Einführung
Die Zahl der Menschen mit Demenz nimmt in unserer Gesellschaft stetig zu. Umso wichtiger ist es, Betroffene und ihre Angehörigen zu unterstützen und ihnen eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Sie sind Hilfe- und Unterstützungsnetzwerke, die auf regionaler Ebene Angebote für Menschen mit Demenz und ihre Familien schaffen.
Was sind Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz?
Lokale Allianzen sind Zusammenschlüsse verschiedener Akteure vor Ort, die sich gemeinsam für die Belange von Menschen mit Demenz einsetzen. Dazu gehören beispielsweise Kommunen, Vereine, Kirchen, Mehrgenerationenhäuser, Krankenhäuser, Arztpraxen, Sport-, Bildungs- und Kultureinrichtungen, aber auch Unternehmen, Seniorenbüros und Selbsthilfeorganisationen. Haupt- und Ehrenamtliche arbeiten dabei eng zusammen.
Ziel der Lokalen Allianzen ist es, die Lebensbedingungen von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu verbessern, Angebote zur Stärkung der gesellschaftlichen Teilhabe der Betroffenen zu schaffen und die Zusammenarbeit der Akteure zu stärken. Sie geben Orientierung bei der Suche nach lokalen Ansprechpartnern, bringen Akteure an einen Tisch und entwickeln bei Bedarf neue Angebote, damit das Leben mit Demenz leichter wird.
Beispiele für Lokale Allianzen in Deutschland
Deutschlandweit gibt es zahlreiche Lokale Allianzen, die sich auf vielfältige Weise für Menschen mit Demenz engagieren. Im Folgenden werden einige Beispiele vorgestellt:
Lippstadt: Zeit & Wert STIFT(EN)
In Lippstadt hat sich eine Lokale Allianz aus dem Stift Cappel Berufskolleg, der Stadt Lippstadt, einer örtlichen Arztpraxis, der Pflegefachschule, der evangelischen Erwachsenenbildung und einem Mehrgenerationenhaus gebildet. Die Allianz trifft sich zweimal jährlich, um ihre Zusammenarbeit zu besprechen und Aktionen zu planen.
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Ein Beispiel für die Aktivitäten der Allianz sind die geführten Spaziergänge, die Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs für Menschen mit Demenz sowie deren Angehörige anbieten. Zudem stellen sie Beschäftigungs- und Aktivierungsmaterialien für Menschen mit Demenz zur Ausleihe für Pflegedienste, Angehörige, Arztpraxen und Krankenhäuser bereit.
Mit-einander Hochrhein
Die Lokale Allianz "Mit-einander Hochrhein" setzt sich unter anderem aus zwei evangelischen Kirchengemeinden, einer Stiftung, Nachbarschaftshilfen und Pflegeheimen zusammen. Der Garten und die Gebäude der Stiftung bieten Raum für Workshops und das einmal monatlich stattfindende Gartencafé.
Netzwerk Demenz Seniorenbüro Jena
Die Stadt Jena hat gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz, dem Verein Tausend Taten, der Klinik für Gerontopsychiatrie des Universitätsklinikums Jena und weiteren Partnern vor Ort eine Lokale Allianz für Menschen mit Demenz gegründet. Mit ihrer "Demenzsensibel-Kampagne" möchte sie ein Zeichen setzen für mehr Akzeptanz und gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Demenz.
Koordinierungsstelle Demenz im Kreis Herzogtum Lauenburg
Im Kreis Herzogtum Lauenburg gibt es den demenzsensiblen Chor "Die Möllner Goldkehlen", der einmal wöchentlich probt. Bei der Umsetzung arbeiten die Stadt Mölln, das DRK Krankenhaus Mölln-Ratzeburg, die Alzheimer Gesellschaft Mölln-Ratzeburg, der Verein Lange aktiv bleiben Mölln, die Alzheimer Gesellschaft Schleswig-Holstein sowie die Musikschule zusammen.
Natur unvergesslich Rhön-Grabfeld
Bei dem Projekt "Natur unvergesslich" in Nordbayern erkunden Menschen mit und ohne Demenz jeden Monat ein neues Ziel in der Natur. Während der Tour der Lokalen Allianz werden alle Sinne aktiviert.
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Selbsthilfe Demenz in Rostock
Die Lokale Allianz in Rostock setzt sich aus der Stadt Rostock, dem Verband der Gartenfreunde, der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Landesverband Mecklenburg Vorpommern und der Europäischen Fachhochschule Rostock zusammen. Von Menschen mit und ohne Demenz wird regelmäßig ein Garten bewirtschaftet und die Früchte gemeinsam geerntet und verarbeitet.
