Der Löwenmähnenpilz (Hericium erinaceus), auch bekannt als Igel-Stachelbart oder Affenkopfpilz, ist ein Speisepilz, der aufgrund seines ungewöhnlichen Aussehens und seiner potenziellen gesundheitlichen Vorteile zunehmend an Bedeutung gewinnt. Sein Name rührt von seinem Aussehen her: Der Hut des Pilzes ist in zahlreiche weißliche Fasern aufgeteilt. In der traditionellen chinesischen Medizin wird der Löwenmähnenpilz schon seit Jahrtausenden als heilsam angesehen. Er soll unter anderem gegen Krebs, Magenbeschwerden und auch bei Nervenleiden und Demenz helfen. Wissenschaftliche Studien der letzten Jahrzehnte bestätigen die positive Wirkung dieses Heilpilzes. So sollen bestimmte darin enthaltene Stoffe etwa gegen Krebs und Bluthochdruck wirken sowie bei Nervenerkrankungen helfen.
Beschreibung und Vorkommen
Der Löwenmähnenpilz (Hericium erinaceus) kommt in gemäßigten Breiten vor, auch in Europa. Er wächst meist auf abgestorbenen Stämmen, Baumstümpfen oder an geschwächten Stämmen von Laubbäumen wie Eichen oder Buchen. Der essbare Pilz wird vor allem in Asien in Kultur gehalten und für den Verzehr gezüchtet. Sein Merkmal ist der weiße Hut, der in zahlreiche weißliche Fasern aufgetrennt ist. Wird das „Fell“ des Pilzes immer länger, entstehen herabhängende Fäden, die dem Pilz in Frankreich seinen Namen verleihen. Hier wird dieser nämlich als „Pom-pom blanc“, also als weißer Bommel, bezeichnet. Die Löwenmähne wächst an absterbenden oder toten Laubbäumen und ist in der gesamten nördlichen Hemisphäre verbreitet. Mittlerweile wird der Pilz vor allem in Japan und China, wo er deutlich bekannter ist als in Europa, vermehrt kultiviert. Aufgrund seiner hohen Anforderungen an seine Umgebung, ist es mühsam, ihn in der Natur in größeren Mengen für den Handel zu finden und zu sammeln - zumal die Nachfrage kontinuierlich steigt.
Inhaltsstoffe und ihre Wirkung
Der Fruchtkörper der Löwenmähne, also der weiße sichtbare Pilzkopf, als auch das Myzel sind reich an Proteinen, Aminosäuren, Mineralien, Vitaminen und bioaktiven Stoffen. In größeren Mengen wurden vor allem die Aminosäuren L-Alanin mit 2.43 mg/g und L-Leucin mit 2.38 mg/g sowie die Mineralstoffe Kalium und Phosphor mit 254 bzw. Die spezifischen Polysaccharide des Pilzes sind für die meisten positiven Wirkungen der Löwenmähne verantwortlich. Die besonderen Inhaltsstoffe der Löwenmähne machen ihn zu einem wahren Allrounder. Vor allem die in der Löwenmähne enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe Hericenon und Erinacin scheinen für die positive Wirkung auf das Nervensystem sowie auf die kognitive Leistungsfähigkeit verantwortlich zu sein. Dabei spielt der Nervenwachstumsfaktor NGF eine bedeutende Rolle.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wirkung auf das Gehirn
Professor Frederic Meunier, Forscher am Queensland-Brain-Institute, fand in einer Untersuchung neue Wirkstoffe in dem Pilz Hericium erinaceus (Löwenmähnen-Pilz). „Die Extrakte aus diesen Pilzen werden in asiatischen Ländern seit Jahrhunderten in der traditionellen Medizin verwendet, aber wir wollten ihre potenzielle Wirkung auf die Gehirnzellen wissenschaftlich bestimmen", so Meunier. Dabei haben präklinische Tests ergeben, dass der Pilzextrakt einen signifikanten Einfluss auf das Wachstum von Gehirnzellen hat, somit kann die Gedächtnisleistung verbessert werden. „In Labortests wurden die neurotrophen Wirkungen von aus Hericium erinaceus isolierten Verbindungen auf kultivierte Gehirnzellen gemessen, und überraschenderweise stellten wir fest, dass die Wirkstoffe die Projektionen von Neuronen fördern, die sich ausdehnen und mit anderen Neuronen verbinden.