Die Diagnose Demenz oder Alzheimer stellt für die Betroffenen und deren Angehörige oft einen Schock dar. In dieser schwierigen Situation tauchen viele Fragen auf, insbesondere die Frage nach der verbleibenden Lebenserwartung. Dieser Artikel beleuchtet die statistischen Aspekte der Lebenserwartung nach einer Alzheimer-Diagnose, die verschiedenen Einflussfaktoren und gibt Einblicke in die Diagnose und Behandlung von Demenz.
Demenz: Eine komplexe Herausforderung
Demenz ist ein Krankheitszustand, der mit einer Beeinträchtigung der geistigen Fähigkeiten und daher schwerwiegenden Folgen einhergeht. Zu den möglichen Symptomen gehören Gedächtnis- und Orientierungsprobleme, Sprachstörungen, Minderungen des Denk- und Urteilsvermögens sowie Veränderungen der Persönlichkeit. Im fortgeschrittenen Stadium sind die betroffenen Personen auf fremde Hilfe angewiesen, weil sie sich im Alltag nicht mehr alleine zurechtfinden. Sie sind dann pflegebedürftig.
Es gibt nicht DIE Demenz, sondern tatsächlich viele Formen davon. Demenz ist ein Überbegriff: Diverse Erkrankungen, die sich auf das Gehirn auswirken, können Demenz auslösen. Die bekannteste und bei weitem häufigste dieser Demenzerkrankungen ist Alzheimer. Sie macht bis zu 2/3 aller Demenzerkrankungen aus. Weitere sind zum Beispiel die Lewy-Körperchen-Demenz, die Vaskuläre Demenz und die Frontotemporale Demenz. Bei einer Parkinson-Erkrankung können zusätzlich zu motorischen Beeinträchtigungen auch Symptome von Demenz auftreten und bei Menschen mit Down-Syndrom ist die Entwicklung von Demenz aufgrund genetischer Veranlagung nahezu unausweichlich. Die verschiedenen Demenzerkrankungen unterscheiden sich in der Art und Weise, wie sie das Gehirn und dessen Funktion beeinträchtigen.
In der großen Mehrheit der Fälle tritt Demenz erst im späten Erwachsenenalter auf. Deutschland: Im Jahr 2023 lebten hierzulande - nach Abschätzungen auf der Grundlage von Literaturdaten und der aktuellen Altersstruktur der Bevölkerung - rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz (im Alter ab 40 Jahren), in der Altersgruppe ab 65 Jahren waren es etwa 1,7 Millionen. Nach Prognosen könnte die Anzahl der Betroffenen (im Alter ab 65 Jahren) im Jahr 2030 auf bis zu 1,9 Millionen ansteigen, im Jahr 2040 auf bis zu 2,3 Millionen und im Jahr 2050 bis zu 2,7 Millionen erreichen. Im Jahr 2023 sind in der Altersgruppe ab 65 Jahren nach Berechnungen zwischen 364.000 und 445.000 Menschen neu an einer Demenz erkrankt. Die Verteilung von Menschen mit Demenz ist in Deutschland regional sehr unterschiedlich - Ursache ist die Altersstruktur der lokalen Bevölkerung.
Demenz: Globale und europäische Perspektiven
Europa: In der EU (inklusive UK) lebten im Jahr 2018 - Schätzungen zufolge - rund 8,9 Millionen Menschen mit Demenz (im Alter ab 30 Jahren), in der Altersgruppe ab 65 Jahren waren es ca. 8,4 Millionen. Im Jahr 2021 waren in Europa etwa 1,9 Prozent aller Menschen in der Altersgruppe 65 bis 69 an Demenz erkrankt, in der Altersgruppe 80 bis 84 waren es rund 14 Prozent - also etwa jede siebte Person. Gemäß Prognosen könnte die Anzahl der Betroffenen (im Alter ab 30 Jahren) im Jahr 2025 auf rund 10,3 Millionen ansteigen und im Jahr 2050 ca. 16,3 Millionen erreichen. In der Altersgruppe, in der Demenzerkrankungen überwiegen (im Alter ab 65 Jahren), werden für 2025 rund 9,8 Millionen Betroffene vorausberechnet, für 2050 sind es ca. 15,9 Millionen.
