Lichtempfindliche Augen: Ursachen und neurologische Zusammenhänge

Lichtempfindlichkeit, in der Fachsprache als Photophobie bezeichnet, ist ein Zustand, bei dem die Augen übermäßig empfindlich auf Licht reagieren. Der Begriff Photophobie stammt aus dem Griechischen, wobei "photo" für Licht und "phobie" für Abneigung steht. Obwohl der Begriff wörtlich "Angst vor Licht" bedeutet, handelt es sich in den meisten Fällen nicht um eine echte Phobie im psychologischen Sinne. Vielmehr ist Photophobie ein Symptom, das auf eine zugrunde liegende Erkrankung hinweisen kann. Menschen mit Photophobie meiden helles Licht, sowohl natürliches als auch künstliches, da es Unbehagen oder sogar Schmerzen verursachen kann.

Was ist Photophobie?

Photophobie ist eine übermäßige Lichtempfindlichkeit, die zu Unwohlsein, Schmerzen oder sogar starken Schmerzen führen kann. Personen mit Photophobie reagieren überempfindlich auf Lichtquellen, sei es natürliches Sonnenlicht oder künstliches Licht. Dies kann so weit gehen, dass selbst geringe Lichtmengen als unangenehm empfunden werden und der Gang ins Freie nur mit einer Sonnenbrille möglich ist.

Symptome der Lichtempfindlichkeit

Neben der offensichtlichen Beeinträchtigung durch eine übersensible Reaktion auf Lichtquellen und dementsprechende Reizungen der Augen, treten bei vielen Betroffenen von Photophobie gleichzeitig weitere Begleitsymptome auf. Typische Beschwerden bei Lichtempfindlichkeit sind:

  • Starker Tränenfluss
  • Augenschmerzen oder Brennen in den Augen
  • Kopfschmerzen, einschließlich Migräne
  • Generelles Unwohlsein
  • Sehbeeinträchtigungen wie verschwommenes Sehen
  • Blendung
  • Das Bedürfnis, die Augen vor Licht zu schützen

Aufgrund der genannten Beschwerden resultiert häufig eine entsprechende Anpassung des Verhaltens im Alltag. Menschen mit Photophobie ziehen sich nach Möglichkeit lieber zurück, suchen gedämpftes Licht oder Schatten.

Lichtempfindlichkeit oder Photophobie?

Eine übermäßige Lichtempfindlichkeit der Augen wird in medizinischen Fachkreisen auch als Photophobie bezeichnet. Dieser Begriff kann jedoch irreführend sein, da er hier nur in äußerst seltenen Fällen im Sinne einer tatsächlichen Phobie - mit begleitenden Symptomen wie starkem Angstgefühl, Herzrasen, Zittern, Übelkeit - Anwendung findet. Vielmehr ist eine synonyme Verwendung beider Begriffe üblich. Wann sich eine Lichtüberempfindlichkeit zu einer Phobie entwickelt, ist in der Wissenschaft nicht eindeutig geklärt und von Person zu Person unterschiedlich.

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Ursachen von lichtempfindlichen Augen

Die Ursachen für Photophobie sind vielfältig und reichen von harmlosen äußeren Reizen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen des Auges oder des Nervensystems. Es ist wichtig zu beachten, dass Photophobie selbst keine Krankheit ist, sondern ein Symptom, das auf eine zugrunde liegende Ursache hinweist.

Äußere Reize

Äußere Reize, die eine Photophobie auslösen können, sind:

  • Falsche Anwendung von Kontaktlinsen
  • Übermäßige UV-Strahlung (Sonnenbrand, Verblitzung)
  • Verletzungen des Auges
  • Exposition gegenüber bestimmten Chemikalien oder Pflegemitteln
  • Toxische Membranschäden

Augenerkrankungen

Verschiedene Augenerkrankungen können mit einer Photophobie einhergehen, darunter:

  • Trockene Augen: Ein unzureichender Tränenfilm kann dazu führen, dass die Augen lichtempfindlicher reagieren.
  • Bindehautentzündung (Konjunktivitis) und Hornhautentzündung (Keratitis): Entzündungen der Augenoberfläche können zu einer erhöhten Lichtempfindlichkeit führen. Leitsymptome bei Bindehautentzündung sind rote, lichtempfindliche, tränende Augen mit Fremdkörpergefühl, Sehverschlechterung, eventuell Absonderung eines wässrigen, zähflüssigeren oder eitrigen Sekretes, Schwellung der Bindehaut (glasiges Aussehen). Die Lider sind morgens oft "verklebt".
  • Regenbogenhautentzündung (Iritis): Starke Lichtscheu ist das Leitsymptom, dazu bohrende Schmerzen tief im Auge, die bei Helligkeit oder Leseversuchen zunehmen, und herabgesetzte Sehschärfe.
  • Grüner Star (Glaukom): Lichtscheu gehört zwar nicht zu den typischen Symptomen. Betroffene sehen jedoch häufig Farbringe um Lichtquellen (Photopsie) und "Nebel" oder "Schleier" vor dem Auge. Zudem treten starke, meist einseitige Kopfschmerzen auf der erkrankten Seite auf, häufig auch Übelkeit. Die Pupille ist weit und reagiert nicht auf Licht.
  • Grauer Star (Katarakt): Verschwommenes Sehen und zunehmende Blendempfindlichkeit sind typische Symptome. Bei Dunkelheit etwa wird das Scheinwerferlicht entgegenkommender Autos oft als sehr störend empfunden. Auch Sonnenlicht blendet viele Kataraktpatienten vermehrt.
  • Hornhautverletzungen (Erosion): Symptome sind Schmerzen, Rötung und starkes Tränen des Auges, vermehrte Lichtempfindlichkeit, ein Lidkrampf.
  • Retinitis pigmentosa: Das ist eine erbliche, fortschreitende Degeneration von Sehzellen für das Dämmerungssehen in der Netzhaut. Symptome: Nachtblindheit, Einengung des Gesichtsfeldes, Störung des Farb- und Kontrastsehens, vermehrte Lichtempfindlichkeit, Erblindung.
  • Angeborene Fehlbildungen: Spaltbildung der Regenbogenhaut, totale Farbenblindheit (Achromatopsie), fehlende Irispigmentierung (Albinismus), Irisdefekt (Aniridie)

Neurologische Ursachen

Photophobie kann auch ein Symptom verschiedener neurologischer Erkrankungen sein, die den Sehnerv, den Gesichtsnerv oder das Gehirn betreffen. Zu diesen Erkrankungen gehören:

  • Migräne: Lichtscheue Augen sind ein häufiges Symptom bei Migräneanfällen. Die Reizverarbeitung im Gehirn ist hier verändert. Signalstoffe, die auch bei Entzündungen eine Rolle spielen und die Durchblutung im Kopf beeinflussen, sind vermehrt aktiv. Neben Kopfschmerzen können Lichtscheu und Augentränen auftreten, mitunter auch eine erhöhte Geräusch- und Lärmempfindlichkeit (Hyperakusis).
  • Hirnhautentzündung (Meningitis): Die ersten Symptome - hohes Fieber, starke Kopf- und Gliederschmerzen, dazu auch Lichtscheu - ähneln eher einer Grippe. Im weiteren Verlauf können Benommenheit, Verwirrtheit und Krämpfe hinzutreten.
  • Tumoren der Hirnanhangdrüse: Die Symptome sind abhängig von der Lage und Größe des Tumors, ob dieser hormonaktiv ist und wenn ja, welches Hormon er bildet. Mögliche Hinweise sind zum Beispiel Sehstörungen, Gesichtsfeldausfälle, eventuell auch Kopfschmerzen und vermehrte Lichtempfindlichkeit.
  • Chronisches Müdigkeits- oder Fatiguesyndrom (CFS, auch myalgische Enzephalomyelitis): Symptome: Im Vordergrund steht eine ausgeprägte Müdigkeit (Fatigue), auch nach Ruhepausen und Schlaf. Weitere Beschwerden sind zum Beispiel Muskel- und Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Muskelschwäche, Schlafstörungen, vermehrte Licht- und Geräuschempfindlichkeit, Depressionen.
  • Schädel-Hirn-Traumata
  • Erhöhter Hirndruck

Medikamente, Drogen, Erregergifte

Manche Medikamente - Antibiotika wie zum Beispiel Tetrazykline und Doxyzyklin oder Arzneistoffe wie Scopolamin, Atropin und Digitalis - können die Lichtempfindlichkeit der Augen erhöhen.

