Lithium und seine Wirkung auf das Gehirn

Lithium, ein essentielles Spurenelement, spielt eine entscheidende Rolle für das mentale und körperliche Immunsystem. Es wird in der Psychiatrie zur Behandlung von affektiven Störungen wie Manien und Depressionen eingesetzt. Jüngste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Lithium auch in niedrigen Dosen neuroprotektive Eigenschaften besitzt und möglicherweise vor neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer schützen kann.

Lithium als essentielles Spurenelement

Lithium ist ein natürlich vorkommendes Element, das in geringen Mengen in vielen Lebensmitteln und im Trinkwasser enthalten ist. Es unterstützt die Neurogenese im Hippocampus und reguliert entzündungsfördernde und -hemmende Botenstoffe. Obwohl Lithium für seine therapeutische Wirkung bekannt ist, wird es in der EU nicht als Nahrungsergänzungsmittel anerkannt, was zu einer unzureichenden Versorgung der Bevölkerung führen kann.

Therapeutische Anwendungen von Lithium

Bipolare Störung

Lithium ist ein etabliertes Medikament zur Behandlung bipolarer Störungen. Es hilft, Stimmungsschwankungen zu stabilisieren und Rückfälle zu verhindern. Eine Studie in Nature (2015; doi: 10.1038/nature15526) zeigte, dass Lithium die Hyperexzitabilität der Gehirnzellen von Patienten mit bipolarer Störung reduzieren kann. Forscher um Rusty Gage vom Salk Institute in La Jolla fanden heraus, dass die Gehirnzellen von Patienten mit bipolarer Störung empfindlicher auf Reize reagieren als die von gesunden Menschen. Durch die Gabe von Lithium konnte diese Hyperexzitabilität in Stammzellexperimenten vermindert werden. Die Experimente wurden mit induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) durchgeführt, die aus Hautproben von Patienten gewonnen wurden. Diese Zellen wurden in Nervenzellen des Hippocampus differenziert, einer Hirnregion, die bei der Entstehung der bipolaren Störung eine Rolle spielt.

Depressionen

Niedrige Lithiumdosen können additiv zu Antidepressiva wirken, insbesondere bei behandlungsresistenten Depressionen. Sie können die Wirksamkeit von Antidepressiva erhöhen und die Zeit bis zum Rückfall verlängern. Studien haben gezeigt, dass Lithium das Volumen des präfrontalen Cortex steigert, einer Hirnregion, die an der Kontrolle von Aggression beteiligt ist.

Neuroprotektive Effekte

Es gibt Hinweise darauf, dass Low-Dose-Lithium neuroprotektive Eigenschaften hat, die das Gehirn vor Schäden durch neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson schützen könnten. Eine Studie aus dem Jahr 2025 lieferte einen möglichen Grund für diese Zusammenhänge: Lithium kommt natürlicherweise im Gehirn vor, schützt es vor Alterung und erhält die Funktion aller wichtigen Zelltypen. Noch bevor erste Symptome wie Gedächtnisstörungen auftreten, kann bei Menschen mit einer Alzheimer-Erkrankung ein sinkender Lithiumspiegel gemessen werden. Der Grund dafür ist, dass das im Gehirn vorhandene Lithium an die Amyloid-beta-Ablagerungen bindet und dadurch nicht mehr frei verfügbar ist. Fehlt das Lithium, altern Nervenzellen schneller und werden anfälliger für Schädigungen.

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Angststörungen und Stressbewältigung

Einige Kliniker setzen Low-Dose-Lithium zur Behandlung von Angststörungen und zur Verbesserung der Stressbewältigung ein, da es eine stabilisierende Wirkung auf die Stimmung haben kann.

Weitere Anwendungen

Das Interesse an der Verwendung von niedrig dosiertem Lithium erstreckt sich auch auf Geriatrie und die allgemeine kognitive Gesundheit, wobei das Potenzial zur Verbesserung der Lebensqualität und kognitiven Funktionalität untersucht wird.