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Global: Im Jahr 2019 gab es - Schätzungen zufolge - weltweit mehr als 55 Millionen Menschen mit Demenz (im Alter ab 40 Jahren), in der Altersgruppe ab 65 Jahren waren es rund 48 Millionen. Gemäß Prognosen könnte die Anzahl der Betroffenen (im Alter ab 40 Jahren) im Jahr 2030 auf rund 78 Millionen ansteigen und im Jahr 2050 ca.
Weil Demenz vorwiegend im höheren Alter auftritt, erfassen viele Statistiken über Demenz nur Personen ab dem Alter von 65 Jahren. Tatsächlich können jedoch auch jüngere Menschen erkranken - in sehr selten Fällen sogar Kinder und Jugendliche. Nach Schätzungen der WHO gab es 2019 weltweit mehr als 55 Millionen Menschen mit Demenz im Alter ab 40 Jahren, davon etwa 6,8 Millionen in der Altersgruppe zwischen 40 und 64 Jahren. In Deutschland gab es Schätzungen zufolge im Jahr 2018 etwa 73.000 Menschen mit Demenz im Alter zwischen 30 und 64 Jahren.
Wirtschaftliche Auswirkungen von Demenz
Deutschland: Berechnungen des DZNE beziffern die Kosten für Demenz in Deutschland für das Jahr 2020 mit rund 83 Milliarden Euro - das entspricht mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Nach Prognosen könnten diese Kosten im Jahr 2040 auf rund 141 Milliarden Euro, im Jahr 2060 auf rund 195 Milliarden Euro anwachsen.
Global: Im Jahr 2019 betrugen die weltweiten Kosten für Demenz rund 1,3 Billionen (Tausend Milliarden) US-Dollar.
Lebenserwartung nach Alzheimer-Diagnose
Die Prognosen über die Lebenserwartung demenzkranker Personen zu stellen, ist schwierig. Ein entscheidender Faktor ist, in welchem Alter die Demenz ausbricht, welche Demenzform vorliegt und wie schnell der Patient die einzelnen Stadien durchläuft. Eine Demenzerkrankung an sich ist nicht tödlich, vielmehr wird die Lebenserwartung durch begleitende Krankheiten eingeschränkt. So begünstigt eine Demenz beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Infektionskrankheiten.
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Zudem sollte man bedenken, dass Demenzkranke in der Regel Menschen höheren Alters sind - dass sie sterben muss daher nicht unbedingt etwas mit ihrer Krankheit zu tun haben. Nicht zu unterschätzen ist auch, dass Demenzkranke unter starkem Stress stehen, was wiederum eventuell vorhandene Erkrankungen negativ beeinflusst. Die damit verbundenen Risiken können sich negativ auf den Gesundheitszustand des Patienten auswirken und seine Lebenserwartung reduzieren. In welchem Maß dies geschieht, ist jedoch bislang nicht ausreichend erforscht.
Im Fall der Alzheimer-Demenz lassen sich konkretere Aussagen treffen. Nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft gilt allgemein, dass die noch verbleibende Lebenserwartung umso geringer ist, je später im Leben die Erkrankung auftritt, je schwerer die Symptome sind und je mehr körperliche Begleiterkrankungen bestehen. Studien haben gezeigt, dass Menschen, bei denen Anzeichen der Demenz vor dem 65. Lebensjahr eintritt, eine Lebenserwartung von acht bis zehn Jahren haben. Tritt eine Demenz im Alter zwischen 65 und 75 auf, so verkürzt sich die Lebenserwartung statistisch auf weniger als fünf Jahre. Erkrankt ein Mensch nach dem 85. Lebensjahr an einer Demenz, so verringert sich die Lebenserwartung auf weniger als drei Jahre.