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Infrage kommen zum Beispiel:

  • Amphetamin: Das ist ein Stoff, der wegen der aufputschenden Wirkung auch missbräuchlich als Droge angewandt wird. Zu den Nebenwirkungen gehören erhöhte Wachheit, Blutdruckanstieg und schneller Herzschlag, unwillkürliche Fokussierung der Augen bis hin zum sogenannten "Tunnelblick", weite Pupillen mit erhöhter Lichtempfindlichkeit und Lichtscheu.
  • Kokain: Die Symptome sind vielfältig, unter anderem kommt es zu Euphorie, Sinnestäuschungen, Aggressivität, Schweißausbrüchen, Übelkeit, Herzrasen, weiten Pupillen mit erhöhter Blendungsempfindlichkeit bis Lichtscheu.
  • Botulismus: Quellen sind mit dem Gift des Erregers Clostridium botulinum verunreinigte Lebensmittel, zum Beispiel nicht ausreichend gekochte oder erhitzte Speisen in Konserven. Symptome: Anfangs treten Allgemeinsymptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Brechreiz auf. Im weiteren Verlauf kommt es zu den ersten, ernsten Anzeichen wie Lähmungen, zunächst in Form von Lidlähmungen, Doppelbildern und weiten Pupillen mit Lichtscheu.

Diagnose und Behandlung

Die Diagnose von Photophobie beginnt mit einer gründlichen Anamnese, bei der der Arzt die Krankengeschichte des Patienten erfragt und die Symptome genau erfasst. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, einschließlich einer Augenuntersuchung mit einer Spaltlampe und einer Prüfung der Sehschärfe. In einigen Fällen können weitere Untersuchungen erforderlich sein, um die zugrunde liegende Ursache der Lichtempfindlichkeit zu ermitteln.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Gehen Sie bei erhöhter Blendempfindlichkeit oder Lichtscheu baldmöglich zum Augenarzt (Ophthalmologe).

Lassen Sie sich unverzüglich zum Ophthalmologen oder in die Notaufnahme einer Augenklinik bringen, wenn Sie weitere Beschwerden haben wie:

  • Starke Rötung eines oder beider Augen
  • Schmerzen
  • Augentränen
  • Sekretabsonderung
  • Sehminderung
  • Lidkrampf
  • Trübung am Auge
  • Verfärbung des Augenweiß oder andere Veränderungen des Augapfels, zum Beispiel Verhärtung oder Verlagerung

Rufen Sie bei Symptomen wie zum Beispiel ungewöhnliche oder besonders starke Kopfschmerzen und Lichtscheu, hohes Fieber, ausgeprägter Schwindel, starke Übelkeit, Nackensteifigkeit, Lähmungen oder Sehstörungen den Notarzt (Notruf 112).

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Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung von Photophobie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. In vielen Fällen kann die Behandlung der Ursache die Lichtempfindlichkeit reduzieren oder beseitigen.

  • Behandlung von Augenerkrankungen: Wenn eine Augenerkrankung die Ursache für die Photophobie ist, kommen je nach Bedarf entzündungshemmende, schmerzlindernde und/oder antibakterielle Medikamente zum Einsatz. Bei trockenen Augen helfen künstliche Tränenflüssigkeit.
  • Behandlung von neurologischen Erkrankungen: Kopfschmerzerkrankungen werden im Allgemeinen von Neurologen behandelt. Geeignete Medikamente können Schmerzanfälle durchbrechen, andere Arzneistoffe wirken vorbeugend.
  • Anpassung der Umgebung: Reduzieren Sie die Lichtintensität in Innenräumen, indem Sie Vorhänge oder Jalousien verwenden, um direktes Sonnenlicht abzuschirmen.
  • Sehhilfen mit Kantenfiltergläsern: Diese Gläser filtern bestimmte Bereiche des Lichtspektrums wie sichtbares Blau heraus, lassen allerdings auch weniger Licht ins Auge.

Was kann man selbst tun?

Bis die Grunderkrankung klar ist, können abgedunkelte Räume oder eine Sonnenbrille bei Lichtscheu helfen. Der Griff zur Sonnenbrille darf allerdings nicht zur Dauerlösung werden. Ihre Augen gewöhnen sich sonst an das gedämpfte Licht, wodurch sich die Problematik verschlimmern kann.

  • Tragen Sie im Freien eine Sonnenbrille oder einen breitkrempigen Hut.
  • Reduzieren Sie die Bildschirmzeit und verwenden Sie Bildschirmfilter für Monitore.
  • Achten Sie auf regelmäßige Entspannung und ausreichend Schlaf.
  • Vermeiden Sie Stress, da dieser die Photophobie verstärken kann.

Prognose

Die Aussichten auf Besserung bei Lichtscheu hängen von der Ursache der Empfindlichkeit und den Behandlungsmöglichkeiten ab. Ist die Ursache behebbar beziehungsweise die zugrundeliegende Krankheit gut im Griff, erholen sich auch die Augen meistens bald wieder: Die Überempfindlichkeit lässt nach. In einigen Fällen kann die Lichtempfindlichkeit jedoch ein dauerhaftes Problem darstellen.

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