Die Funktionsweise der Gehirnhälften beim laufenden Pferd: Ein umfassender Überblick

Die Funktionsweise der Gehirnhälften bei Pferden, insbesondere im Zusammenhang mit Bewegung und Lernen, ist ein faszinierendes und vielschichtiges Thema. Dieser Artikel beleuchtet, wie Pferde lernen, wie ihre Sinne funktionieren und wie diese Aspekte mit der Funktion ihrer Gehirnhälften zusammenhängen.

Das Bewegungsgehirn des Pferdes

Pferde lernen fast ausschließlich über ihr Körpergehirn, genauer gesagt über ihre Nerven, Nervenleitungen und Nervenbetten. Das eigentliche Lernen ist immer mit den Bewegungen des Körpers verbunden. Jedes Pferd wird mit einem großen Bedürfnis geboren, Bewegungen zu lernen. Das Pferd lernt laufen, weil es seine Natur ist, und seine Neugier auf viele neue Bewegungen ist von Natur aus unbändig.

Wann immer ein Pferd eine Lernerfahrung macht, verändert sich sein Bewegungsgehirn ein wenig. Alles, was es körperlich selbst erlebt oder nachahmt, sortiert das Bewegungsgehirn in Windeseile, und das Pferd erfühlt mit dem Körper, ob eine Bewegung relevant ist und abgespeichert werden soll. Die Natur hat unerwünschte Wechselwirkungen durch Veränderungen während ihrer Millionen von Jahren währenden Entwicklungen gut ausgeglichen - solange keine unnatürlichen Einflüsse oder Stressfaktoren von außen die Bewegungsketten des Körpers zerstören und ins Ungleichgewicht bringen.

Aus der Sicht des Körpers ist körperliches Lernen also nichts anderes als das Wachstum von Rezeptoren und Sensoren, die sich immer stärker mit dem Gehirn verknüpfen und dabei rege Verbindungen aufbauen. Je besser die bereits vorhandenen Nervenverbindungen sind, desto leichter fällt es, neue Verbindungen und neue Bewegungen zu erzeugen. Die tiefe Bewegung, die man mit dem BewegungsLernen erlernen kann, verknüpft und verlinkt das Unterbewusstsein des Pferdes mit seinem realen Körperbedarf.

Die Bedeutung der Tiefen Bewegung

Das BewegungsLernen vermittelt mit viel Hintergrundwissen, Studien, Erfahrungsforschung und praktischen Erkenntnissen, was heute eine gute und umfassende Bewegungsentwicklung des Pferdes ausmacht und wie man seine persönlichen Ausbildungswege optimieren und die Tiefe Bewegung in die Arbeit mit dem Pferd integrieren kann.

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Nuno Oliveira war ein perfektes Beispiel für die gerittene Bewegungsentwicklung mit dem Pferd. Er verstand es, aus dem Pferd seinen Freund zu machen, während er die Führung gewann. Er ließ die Bewegungen des Pferdes entstehen, ohne Druck aufzubauen und ohne seinen Führungsanspruch zu verwässern. Eine klare Zielführung des Körpers, gepaart mit der Bereitschaft zum ständigen Hineinhorchen in den Pferdekörper, verbunden mit einer effizienten Mischung aus eigener Führung und Unabhängigkeit des Pferdes, kennzeichneten seine Arbeit.

Obwohl wir so viel wissen wie nie zuvor, hat die Pferdeausbildung noch heute archaische Züge. Trotzdem können wir uns das neue Wissen aus der Bewegungslehre, der Tiefen Bewegung und zur Gehirn-Nervenübertragung eines Körpers, über die Primitivreflexe, der Biomechanik und der Pferdepädagogik zunutze machen. Das BewegungsLernen möchte die Ausbildung damit optimieren.

Die Rolle der Wirbelsäule und Tragemuskulatur

Eine aktive, tiefe Bewegung erfordert die Entlastung der Wirbel für ein funktionelles Zusammenwirken der Wirbelkette. Bei einer tiefen Halshaltung in der Bewegung bekommen die neuralgischen Knotenpunkte Kompressionsdruck, wodurch keine Tragemuskulatur entstehen kann, die die Wirbel entlasten würde. Auch in der hoch aufgerichteten Halshaltung kann durch die belastete Wirbelkette nur ein eingeschränkter Informationsaustausch und keine Tragemuskulatur entstehen.

Im Gegensatz dazu kann bei einer entlasteten Wirbelsäule Tragemuskulatur entstehen, die die Wirbel förmlich nach oben zieht und damit entlastet. Die Entlastung beginnt im ersten und zweiten Halswirbel und setzt sich in einer federnden Bewegung fort bis ins Kreuzbein. Die Iliosakralgelenke und die Psoasmuskulatur können ihrer federnden Arbeit nachkommen, und das Becken kann weich in den Rhythmus der Bewegung eingehen.