Statistische Durchschnittswerte
Menschen mit Demenz haben eine verkürzte Lebenserwartung. Studien zeigen eine durchschnittliche Lebenserwartung nach Diagnosestellung von 4,8 Jahren für Menschen mit Demenz insgesamt. Dieser Durchschnittswert kann individuell stark abweichen. Im Allgemeinen ist es also nicht der geistige Abbau, der unmittelbar zum Tode führt, sondern gesundheitliche Komplikationen, die mit Demenz einhergehen. Im Jahr 2019 (vor der Corona-Pandemie) gingen fünf Prozent der Todesfälle in der EU auf Alzheimer und andere Formen der Demenz zurück.
Diagnose von Demenz und Alzheimer
Die meisten Demenzerkrankungen beginnen schleichend, viele von ihnen bleiben lange sogar unbemerkt. Wenn sich das Gedächtnis oder andere kognitive Fähigkeiten dauerhaft und auffällig verschlechtern, ist die erste Anlaufstelle meist die hausärztliche Praxis. Zunächst findet ein Anamnese-Gespräch statt: Die Ärztin oder der Arzt fragt nach aktuellen Beschwerden, Vorerkrankungen, Medikamenten und möglichen Risikofaktoren. Im Anschluss an das Gespräch folgt eine allgemeine körperliche Untersuchung.
Kognitive Tests und weitere Diagnoseverfahren
Kognitive oder auch neuropsychologische Tests können wichtige Hinweise auf das Vorliegen einer Demenzerkrankung geben. Welche weiteren Untersuchungen sinnvoll sind, hängt von der vermuteten Demenzform ab. Bei der Alzheimer-Diagnostik steht der Nachweis bestimmter Biomarker im Vordergrund - etwa im Nervenwasser (Liquor) oder Blut. Bei anderen Demenzformen kommen teilweise andere Verfahren zum Einsatz.
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Einige Beispiele:
- Alzheimer-Krankheit: Der Nachweis bestimmter Proteine (Amyloid-beta, Tau) im Nervenwasser oder Blut kann die Diagnose absichern. Für eine Behandlung mit Leqembi ist dieser Nachweis eine zentrale Voraussetzung.
- Frontotemporale Demenz: Bildgebende Verfahren (MRT) sind besonders wichtig, um den für diese Form typischen Abbau im Stirn- oder Schläfenlappen zu erkennen. Bei unklarem Befund können PET- oder SPECT-Untersuchungen sinnvoll sein. Bei familiärer Vorbelastung wird eine genetische Beratung empfohlen.
- Lewy-Körperchen-Demenz: Hier helfen zusätzliche Untersuchungen, etwa zur Beweglichkeit oder zum Schlafverhalten. Auch spezielle bildgebende Verfahren wie DAT-SPECT oder MIBG-Szintigrafie können zum Einsatz kommen. Typische Symptome wie Halluzinationen oder Schwankungen in der Aufmerksamkeit werden gezielt abgefragt oder getestet.
- Vaskuläre Demenz: Die Diagnose basiert auf MRT-Aufnahmen, die Durchblutungsstörungen, Gefäßveränderungen oder Schlaganfälle zeigen. Wichtig ist dabei, ob sich die Veränderungen im Gehirn mit den beobachten kognitiven Einschränkungen erklären lassen. Auch medizinische Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes werden bei der Abklärung einbezogen.
Auch psychologische Testverfahren können helfen, Demenzformen voneinander zu unterscheiden. Dank der Fortschritte in der Forschung ist es mittlerweile möglich, die Alzheimer-Krankheit auch per Bluttest zu erkennen. Allerdings können Bluttests die etablierten Diagnoseverfahren bislang noch nicht ersetzen.
