Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen tiefgreifend verändern kann. Plötzliche neurologische Symptome, wie Taubheitsgefühle oder Sprachstörungen, sind Anzeichen einer Schädigung des Gehirns, die sofortige Behandlung erfordert. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte des Lebens nach einem Schlaganfall, von den unmittelbaren Folgen bis hin zu langfristigen Strategien zur Verbesserung der Lebensqualität.
Schlaganfall: Ein medizinischer Notfall
Ein Schlaganfall, auch Apoplex genannt, ist ein medizinischer Notfall. Ursache ist eine Durchblutungsstörung im Gehirn, die zu einem Mangel an Sauerstoff und Nährstoffen führt. Nervenzellen sterben ab, was zu Ausfallerscheinungen führt. Es gibt zwei Haupttypen von Schlaganfällen:
- Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall): Ein Blutgefäß wird durch ein Blutgerinnsel verstopft, was die Durchblutung unterbricht. Etwa 85 % aller Schlaganfälle sind Hirninfarkte.
- Hirnblutung (hämorrhagischer Infarkt): Eine Blutung im Gehirn schädigt das Gewebe. Ursachen sind meist hoher Blutdruck, veränderte Gefäßwände oder Gefäßmissbildungen.
Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 360.943 Patienten mit zerebrovaskulären Erkrankungen (einschließlich Schlaganfällen) stationär behandelt. Die durchschnittliche Verweildauer betrug 11,9 Tage. Laut einer Analyse der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sterben 6,8 % der Betroffenen innerhalb der ersten 30 Tage nach einem Schlaganfall, 9,4 % nach 90 Tagen und 17 % nach einem Jahr. Nach einer intrazerebralen Blutung versterben 43 % innerhalb eines Monats und 63 % innerhalb der nächsten 5 Jahre.
Akutbehandlung und "Goldene Stunde"
Bei Verdacht auf Schlaganfall muss sofort der Notruf (112) alarmiert werden. Moderne Akutbehandlungen wie die Thrombektomie und flächendeckende Stroke Units haben die Sterberate in Deutschland deutlich reduziert. Eine Stroke Unit ist eine spezialisierte Intensivstation zur Diagnostik, Behandlung und Überwachung von Schlaganfallpatienten.
Der Zeitfaktor ist entscheidend: "Zeit ist Hirn - jede Minute zählt". Das optimale Zeitfenster für eine Akutbehandlung beträgt 4,5 Stunden ("goldene Stunde"). Je schneller die Behandlung beginnt, desto besser sind die Chancen, bleibende Behinderungen zu vermeiden.
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Folgen eines Schlaganfalls
Die Folgen eines Schlaganfalls sind vielfältig und hängen davon ab, welche Bereiche des Gehirns betroffen sind. Mögliche Symptome sind:
- Lähmungen
- Verkrampfte Muskulatur (Spastiken)
- Bewegungs- und Empfindungsstörungen
- Sprach- und Schluckstörungen
- Sehstörungen
- Bewusstseinsstörungen und Schwindel
- Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen
- Antriebslosigkeit
Viele Betroffene erleben in den ersten Wochen kognitive Einschränkungen. Etwa 40 % weisen chronische mittelschwere bis schwere Behinderungen auf. Ein kleiner oder stummer Schlaganfall kann ähnliche Symptome verursachen, die jedoch vorübergehend sind. Trotzdem ist eine sofortige Behandlung wichtig, um einen vollständigen Schlaganfall zu verhindern.
Faktoren, die den Verlauf beeinflussen
Mehrere Faktoren beeinflussen den Ausgang und die Langzeitfolgen eines Schlaganfalls:
- Ausmaß der betroffenen Hirnregion: Kleine Infarkte sind günstiger als größere Defekte.
- Schnelle und spezialisierte Hilfe: Die Behandlung in spezialisierten Zentren ("Stroke Units") verbessert die Überlebens- und Heilungschancen.
- Alter: Jüngere Patienten haben bessere Heilungschancen.
- Zustand nach dem Schlaganfall: Ein guter geistiger und körperlicher Zustand direkt nach der Erkrankung verbessert die langfristigen Aussichten.
- Unterstützung durch Angehörige: Hilfe bei Therapie und Alltagsbewältigung fördert die Genesung.
- Therapietreue: Die Einhaltung ärztlicher Empfehlungen verbessert die Prognose.
- Risikofaktoren: Unbehandelte Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel verschlechtern die Prognose.
Rehabilitation: Fähigkeiten zurückgewinnen
Eine Rehabilitation ist entscheidend, um Fähigkeiten wiederzuerlangen und den Alltag zu bewältigen. Sie beginnt idealerweise schon im Krankenhaus und kann in einer Rehaklinik und zu Hause fortgesetzt werden. Die Rehabilitation zielt darauf ab:
- Selbstständiger zu werden
- Mit Einschränkungen umzugehen
- Folgen des Schlaganfalls wie Lähmungen, Sprachstörungen, Gedächtnisprobleme und Depressionen zu lindern
- Sich auf die Rückkehr nach Hause und das Alltagsleben vorzubereiten
- Hilfen für Angehörige zu bieten
Das Gehirn ist anpassungsfähig und kann neue Nervenverbindungen bilden. Durch gezieltes Training können ausgefallene Bereiche kompensiert werden. Zu den wichtigsten Therapieformen gehören:
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- Physiotherapie/Krafttraining: Übungen zum Aufstehen, Gehen, Gleichgewicht, Kraft und Ausdauer; Training zur Minderung von Einschränkungen von Arm und Hand.
