Unser Körper ist von einem komplexen Netzwerk aus Nervenbahnen durchzogen, die eine reibungslose Funktion unseres Bewegungsapparates und die Übertragung von Informationen ermöglichen. Wenn die Nervenleitfähigkeit beeinträchtigt ist, kann dies zu einer Vielzahl von Beschwerden führen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für eine verminderte Nervenleitfähigkeit, die diagnostischen Möglichkeiten und die verschiedenen Therapieansätze zur Verbesserung der Nervenfunktion.
Die Bedeutung der Nerven für Bewegung und Empfindung
Nerven bilden ein ununterbrochenes Netzwerk, das jede unserer Bewegungen ermöglicht und uneingeschränkt um die umliegenden Strukturen wie Muskeln und Gewebe gleiten können muss. Ein verspannter Muskel kann die Beweglichkeit eines Nervs einschränken. Wenn beispielsweise eine verspannte Gesäßregion den Ischiasnerv irritiert, kann dies zu Verspannungen, Kribbeln und Schmerzen im Gesäß und Bein führen. In den meisten Fällen sind diese Beschwerden harmlos und reversibel.
Ernst zu nehmende Funktionsstörungen treten auf, wenn der Nerv so stark bedrängt wird, dass er nicht mehr richtig leiten kann. Dies kann zu reduzierter Empfindung, Muskelschwäche oder sogar Lähmung führen.
Ursachen für eine verminderte Nervenleitfähigkeit
Eine Schädigung der Nerven kann verschiedene Ursachen haben:
- Mechanische Ursachen: Unfallbedingte Verletzungen, anatomische Engpässe oder Bandscheibenvorfälle in Rücken und Nacken können Nerven schädigen.
- Stoffwechselstörungen: Polyneuropathien, generalisierte Erkrankungen des peripheren Nervensystems, können durch Stoffwechselstörungen der Nerven entstehen, z. B. durch Mangeldurchblutung, Vitaminmangel, toxische Einflüsse oder Entzündungen. Auch erbliche Formen der Polyneuropathien kommen vor. Diabetes mellitus und übermäßiger Alkoholkonsum sind häufige Ursachen für Polyneuropathien.
- Vitaminmangel: Insbesondere ein Vitamin-B12-Mangel, der oft bei veganer Ernährung auftritt, kann eine Mangelneuropathie auslösen.
- Engpass-Syndrome: Das Karpaltunnelsyndrom, bei dem der Nervus medianus im Handgelenk eingeengt ist, oder eine Kompression des Nervus ulnaris im Ellenbogenbereich können die Nervenleitfähigkeit beeinträchtigen.
- Weitere Ursachen: Medikamente, toxische Substanzen, immunologische Faktoren oder endokrine Störungen können ebenfalls Nervenschäden verursachen.
Diagnostische Verfahren zur Beurteilung der Nervenleitfähigkeit
Um die Ursache von Nervenbeschwerden zu ermitteln und die Funktion der Nerven zu beurteilen, stehen verschiedene diagnostische Verfahren zur Verfügung:
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- Neurologische Untersuchung: Die Prüfung der Reflexe, der Sensibilität und der Muskelkraft liefert wichtige Informationen über die Funktion des Nervensystems. An den Beinen werden Nervendehnungszeichen (z. B. Lasègue) geprüft.
- Neurophysiologische Untersuchungen: Die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) erkennt Überleitungsstörungen, z. B. im Karpaltunnel, am Ellenbogen oder am Köpfchen des Wadenbeins, und grenzt Engpass-Syndrome von Polyneuropathien ab. Die Elektromyographie (EMG) untersucht die Funktion der Muskeln und kann Hinweise auf Nervenschädigungen liefern.
- Anamnese: Die Erfragung der Krankengeschichte und der Lebensumstände des Patienten ist wichtig, um mögliche Ursachen für die Nervenschädigung zu identifizieren.
Die Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (NLG) im Detail
Bei der NLG-Messung wird der zu untersuchende Nerv an mindestens zwei verschiedenen Reizpunkten mit elektrischen Impulsen gereizt. Oberflächenelektroden auf dem vom Nerven versorgten Muskel messen die Zeit, bis es zur Kontraktion der Muskulatur kommt. Anhand der gemessenen Zeit und der Distanz zwischen den Reizpunkten kann die Nervenleitgeschwindigkeit berechnet werden. Eine verlangsamte Nervenleitgeschwindigkeit deutet auf eine Schädigung des Nervs hin.