Der Diagnoseprozess im Detail
Wenn Sie an sich selbst (oder bei einem Angehörigen) eine zunehmende Vergesslichkeit feststellen, sollten Sie einen Hausarzt aufsuchen. Gegebenenfalls überweist Sie dieser an einen Neurologen, Psychiater oder eine Gedächtnisambulanz. Bei einer solchen Ambulanz handelt es sich um eine auf Hirnleistungsstörungen spezialisierte Abteilung eines Krankenhauses. Dort werden verschiedene Untersuchungen gemacht, um dem Verdacht auf Alzheimer auf den Grund zu gehen. Die Diagnose von Alzheimer ist ein mehrstufiger Prozess, bei dem verschiedene Informationen zusammengeführt werden. Dazu gehören die klinische Untersuchung, neuropsychologische Tests und bildgebende Verfahren oder Biomarker. Kein einzelner Test reicht aus, um die Krankheit sicher zu diagnostizieren.
Der Arzt wird sich zuerst ausführlich mit Ihnen unterhalten, um Ihre Krankengeschichte zu erheben (Anamnese). Er befragt Sie zu Ihren Beschwerden und eventuellen Vorerkrankungen. Außerdem erkundigt sich der Arzt nach allen Medikamenten, die Sie einnehmen. Denn manche Präparate können die Hirnleistung beeinträchtigen. Im Gespräch achtet der Arzt auch darauf, wie gut Sie sich konzentrieren können. Idealerweise begleitet Sie eine nahestehende Person zu diesem Arztgespräch. Denn im Laufe der Alzheimer-Erkrankung kann sich auch das Wesen des Betroffenen verändern. So können Phasen von Aggressivität, Argwohn, Depression, Ängsten und Halluzinationen auftreten. Solche Veränderungen fallen Mitmenschen manchmal schneller auf als den Betroffenen selbst. Nach dem Gespräch wird der Arzt Sie routinemäßig untersuchen. Beispielsweise misst er den Blutdruck und prüft die Muskelreflexe und den Pupillenreflex.
Ein Demenztest hilft dabei, eine mögliche kognitive Störung festzustellen, den Verdacht auf Demenz zu bestätigen und bei Bedarf weitere Untersuchungen einzuleiten. Dabei müssen Sie sich zum Beispiel aus einer Wortliste mit zehn Begriffen möglichst viele merken und wiederholen. Wichtige Demenztests sind der Uhrentest, MMST (Mini Mental Status Test) und der DemTect (Demenz-Detektions-Test). Neben den genannten Kurztests werden oft auch ausführlichere neuropsychologische Untersuchungen durchgeführt. Bei deutlichen Anzeichen einer Demenzerkrankung wird das Gehirn des Patienten mittels Magnetresonanztomografie (MRT, auch Kernspintomografie genannt) untersucht. Bei unklarem Befund folgt eine Positronen-Emission-Computertomografie (PET/CT). Bildgebende Untersuchungen des Schädels dienen auch dazu, eventuell andere Erkrankungen festzustellen, die für die Demenz-Symptome verantwortlich sein können, wie etwa ein Hirntumor. Auch anhand von Blut- und Urinproben des Patienten lässt sich herausfinden, ob eine andere Erkrankung als Alzheimer die Demenz verursacht.
Relativ zuverlässige Ergebnisse liefert die Liquordiagnostik: Dabei wird eine Probe der Hirn-Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) aus der Lendenwirbelsäule entnommen (Lumbalpunktion) und im Labor untersucht. Wenn die Konzentrationen bestimmter Eiweiße (Amyloid-Protein und Tau-Protein) im Liquor charakteristisch verändert sind, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Alzheimer-Erkrankung vor. Hat der Arzt den Verdacht, dass der Patient an der seltenen vererbbaren Form der Alzheimer-Krankheit leidet, kann ein Gentest weitere Hinweise geben. Er liefert jedoch keine absolute Sicherheit, da nicht alle Mutationen bekannt oder getestet sind.
