Luft im Gehirn nach OP: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Das Vorhandensein von Gasen, meist Luft, innerhalb des Neurocraniums wird als Pneumocephalus bezeichnet. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Diagnose und Behandlung von Luft im Gehirn nach Operationen (postoperativer Pneumocephalus) und geht auch auf andere mögliche Ursachen für Luftembolien im Gehirn ein.

Ursachen für Luft im Gehirn

Ein Pneumocephalus kann verschiedene Ursachen haben:

  • Intrakranielle Operationen: Nach Operationen am Gehirn kann Luft in den Schädel eindringen.
  • Offenes Schädel-Hirn-Trauma: Verletzungen, die den Schädel öffnen, können zum Eindringen von Luft führen.
  • Intrakranielle Infektionen: In seltenen Fällen können Infektionen im Schädelinneren zur Bildung von Gasansammlungen führen.
  • Gutartige Knochentumoren: Langsam wachsende Knochentumoren in den Nasennebenhöhlen können den Knochen zwischen Nasennebenhöhlen und Gehirn zermürben, wodurch Luft eindringen kann (Pneumatozele).
  • Verletzungen: In seltenen Fällen können Verletzungen, etwa bei einem Niesanfall, zu Verletzungen im Schädelinneren und damit zu einer Pneumatozele führen.
  • Iatrogene Ursachen: Medizinische Eingriffe wie Manipulationen am Zentralvenenkatheter, Bypass-Operationen, Lungenbiopsien, ERCP oder Angiografien können versehentlich zu einer zerebralen Luftembolie führen.

Diagnose

Die Diagnose eines Pneumocephalus erfolgt in der Regel durch bildgebende Verfahren:

  • Computertomographie (CT): Die CT-Bildgebung ist optimal, um intrakranielle Lufteinschlüsse darzustellen. Sie ist weniger zeitaufwendig als die MRT und in der Regel geeignet, um Luft darzustellen.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Auch in der MRT-Bildgebung lassen sich intrakranielle Lufteinschlüsse darstellen.

Symptome

Die Symptome eines Pneumocephalus können variieren, abhängig von der Größe und Lokalisation der Luftansammlung:

  • Keine Symptome: Manche Betroffene bemerken gar nichts.
  • Kopfschmerzen
  • Unruhe
  • Mentale Probleme
  • Druck im Kopf
  • Blubbern im Kopf: Das Gefühl, dass es im Kopf blubbert, insbesondere bei Kopfbewegungen.
  • Neurologische Symptome: Hemiparesen, Tetraplegien, Hyper- oder Areflexie, Krampfanfälle, Status epilepticus.
  • Neuropsychologische Störungen: Bewusstseinsverlust, Verwirrtheit, Schwindel.
  • Kardiopulmonale Symptome: Tachykardie, Zyanose, Atemstillstand (bei Luftembolien).

Behandlung des postoperativen Pneumocephalus

Ein ausgeprägter oder symptomatischer postoperativer Pneumocephalus kann behandelt werden. Die Behandlung zielt darauf ab, die Luftansammlung zu reduzieren und die Symptome zu lindern:

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  • Erhöhung des FiO2: Die Erhöhung des FiO2 (inspiratorische Sauerstofffraktion) führt zu einer erhöhten Resorption der intrakraniellen Luft. Eine Applikation von 100 % FiO2 kann für 24-48 Stunden ohne schwerwiegende pulmonale Toxizität toleriert werden.
  • Chirurgische Evakuierung: Ein Spannungspneumocephalus kann schwerwiegende Symptome verursachen und sollte mit einer ähnlichen Dringlichkeit wie eine intrakranielle Blutung evakuiert werden. Dafür müssten die Ärzte den Schädelknochen öffnen, um die Luftkammer sowie den Tumor zu entfernen.
  • Beobachtung: In manchen Fällen kann man abwarten, da sich die Beschwerden durch die natürliche Resorption der Luft verbessern können.

Luftembolien im Gehirn: Eine besondere Gefahr

Eine Luftembolie entsteht, wenn Luft in die Blutbahn gelangt. Dies kann im Rahmen verschiedener medizinischer Eingriffe geschehen.

