Das menschliche Gehirn ist ein faszinierendes Organ, das in zwei Hälften unterteilt ist: die linke und die rechte Hemisphäre. Jede Hemisphäre ist für bestimmte Funktionen und Fähigkeiten verantwortlich. Obwohl die Vorstellung von einer klaren Dominanz einer Gehirnhälfte populär ist, arbeiten beide Hälften eng zusammen, um eine optimale Gehirnleistung zu erzielen.
Die asymmetrische Organisation des Gehirns
Auf den ersten Blick scheint der menschliche Körper symmetrisch zu sein, mit zwei Armen, zwei Beinen, zwei Augen und zwei Ohren. Auch das Gehirn ist in zwei Hälften geteilt, die ungefähr gleich groß sind und ein ähnliches Muster von Furchen und Wülsten aufweisen. Doch dieser Eindruck täuscht: Die verschiedenen Hirnregionen weisen subtile, aber funktionell relevante Unterschiede zwischen der linken und der rechten Seite auf.
Diese Spezialisierung des Gehirns, auch Lateralisation genannt, bedeutet, dass bestimmte Funktionen eher in der linken oder rechten Hirnhälfte verarbeitet werden. So wird beispielsweise die Aufmerksamkeit bei den meisten Menschen überwiegend in der rechten Hemisphäre verarbeitet, die Sprache überwiegend in der linken. Diese Aufteilung ermöglicht es dem Gehirn, Aufgaben besser zu verteilen und das Aufgabenspektrum insgesamt zu erweitern.
Die Aufgaben der linken Gehirnhälfte
Die linke Gehirnhälfte ist in der Regel für sprachliche und logische Funktionen zuständig. Sie verarbeitet Informationen sequenziell und analytisch. Zu den spezifischen Aufgaben der linken Gehirnhälfte gehören:
- Sprache: Die linke Gehirnhälfte ist maßgeblich an der Sprachverarbeitung beteiligt, einschließlich der Sprachproduktion (Broca-Areal) und des Sprachverständnisses (Wernicke-Areal). Sie steuert die motorische Sprachsteuerung, also die komplexen Vorgänge während des Sprechens.
- Logisches Denken: Die linke Gehirnhälfte ist für logisches Denken, analytisches Denken und das Lösen mathematischer Probleme zuständig. Sie arbeitet nach Regeln und Gesetzen und konzentriert sich auf Details.
- Abstrakte Begriffe: Die linke Gehirnhälfte verarbeitet abstrakte Begriffe wie Glück und Liebe, also Konzepte, die nicht konkret sind.
- Detailwahrnehmung: Die linke Gehirnhälfte ist für die Wahrnehmung von Details und zeitlichen Details zuständig. Sie nimmt kleine Unterschiede zwischen Zeitabständen wahr.
- Rechnen: Die linke Gehirnhälfte ist für das Rechnen und die Verarbeitung mathematischer Informationen zuständig.
- Lesen: Die linke Gehirnhälfte ist für das Lesen und die Verarbeitung verbaler Informationen zuständig.
- Motorische Steuerung: Die linke Gehirnhälfte steuert die rechte Körperseite.
Die Zusammenarbeit der Gehirnhälften
Obwohl die linke Gehirnhälfte für bestimmte Funktionen spezialisiert ist, ist es wichtig zu betonen, dass beide Gehirnhälften eng zusammenarbeiten. Die beiden Hemisphären sind über den so genannten "Balken" (Corpus callosum) miteinander verbunden, der den Austausch von Informationen ermöglicht.
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Die Goethe-Universität in Frankfurt am Main hat in einer Studie das Zusammenspiel der beiden Gehirnhälften beim Sprechen untersucht und ist zu neuen Erkenntnissen gekommen. Es konnte festgestellt werden, dass die linke Gehirnhälfte zeitliche Aspekte wie den Übergang von Sprachlauten kontrolliert, während die rechte Hirnhälfte dafür zuständig ist, dass die Laute, die unser Mund formt, auch so klingen wie sie klingen sollen. Des Weiteren wurde herausgefunden, dass die linke Hemisphäre bevorzugt zum Steuern schneller Bewegungen genutzt wird, während die rechte Seite besser langsame Abläufe kalibrieren kann.