Behandlung von Alzheimer
Es gibt bislang nur eine symptomatische Behandlung von Alzheimer - eine Heilung ist derzeit noch nicht möglich. Die richtige Therapie kann aber helfen, dass die Patienten möglichst lange ihren Alltag selbstständig bewältigen können. Außerdem lindern Alzheimer-Medikamente und nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen die Beschwerden der Patienten und fördern damit die Lebensqualität.
Medikamentöse Therapie
Bei der medikamentösen Alzheimer-Therapie kommen verschiedene Wirkstoffgruppen zum Einsatz:
- Sogenannte Cholinesterasehemmer (wie Donepezil oder Rivastigmin) blockieren im Gehirn ein Enzym, das den Nervenbotenstoff Acetylcholin abbaut. Dieser Botenstoff ist entscheidend für die Kommunikation zwischen Nervenzellen und spielt eine wichtige Rolle bei kognitiven Funktionen wie Aufmerksamkeit, Lernen, Gedächtnis und Orientierung. Bei Alzheimer-Patienten wird nicht mehr ausreichend Acetylcholin produziert. Dieser Mangel lässt sich in frühen bis mittleren Krankheitsstadien mit Cholinesterasehemmern einige Zeit ausgleichen: Alltagsaktivitäten fallen den Betroffenen dadurch leichter. Zudem bleiben kognitive Fähigkeiten wie Denken, Lernen, Erinnern und Wahrnehmen länger erhalten.
- Bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz wird oft der Wirkstoff Memantin gegeben. Er kann wie Cholinesterasehemmer den Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit bei manchen Patienten verzögern. Genauer gesagt verhindert Memantin, dass ein Überschuss des Nervenbotenstoffes Glutamat die Gehirnzellen schädigt. Experten vermuten, dass bei Alzheimer-Patienten ein Glutamat-Überschuss zum Absterben von Nervenzellen beiträgt.
- Extrakte aus Ginkgoblättern (Ginkgo biloba) sollen die Durchblutung des Gehirns verbessern und die Nervenzellen schützen. Patienten mit leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz können dadurch möglicherweise Alltagsaktivitäten wieder besser bewältigen. In hoher Dosierung scheint Ginkgo auch die Gedächtnisleistung zu verbessern und psychische Beschwerden zu lindern, wie manche Studien zeigen.
Die Alzheimer-Krankheit geht oft mit psychischen Beschwerden und Verhaltensänderungen einher, etwa mit Aggressivität, Passivität, Unruhe oder Ängstlichkeit. Wenn nicht-medikamentöse Maßnahmen nicht dagegen helfen, kann der Arzt sogenannte Neuroleptika (wie Risperidon oder Haloperidol) verschreiben. Diese Wirkstoffe können aber ernste Nebenwirkungen haben. Dazu gehören ein erhöhtes Schlaganfallrisiko und eine erhöhte Sterblichkeit. Die Anwendung von Neuroleptika wird daher engmaschig überwacht. Zudem sollten diese Medikamente möglichst niedrig dosiert und nicht langfristig eingenommen werden. Viele Alzheimer-Patienten leiden zusätzlich unter Depressionen. Dagegen helfen Antidepressiva wie Mirtazapin oder Sertralin. Darüber hinaus müssen auch andere bestehende Grund- und Begleiterkrankungen wie erhöhte Blutfettwerte, Diabetes oder Bluthochdruck medikamentös behandelt werden.
