Läsionen im Gehirn: Ursachen, Diagnose und Therapie

Eine Läsion ist eine beschädigte oder abnormal veränderte Gewebestelle im Körper, sei es in einem Organ, im Gehirn, in der Haut oder in einem anderen Körperteil. Läsionen können durch verschiedene Ursachen entstehen, wie Verletzungen, Entzündungen, Infektionen, Tumoren oder andere Krankheitsprozesse. Im Gehirn können Läsionen einzelne Hirnareale oder mehrere Bereiche betreffen und Funktionen wie Bewegung, Sprache, Denken oder Bewusstsein beeinträchtigen.

Arten von Läsionen

Läsionen können in verschiedenen Körperregionen auftreten, darunter:

  • Hautläsionen: Dies können Wunden, Schnitte, Prellungen, Geschwüre, Hautausschläge, Warzen, Muttermale oder andere abnorme Hautveränderungen sein.
  • Gehirnläsionen: Diese treten im Gehirngewebe auf und können durch Trauma, Schlaganfälle, Tumore, Entzündungen oder neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson verursacht werden.
  • Läsionen in inneren Organen: Diese können in Organen wie der Leber, der Lunge, dem Herzen oder den Nieren auftreten und werden oft durch Entzündungen, Infektionen oder Tumore verursacht.
  • Läsionen im muskuloskelettalen System: Dies können Schäden an Knochen, Gelenken, Muskeln oder Sehnen sein, die durch Verletzungen, Überlastung oder degenerative Erkrankungen wie Arthritis verursacht werden.

Ursachen von Hirnläsionen

Hirnläsionen können vielfältige Ursachen haben. Die verschiedenen Strukturen des Hirnstamms können sowohl durch akute Ereignisse als auch durch chronische Prozesse geschädigt werden. Meist liegt der Schädigung des Gewebes und der Nerven eine Durchblutungsstörung des entsprechenden Bereichs zugrunde.

Hier sind einige der Hauptursachen für Hirnläsionen:

Traumatische Ursachen

  • Schädel-Hirn-Trauma (SHT): Eine Verletzung des Gehirns durch traumatische Krafteinwirkung wird Schädel-Hirn-Trauma (SHT) genannt. Ursache für eine traumatische Verletzung des Gehirns sind meist Unfälle, aber auch bestimmte Kontaktsportarten können ein SHT bedingen.
    • Bei der leichtesten Form des SHT spricht man von einer Gehirnerschütterung, die meist harmlos verläuft.
    • Hirnblutungen und andere Komplikationen können ein SHT lebensbedrohlich werden lassen.
    • Die Schädigung des Gehirns bei einem SHT erfolgt in zwei Phasen:
      • Die erste Phase umfasst die direkte Schädigung durch den Unfall. Diese ist nicht therapierbar, da zerstörte Neurone im Gehirn nicht regenerieren können.
      • In der zweiten Phase treten, durch pathophysiologische Prozesse die im Hirn ablaufen, sekundäre Schädigungen auf, die zu einer weiteren Zerstörung von Neuronen führen können. Diese sind prinzipiell therapierbar, sofern sich die pathophysiologischen Prozesse z.B. medikamentös beeinflussen lassen.
  • Hirnkontusion: Prellung des Hirngewebes.
  • Gehirnerschütterung: Eine leichte Form des SHT.

Vaskuläre Ursachen

  • Hirninfarkt (Schlaganfall): Hierbei kommt es zu einer plötzlich auftretenden Störung des Blutflusses im Gehirn und dadurch zur Unterversorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen. Das Gehirn wird lokal geschädigt und es kommt zu einem Verlust von Neuronen.
    • Die Ursache des Schlaganfalls kann ischämisch sein, also hervorgerufen durch die Verstopfung eines Blutgefäßes z.B. durch einen Thrombus, oder eine Gefäßverengung.
    • Des Weiteren kann auch eine Hirnblutung dafür verantwortlich sein, dass Teile des Gehirns unterversorgt werden.
    • Bestimmte Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit einen Schlaganfall zu erleiden, dazu gehören zu hoher Blutdruck, Diabetes, Rauchen, Übergewicht und zu hohe Cholesterinwerte.
    • Da die Neurone im Gehirn nicht regenerieren, ist die Schädigung der betroffenen Zellen irreversibel.
  • Hirnblutung: Blutung im Gehirn, die zu einer Unterversorgung von Hirnarealen führen kann.
  • Gefäßmissbildungen: Abnormale Strukturen der Blutgefäße im Gehirn.

