Eine Demenzerkrankung wie Alzheimer bringt viele Veränderungen und neue Herausforderungen mit sich, sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Angehörigen. Es ist wichtig, sich auf diese Veränderungen einzustellen und Strategien zu entwickeln, um den Alltag zu erleichtern und die Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten.
Herausforderungen und Veränderungen im Alltag
Das Leben mit Demenz ist mit einer Reihe von Problemen verbunden. Die emotionale Belastung durch die Diagnose, Veränderungen im Familienleben, Konflikte und Spannungen können auftreten. Langjährige Beziehungen, vertraute Rituale und Tagesabläufe werden durcheinandergebracht. Es ist verständlich, wenn zunächst Frustration und Enttäuschung entstehen, da nichts mehr so ist, wie es war.
Persönlichkeitsveränderungen und herausforderndes Verhalten
Eine Demenzerkrankung kann die Persönlichkeit verändern und das Verhalten schlagartig ändern. Ängste, Wahnvorstellungen und Depressionen können auftreten. Der Umgang mit solch herausforderndem Verhalten ist nicht einfach und erfordert ein umfassendes Verständnis dafür, warum sich Menschen mit Demenz so verhalten.
Wahrnehmungsbeeinträchtigungen und Orientierungslosigkeit
Durch eine Demenz kann auch die Wahrnehmung beeinträchtigt werden. Menschen mit Demenz können Schwierigkeiten haben, sich zu orientieren, die richtigen Worte zu finden oder sich an übliche Regeln zu halten. Sie können die Bedeutung von Begriffen vergessen und Schwierigkeiten haben, sich räumlich und zeitlich zu orientieren.
Gedächtnisverlust und Vergesslichkeit
Ein typisches Krankheitsbild von Alzheimer ist, dass Gedächtnis und Konzentrationsfähigkeit immer mehr nachlassen. Zunächst ist das Kurzzeitgedächtnis stärker betroffen, später auch das Langzeitgedächtnis. Wichtige Daten und Ereignisse sind einfach weg. Erinnerungsnotizen und Klebezettel werden zu wichtigen Gedächtnisstützen.
Lesen Sie auch: Ursachen von Alzheimer in den Vierzigern
Strategien zur Erleichterung des Alltags
Trotz der Herausforderungen gibt es viele Möglichkeiten, den Alltag für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen zu erleichtern.
Schaffung einer sicheren und vertrauten Umgebung
- Reduzierung von Stolperfallen: Entfernen Sie lose Teppiche und andere Stolperfallen.
- Gute Beleuchtung: Sorgen Sie für eine gute Beleuchtung, insbesondere bei nächtlichen Toilettengängen. Ein Nachtlicht im Flur kann sinnvoll sein.
- Beschriftungen und Bilder: Beschriften Sie Schränke und Schubladen mit Bildern oder Beschriftungen, um die Orientierung zu erleichtern.
- Sicherheitsvorkehrungen: Installieren Sie bei Bedarf Sicherheitsvorkehrungen wie Handläufe oder rutschfeste Unterlagen. Ein Hausnotrufsystem kann eine gute Ergänzung sein.
- Vermeidung von Gefahrenquellen: Entfernen Sie potenzielle Gefahrenquellen wie scharfe Gegenstände oder unbeaufsichtigte Elektrogeräte.
Strukturierung des Tagesablaufs
- Feste Tagesstruktur: Menschen mit Demenz brauchen eine klare Tagesstruktur mit festen Tagesabläufen, Ritualen und einfachen Regeln. Das schafft Orientierung und Sicherheit.
- Regelmäßige Aktivitäten: Aktivitäten oder Aufgaben sollten jede Woche am selben Tag zur selben Zeit stattfinden.
- Anpassung an die Tagesform: Viele Angehörige machen die Erfahrung, dass sich der Vormittag besser für Aktivitäten eignet, da die Konzentration und Leistungsfähigkeit dann meist höher sind.
Kommunikation und Interaktion
- Langsam und deutlich sprechen: Sprechen Sie langsam, in kurzen Sätzen und in einfachen Worten.
- Gefühle respektieren: Gehen Sie unbedingt auf die Gefühle und Bedürfnisse der demenzerkrankten Person ein.
- Vorwürfe vermeiden: Für einen Demenzerkrankten ist es schwierig genug, seine Krankheit zu akzeptieren.
