was den Begriff „Knochenmarkspende“ geprägt hat. Heutzutage wird die Knochenmarkspende nur in 1 von 10 Fällen durchgeführt. Dabei wird dem Spender oder der Spenderin unter Vollnarkose mit einer Punktionsnadel Knochenmark aus dem hinteren Beckenknochen (Beckenkamm) entnommen. Die Knochenmarkspende ist daher ein kleiner operativer Eingriff. Das abgesaugte Knochenmark bildet sich innerhalb von wenigen Wochen wieder neu.
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Was Spender vor und nach einer Stammzellspende beachten müssen
Vor einer peripheren Stammzellspende wird den Spendern zunächst G-CSF verabreicht. Es ist bereits seit 1998 zur Stammzellmobilisierung gesunder Spender zugelassen. Bislang gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass die Stammzellmobilisierung mit G-CSF zu bleibenden Nebenwirkungen oder Spätfolgen führt. In den fünf Tagen der Verabreichung kann G-CSF aber Grippe-ähnliche Kurzzeitnebenwirkungen wie Gliederschmerzen oder Kopfschmerzen auslösen, die sich mit gängigen Schmerzmitteln behandeln lassen. Eine weitere Nebenwirkung, die durch die Behandlung mit G-CSF auftreten kann, ist eine vorübergehende Vergrößerung der Milz, die man normalerweise nicht spürt. Damit es in einem solchen Fall nicht zu einer Milzüberdehnung kommt, ist es ratsam, vom ersten Tag der G-CSF-Gabe bis sechs Tage nach der Spende auf Kraft- und Kontaktsportarten und schwere körperliche Arbeit zu verzichten. Für eine periphere Stammzellspende ist kein Krankenhausaufenthalt notwendig.
Im Gegensatz zur peripheren Stammzellspende ist die Knochenmarkspende eine Operation. Eine Vollnarkose stellt immer ein Risiko dar - auch für gesunde Menschen. Das gesundheitliche Risiko der Knochenmarkentnahme ist aber gering. Es beschränkt sich im Wesentlichen auf das allgemeine Risiko, das mit jedem chirurgischen Eingriff einhergeht. Dazu gehört das Risiko für eine Infektion, für Blutergüsse und für Wundheilungsstörungen. Oft schmerzen die Punktionsstellen am Becken für einige Tage nach der Spende. Vor jeder Knochenmarkspende findet eine ausführliche Beratung des Spenders durch die Ärzte der Entnahmeklinik statt. Der Spender wird dabei umfassend über Risiken und Nebenwirkungen informiert. Für eine Knochenmarkspende müssen Spender mit zwei bis drei Tagen Krankenhausaufenthalt rechnen. Außerdem müssen sie sich darauf einstellen, dass ihr Arzt oder ihre Ärztin sie für die Folgewoche krankschreiben wird. Die körperliche Leistungsfähigkeit kann eingeschränkt sein, bis das gespendete Knochenmark wieder nachgebildet ist. Das ist in der Regel nach vier Wochen der Fall.
Der Arbeitgeber hat bei beiden Formen der Stammzellspende die Möglichkeit, die Spender für die Zeit der Voruntersuchungen, der Durchführung und der Genesung bezahlt freizustellen. Manche Organisationen übernehmen auf Wunsch sogar den Verdienstausfall. Außerdem können sich Spender eine Freistellungsbescheinigung für den Arbeitgeber ausstellen lassen.
Die Spende ist immer freiwillig. Wenn potenzielle Spender in einer Spenderdatei gelistet sind und für eine Spende angefragt werden, können sie ihre Einwilligung ohne Angabe von Gründen zurückziehen. Erst nach der endgültigen Zusage der Spender beginnt die Vorbehandlung der Empfänger für die Transplantation. Ab diesem Zeitpunkt sind sie auf die Stammzellspende angewiesen, um zu überleben.
Nach einer Spende besteht für die Spender und Empfänger eine zweijährige Anonymitätsfrist. Nach den zwei Jahren gibt es jedoch in vielen Ländern die Möglichkeit zu erfahren, wer die Spender und Empfänger sind. Dies ist von den Bestimmungen des jeweiligen Landes abhängig. Ein Kontakt zueinander oder ein Kennenlernen ist immer dann möglich, wenn beide sich dafür entscheiden und die individuellen Regelungen der Länder es erlauben.