Entzündliche oder infektiöse Ursachen

  • Enzephalitis: Entzündung des Gehirns.
  • Multiple Sklerose (MS): Eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, bei der es in der weißen Substanz von Gehirn und Rückenmark zu Entzündungsherden kommt, in denen das körpereigene Immunsystem die Myelinschicht attackiert.
    • Die Zerstörung der Myelinschicht führt dazu, dass die Signalweiterleitung entlang der Axone nicht mehr korrekt erfolgt, was letztendlich zu den Symptomen der MS führt.
    • Da die entzündlichen Läsionen prinzipiell in jedem Bereich des Gehirns auftreten können, sind die Symptome der MS entsprechend vielfältig.
  • COVID-19: Neuere Studien deuten darauf hin, dass COVID-19 zu Hirnschäden führen kann, die die kleineren Blutgefäße betreffen. Dort kommt es sowohl zu punktuellen Blutungen als auch zu lokalen Entzündungsreaktionen.

Tumoröse Ursachen

  • Primäre Hirntumoren (z. B. Gliome): Tumore, die direkt im Gehirn entstehen.
  • Hirnmetastasen: Tumore, die von anderen Körperregionen ins Gehirn gestreut haben.

Toxische/metabolische Ursachen

  • Alkoholmissbrauch: Chronischer Alkoholkonsum kann zu Hirnschäden führen.
  • Drogen: Bestimmte Drogen können das Gehirn schädigen.
  • Sauerstoffmangel (Hypoxie): Mangel an Sauerstoff im Gehirn.
  • Hypoglykämie: Unterzuckerung, die zu Hirnschäden führen kann.

Kongenitale Ursachen

  • Hirnfehlbildungen: Angeborene Fehlbildungen des Gehirns.
  • Perinatale Schädigungen: Schädigungen des Gehirns während der Geburt.

Neurodegenerative Erkrankungen

  • Alzheimer, Parkinson und Chorea Huntington: Bei den neurodegenerativen Erkrankungen handelt es sich um eine Vielzahl von Krankheiten, bei denen nach und nach Neurone des ZNS absterben.

Symptome von Hirnläsionen

Die Symptome von Hirnläsionen sind abhängig von Ort und Größe der Läsion. Sie können vielfältig sein und folgende Bereiche betreffen:

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  • Motorik: Lähmungen oder Bewegungsstörungen
  • Sprache: Sprach- oder Schluckstörungen
  • Sehen: Sehstörungen, Gesichtsfeldausfälle
  • Kognition: Gedächtnis-, Konzentrations- oder Aufmerksamkeitsprobleme
  • Persönlichkeit: Persönlichkeitsveränderungen
  • Neurologische Ausfälle: Krampfanfälle, Bewusstseinsstörungen oder Koma

Diagnose von Hirnläsionen

Die Diagnose von Hirnläsionen umfasst verschiedene Schritte:

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und aktueller Beschwerden.
  • Neurologische Untersuchung: Überprüfung von Reflexen, Muskelkraft, Koordination, Sprache und Orientierung.
  • Bildgebung:
    • Computertomographie (CT): Besonders bei akuten Blutungen oder Verletzungen.
    • Magnetresonanztomographie (MRT): Höhere Auflösung bei entzündlichen, ischämischen oder tumorösen Läsionen.
  • Elektroenzephalographie (EEG): Bei Verdacht auf epileptische Aktivität.
  • Laborwerte: z. B. bei Infekten oder Stoffwechselentgleisungen.

Therapie von Hirnläsionen

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Läsion:

  • Medikamentös: z. B. Antikonvulsiva, Kortikosteroide, Antibiotika, Thrombolytika.
  • Chirurgisch: z. B. Entfernung von Tumoren oder Blutungen.
  • Rehabilitation: gezielte Physio-, Ergo- und Sprachtherapie.
  • Pflege und Überwachung: bei neurologischen Ausfällen oder Bewusstseinsstörungen.