- Kleine Beschäftigung: Geben Sie lösbare Aufgaben und beschäftigen Sie den Betroffenen. Auch Menschen mit Demenz möchten das Gefühl haben, gebraucht zu werden und etwas zu können.
- Verständniskärtchen: In manchen Situationen können sogenannte "Verständniskärtchen" hilfreich sein, die ohne lange Erklärungen über die Krankheit informieren.
Förderung der Selbstständigkeit
- Einbeziehung in Alltagsaktivitäten: Beteiligen Sie die Erkrankten an Gesprächen, an der Familie und im Haushalt.
- Selbstständigkeit ermöglichen: Achten Sie darauf, den Erkrankten so viel Selbstständigkeit und Autonomie wie möglich zu überlassen.
- Anpassung der Kleidung: Halten Sie das Angebot klein, also lieber weniger Kleidung, dafür welche, leicht kombinierbar ist.
Umgang mit herausforderndem Verhalten
- Verständnis zeigen: Zeigen Sie Verständnis und versuchen Sie herauszufinden, was hinter Verhaltensänderungen steckt.
- Nicht persönlich nehmen: Nehmen Sie Anfeindungen, Beleidigungen oder Beschuldigungen nicht persönlich.
- Nicht diskutieren: Es bringt nichts, mit dem Demenzerkrankten darüber zu diskutieren oder zu streiten.
- Ablenkung: Um aus der Situation herauszukommen, sollten Sie den Betroffenen ablenken.
- Ruhe bewahren: Bleiben Sie ruhig und bewahren Sie einen kühlen Kopf.
Aktivitäten und Beschäftigung
- Musik: Musik kann die Stimmung aufhellen, das Wohlbefinden steigern und Erinnerungen wecken.
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung ist sehr wichtig. Sie fördert die Verdauung, den Kreislauf, den Appetit und den Schlaf.
- Kreative Aktivitäten: Kreative Aktivitäten wie Malen oder Basteln können die kognitiven Funktionen anregen.
- Sinnesarbeit: Beruhigende oder vertraute Düfte sowie anregende Beleuchtung können positive Reaktionen und Erinnerungen hervorrufen.
Unterstützung für Angehörige
- Entlastung suchen: Achten Sie darauf, als Angehöriger Entlastung zu finden und sich regelmäßig Auszeiten zu nehmen, um Ihre eigene Energie wieder aufzuladen.
- Hilfe annehmen: Scheuen Sie nicht, sich bei den zahlreichen und unterschiedlichen Aufgaben der Pflege von Demenzerkrankten frühzeitig Hilfe zu holen.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen pflegenden Angehörigen in Selbsthilfegruppen ist sehr wichtig, um sich auszutauschen und Fragen zu stellen.
- Professionelle Hilfe: Wenn Sie sich überfordert und hilflos fühlen, holen Sie sich professionelle Hilfe.
Rechtliche und finanzielle Aspekte
Bei einer Demenz stellen sich viele rechtliche und finanzielle Fragen, die für die Zukunft geregelt werden müssen.
- Vorsorgevollmacht: Eine Vorsorgevollmacht legt fest, welche Person Entscheidungen treffen soll, wenn der Betroffene nicht mehr selbst entscheiden kann.
- Betreuungsverfügung: Eine Betreuungsverfügung legt fest, wer als rechtlicher Betreuer bestellt werden soll.
- Pflegeversicherung: Die Pflegeversicherung sichert einen Teil der Risiken bzw. Folgen der Pflegebedürftigkeit ab.
- Rechtliche Betreuung: Wenn eine Person krankheitsbedingt die eigenen rechtlichen Angelegenheiten nicht mehr selbstständig erledigen kann, bestellt das Gericht eine andere Person, die stellvertretend Entscheidungen treffen kann.
Wohnformen und Pflege
Die Entscheidung, ob die Pflege zu Hause oder in einem Pflegeheim erfolgen soll, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
- Pflege zu Hause: Die Pflege zu Hause bietet den Vorteil, dass die betroffene Person in ihrer vertrauten Umgebung bleiben kann und von der Unterstützung und Nähe ihrer Angehörigen profitiert.
- Pflegeheim: In manchen Fällen kann der Umzug in eine Einrichtung wie ein Pflegeheim eine gute Lösung sein.
Lesen Sie auch: Heilung von Alzheimer in Reichweite?
Lesen Sie auch: Aktuelle Entwicklungen in der Alzheimer-Behandlung