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Ursachen für Lähmungen nach einer Knochenmarkspende
Obwohl eine Knochenmark- oder Stammzelltransplantation eine lebensrettende Therapie sein kann, ist sie nicht ohne Risiken. Zu den möglichen Komplikationen gehören Infektionen, Abstoßungsreaktionen (Graft-versus-Host-Disease, GvHD) und in seltenen Fällen neurologische Komplikationen wie Lähmungen.
Cauda-Equina-Syndrom als seltene Ursache
Eine seltene, aber schwerwiegende Ursache für Lähmungen nach einer Knochenmarkspende ist das Cauda-Equina-Syndrom (Kaudasyndrom). Dabei kommt es zu einer Schädigung der Nervenwurzeln des unteren Rückenmarks (Cauda equina).
Was ist das Cauda-Equina-Syndrom?
Das Cauda-Equina-Syndrom ist ein neurologischer Notfall, bei dem die Nervenwurzeln im unteren Teil des Rückenmarks geschädigt werden. Da das Rückenmark kürzer ist als die Wirbelsäule, befinden sich ab dem 1./2. Lendenwirbel nur noch Nervenwurzeln im Wirbelkanal, die als Cauda equina bezeichnet werden.
Ursachen des Cauda-Equina-Syndroms
Die häufigste Ursache ist eine Einengung der Nervenwurzeln durch einen Bandscheibenvorfall oder eine Spinalkanalstenose. Seltener können auch Verletzungen, Gefäßerkrankungen, Blutungen, Entzündungen oder Infektionen zu einem Cauda-Equina-Syndrom führen. In sehr seltenen Fällen kann es auch als Komplikation nach einem ärztlichen Eingriff auftreten, z. B. bei einer Spinal- oder Epiduralanästhesie oder bei Operationen an der Wirbelsäule.
Symptome des Cauda-Equina-Syndroms
Die Symptome hängen vom Grad der Schädigung und davon ab, welche Nervenwurzeln betroffen sind. Typische Symptome sind:
- Starke Rückenschmerzen
- Gefühlsstörungen im Bereich des Gesäßes, der Oberschenkelinnenseite und des Damms
- Lähmungen in den Beinen
- Störungen der Blasen- und Mastdarmfunktion (Harnverhalt, Inkontinenz)
- Sexuelle Funktionsstörungen
Diagnose und Behandlung
Die Diagnose erfolgt anhand der Krankengeschichte, der neurologischen Untersuchung und bildgebenden Verfahren wie MRT oder CT-Myelographie. Die Behandlung besteht in der Regel in einerNotfalloperation, um die eingeengten Nervenwurzeln zu entlasten. Je schneller die Operation erfolgt, desto besser sind die Chancen auf eineRecovery.
Prognose
Die Prognose hängt vom Ausmaß und der Dauer der Nervenschädigung ab. Bei rechtzeitiger Behandlung können sich die Symptome vollständig zurückbilden. In manchen Fällen bleiben jedoch bleibende Schäden zurück, wie z. B. Lähmungen oder Blasenfunktionsstörungen.
Weitere mögliche Ursachen für Lähmungen
Neben dem Cauda-Equina-Syndrom können Lähmungen nach einer Knochenmarkspende auch durch andere neurologische Komplikationen verursacht werden, wie z. B.:
- Enzephalitis: Eine Entzündung des Gehirns, die durch Viren oder Bakterien verursacht werden kann.
- Myelitis: Eine Entzündung des Rückenmarks, die durch Viren, Bakterien oder Autoimmunerkrankungen verursacht werden kann.
- Periphere Neuropathie: Eine Schädigung der peripheren Nerven, die durch Chemotherapie, Bestrahlung oder GvHD verursacht werden kann.
- Zerebrovaskuläre Ereignisse: Schlaganfall oder transitorische ischämische Attacke (TIA).
