Dr. Elisabeth "Lisa" Federle, geboren am 31. Juli 1961 in Tübingen, ist eine deutsche Ärztin, Notfallmedizinerin, Kommunalpolitikerin (CDU) und Autorin. Ihr Lebensweg ist geprägt von Hindernissen, sozialem Engagement und dem unermüdlichen Willen, Menschen in Not zu helfen. Federle erlangte bundesweite Bekanntheit durch ihren Einsatz während der COVID-19-Pandemie und die Entwicklung des "Tübinger Modells".
Ein bewegter Lebensweg
Federles Jugend war alles andere als einfach. Ihr Vater starb, als sie elf Jahre alt war, und kurz darauf brach sie die Schule ohne Abschluss ab. Mit 17 Jahren wurde sie schwanger und verließ ihr Elternhaus. Der Vater ihrer beiden ältesten Kinder war drogenabhängig und gewalttätig. Federle entfloh dieser Beziehung und schlug sich mit ihren Kindern allein durch. Zunächst arbeitete sie in der Gastronomie, verfolgte aber weiterhin ihren Berufswunsch: Sie wollte Ärztin werden.
Nach einem dritten Kind holte sie mit 29 Jahren ihr Abitur auf der Abendschule nach und studierte anschließend Medizin an der Eberhard Karls Universität Tübingen. 1998 schloss sie ihr Studium mit 37 Jahren ab und promovierte.
Berufliche Karriere und soziales Engagement
Im Anschluss an ihr Studium arbeitete Federle fünf Jahre als Weiterbildungsassistentin im Fachgebiet Anästhesiologie, darunter ein Jahr auf der Intensivstation. Ab 2001 wurde sie Notfallmedizinerin, ab 2004 leitende Notärztin. Sie betreibt eine Privatpraxis in Tübingen.
Im sogenannten "Flüchtlingsjahr" 2015 gründete Federle im Kreis Tübingen mit ihrer "rollenden Arztpraxis" eine Mobilstation zur Behandlung von Flüchtlingen in ihren Notunterkünften sowie obdachlosen Menschen. Dieses Arztmobil ist seitdem im Dauereinsatz.
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Federle ist stellvertretende Vorsitzende der Kreisärzteschaft, ehrenamtliche Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes in Tübingen und Pandemie-Beauftragte des Landkreises. Von 2009 bis 2014 saß sie für die CDU im Gemeinderat, seit 2014 ist sie Kreisrätin.
Das "Tübinger Modell" und die Corona-Pandemie
Während der Corona-Pandemie war Lisa Federle Tübinger Pandemie-Beauftragte und entwickelte mit Oberbürgermeister Boris Palmer das sogenannte "Tübinger Modell" einer vorsichtigen Öffnungsstrategie. Dieses Modell, bei dem Gäste mit einem tagesaktuellen negativen Corona-Schnelltest in die Stadt zum Shoppen durften, erregte internationale Aufmerksamkeit. Das Arztmobil wurde als mobile "Abstrichstation" genutzt, als eine der ersten im Land.
Federle betonte, dass es am Anfang schwer zu vermitteln war, was auf die Menschen zukommt. Als die Bilder aus Italien zu sehen waren und in Tübingen einer der ersten Fälle auftrat, hatte sie ein Arbeitspensum von 16 Stunden pro Tag. Durch den ausgezeichneten Kontakt zum Landratsamt, zur Uniklinik und zur Kreisärzteschaft sowie ihre ehrenamtliche Arbeit als Präsidentin vom DRK Kreisverband konnte sie sofort und schnell helfen.
Für ihr soziales Engagement wurde sie 2020 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Kritik an der Corona-Aufarbeitung
Die Tübinger Notärztin hält es für einen schweren Fehler, dass es keine Aufarbeitung der staatlichen Corona-Politik durch den Bundestag geben soll. Sie habe Verständnis dafür, dass man in einer Notlage handeln und die Corona-Impfung schnell einführen musste. Sie forderte jedoch, dass sämtliche Nebenwirkungen, sämtliche Zwischenfälle, sämtliche Folgen und Impfschäden erhoben, ausgewertet und den Leuten ehrlich weitergegeben werden.
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Sie habe deswegen auch schon Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geschrieben, der aber mittlerweile "leicht autistische Züge" aufweise. Sie kritisierte, dass sich Lauterbach mehr um die Legalisierung von Cannabis kümmere als um Corona.
Federle befürchtet, dass es durch die fehlende Aufarbeitung zu einem weiteren Vertrauensverlust für die Politik kommt. Sie appellierte an die Politik, sich dem Thema doch noch anzunehmen und die Verantwortung dafür zu übernehmen.
Der gesundheitspolitische Sprecher der baden-württembergischen FDP-Fraktion, Jochen Haußmann, forderte ebenfalls eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Maßnahmen, die im Zuge der Corona-Pandemie getroffen wurden.
Engagement für ein soziales Jahr
Federle sprach sich für einen Neuanlauf für ein verpflichtendes soziales Jahr nach der Schule aus. Sie glaube, dass man keine Zeit verliert, wenn man ein Jahr die Welt mal von der anderen Seite sieht. Sie verwies auf eigene Erfahrungen mit jungen Menschen, die mit ihrem freiwilligen sozialen Jahr beginnen und dadurch viele Dinge lernen und spüren.
#BewegtEuch und weitere Projekte
Im Mai 2021 initiierte Federle unter anderem mit dem Schauspieler Jan Josef Liefers und unter der Schirmherrschaft Wolfgang Schäubles das Jugend-Projekt "bewegtEuch", um Kindern und Jugendlichen Sport auch während den Einschränkungen der Pandemie zu ermöglichen. 2015 begann sie in Tübingen mit ihrer mobilen Arztpraxis und versorgte u.a. Flüchtlinge und Obdachlose in Notunterkünften. Ihr rollendes Arztmobil ist seitdem im Dauereinsatz. Während der Pandemie diente es als Testzentrum und aktuell zur Versorgung von Geflüchteten aus der Ukraine.
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Autobiografie und weitere Bücher
Lisa Federle lebt ein bewegtes Leben, das Stoff für ihre Autobiografie "Auf krummen Wegen geradeaus" lieferte. Darin schreibt sie über den frühen Tod des Vaters und ihr schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter. Sie möchte anderen Menschen in schwierigen Lebenssituationen Mut machen.
2023 erschien ihr zweites Buch „Vom Glück des Zuhörens. Wie uns gute Beziehungen stark machen“. Darin schildert die Haus- und Notärztin ergreifende Geschichten aus ihrem Berufsalltag und gibt unverfälschte Einblicke in das Leben.
Gemeinsam mit dem Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer erschien 2025 „Wir machen das jetzt! Über den Mut, neue Wege zu gehen“. Sie sprechen drängende Probleme wie Klimawandel, Wohnungsnot, Kriminalität, Rückstände im Bildungssystem an, allen voran den überbordenden Bürokratismus. Das Buch ist Denkanstoß, Aufruf und Ermutigung, den gesunden Menschenverstand zurückzuholen.
Federles Lebensmotto
Handeln, um zu helfen, ist das Lebensmotto der Ärztin Lisa Federle. Tatkräftig und beherzt setzt sie sich für Menschen in Not ein - über das normale Maß einer Medizinerin hinaus und ohne Scheu, an relevanter Stelle Kritik zu üben, wenn es der guten Sache dient. Sie ermutigt dazu, das zu studieren, was Freude macht, und sich nicht von Kolleginnen und Kollegen abschrecken zu lassen, die es bereuen, Medizin studiert zu haben.
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