“ Die Wissenschaftler:innen konnten feststellen, dass der Pilzextrakt und seine aktiven Bestandteile die Größe der Wachstumszapfen stark erhöht. Für die Gehirnzellen sind diese besonders wichtig, um ihre Umgebung wahrzunehmen und neue Verbindungen mit anderen Neuronen im Gehirn herzustellen. Dies steigert die Gehirnleistung. Mitautor Ramon Martinez-Marmol ist überzeugt, dass diese positiven Ergebnisse relevant für die Behandlung und den Schutz vor neurodegenerativen kognitiven Störungen wie der Alzheimer-Krankheit sein könnte. „Unsere Idee war es, bioaktive Verbindungen aus natürlichen Quellen zu identifizieren, die das Gehirn erreichen und das Wachstum von Neuronen regulieren können, was zu einer verbesserten Gedächtnisbildung führt", so Martinez-Marmol.
Verbesserung des Nervenzellenwachstums und Gedächtnisstärkung
Löwenmähnenpilze besitzen einen Wirkstoff, der das Wachstum von Nervenzellen verbessert und das Gedächtnis stärkt. Dabei konnten sie herausfinden, dass Hericium erinaceus einen Wirkstoff besitzt, der das Wachstum von Nervenzellen verbessert und das Gedächtnis stärkt. „Mit Hilfe von hochauflösender Mikroskopie konnten wir feststellen, dass die Wirkstoffe des Pilzes die Größe der Wachstumszapfen erhöhen. Künftig könnte diese Entdeckung für die Behandlung und den Schutz vor neurodegenerativen Krankheiten, wie Alzheimer, von großer Bedeutung sein. „Unsere Idee war es, bioaktive Verbindungen aus einer natürlichen Quelle zu finden, die das Gehirn erreichen und das Wachstum von Neuronen regulieren können“, erklärt Ramon Martinez-Marmol, Co-Autor der Studie.
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Potenzial bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer
Tierstudien zeigen, dass die Löwenmähne und darin enthaltene Extrakte die Symptome des Gedächtnisverlusts bei Mäusen reduzieren und neuronale Schäden verhindern kann, die durch Alzheimer-Plaques verursacht werden. Angesichts des demografischen Wandels und der zunehmenden Zahl älterer Menschen in Deutschland und Europa steigt auch die Relevanz von Gehirn- und Nervenprävention.
Weitere gesundheitliche Vorteile
Neben den positiven Auswirkungen auf das Gehirn und das Nervensystem, wurden auch weitere gesundheitliche Vorteile des Löwenmähnenpilzes festgestellt.
Stimmungsaufhellende und angstlösende Wirkung
Die Entstehung von Depressionen und Ängsten kann durch viele Faktoren begünstigt werden - chronische Entzündungen, eine eingeschränkte Neuroplastizität sowie ein Mangel an Neurotransmittern sind ein paar davon. So zeigte eine Studie an 30 Frauen in den Wechseljahren, dass der tägliche Verzehr von Keksen, die den Pilz enthielten, zu weniger depressiven Symptomen und Angstgefühlen führte als Placebo-Kekse (10). Auch eine italienische Studie aus dem Jahr 2019 mit übergewichtigen und fettleibigen Menschen zeigte, dass die Löwenmähne Angstzustände, Depressionen und Schlafstörungen verbesserte (11). Drei 400-mg-Kapseln des Nahrungsergänzungsmittels Micotherapy Hericium täglich, das über acht Wochen eingenommen wurde, konnte Angstzustände, Depressionen und Schlafstörungen signifikant verbessern. Sie können Micotherapy Hericium online kaufen.