- Logopädie: Behandlung von Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen.
- Ergotherapie: Training von Alltagsfertigkeiten, Wahrnehmungs- und Konzentrationsübungen, Nutzung von Hilfsmitteln.
- Neuropsychologische Therapie: Training von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Wahrnehmung; Umgang mit Einschränkungen im Alltag.
- Pflege: Aktivierende Pflege zur Unterstützung beim Essen, Waschen, An- und Auskleiden.
Die Mitarbeiter im Krankenhaus stellen den Antrag für die Rehabilitation, die bei der Rentenversicherung oder Krankenkasse beantragt wird. Es gibt verschiedene Formen der Rehabilitation:
- Neurologische Rehabilitation: Mehr Therapiestunden, Ziel ist die Rückkehr in den Beruf.
- Geriatrische Rehabilitation: Für ältere Menschen mit mehreren Vorerkrankungen.
- Teilstationäre oder ambulante Rehabilitation: Behandlung tagsüber in der Rehaklinik, abends und am Wochenende zu Hause.
Langfristige Perspektiven und Lebensqualität
Auch Jahre nach dem Schlaganfall können noch Verbesserungen erzielt werden. Regelmäßiges Training und die Wiederholung von Übungen sind wichtig. Nach der Rehabilitation werden die Maßnahmen meist ambulant fortgeführt.
Menschen nach einem Schlaganfall befinden sich in unterschiedlichen Lebenssituationen. Manche benötigen in erster Linie Pflege, andere möchten wieder arbeiten. Es gibt verschiedene Wiedereingliederungshilfen, wie das "Hamburger Modell" für eine schrittweise Rückkehr an den Arbeitsplatz. Sportvereine bieten Rehasport an.
Ein gesunder Lebensstil mit Bewegung, ausgewogener Ernährung, Gewichtsabnahme, Alkoholkonsum in Maßen und Verzicht auf Tabak senkt das Schlaganfallrisiko und verbessert das Wohlbefinden.
Die Lebenserwartung nach einem Schlaganfall hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Schwere des Schlaganfalls, das Alter, die Ursache und der allgemeine Gesundheitszustand. Risikofaktoren wie Rauchen, Bewegungsmangel, Diabetes mellitus und Bluthochdruck beeinflussen die Lebenserwartung. Ein gesunder Lebensstil und die konsequente Behandlung von Begleiterkrankungen können die Lebenserwartung erhöhen.
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Alltag nach dem Schlaganfall
Ein Schlaganfall kann viele Veränderungen im Leben der Betroffenen mit sich bringen. Einfache Tätigkeiten können schwierig oder unmöglich werden. Es ist wichtig, die Umgebung an die neuen Bedingungen anzupassen und pflegerische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Krankenkassen, Pflegedienste, Sozialämter, Selbsthilfegruppen und Behindertenorganisationen bieten Unterstützung für Schlaganfallpatienten und ihre Angehörigen.
Autofahren
Die Fahrtüchtigkeit nach einem Schlaganfall ist beeinträchtigt. Es besteht die Gefahr eines erneuten Schlaganfalls und eine verminderte Leistungsfähigkeit. Der Gesetzgeber verlangt Eigenverantwortung. Betroffene sollten ihren Arzt fragen und die zuständige Behörde informieren. Ein fachärztliches Gutachten, eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) und ein Fahrtest können erforderlich sein.
Beruf
Für berufstätige Schlaganfallpatienten stellt sich die Frage nach der beruflichen Zukunft. Die Agentur für Arbeit und die Träger der Rentenversicherung fördern Maßnahmen zur beruflichen Wiedereingliederung. Möglichkeiten sind die Wiederaufnahme der früheren Tätigkeit, Arbeitsplatzanpassung, Umschulung oder Teilzeitbeschäftigung. Bei teilweiser oder voller Erwerbsminderung besteht die Möglichkeit, eine Rente zu beantragen.
Reisen
Nach der Erholung von einem Schlaganfall sind Reisen meist wieder möglich. Eine genaue Absprache mit dem Arzt ist wichtig. Extreme Reisepläne sollten vermieden werden. Eine gute Vorbereitung ist wichtig, einschließlich behindertengerechter Unterkunft, Informationen über die medizinische Versorgung vor Ort und ausreichende Medikamente. Eine Auslands-Krankenversicherung mit Rücktransport ist ratsam.
Tipps für Angehörige
Die Angehörigen von Schlaganfallpatienten benötigen viel Zeit, Geduld und Einfühlungsvermögen. Es ist wichtig, den Patienten in Entscheidungen einzubeziehen und ihn zu unterstützen, seine Fähigkeiten wiederzuerlangen. Angehörige sollten sich nicht überfordern und Unterstützung annehmen. Selbsthilfegruppen und Beratungsangebote können helfen.
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