Lithium-Orotat als Alternative

Lithium-Orotat ist eine Form der Lithium-Supplementierung, die stabilere und höhere Konzentrationen im Gehirn erreicht. Es wird langsamer ausgeschieden und hat eine längere Halbwertszeit als andere Lithium-Salze. Lithium-Orotat bietet mehrere Vorteile gegenüber anderen Lithium-Salzen wie Lithium-Carbonat:

  • Bessere Bioverfügbarkeit: Lithium-Orotat wird effizienter im Darm resorbiert und hat eine längere Halbwertszeit im Körper, was zu stabileren Lithium-Spiegeln führt.
  • Höhere Konzentration im Gehirn: Aufgrund eines speziellen Transportmechanismus wird Lithium-Orotat besser über die Blut-Hirn-Schranke transportiert, was besonders vorteilhaft für die Behandlung von neurologischen und psychischen Erkrankungen ist.
  • Geringere Dosierung erforderlich: Lithium-Orotat benötigt geringere Dosierungen, um die gleichen therapeutischen Effekte zu erzielen, was das Risiko von Nebenwirkungen reduziert.
  • Weniger Nebenwirkungen: Aufgrund der niedrigeren erforderlichen Dosierungen sind die Nebenwirkungen von Lithium-Orotat im Vergleich zu anderen Lithium-Salzen deutlich geringer.
  • Zusätzliche Vorteile von Orotat: Orotat selbst unterstützt die Gehirnfunktion und Gedächtnisleistung, was die positiven Effekte von Lithium-Orotat weiter verstärkt.

Zur Prävention und Behandlung von neuroinflammatorischen Zuständen wie Long-COVID und Post-Vac-Syndrom wird eine viel niedrigere Dosierung empfohlen. Eine tägliche Einnahme von etwa 115 mg Lithium-Orotat, was etwa 5 mg reinem Lithium entspricht, ist ausreichend. Diese Dosierung ist etwa 40-mal geringer als die bei der Behandlung bipolarer Störungen.

Antivirale Eigenschaften von Lithium

Lithium hat antivirale Eigenschaften und kann die Replikation von Viren, einschließlich Coronaviren, hemmen. Es wurde gezeigt, dass Lithium die Schwere von COVID-19-Infektionen reduzieren kann.

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Lithium und Alzheimer-Krankheit

Frühe Hinweise deuten darauf hin, dass Lithium möglicherweise vor Demenzerkrankungen schützen kann. Eine Studie der Universität Kopenhagen aus dem Jahr 2017 beobachtete, dass in Regionen, in denen mehr Lithium im Trinkwasser ist, weniger Menschen an Demenz erkranken. Eine Beobachtungsstudie der Universität Cambridge aus dem Jahr 2022 zeigte, dass Menschen, die aufgrund psychischer Störungen über eine längere Zeit Lithium einnahmen, seltener an Alzheimer und anderen Demenzen erkrankten - obwohl sie aufgrund ihrer psychischen Grunderkrankung eigentlich ein höheres Risiko hatten als Menschen ohne solche Erkrankungen.

Eine Studie aus dem Jahr 2025 lieferte einen möglichen Grund für diese Zusammenhänge: Lithium kommt natürlicherweise im Gehirn vor, schützt es vor Alterung und erhält die Funktion aller wichtigen Zelltypen. Noch bevor erste Symptome wie Gedächtnisstörungen auftreten, kann bei Menschen mit einer Alzheimer-Erkrankung ein sinkender Lithiumspiegel gemessen werden. Der Grund dafür ist, dass das im Gehirn vorhandene Lithium an die Amyloid-beta-Ablagerungen bindet und dadurch nicht mehr frei verfügbar ist. Fehlt das Lithium, altern Nervenzellen schneller und werden anfälliger für Schädigungen.