Verbesserung des Hörvermögens
Eine Hörschädigung kann viele Ursachen haben. So können etwa Lärm, eine ototoxische bzw. Bei altersbedingter Hörschädigung, die etwa ab 50 Jahren einsetzt, spielen übermäßige Schäden durch reaktive Sauerstoffspezies eine wichtige Rolle. Taiwanesische Forscher veröffentlichten im Jahr 2022 eine randomisierte, kontrollierte Studie, in der sie herausfanden, dass die Löwenmähne vor allem durch seine antioxidative Wirkung in der Lage ist, den Hörverlust bei Menschen zwischen 50 und 79 Jahre zu verbessern (12). Auch die Serumkonzentration des neurotrophen Faktors NGF erhöhte sich bei Menschen über 65 Jahren signifikant im Vergleich zur Kontrollgruppe, während der neurotrophe Faktor BDNF tendenziell anstieg.
Unterstützung des Verdauungssystems
Mehrere Studien belegen, dass sich die Löwenmähne positiv auf das Verdauungssystem auswirken kann. So kann der Pilz etwa dabei helfen, Magengeschwüre zu verhindern. So zeigte etwa eine 2016 veröffentlichte norwegische Studie an Patienten mit Colitis ulcerosa, dass das Arzneimittel AndoSan, das zu 15 % aus Löwenmähnen-Extrakt besteht, nach drei Wochen zu einer Verbesserung der Symptome und der Lebensqualität führte (14). Die positive Wirkung von AndoSan auf entzündliche Darmerkrankungen scheint auf das Zusammenspiel der drei darin enthaltenen Pilze zurückzuführen zu sein. Für die körperliche und psychische Gesundheit unerlässlich ist eine gesunde Darmflora. Diese kann etwa durch eine nährstoffreiche Ernährung mit vielen Ballaststoffen, durch präbiotische Lebensmittel oder Omega-3-Fettsäuren gefördert werden. Bei den 13 Teilnehmern handelte es sich um gesunde Erwachsene, die sieben Tage lang dreimal täglich 1 g Löwenmähnen-Pulver einnehmen sollten. Es stellte sich heraus, dass der Pilz die Alpha-Diversität, also die Artenvielfalt der Bakterien in der Darmflora, als auch die Häufigkeit einiger Bakterien, die kurzkettige Fettsäuren produzieren, erhöhte. Gleichzeitig führte die Einnahme des Pilzes in der Studie zu einer Reduktion von Darmbakterien, die mit der Entstehung von Krankheiten in Verbindung gebracht werden (5).
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Stärkung des Immunsystems
Für ein starkes Immunsystem ist ein gesunder Darm essentiell - denn 80 % der Immunzellen befinden sich in der Darmschleimhaut.
Positive Auswirkungen auf Herzgesundheit und Blutzuckerspiegel
Auch die Gesundheitsrisiken, die mit Fettleibigkeit einhergehen, konnten durch den Pilz reduziert werden (24). Der Extrakt der Löwenmähne kann sich überdies positiv auf einige der wichtigsten Risikofaktoren für Herzerkrankungen auswirken. Zellstudien ergaben außerdem, dass Löwenmähnen-Extrakt dazu beitragen kann, die Oxidation des LDL-Cholesterins im Blutkreislauf zu verhindern (29). Die Ergebnisse aus Zell- und Tierstudien zur Wirksamkeit der Löwenmähne bei Herzerkrankungen sind vielversprechend, Studien am Menschen sind jedoch noch ausstehend. Ein Erklärungsansatz für die blutzuckersenkende Wirkung besteht darin, dass die Löwenmähne die Aktivität des Enzyms Alpha-Glucosidase blockiert (33). Das Enzym baut Kohlenhydrate im Dünndarm ab, ähnlich wie das bei Alpha-Glucosidase-Hemmern der Fall ist, die als Medikament zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt werden (z. B. Achten Sie jedoch bei der Einnahme der Löwenmähne darauf, dass diese mit anderen Mitteln, die zur Behandlung von Diabetes eingenommen werden, interagieren können und unter Umständen zu einem zu niedrigen Blutzucker führen kann.
