Lahmung Nach Sepsis Ursachen: Ein umfassender Überblick

Eine Sepsis, oft als Blutvergiftung bezeichnet, ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die in Deutschland die dritthäufigste Todesursache nach Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellt. Alle sechs bis sieben Minuten stirbt ein Patient an dieser oft unterschätzten Diagnose. Die unberechenbare Krankheit kann schwerwiegende Folgen haben, darunter Querschnittslähmung, Amputation oder sogar den Tod.

Was ist Sepsis?

Die Society of Critical Care Medicine definiert Sepsis als eine lebensbedrohliche Organdysfunktion, die durch eine fehlregulierte Körperantwort auf eine Infektion verursacht wird. Dies bedeutet, dass der Organismus aufgrund einer Infektion, die oft durch Bakterien verursacht wird, überreagiert und die Entzündungsreaktion außer Kontrolle gerät. Wenn die körpereigene Abwehr mit den Erregern überfordert ist, greift das fehlregulierte Immunsystem die eigenen Zellen und Organe an, was zu multiplem Organversagen führen kann. Unbehandelt endet die Erkrankung oft tödlich. Selbst wer die schwer zu erkennende Infektion überlebt, leidet häufig unter belastenden Spätfolgen.

Ursachen einer Sepsis

Eine Sepsis kann viele Ursachen haben. Oft sind es Entzündungen, die durch kleine Verletzungen wie Schnittwunden, Tierbisse oder Insektenstiche entstehen können. In den meisten Fällen gelingt es dem Körper, solche einfachen Entzündungen zu bekämpfen. Wenn jedoch die Erreger in den Blutkreislauf gelangen, breiten sie sich rasant im Körper aus.

Der Körper versucht, sich selbst zu reparieren, indem er Gene aktiviert oder stilllegt, defekte Zellen abbaut oder neues Gewebe aufbaut. Dabei sendet er Signale aus, die als DNA-Moleküle von körpereigenen Zellen freigesetzt werden. Andere Zellen erkennen diese als Botschaft zur Stimulierung der körpereigenen Abwehr an.

Wenn der Körper das Signal erhält, die eigene Abwehr zu aktivieren, weiten sich die Blutgefäße rund um den Infektionsherd und die Gefäßwände werden durchlässig. Die weißen Blutkörperchen dringen aus den Gefäßen ins Gewebe ein und setzen Gifte frei, um die Bakterien zu vernichten. Die Menge der freigesetzten Gifte kann so groß sein, dass der Körper in einen Ausnahmezustand verfällt, was zu einem rapiden Abfall des Blutdrucks, Sauerstoffmangel und Herzversagen führen kann.

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Risikofaktoren für Sepsis

Die meisten Blutvergiftungen treten in Zusammenhang mit vorangegangenen Krankheiten oder nach schweren Operationen auf, da in diesen Fällen das Immunsystem oft stark geschwächt ist. So kann etwa eine Lungenentzündung, eine Meningokokken-Infektion oder auch eine Infektion mit multiresistenten Keimen (z. B. MRSA) eine Sepsis mit Multiorganversagen zur Folge haben. Auch bei COVID-19-Patienten wird oft eine Sepsis als Sekundärerkrankung festgestellt. Kleinere Kinder unter fünf Jahren und ältere Menschen ab 65 Jahren sind besonders gefährdet, da ihr Immunsystem von Haus aus nur eingeschränkt in der Lage ist, Bakterien und Viren abzuwehren.

Symptome und Diagnose einer Sepsis

Im Anfangsstadium lässt sich eine Sepsis nur schwer erkennen, da die Symptome zu den Beschwerden vieler anderer Krankheiten zählen. Dennoch gibt es Anzeichen, die in der Kombination auf eine Sepsis hindeuten können. Dazu gehören:

  • Fieber
  • Schüttelfrost
  • Starke Schmerzen
  • Verwirrtheit
  • Erhöhte Herz- und Atemfrequenz
  • Fleckige Haut

Im Zweifel sollte umgehend der Notarzt alarmiert werden, da der Patient bei einer tatsächlichen Sepsis sofort intensivmedizinisch behandelt werden muss. Wird der Betroffene innerhalb der ersten Stunde der Erkrankung behandelt, überlebt er mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent. Nach fünf Stunden sind es nur noch um die 60 Prozent, nach 36 Stunden schafft es kaum jeder Fünfte.

Behandlung einer Sepsis

Lässt sich der Infektionsherd im Krankenhaus identifizieren, wird dieser umgehend operativ entfernt. Doch nicht immer wird der Infektionsherd gefunden und oftmals ist eine operative Entfernung gar nicht möglich, wenn es sich bei der betroffenen Stelle um die Lunge, das Bauchfell oder gar die Herzklappe handelt. Die Behandlung umfasst in der Regel:

  • Antibiotika: Um die Infektion zu bekämpfen.
  • Flüssigkeitszufuhr: Um den Blutdruck zu stabilisieren und die Organe zu unterstützen.
  • Unterstützung der Organfunktionen: In schweren Fällen kann es notwendig sein, die Atmung, Nierenfunktion oder andere Organfunktionen künstlich zu unterstützen.