Die Studienergebnisse mit einem Mausmodell legen nahe, dass Lithium - in einer speziellen Form namens Lithiumorotat, einem Lithiumsalz aus Lithium und Orotsäure - das Fortschreiten von Alzheimer nicht nur verlangsamen, sondern in einigen Fällen umkehren kann. Diese Verbindung vermeidet die Bindung an Amyloid-Plaques und bleibt so im Gehirn verfügbar. In den Tierversuchen wirkte sie bereits in sehr niedriger Dosis, rund tausendfach geringer als bei den in der Psychiatrie eingesetzten Lithiumsalzen, und zeigte in so geringer Konzentration keine Anzeichen von Toxizität. An Mausmodellen konnten die Forschenden beobachten, dass sich Gedächtnisleistungen selbst bei älteren Tieren mit fortgeschrittener Erkrankung deutlich verbesserten.

Lithium in der Forschung

Experimente mit Neutronen an der Technischen Universität München (TUM) zeigen, dass sich in der weißen Gehirnsubstanz das Antidepressivum Lithium stärker anreichert als in der grauen. Das lässt vermuten, dass es anders wirkt als synthetische Psychopharmaka. Josef Lichtinger von der TUM erhielt Gewebeproben von Patienten, die mit Lithium behandelt wurden, unbehandelten Patienten und gesunden Vergleichspersonen. Er beobachtete eine höhere Anreicherung des Lithium in der weißen Substanz bei den Proben eines depressiven Patienten, der mit Lithium behandelt worden war. Die Lithium-Anreicherung in der weißen Substanz konnte bei mehreren unbehandelten depressiven Patienten dagegen nicht beobachtet werden.

Wichtige Hinweise zur Anwendung von Lithium

Die Anwendung von Low-Dose-Lithium erfordert eine sorgfältige Überwachung und individuelle Anpassung, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen und Nebenwirkungen zu minimieren.

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Grundsätzlich kann jede Apotheke Lithium-Orotrat in Form einer Rezeptur, die einzeln angefertigt wird, abgeben. Die Verordnung muss durch einen Arzt auf Rezept erfolgen. Dabei ist zu beachten, dass verschreibungspflichtige Arzneimittel grundsätzlich erst nach Eingang des Originalrezeptes hergestellt und versandt werden dürfen. Entsprechend muss ein Arzt die Kapseln mit je nach Bedarf 1 oder 5 mg Lithium in Form von Li-Orotrat verschreiben, damit die Apotheke die entsprechende Rezeptur herstellen kann. Rezeptfrei ist nur der illegale Bezug über das Ausland. Davon ist dringend abzuraten, weil einerseits die Produktqualität nicht garantiert ist und weil bei therapeutischem Einsatz im niedrigdosierten Bereich eine ärztliche Beurteilung und Begleitung unerlässlich ist. Das gleiche gilt auch für über Youtube propagierte Herstellung einer Eigenherstellung.

Vor einer Lithiumtherapie sollte die Untersuchung eines Blutbildes, der Nierenwerte, der Schilddrüsenwerte (TSH, fT3, fT4), der Lithiumspiegel, sowie eine Vollblutmineralanalyse erfolgen. Optional ist auch die Analyse des Hippocampus-Wachstumsfaktors (BDNF - brain derived nerve factor) möglich.

Natürliche Quellen von Lithium

Studien deuten darauf hin, dass Lithium nicht nur in hoher, pharmakologischer Dosierung auf das zentrale Nervensystem wirkt, sondern dass bereits die mit Trinkwasser und Nahrung (v.a. Gemüse und Obst) aufgenommenen Mikrodosen physiologische Vorgänge beeinflussen können.

In geringen Mengen ist Lithium in Lebensmitteln wie Eiern, Butter, Fleisch, Vollwertgetreide und Gemüse wie Zwiebeln, Knoblauch, Zuckerrüben und Kartoffeln enthalten. Als Bestandteil des Grundwassers findet sich Lithium auch in begrenztem Maß im Trinkwasser.

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