Nebenwirkungen und Dosierung
Die Löwenmähne scheint Studien zufolge nur selten und wenige Nebenwirkungen zu haben. In einer weiteren bereits erwähnten Studie über die Wirkung der Löwenmähne bei Alzheimer berichteten lediglich vier von 68 Teilnehmern von Bauchbeschwerden, Übelkeit und Hautausschlag (35). In Tierstudien konnte gezeigt werden, dass unerwünschte Wirkungen selbst bei hohen Dosen von bis zu 5 g pro kg Körpergewicht und Tag über einen Monat ausblieben (36). Wer jedoch allergisch auf Pilze reagiert, sollte die Löwenmähne meiden. Für die Löwenmähne gibt es keine Standarddosierung, die für alle Menschen gilt. Die Dosierung ist abhängig von Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand oder anderen Medikamenten, die eingenommen werden. Um die kognitive Funktion zu verbessern, empfehlen Forscher 3-5 g des getrockneten Fruchtkörpers pro Tag einzunehmen (38). In der oben beschriebenen Studie verbesserten sich die kognitiven Funktionen etwa bei der Einnahme von dreimal täglich vier 250 mg-Tabletten, also insgesamt 3 g pro Tag.
Verwendung in der Küche und als Nahrungsergänzungsmittel
Der Geschmack des Pilzes wird als hummerähnlich beschrieben, weshalb er als Fleischersatz verwendet werden kann sowie als leckere Zutat für Risotto, Pasta oder Suppe dienen kann. In Form von Pulver kann die Löwenmähne auch in heißes Wasser, Tee, Kaffee, Eistee, Smoothies oder auch in eine Goldene Milch gemischt sowie den verschiedensten Speisen untergerührt werden. Bei Löwenmähnen-Kapseln gibt es Unterschiede: Es gibt Kapseln, die entweder Pulver aus dem Fruchtkörper, Pulver aus dem Myzel oder eine Mischung aus beiden Pulverarten enthalten und es gibt Kapseln, die einen Pilzextrakt enthalten. Die meisten Kapseln, die es zu kaufen gibt, enthalten jedoch das Fruchtkörperpulver oder beide Teile des Pilzes. Forscher sind der Meinung, dass die Löwenmähne am besten frisch verzehrt werden sollte, da durch die Verarbeitung und die Erhitzung des Pilzes, die die Haltbarkeit verlängern soll, die positive Wirkung auf das Nervensystem beeinträchtigt wird (39). Frische Löwenmähne ist etwa in Deutschland nicht im Supermarkt um die Ecke zu finden, sondern wird lediglich in Spezialitätengeschäften oder online angeboten. Da der Pilz im Vergleich zu anderen Pilzarten sehr langsam wächst, ist er jedoch nicht gerade günstig.
Zucht des Löwenmähnenpilzes
Mit ein bisschen Geduld können Sie den Pilz aber auch selbst züchten.
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- Spülen Sie die Löwenmähne vorsichtig ab und schneiden Sie den Pilz anschließend in gleichmäßige Scheiben.
- 3.
- 4. Legen Sie die Pilzstücke zusammen mit etwas frischem oder getrocknetem Rosmarin und Thymian in die Pfanne und drücken Sie die Knoblauchzehen dazu.
- Die Löwenmähne kann ganzjährig im Haus oder im Gewächshaus gezüchtet werden. Allerdings ist die Zucht des Pilzes nicht ganz einfach, da er spezielle Anforderungen an Luftfeuchtigkeit und Temperatur stellt. Die weißen Fruchtkörper vertragen außerdem nicht allzu viel Licht. Um die Löwenmähne zu züchten, brauchen Sie das Pilzmyzel, das Sie online kaufen können und in einem Block aus Substrat erhalten. Nach dieser Aktivierungsphase reifen die weißen Fruchtkörper. Nun braucht die Löwenmähne mehr Wärme. Die Temperaturen sollten zwischen 18 und 24 Grad Celsius liegen.
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