Lahmung als Folge einer Sepsis

Sowohl die Erkrankung selbst als auch die intensivmedizinische Behandlung lösen enormen Stress für den Organismus aus. Daher hinterlässt der Überlebenskampf deutliche Spuren im Körper. Am häufigsten treten neurologische Symptome auf, darunter auch Lähmungen.

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Ursachen von Lähmungen nach Sepsis

Es gibt mehrere Mechanismen, die zu Lähmungen nach einer Sepsis führen können:

  1. Direkte Schädigung von Nerven und Muskeln: Die Entzündungsreaktion und die freigesetzten Toxine können Nerven und Muskeln direkt schädigen. Dies kann zu einer Schwäche oder Lähmung der betroffenen Muskeln führen. Muskelabbau bei Intensivpatienten, die an einer Sepsis (im Volksmund: Blutvergiftung) leiden, ist keine Folge langen Liegens. Die zunehmende Schwäche ist vielmehr eine eigenständige Muskelerkrankung, die u.a. durch Entzündungsprodukte verursacht wird.
  2. Critical-Illness-Polyneuropathie (CIP) und Critical-Illness-Myopathie (CIM): Dies sind häufige Komplikationen bei kritisch kranken Patienten, insbesondere bei Sepsis. CIP ist eine Schädigung der peripheren Nerven, während CIM eine Schädigung der Muskeln ist. Beide können zu Schwäche, Lähmungen undSensibilitätsstörungen führen.
  3. Schädigung des Rückenmarks: In seltenen Fällen kann eine Sepsis zu einer Entzündung des Rückenmarks (Myelitis) führen. Eine Sepsis kann auch über das Blut eine metastatische Myelitis verursachen. Je nachdem, wo genau das Rückenmark entzündet ist, können Lähmungen, Spastiken, Fieber, Rückenschmerzen und Störungen der Darm- und Blasenfunktion auftreten. Die Destruktion des Knochens und der Bandscheibe sowie die Eiteransammlungen im Spinalkanal führen durch nicht direkt erkannte Lähmungen bis hin zur Querschnittlähmung.
  4. Schädigung des Gehirns: Eine Sepsis kann auch das Gehirn beeinträchtigen und zu einer septischen Enzephalopathie führen. Dies kann zu einer Vielzahl von neurologischen Symptomen führen, darunter Verwirrtheit, Krampfanfälle und Lähmungen.

Spondylodiszitis und ihre Folgen

Eine weitere mögliche Ursache für Lähmungen im Zusammenhang mit Sepsis ist die Spondylodiszitis, eine schmerzhafte Infektion der Wirbelsäule, die die Bandscheiben und die angrenzenden Wirbelkörper befällt. Unerkannt und nicht behandelt, kann die Entzündung zu bleibenden Schäden oder sogar zum Tode führen. Die Destruktion des Knochens und der Bandscheibe sowie die Eiteransammlungen im Spinalkanal führen durch nicht direkt erkannte Lähmungen bis hin zur Querschnittlähmung.

Guillain-Barré-Syndrom (GBS)

In einigen Fällen kann eine Sepsis auch das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) auslösen, eine seltene Autoimmunerkrankung, die zu Muskelschwäche und Lähmungen führen kann. Die ersten klinischen Symptome des GBS treten in etwa zwei Drittel der Fälle ein bis vier Wochen nach Infektionen der Atemwege oder des Magendarmtraktes auf.

Prävention von Sepsis

Da eine Sepsis immer mit einer Infektion beginnt, ist die wichtigste Prävention eine Impfung gegen bestimmte Erkrankungen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut empfiehlt die Impfung gegen Haemophilus influenzae Typ B (Hib), die jährliche Grippeimpfung sowie die Impfungen gegen Pneumokokken und Meningokokken. Die Grippeimpfung ist vor allem für ältere und immunschwache Menschen zu empfehlen, da diese ein besonders hohes Risiko haben, an einer schweren Grippe mit folgender Lungenentzündung und einer daraus resultierenden Sepsis zu erkranken.

Weitere wichtige Maßnahmen zur Prävention von Sepsis sind:

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  • Gute Hygiene: Regelmäßiges Händewaschen und die sorgfältige Reinigung und Desinfektion von Wunden können helfen, Infektionen zu verhindern.
  • Frühe Erkennung und Behandlung von Infektionen: Eine frühzeitige Behandlung von Infektionen kann verhindern, dass sie sich zu einer Sepsis entwickeln.

Rehabilitation nach Sepsis

Patienten, die eine Sepsis überleben, benötigen oft eine lange und intensive Rehabilitation, um sich von den körperlichen und neurologischen Folgen der Erkrankung zu erholen. Die Rehabilitation kann Folgendes umfassen:

  • Physiotherapie: Um die Muskelkraft und Beweglichkeit wiederherzustellen.
  • Ergotherapie: Um die Fähigkeit zur Ausführung alltäglicher Aktivitäten zu verbessern.
  • Logopädie: Um Sprach- und Schluckstörungen zu behandeln.
  • Psychotherapie: Um die psychischen Folgen der Sepsis zu bewältigen.

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