Nicht-medikamentöse Behandlung
Nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen sind sehr wichtig bei Alzheimer. Sie können helfen, den Verlust der geistigen Fähigkeiten hinauszuzögern und die Selbstständigkeit im Alltag so lange wie möglich zu erhalten. So hilft zum Beispiel ein Realitäts-Orientierungs-Training den Patienten, sich räumlich und zeitlich zurechtzufinden. Die räumliche Orientierung wird etwa durch farbige Markierungen verschiedener Wohnräume wie Bad und Küche unterstützt. Die zeitliche Orientierung lässt sich mithilfe von Uhren, Kalendern und Bildern der aktuellen Jahreszeit verbessern. Vor allem bei leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz kann ein kognitives Training sinnvoll sein: Es kann die Lernfähigkeit und das Denkvermögen trainieren. Dazu eignen sich etwa einfache Wortspiele, das Erraten von Begriffen oder das Ergänzen von Reimen oder bekannten Sprichwörtern. Im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) hilft ein Psychologe oder Psychotherapeut den Patienten, mit psychischen Beschwerden wie Depression besser umzugehen. Um die Erinnerungen an frühere Lebensabschnitte wach zu halten, eignet sich die autobiografische Arbeit: Angehörige oder Betreuer fragen dabei Alzheimer-Patienten gezielt nach ihrem früheren Leben. Dabei können Fotos, Bücher oder persönliche Gegenstände helfen, Erinnerungen wachzurufen. Mittels Ergotherapie lassen sich alltägliche Fähigkeiten erhalten und fördern. Alzheimer-Patienten üben zum Beispiel Ankleiden, Kämmen, Kochen und das Aufhängen von Wäsche. Weitere nicht-medikamentöse Verfahren, die bei Morbus Alzheimer Anwendung finden, sind zum Beispiel Kunst- und Musiktherapie, Physiotherapie, Berührungstherapie und Massage.
Verlauf und Prognose von Alzheimer
Die Alzheimer-Krankheit führt über einen Zeitraum von mehreren Jahren zum Tod. Die Krankheit entwickelt sich über mehrere Jahre, wobei die Geschwindigkeit des Verlaufs stark variieren kann. Bei einem frühen Beginn schreitet die Alzheimer-Erkrankung oft vergleichsweise schnell voran, während sie bei einem späteren Beginn meist langsamer verläuft.
Die Stadien der Alzheimer-Krankheit
Nach einer Klassifizierung der Alzheimer's Association verläuft der Prozess in sieben Stufen. Die Stadien der Krankheit können sich allerdings überlagern, sodass eine klare Abgrenzung schwierig sein kann. An Anfang der Krankheit fallen die Patienten durch zunehmende Vergesslichkeit auf, aber ihr Wahrnehmungsvermögen ist noch nicht gemindert. Typische Symptome, die je nach Stadium auftreten, sind neben dem Verlust des Gedächtnisses auch Sprachstörungen, Veränderungen der Persönlichkeit und Gefühlsausbrüche wie Zorn und Verzweiflung. Medikamente können den Verlauf um mehrere Monate oder auch ein Jahr verzögern. Eine heilende Behandlung der Krankheit ist bislang nicht in Sicht, denn die zerstörten Nervenzellen im Gehirn können sich nicht mehr regenerieren.
In der fortgeschrittenen, letzten Phase der Alzheimer-Erkrankung sind die Erkrankten vollständig von Betreuung und Pflege abhängig, da auch viele Körperfunktionen nachlassen. Ihr Gedächtnis ist nicht mehr in der Lage, neue Informationen zu speichern. Das Versagen der Erinnerung geht so weit, dass ach nahe Angehörige oft nicht mehr erkannt werden, und die Sprache reduziert sich auf wenige Wörter. Die Mimik der Betroffenen ist eingeschränkt und das Kauen und Schlucken wird immer schwerer. Auch Blase und Darm können nicht mehr kontrolliert werden. Die Patienten sind teilnahmslos und haben ein schwer gemindertes Wahrnehmungsvermögen. Sie müssen gefüttert werden, damit es nicht zur Abmagerung oder Austrocknung kommt. Wie lange die einzelnen Stadien andauern, kann im Einzelfall nicht vorhergesagt werden. Im Durchschnitt leben Alzheimer-Patienten noch sieben bis zehn Jahre, nachdem die Diagnose gestellt wurde. Doch auch kürzere oder erheblich längere Zeiträume sind möglich.