Die Elektromyographie (EMG) im Detail
Bei der EMG wird eine Nadelelektrode in den zu untersuchenden Muskel eingeführt. Die Elektrode misst die elektrische Aktivität des Muskels in Ruhe und bei Anspannung. Die Beurteilung der Form, Größe und Dauer der Potentiale der motorischen Einheiten und die Dichte des Interferenzmusters ermöglicht es, zwischen einer Muskelerkrankung und einem neurogenen Schaden zu unterscheiden.
Therapieansätze zur Verbesserung der Nervenleitfähigkeit
Die Therapie von Nervenschädigungen zielt darauf ab, die Ursache zu behandeln, die Nervenregeneration zu fördern und die Symptome zu lindern.
- Behandlung der Ursache: Wenn die Ursache der Nervenschädigung bekannt ist, sollte diese behandelt werden. Bei einem Bandscheibenvorfall kann beispielsweise eine Operation erforderlich sein, um den Druck auf den Nerv zu verringern. Bei einer Polyneuropathie aufgrund von Diabetes mellitus ist eine gute Blutzuckereinstellung wichtig. Bei Vitaminmangel sollte der Mangel ausgeglichen werden.
- Neurodynamik: Diese therapeutische Technik mobilisiert rhythmisch einen speziellen Teilbereich des Nervensystems oder auch nur einen einzelnen Nerv. Parallel zur Therapie des Nervensystems behandelt der Physiotherapeut auch evtl. vorliegende Dysfunktionen des umliegenden Gewebes. Die Neurodynamik ist auch hilfreich bei Schwellungen.
- Medikamentöse Therapie: Gegen Schmerzen können Analgetika, Antidepressiva oder Membranstabilisatoren eingesetzt werden. Gegen ein Taubheitsgefühl in den Füßen können physikalische Methoden wie Bürstenmassagen, Bewegungsübungen und durchblutungsfördernde Maßnahmen helfen.
- Nährstoffversorgung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen ist wichtig für die Nervenfunktion. Insbesondere die Vitamine B1, B6, B12 und Folsäure spielen eine wichtige Rolle für die Nervengesundheit. In bestimmten Fällen kann die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Uridinmonophosphat (UMP), Vitamin B12 und Folsäure sinnvoll sein, um die Nervenregeneration zu unterstützen.
- Bewegung und Physiotherapie: Regelmäßige Bewegung und gezielte physiotherapeutische Übungen können die Durchblutung der Nerven verbessern, die Beweglichkeit fördern und Verspannungen lösen.
- Vermeidung von Stillstand: Bewegung ist Balsam für das Nervensystem. Vermeiden Sie unter allen Umständen Stillstand, auch wenn Sie Bewegungen während einer Schmerzepisode als unangenehm empfinden.
Die Rolle von Uridinmonophosphat (UMP) bei der Nervenregeneration
Uridinmonophosphat (UMP) ist ein Nukleotid, das eine wichtige Rolle bei der Regeneration von Nervenzellen spielt. Es unterstützt den Wiederaufbau der Myelinschicht, die die Nervenfasern umgibt und für eine schnelle und effiziente Nervenleitfähigkeit sorgt. UMP fördert die Synthese von Phospho- und Glykolipiden sowie Glykoproteinen, die für den Aufbau der Myelinschicht benötigt werden. Es stimuliert den Nervenstoffwechsel und unterstützt die physiologischen Reparaturmechanismen nach Nervenläsionen.
UMP ist sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Um die benötigte Menge zu sich zu nehmen, können Nahrungsergänzungsmittel mit entsprechend hoher UMP-Konzentration in die Therapie zur Unterstützung der Nervenregeneration einbezogen werden. Diese sollten regelmäßig und über einen längeren Zeitraum von mindestens 60 Tagen eingenommen werden, da die Regeneration zerstörter Nervenfasern Zeit benötigt.
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Weitere Therapieansätze
Neben den genannten Therapieansätzen gibt es weitere vielversprechende Forschungsansätze zur Behandlung von Nervenschädigungen:
- Remyelinisierung: Medikamente, die die Reparatur der angegriffenen Nervenhüllen (Remyelinisierung) unterstützen, werden derzeit in Studien untersucht.
- Schutz der Nervenzellen: Wirkstoffe, die verhindern, dass Salz-Ionen in die Nervenzellen einströmen, können die Nervenzellen vor dem Untergang retten.
- Mikrotubuli-Stabilisierung: Die Stabilisierung der Mikrotubuli, winzige Protein-Röhrchen in den Nervenzellen, könnte die Regeneration von Axonen im Zentralen Nervensystem verbessern.
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