Magnesium gegen Krämpfe: Was wirklich hilft

Muskelkrämpfe, insbesondere in den Waden, sind ein weit verbreitetes Phänomen, das viele Menschen betrifft. Sie können plötzlich auftreten, oft nachts oder nach dem Sport, und sind in der Regel mit starken Schmerzen verbunden. Obwohl sie meist harmlos sind und von selbst wieder verschwinden, können sie die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Muskelkrämpfen, die Rolle von Magnesium und andere wirksame Behandlungs- und Präventionsstrategien.

Ursachen von Wadenkrämpfen

Die Ursachen von Wadenkrämpfen sind vielfältig. In vielen Fällen handelt es sich um idiopathische Beinkrämpfe, bei denen keine klare Ursache identifiziert werden kann. Mögliche Auslöser sind jedoch:

  • Starke oder ungewohnte Belastung: Eine Überanstrengung der Muskulatur, insbesondere bei ungewohnten Bewegungen, kann Krämpfe auslösen.
  • Verminderte Durchblutung: Eine schlechte Durchblutung der Beinmuskulatur kann ebenfalls zu Krämpfen führen.
  • Alter: Mit zunehmendem Alter verkürzen sich Sehnen und Muskeln, was das Risiko von Krämpfen erhöhen kann.
  • Medikamente: Bestimmte Medikamente wie Cholesterinsenker (Statine), entwässernde Medikamente (Thiazide) oder Blutdrucksenker (Calciumkanalantagonisten wie Nifedipin) können als Nebenwirkung Wadenkrämpfe verursachen.
  • Erkrankungen: Bestimmte Erkrankungen wie periphere arterielle Verschlusskrankheit (Schaufensterkrankheit), Schilddrüsen- und Hormonstörungen, Diabetes mellitus, Parkinson oder das Restless-Legs-Syndrom können mit wiederholten Wadenkrämpfen einhergehen.
  • Flüssigkeits- und Elektrolytmangel: Ein Ungleichgewicht im Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt, beispielsweise in der Schwangerschaft oder bei Dialysepatienten, kann Krämpfe begünstigen.

Magnesium und seine Rolle bei Muskelkrämpfen

Magnesium ist ein essenzieller Mineralstoff, der an zahlreichen Stoffwechselprozessen im Körper beteiligt ist, einschließlich der Muskelfunktion. Es wird oft zur Vorbeugung von Muskelkrämpfen eingesetzt, da ein Magnesiummangel die Erregbarkeit des Nervensystems erhöhen und so Muskelkrämpfe verursachen kann.

Magnesiummangel als Ursache

Eine unzureichende Magnesiumversorgung kann tatsächlich zu Muskelkrämpfen führen, da Magnesium als Gegenspieler von Calcium für die Entspannung der Muskeln nach einer Kontraktion benötigt wird. Fehlt Magnesium, kann das für die Muskelkontraktion verantwortliche Calcium die Nervenzellen überreizen und ein unwillkürliches Zusammenziehen der Muskelpartien auslösen.

Magnesium in der Schwangerschaft

Krämpfe in der Schwangerschaft können ein Anzeichen für Magnesiummangel sein, da der Magnesiumbedarf im letzten Schwangerschaftsdrittel ansteigt. Auch die Magnesiumkonzentration bei Schwangeren und Stillenden unterliegt tageszeitlichen Schwankungen und ist am frühen Morgen geringer als tagsüber.

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Studienlage zur Wirksamkeit von Magnesium

Obwohl Magnesium bei Muskelkrämpfen häufig eingesetzt wird, ist die wissenschaftliche Evidenz für seine Wirksamkeit nicht eindeutig. Einige Studien deuten darauf hin, dass Magnesium bei bestimmten Personengruppen, wie Schwangeren, hilfreich sein kann. Eine Gruppe portugiesischer Allgemeinmediziner um Dr. Mara Arruda aus Praia de Vitória suchte nach Literatur hoher Evidenzstufe zu Magnesium und Muskelkrämpfen bei gesunden, nicht-schwangeren, auch älteren Menschen. Das Ergebnis: Magnesium konnte idiopathische Muskelkrämpfe klinisch nicht besser vermeiden als Placebo. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie weist ebenfalls darauf hin, dass die Wirksamkeit von Magnesium gegen Krämpfe nicht eindeutig wissenschaftlich nachgewiesen ist.

Magnesium für Sportler

Sportler haben einen höheren Bedarf an Magnesium, da sie durch Schwitzen vermehrt Magnesium und andere Mineralstoffe ausscheiden. Allerdings deutet die Forschung darauf hin, dass Muskelkrämpfe bei Sportlern häufiger auf Fehl- oder Überbelastung zurückzuführen sind als auf einen Magnesiummangel.