Stammzelltherapie bei Zerebralparese
Multiple Sklerose (MS) ist eine degenerative Krankheit des Nervensystems und kann bei ihrem Fortschreiten eine Querschnittlähmung (siehe: Multiple Sklerose und Querschnittlähmung) auslösen. Ein US-amerikanisches Forscherteam berichtet über die Zwischenergebnisse einer fünfjährigen Studie zu einem Verfahren, das das Immunsystem zunächst ausschalten und dann neu starten soll, mit dem Ziel weitere Immunattacken auf Gehirn und Rückenmark zu verhindern. Bei der Methode handelt es sich, wie im Multiple Sklerose Portal Amsel beschrieben, um das sog. HSCT-Verfahren, die Re-Transplantation von eigenen hämatopoetischen (Blutzellen-bildenden) Stammzellen in Kombination mit einer Hochdosis-Immuntherapie. In der vorliegenden Studie wurden Stammzellen aus Knochenmark oder Blut des Patienten entnommen und vermehrt, während die im Körper verbliebenen Immunzellen durch eine Chemotherapie verarmt, d.h. fast völlig zerstört wurde. Nach Ende der Chemotherapie wurden die zuvor gewonnenen Stammzellen dem Blutkreislauf zugeführt, von wo aus sie sich im Knochenmark ansiedeln, um von dort nach und nach neue Zellen zu produzieren. An der vorliegenden Studie nahmen ursprünglich 25 Patienten teil. Sie alle haben bzw. hatten eine aktive, d. h. in Schüben verlaufende, MS und Verlust neurologischer Funktionen trotz Einnahme von krankheitsmodifizierenden Medikamenten während der 18 Monate im Vorfeld der Studie. Die Diskrepanz zwischen den Ergebnissen nach einem und nach drei Jahren ergab sich u. a. Ein Teilnehmer Person erlebte einen MS-Schub. Insgesamt gab es 130 schwerwiegende bzw. Auch wenn diese Ergebnisse überwiegend Grund zur Hoffnung geben, bleibt die Warnung vor unseriösen Angeboten einer Stammzellentherapie bestehen. Der-Querschnitt.de betreibt keine Forschung und entwickelt keine Produkte/Prototypen.
Stammzellen: Definition und Arten
Unser menschlicher Körper besteht aus etwa 200 verschiedenen Zelltypen, wie Haut-, Blut- und Muskelzellen. Diese spezialisierten Zellen haben einzigartige Aufgaben und Verantwortlichkeiten in unserem Körper, aber sie sind nicht in der Lage, bei Bedarf neue identische Zellen zu erzeugen. Die Aufgabe der Stammzellen besteht jedoch darin, neue spezialisierte Zellen zu bilden, wenn alte Zellen absterben, beschädigt werden oder verloren gehen, was Regeneration, Heilung und Wachstum ermöglicht. Stammzellen sind dazu in der Lage, da sie nicht nur in der Lage sind, sich selbst zu replizieren, sondern sich auch in jede Zelle verwandeln können, die in dem ihnen zugewiesenen Bereich des Körpers (siehe unten) benötigt wird.
Angesichts dieses großen Potenzials hoffen die Wissenschaftler, dass die in den Körper transplantierten Stammzellen dazu beitragen können, geschädigtes Gewebe und Nerven zu ersetzen oder zu reparieren. Es gibt jedoch verschiedene Arten von Stammzellen, die sowohl durch ihre Entwicklungsfähigkeit als auch durch ihre Herkunft definiert werden, wobei diese beiden Merkmale miteinander verwoben sind. Die mächtigste Art von Zelle ist die befruchtete Eizelle, die als totipotent bezeichnet wird, weil sie sich aus einer Zelle zu allen anderen Zellen entwickelt und schließlich einen Menschen hervorbringt. Die nächst stärkeren Zellen sind pluripotente Stammzellen, da sie sich in jede Art von menschlichem Gewebe teilen können, aber keinen ganzen Organismus bilden können, wie es die befruchtete Eizelle kann. Nach den pluripotenten Stammzellen folgen die multipotenten Stammzellen, die sich teilen und eine bestimmte Anzahl von Zelltypen bilden können. Oligopotente Stammzellen sind, ähnlich wie multipotente Zellen, in der Lage, sich in eine begrenzte Anzahl ähnlicher Zelltypen zu differenzieren.