Ursachen für iatrogene zerebrale Luftembolien

Eine breite Palette von Ursachen kann eine Rolle spielen:

  • Zentralvenenkatheter (ZVK): Manipulationen am ZVK sind eine häufige Ursache. Offene Katheter oder das versehentliche Injizieren von Luft können zu einer Luftembolie führen.
  • Bypass-Operationen
  • Lungenbiopsien
  • ERCP (endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie)
  • Angiografie mit Kontrastmittel
  • Dialyse: Patienten können bei der häuslichen Dialyse Luft in den Katheter spülen.
  • Defektes Equipment oder gerissene Schläuche

Vorbeugende Maßnahmen

Bekannte Maßnahmen zur Verhinderung von Luftembolien müssen genutzt werden:

  • Sorgfältiger Umgang mit Kathetern: Offene Katheter vermeiden, korrekte Handhabung von Infusionssystemen sicherstellen.
  • Patientenaufklärung: Patienten vor dem Anlegen eines ZVK entsprechend aufklären, um versehentliche Unterbrechungen zu vermeiden.
  • Vermeidung von Luft in Infusionssystemen: Schläuche für Infusionen weitestgehend luftleer machen.
  • Geschlossene Systeme verwenden: Mit geschlossenen Systemen kann die Komplikation vermieden werden.
  • Vorsicht bei Druckinfusionen: Druck-Infusionssysteme vollständig luftleer machen.
  • Schulungen des Personals: Regelmäßige Schulungen des medizinischen Personals zum Thema Luftembolie.
  • Sichere Entfernung von ZVKs: Die Entfernung von intravasalen Zugängen sollte nur durch erfahrenes Fachpersonal erfolgen. Die Entfernung von Kathetern in sitzender Lage des Patienten ist gefährlich. Der luftdichte Verschluss der Lumina ist zu prüfen und sicherzustellen.

Diagnose und Behandlung von Luftembolien

Die Diagnose einer zerebralen Luftembolie erfolgt in der Regel durch:

  • CT-Scan: Diese Untersuchungsmethode ist weniger zeitintensiv als die MRT und für gewöhnlich auch geeignet, um Luft darzustellen.
  • Direkte Beobachtung: In manchen Fällen kann der Lufteintritt direkt beobachtet werden, beispielsweise während der Angiografie.

Die Behandlung einer zerebralen Luftembolie sollte so schnell wie möglich erfolgen:

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  • Hyperbarer Sauerstoff (HBO): Dabei wurden die besten Resultate erzielt, wenn die Maßnahme innerhalb von sechs bis sieben Stunden erfolgte.
  • Lagerung: Die Lagerung nach Trendelenburg (mit dem Kopf leicht nach unten) ist umstritten, da die Gefahr besteht, dass sich das Hirnödem dadurch noch verstärkt.
  • Unterbindung des Lufteintritts: Bei Verdacht auf einen Lufteintritt sollte ein weiterer Lufteintritt sofort unterbunden werden.
  • Flache Rückenlage/Linksseitenlage: Der Patient sollte so schnell wie möglich in eine flache Rückenlage, gegebenenfalls in eine Linksseitenlage gebracht werden.
  • Erhöhung des zentralen Venendrucks: Durch Vasalva-Manöver und Volumenzufuhr sollte versucht werden, den zentralen Venendruck zu erhöhen.
  • Sauerstoffgabe: Angezeigt sein können eine 100%ige Sauerstoffgabe.
  • Katecholamine: Die Verabreichung von Katecholaminen kann erforderlich sein.
  • Reanimation: Auf eine nötig werdende Reanimation sollte man vorbereitet sein.

Fallbeispiele aus der Gutachterkommission

Die Gutachterkommission hatte sich in einigen Fällen mit dem Vorwurf einer Luftembolie zu befassen. Behandlungsfehler wurden festgestellt bei interventionellen Behandlungen, Herzkatheteruntersuchungen sowie bei einer ZVK-Entfernung.

  • Fall 1: Zentralvenöser Katheter: Die Entfernung eines ZVK in sitzender Position führte zu einer massiven Luftembolie.
  • Fall 2: Herzkatheter: Eine minimale Luftembolie während einer Herzkatheteruntersuchung führte zu einem kurzzeitigen Herzstillstand.
  • Fall 3: Herzkatheter: Eine Luftembolie größeren Ausmaßes während einer Herzkatheteruntersuchung führte zu einem Herz-Kreislauf-Versagen.
  • Fall 4 und 5: Interventioneller PFO-Verschluss: Massive Luftembolien mit Hypoxie traten im Rahmen eines elektiven Verschlusses eines persistierenden Foramen ovale (PFO) auf.

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