Magnesiumpräparate: Was ist zu beachten?

Bei der Einnahme von Magnesiumpräparaten sollte die Dosierung beachtet werden. Eine Dosierung von täglich 350 bis 400 mg Magnesium ist insbesondere für den Therapie-Einstieg geeignet. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt eine Tageshöchstdosis von 250 mg, da Magnesium zusätzlich über die Nahrung aufgenommen wird und eine Überdosierung möglich sein kann. Zu hohe Dosen können zu Durchfall und Magen-Darm-Beschwerden führen.

Organische Magnesiumverbindungen wie Magnesium-Aspartat, -Orotat oder -Citrat werden vom Körper besonders gut aufgenommen.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten und Präventionsmaßnahmen

Neben Magnesium gibt es verschiedene andere Möglichkeiten, Muskelkrämpfe zu behandeln und vorzubeugen:

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Sofortmaßnahmen bei einem Krampf

  • Dehnen: Den betroffenen Muskel massieren und langsam und vorsichtig dehnen. Bei einem Wadenkrampf kann man die Zehen in Richtung Schienbein ziehen und die Position für einige Sekunden halten.
  • Wärme: Eine warme Dusche oder eine Wärmflasche auf die betroffene Stelle können die Muskulatur entspannen.
  • Bewegung: Das Ausschütteln der Beine und vorsichtiges Gehen können einen Krampf im Bein ebenfalls lindern.

Vorbeugende Maßnahmen

  • Regelmäßiges Dehnen: Regelmäßiges Dehnen der betroffenen Muskeln oder leichte sportliche Betätigung vor dem Schlafengehen können helfen.
  • Ausreichend trinken: Trinken Sie ausreichend, mindestens anderthalb bis zwei Liter pro Tag - insbesondere nach dem Sport, nach körperlicher Arbeit und an warmen Tagen.
  • Alkohol und Koffein meiden: Meiden Sie Alkohol und Koffein, da diese den Elektrolythaushalt stören können.
  • Medikamentenüberprüfung: Wenn Medikamente Wadenkrämpfe auslösen, kann in Absprache mit dem Arzt ein Wechsel des Präparats in Betracht gezogen werden.
  • Fußgymnastik und Sport: Regelmäßige Fußgymnastik und leichter Sport wie Walking, Radfahren und Schwimmen können helfen, die Muskeln zu trainieren.
  • Massage: Eine tägliche sanfte Massage der Muskeln kann helfen, Verkrampfungen vorzubeugen.

Medikamentöse Therapie

  • Chinin: Bei starken Beschwerden kann eine medikamentöse Therapie mit Chinin sinnvoll sein. Allerdings kann Chinin Störungen der Blutgerinnung und andere schwere Nebenwirkungen verursachen, daher wird es nur bei sehr schweren Krämpfen verschrieben.
  • Gurkenwasser: Eine kleine US-Studie deutet darauf hin, dass Gurkenwasser die Krampfdauer verkürzen kann.

Weitere Ursachen abklären

Treten Wadenkrämpfe trotz Magnesiumeinnahme häufig auf, sollten weitere Ursachen in Betracht gezogen werden, wie muskuläre oder neurologische Erkrankungen sowie Erkrankungen der Niere oder Nebenschilddrüse.

Ernährung und Lebensstil

Eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil spielen eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung von Muskelkrämpfen.

Magnesiumreiche Ernährung

Eine magnesiumreiche Ernährung ist wichtig, um einem Magnesiummangel vorzubeugen. Magnesiumreiche Lebensmittel sind beispielsweise:

  • Bananen
  • Brokkoli
  • Vollkornbrot
  • Nüsse
  • Sonnenblumenkerne

Flüssigkeitszufuhr

Beim Schwitzen verliert der Körper wertvolle Elektrolyte, darunter auch Magnesium. Daher ist es wichtig, nach dem Sport oder nach der Sauna ausreichend zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.

Bewegung im Alltag

Wer tagsüber hauptsächlich sitzt, bekommt häufiger Wadenkrämpfe. Zur Vorbeugung hat es sich bewährt, die Füße öfter mal hochzulegen.

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Aufwärmen vor dem Sport

Vorbeugend sollten Sportler sich gut aufwärmen. Gerade bei Schwimmern kann es häufig zu Wadenkrämpfen kommen. Es ist möglich, dass die plötzliche Abkühlung der Beinmuskulatur eine Ursache dafür ist.

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