Neue Lokale Allianzen im Jahr 2024
Anfang 2024 haben 28 neue Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz ihre Arbeit aufgenommen. Diese Projekte werden im Rahmen des Bundesprogramms "Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz" über einen Zeitraum von drei Jahren mit jeweils 10.000 Euro pro Jahr gefördert. Zu den neuen Standorten gehören:
- Bad Langensalza (Unstrut-Hainich-Kreis)
- Bensheim (Landkreis Bergstraße)
- Landkreis Birkenfeld
- Blankenburg (Landkreis Harz)
- Bleicherode (Landkreis Nordhausen)
- Bobingen (Landkreis Augsburg)
- Eddelak (Landkreis Dithmarschen)
- Erfurt
- Fehmarn (Landkreis Ostholstein)
- Gröbenzell (Landkreis Fürstenfeldbruck)
- Halle (Saale)
- Hamburg-Eppendorf
- Hamm
- Helgoland (Landkreis Pinneberg)
- Inzigkofen (Landkreis Sigmaringen)
- Landkreis Kronach
- Kyritz (Landkreis Ostprignitz-Ruppin)
- Neustrelitz (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte)
- Nuthetal (Landkreis Potsdam-Mittelmark)
- Poing (Landkreis Ebersberg)
- Remscheid
- Saalfeld (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)
- Solingen
- Weeze (Landkreis Kleve)
- Wittenberge (Landkreis Prignitz)
- Wurster Nordseeküste (Landkreis Cuxhaven)
- Zell im Wiesental (Landkreis Lörrach)
- Zwickau
Lokale Allianz auf Helgoland
Auch die Gemeinde Helgoland ist Teil der fünften Förderwelle. Als Nordseeinsel steht Helgoland vor besonderen Herausforderungen, denen mit der neu gegründeten Lokalen Allianz begegnet werden soll. Bürgermeister Thorsten Pollmann betont die Bedeutung der Vernetzung von Akteuren vor Ort und des Kontakts zu weiteren Projekten in ganz Deutschland.
Das Bundesprogramm "Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz"
Das Bundesprogramm "Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz" ist Teil der Nationalen Demenzstrategie der Bundesregierung. Es wurde 2020 neu aufgelegt und soll bis 2026 in insgesamt fünf Förderwellen weitere Lokale Allianzen entstehen lassen. Ziel ist es, noch fehlende Strukturen zur Teilhabe und Unterstützung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen auf- und auszubauen.
Die Netzwerkstelle "Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz" bei der BAGSO - Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen begleitet die Projekte beim Aufbau sowie bei der inhaltlichen Weiterentwicklung und Verstetigung. Sie bietet eine Plattform für den Austausch innerhalb der Lokalen Allianzen und unterstützt Interessierte bei der Bewerbung um Fördermittel.
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Analyse belegt Wirkung der Lokalen Allianzen
Bereits von 2012 bis 2018 förderte die Bundesregierung über das Bundesprogramm 500 Lokale Allianzen. Eine im Frühjahr 2021 abgeschlossene Wirkungsanalyse belegt, dass das Programm den Aufbau von lokalen Unterstützungsnetzwerken nachhaltig unterstützt hat und einen wichtigen Beitrag für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen leistet.
Angebote der Lokalen Allianzen
Die Angebote der Lokalen Allianzen sind vielfältig und orientieren sich an den Bedürfnissen vor Ort. Sie geben beispielsweise Orientierung bei der Suche nach vorhandenen lokalen Angeboten, bringen Akteurinnen und Akteure an einen Tisch, stimmen ihre Angebote aufeinander ab und entwickeln bei Bedarf neue Angebote.
Einige Beispiele für Angebote sind:
- Demenzcafés als regelmäßige Treffen für Angehörige und Menschen mit Demenz
- Geführte Spaziergänge und Ausflüge in die Natur
- Beschäftigungs- und Aktivierungsmaterialien
- Schulungen und Informationsveranstaltungen zum Thema Demenz
- Kulturelle Angebote, die speziell auf Menschen mit Demenz zugeschnitten sind
- Gartenprojekte, bei denen Menschen mit und ohne Demenz gemeinsam gärtnern
- Demenzsensible Chöre
Unterstützung durch die Netzwerkstelle
Die Netzwerkstelle "Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz" unterstützt die geförderten Lokalen Allianzen sowie andere lokale Demenznetzwerke in ihrer (Weiter-)Entwicklung. Sie ist Ansprechpartnerin bei Fragen zu einer Bewerbung als „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“ und bietet kostenfreie Veranstaltungen an.