Die Sinne des Pferdes

Um die Funktionsweise des Pferdegehirns und seine Reaktionen besser zu verstehen, ist es wichtig, die Sinne des Pferdes zu betrachten:

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  • Sehen: Pferde haben ein gutes Sehvermögen, das jedoch anders funktioniert als das des Menschen.
  • Hören: Pferde nehmen Frequenzen von 55 Hz bis 33.500 Hz wahr, während Menschen nur Frequenzen von 20 Hz bis 20.000 Hz hören können.
  • Geruch: Dies scheint der wichtigste Sinn des Pferdes zu sein. Pferde haben ein ausgeprägtes Riechepithel und ein Jacobson-Organ, mit dem sie Pheromone wahrnehmen können.
  • Geschmack: Der Geschmackssinn steht in starker Verbindung mit dem Geruchssinn.
  • Fühlen: Der Pferdekörper hat sensible Zonen, insbesondere die Lippen und Tasthaare.

Die Zusammenarbeit der Sinne und des Gedächtnisses

Pferde können unterschiedliche Sinneseindrücke miteinander kombinieren und ein fehlendes Signal durch ein anderes ersetzen. Sie haben eine ausgeprägt gute, allgemeine Gedächtnisleistung und können sich lange Zeit an Bilder aus der Vergangenheit und die damit empfundenen Emotionen erinnern. Als Reiter sollte man darauf achten, dass das Pferd ein positives Bild von einem bekommt.

Die Bedeutung sozialer Interaktion

Die Gehirne von Tieren, die in stabilen sozialen Verbänden leben, sind stärker entwickelt. Soziale Säugetiere müssen sich in der Gruppe koordinieren und kooperieren, um Normen zu entwickeln.

Ergotherapie für Pferde

Ergotherapie arbeitet mit den drei Basissinnen der Pferde: dem taktilen, dem propriozeptiven und dem vestibulären Sinnessystem. Über diese Sinne findet laufend Kommunikation an Nervensystem und Gehirn statt, und so entscheidet sich auch, wie Pferde in verschiedenen Situationen handeln. Ergotherapie kümmert sich bei Mensch und Pferd um die Schulung der Basissinne.

Mit Hilfe von Massagebällen und -rollen, Wippen, Matten, Polstern, Podesten oder der gezielten Anordnung von Bodenstangen kann dem Pferd eine Bandbreite an Sinneserfahrungen ermöglicht werden.

Optische Illusionen und Gehirnhälften

Ein virales Video zeigt ein Pferd beim Laufen. Die Frage ist, ob das Pferd vorwärts oder rückwärts läuft. Die Art und Weise, wie man das Pferd wahrnimmt, soll viel über die eigene Persönlichkeit verraten und Aufschluss darüber geben, ob man eher seine linke oder seine rechte Gehirnhälfte einsetzt.

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Wenn man das Pferd vorwärtslaufen sieht, dominiert die linke Gehirnhälfte, und wenn man das Pferd rückwärtslaufen sieht, ist es die rechte Gehirnhälfte. Die linke Gehirnhälfte wird mit logischem und rationalem Denken assoziiert, während die rechte Gehirnhälfte hauptsächlich für intuitive und emotionale Prozesse zuständig ist.

Die Bedeutung der Körperlichen Vorbereitung

Die Natur hat das Pferd zwar mit allen Möglichkeiten ausgestattet, Lasten zu tragen, aber diese körperliche Fähigkeit muss erst entwickelt werden. Die heutigen Aufzucht- und Haltungsmöglichkeiten sind dazu oft nicht mehr geeignet. Während das Pferd im großen Herdenverband die Möglichkeit hatte, im Spiel mit Gleichaltrigen seinen Körper auf seine spezifische Aufgabe im Leben vorzubereiten, übernimmt heute der Mensch die Ausbildung von Bewegungen - manchmal im frühesten Alter.

Die Basis für die richtige Vorbereitung des Menschen ist die Gleichgewichtsposition, in der der Körper immer wieder in seinen Schwerpunkt findet. Dazu müssen aber alle Gliedmaßen frei beweglich sein, die Wirbel frei reagieren können und die Gelenke zentriert und ausbalanciert sein. Deshalb ist es sinnvoll, dass der eigene Körper reaktions- und veränderungsfreudiger wird und dass man mit seinen bisherigen, einschränkenden Gewohnheiten spielen kann.

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