Einige Wissenschaftler vermuten, dass erfolgreiche und kreative Menschen besonders gut zwischen der linken und der rechten Gehirnhälfte kommunizieren können. Um das Gedächtnis zu verbessern, ist es wichtig, Synapsen zu verstärken, was durch die Verbindung zwischen systematischem Denken und Intuition erreicht werden kann.
Die Bedeutung eines ganzheitlichen Gehirntrainings
Die Vorstellung, dass man eine Gehirnhälfte isoliert trainieren kann, ist wissenschaftlich nicht fundiert. Bei jeglicher Art von Gehirntraining werden immer beide Hälften aktiv, jedoch in unterschiedlicher Form. Daher ist ein ganzheitliches Gehirntraining effektiver als der Versuch, nur die linke Gehirnhälfte zu trainieren.
Ein ganzheitliches Gehirntraining sollte Übungen umfassen, die verschiedene kognitive Fähigkeiten ansprechen, wie z.B.:
- Logisches Denken: Übungen, die Logik, Deduktion und Induktion trainieren.
- Sprachliche Fähigkeiten: Übungen, die Wortschatz, Grammatik und Sprachverständnis verbessern.
- Räumliches Denken: Übungen, die die Fähigkeit verbessern, räumliche Beziehungen zu erkennen und zu verstehen.
- Gedächtnis: Übungen, die das Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis trainieren.
- Aufmerksamkeit: Übungen, die die Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit verbessern.
Es ist auch wichtig, multisensorische Aktivitäten durchzuführen, die mehrere Sinne ansprechen und somit beide Gehirnhälften gleichzeitig aktivieren. Kinesiologische Übungen können ebenfalls die Koordination zwischen beiden Gehirnhälften verbessern.
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Die Auswirkungen eines Ausfalls der linken Gehirnhälfte
Wenn die linke Gehirnhälfte ausfällt, beispielsweise aufgrund eines Schlaganfalls, kann es zu einer Lähmung der rechten Seite des Körpers (Hemiplegie) und einer Wortfindungsstörung kommen.
Die Rolle der linken Gehirnhälfte bei Linkshändern
Bei 95% der Rechtshänder befindet sich das Sprachzentrum in der linken Gehirnhälfte. Bei Linkshändern ist es aber nicht genau umgekehrt - rund 70% haben das Sprachzentrum auf der linken Seite, die restlichen 30% haben ihr Sprachzentrum auf beiden Seiten. Bei Linkshändern scheinen die Funktionen nicht so eindeutig auf eine Gehirnhälfte beschränkt zu sein.
Die Vererbbarkeit der Hirnasymmetrie
Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften und des Forschungszentrums Jülich haben untersucht, wie sich Asymmetrien entlang von sogenannten funktionellen Gradienten entwickeln. Das Ergebnis: Es gibt tatsächlich feine Unterschiede darin, wie Hirnregionen unterschiedlicher Funktionen auf der linken und rechten Seite des Gehirns aufreihen. Zudem zeigte sich: Die individuellen Unterschiede in dieser Anordnung sind vererbbar. Sie sind damit zum Teil genetisch bedingt. Ein Großteil dieser Asymmetrie im menschlichen Gehirn lässt sich hingegen nicht durch genetische Faktoren erklärt werden. Das könnte wiederum darauf hindeuten, dass der durch die persönliche Erfahrung einer Person, also durch Einflüsse aus ihrer Umwelt, geprägt ist.
Die Bedeutung der Forschung zur Hirnasymmetrie
Die Forschung zur Hirnasymmetrie ist wichtig, um zu verstehen, welche Rolle die feinen Unterschiede zwischen linker und rechter Hemisphäre spielen und wie sie mit verschiedenen Entwicklungsstörungen zusammenhängen könnten. Wenn wir verstehen, wie Asymmetrie vererbt wird, lässt sich auch besser einschätzen, welche Bedeutung genetische und umweltbedingte Faktoren generell für dieses Phänomen haben. Vielleicht können wir dann herausfinden, wo etwas schiefläuft, wenn genau dieser Unterschied zwischen links und rechts gestört ist.
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