Embryonale vs. Adulte Stammzellen
Nach ihrer Herkunft lassen sich Stammzellen in zwei allgemeine Gruppen einteilen. Die erste sind embryonale Stammzellen, die von Natur aus pluripotent sind, d. h. sie können sich in Zellen verwandeln, die zu jeder Art von Gewebe beitragen. Dabei handelt es sich um sehr leistungsfähige Stammzellen, die sich unbegrenzt oft vermehren und in fast alle Zellen des menschlichen Körpers differenzieren können. In der Theorie, in der Forschung und in der Medizin hat diese Art von Stammzellen das größte Potenzial. In der Praxis haben embryonale Stammzellen jedoch viele Probleme in der medizinischen Gemeinschaft verursacht. Ein großes Problem ist die Ethik, denn um embryonale Stammzellen zu gewinnen, braucht man einen Embryo, und bisher musste man die gesamte Blastozyste (so nennt man den Embryo nach dem fünften Tag, wenn er typischerweise aus 70 bis 100 Zellen besteht) entnehmen, anstatt nur einige wenige Zellen zu entnehmen und den Rest weiter wachsen zu lassen. Natürlich ist die Entnahme des gesamten Embryos gleichbedeutend mit der Entnahme dessen, was ein menschliches Leben hätte werden können, was von vielen als unethisch angesehen wird.
Abgesehen von der Ethik besteht ein weiteres großes Problem bei embryonalen Stammzellen darin, dass sie, sobald sie dem Embryo entnommen werden, ihr Endziel aus den Augen zu verlieren scheinen. Mit dem Auftrag, ein Baby zu zeugen, arbeiten sie manchmal weiter auf dieses Ziel hin, aber auf eine eher verwirrende Weise. Infolgedessen vermehren und regenerieren sie sich unaufhörlich und bilden eine verwirrende Masse verschiedener Gewebearten, die als Teratom bezeichnet wird. Bei der Behandlung mit ihnen können große Tumore entstehen, die mehr schaden als nützen. Tatsächlich sind die meisten (wenn nicht sogar alle) Komplikationen bei der Behandlung mit Stammzellen eine Folge der Verwendung embryonaler Stammzellen.
Die andere Gruppe von Stammzellen sind adulte Stammzellen (auch somatische Stammzellen genannt), die uns ein Leben lang begleiten. Sie können multipotent, oligopotent oder unipotent sein und haben die Fähigkeit, sich in jeden Zelltyp zu teilen, der in einem bestimmten Gewebe benötigt wird. Ihre Hauptaufgabe ist es, das ihnen zugewiesene Gewebe zu pflegen und zu reparieren. Bisher haben sich diese adulten Stammzellen vor allem aus einem Grund als besonders nützlich für die Behandlung erwiesen: Sie weisen nicht die Risiken embryonaler Stammzellen auf und sind nachweislich völlig sicher. Anders als ihre embryonalen Gegenstücke haben adulte Stammzellen eine begrenzte Vermehrungsfähigkeit. Keine Studie hat jemals einen Zusammenhang zwischen Behandlungen mit adulten Stammzellen und Krebs gezeigt. Bei Beike hat keiner der über 22.500 Patienten, die mit Beike-Stammzellen behandelt wurden, jemals aufgrund der Stammzellenbehandlung Krebs entwickelt. In der Tat finden Forscher derzeit Wege, einige adulte Stammzellen gezielt zur Behandlung von Krebstumoren und Krebspatienten einzusetzen.
Stammzelltherapie bei Zerebralparese
Es wurden viele Studien über Zelltherapien für Zerebralparese durchgeführt und klinische Studien haben gezeigt, dass Stammzellen bei der Verbesserung der CP Symptome wirksam waren. Eine der bisher beeindruckendsten Studien stammt von der Duke University in den Vereinigten Staaten. Duke führte eine randomisierte Studie mit 63 CP-Kindern mit verschiedenen Arten und Schweregraden der spastischen Zerebralparese durch. Die Eltern der Kinder hatten die Nabelschnurblutstammzellen ihres Kindes nach der Geburt in eine Blutbank gelegt, und nachdem die Kinder mit ihren eigenen Nabelschnurblutzellen behandelt wurden, wurde gezeigt, dass sie nur ein Jahr später Verbesserungen in ihrer motorischen Funktion sehen konnten. Diese Fortschritte waren besser als die anderer CP-Kinder in ähnlichem Alter und Zustand und besser als diejenigen, die weniger Stammzellen oder gar keine erhielten.