Todesursachen bei Demenz
Menschen mit Demenz haben eine verkürzte Lebenserwartung. Bei fortgeschrittener Demenz leidet dann auch der allgemeine Gesundheitszustand, insbesondere werden die betroffenen Personen anfälliger für Infektionen. Viele Menschen mit Demenz versterben daher an einer Lungenentzündung. Im Allgemeinen ist es also nicht der geistige Abbau, der unmittelbar zum Tode führt, sondern gesundheitliche Komplikationen, die mit Demenz einhergehen. Da es im fortgeschrittenen Stadium einer Demenz oft zum Umzug in ein Heim oder Hospiz kommt, wenn die Familie die Pflege des Kranken nicht mehr allein bewältigen kann, erfolgt die finale Sterbephase häufig dort. Die Demenzerkrankung selbst ist nicht die Todesursache. Allerdings weisen Experten darauf hin, dass gegen Ende der Erkrankung, wenn die Patienten also im Endstadium sind, häufig das Immunsystem nachlässt, wodurch die Anfälligkeit für Infektionen steigt. 80 Prozent aller Alzheimer-Patienten sterben nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. an Folgeerkrankungen wie einer Lungenentzündung, die oft im Zusammenhang mit langer Bettlägerigkeit auftritt. Wann die letzten Tage anbrechen, ist bei Demenzkranken oft schwer zu bestimmen. Manchmal ist ein verstärkter Rückzug der Erkrankten zu beobachten, häufig wird Essen und Trinken verweigert und die Körperfunktionen sowie das Wahrnehmungsvermögen lassen mehr und mehr nach. Oft ist es eine akute Lungenentzündung, die sich nicht auskurieren lässt. Die Krankheit verläuft schleichend und führt durchschnittlich nach 8 bis 10 Jahren (Spanne 3 bis 20 Jahre) zum Tod. Der Gesundheitszustand verschlechtert sich im Laufe der Jahre zunehmend. Die Betroffenen werden - ohne adäquate Behandlung - mit der Zeit immer hilfloser, so dass sie auf Unterstützung und Pflege angewiesen sind. Eine medikamentöse Therapie und psychosoziale Maßnahmen vermögen eine Demenz nicht zu stoppen oder zu heilen. Erreicht werden kann aber eine vorübergehende Stabilisierung der Hirnfunktionen und damit letztlich auch der Alltagskompetenzen. Damit kann das Fortschreiten der Erkrankung hinausgezögert werden, insbesondere im Anfangsstadium - der Pflegeaufwand für die Angehörigen wird somit geringer.
Risikofaktoren und Prävention
Bislang sind 14 Risikofaktoren für Demenz bekannt, die prinzipiell modifizierbar sind und durch medizinische Vorsorge und gesunde Lebensgewohnheiten zum Teil persönlich beeinflusst werden können. Dazu gehören unter anderem Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, Schwerhörigkeit, Luftverschmutzung, geringe Bildung und soziale Isolation. Demnach wären bei Beseitigung dieser 14 Risiken rund 45 Prozent aller Demenzerkrankungen vermeidbar oder könnten hinausgezögert werden - theoretisch. Denn Fachleute sind der Ansicht, dass eine Reduzierung in dieser Größenordnung in der Praxis nicht realistisch ist.
Studien zeigen: Ein gesunder Lebensstil mit Bewegung, geistiger Aktivität, sozialem Austausch und gesunder Ernährung kann das Risiko senken.
Nationale Demenzstrategie
Die von der Bundesregierung verabschiedete Nationale Demenzstrategie hat das Ziel, die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu verbessern.
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