Behandlung des Schlaganfalls

Die Therapie hat das Ziel, die korrekte Durchblutung möglichst schnell wiederherzustellen, um eine weitere Schädigung von Neuronen zu verhindern. Dies geschieht zum Beispiel durch eine sogenannte Lyse-Therapie, bei der der gefäßverschließende Thrombus medikamentös aufgelöst wird. Handelt es sich um einen durch eine Hirnblutung verursachten Schlaganfall, erfolgt in der Regel ein operativer Eingriff am Gehirn.

Behandlung des Schädel-Hirn-Traumas

Primäres Ziel ist es die Blut- und Sauerstoffversorgung des Gehirns aufrechtzuerhalten, um möglichst viele Neurone vor sekundären Schäden zu retten. Der Behandlung von Hirnüberdruck (z.B.

Behandlung der Multiplen Sklerose

Die gängigen Behandlungen der MS zielen in erster Linie auf eine Modulation des Immunsystems ab, um weitere Schübe zu verhindern bzw.

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Pflegeaspekte bei Hirnläsionen

Die Pflege von Patienten mit Hirnläsionen umfasst:

  • Beobachtung neurologischer Funktionen: z. B. Pupillenreaktion, Bewusstsein, Beweglichkeit.
  • Lagerung und Mobilisation: zur Dekubitus- und Pneumonieprophylaxe.
  • Unterstützung bei Alltagsaktivitäten: bei kognitiven oder motorischen Einschränkungen.
  • Emotionale Begleitung und Kommunikation: mit Angehörigen.
  • Früherkennung von Komplikationen: z. B. epileptische Anfälle, Hirndruckzeichen.

Prognose von Hirnläsionen

Die Prognose ist abhängig von Lokalisation, Ausmaß und Ursache der Läsion. Leichte Läsionen können folgenlos ausheilen, während schwere Läsionen bleibende Einschränkungen oder Behinderungen hinterlassen können. Eine frühe Rehabilitation verbessert die Genesungschancen deutlich.

Winzige Gehirnverletzungen und ihre Folgen

Winzige Gehirnverletzungen, auch Läsionen der weißen Substanz genannt, sind eine häufige Ursache für Demenzen und können im MRT nachgewiesen werden. Sie sind bei älteren Menschen sehr häufig und hängen zum Beispiel mit langsamerem Denken im Alltag zusammen. Die Gehirne der Betroffenen verarbeiten Informationen oft langsamer. Bluthochdruck und ein hoher Body-Mass-Index (BMI) sind die stärksten Risikofaktoren für die Entstehung dieser Läsionen. Diese Verletzungen können bereits ab dem vierzigsten Lebensjahr sichtbar werden. Aktuell gibt es keine Therapie für diese Läsionen, obwohl sie ein großer Risikofaktor für Schlaganfall und Demenz sind.

Hirnstammläsionen

Vereinfacht ausgedrückt versteht man unter Hirnstammläsionen alle Schädigungen von Nervengewebe im Bereich des Mittelhirns, der Pons oder der Medulla oblongata. Es kommt dann zur Ausbildung einer Reihe von Symptomen, was man dann als Hirnstammsyndrom bezeichnet. Hirnstammsyndrome lassen sich je nach Ort der Schädigung in Mittelhirnsyndrome, Ponssyndrome und Medulla-oblongata-Syndrome einteilen. Die Symptomatik ist davon abhängig, welche Bereiche betroffen sind.

Da sich im Hirnstamm die verschiedenen Kerngebiete der Hirnnerven befinden, zeigt sich eine entsprechende Läsion meist in einem Ausfall bestimmter Hirnnerven. Ein typisches Erscheinungsbild der Hirnstammläsion ist die sogenannte gekreuzte Hirnstammsymptomatik. Es zeigt sich dabei eine Schädigung von Hirnnerven auf der Seite der Läsion in Kombination mit sensiblen und motorischen Beeinträchtigungen auf der Gegenseite. Dies lässt sich dadurch erklären, dass ein Großteil des Gehirns kontralateral organisiert ist.

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Die Therapie der Hirnstammsyndrome richtet sich stets nach der Ursache der Läsion. Daher kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Frage.

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