Eine dieser Kindergeschichten ist hier zu sehen. Dr. Joanne Kurtzberg, Senior-Autorin der Studie, ist Direktorin des Pädiatrischen Blut- und Marktransplantationsprogramms der Duke Universität und des Robertson Clinical and Translational Therapy Programms. Sie sagt: „Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Infusion von eigenem Nabelschnurblut für Kinder mit zerebraler Lähmung sicher ist. Nachdem wir nun einen Schwellenwert für die Dosierung ermittelt haben, planen wir weitere Studien, in denen wir die Vorteile mehrerer Zelldosen sowie die Verwendung von Spenderzellen für Patienten, deren eigenes Nabelschnurblut nicht in einer Bank gelagert wurde, testen. Die Studie wurde vom National Institute of Health (NIH) genehmigt und im Jahr 2017 veröffentlicht.
Eine der vielversprechendsten Stammzelltherapien stammt aus Stammzellen aus dem Nabelschnurblut, darunter mesenchymale Stammzellen (MSC), hämatopoetische Stammzellen (HSC), endotheliale Vorläuferzellen (EPC) und andere. Diese adulten Stammzellen sind in der Lage, in verschiedene Arten von Zellen zu differenzieren wie Osteozyten (Knochen), Chondrozyten (Knorpel), Myozyten (Muskel), Fibroblasten (Tendon/Band), Adipozyten (Fett), hepatische stellate Zellen (Leber), Endothelzellen ( Blutgefäße), Blutkörperchen, Bindegewebe und mehr. Diese Zellen bilden jetzt sogar Neuronen und Gliazellen. Diese Zellen sind auch in der Lage, Produkte wie Zytokine und Wachstumsfaktoren freizusetzen, die zum Schutz der Nervenzellen beitragen, und können, wenn sie ins Gehirn injiziert werden, die körpereigene Reparatur beschädigter Nervenzellen anregen.
Entnahme und Injektion von Stammzellen
Die Entnahme von Stammzellen für die Behandlung kann auf verschiedene Weise erfolgen. Sie können aus Fett, Knochenmark, der Nabelschnur oder anderen Quellen kommen. Sie können aus dem eigenen Körper des Patienten (autolog) oder von einem Spender (allogen) kommen. Bei CP-Patienten erfolgt die Injektion von Stammzellen zur Behandlung in der Regel entweder durch eine intravenöse Infusion in den Blutkreislauf (IV) oder durch eine intrathekale Injektion unterhalb des Rückenmarks. Während intravenöse Injektionen eine eher systemische Verabreichung sind, die auf die Zellgenerierung in verschiedenen Bereichen des Körpers abzielt, kann die Rückenmarksinjektion dazu beitragen, dass die Stammzellen das Gehirn besser erreichen.
Aktueller Stand der Forschung
Obwohl die Stammzelltherapie mit viel Hoffnung und Spannung erwartet wird, sind die klinischen Studien noch dabei, den Hype einzuholen. Obwohl viele klinische Studien noch nicht abgeschlossen sind, wurden bereits zahlreiche Studien veröffentlicht, die die Sicherheit und Wirksamkeit von Stammzellen belegen. In einer aktuellen Studie (2018) wurde die Wirksamkeit der Infusion mesenchymaler Stammzellen aus menschlichem Nabelschnurblut bei Kindern mit Zerebralparese untersucht. Die Studie entschied sich für die Verwendung von aus menschlichem Nabelschnurblut gewonnenen MSC (hUCB)-MSCs), da ihre Verwendung weniger ethische Probleme aufwirft, die Zellen eine vergleichsweise geringe Immunogenität und immunsuppressive Fähigkeit aufweisen (was bedeutet, dass sie weniger wahrscheinlich eine Immunreaktion hervorrufen) und eine höhere Proliferationsrate haben. Da sowohl die Stammzelltherapie als auch die Rehabilitation positive Ergebnisse gezeigt haben und die am häufigsten bevorzugte Option darstellen, wurde auch diese Kombinationsmethode für die Studie verwendet.
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