Malu Dreyer: Gesundheitszustand, MS-Erkrankung und politischer Umgang

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) leidet an Multipler Sklerose (MS), einer chronisch-entzündlichen аутоиммунен Erkrankung des zentralen Nervensystems. Ihre öffentliche Amtszeit war geprägt von Offenheit im Umgang mit ihrer Erkrankung, aber auch von Herausforderungen und Diskriminierungen. Dieser Artikel beleuchtet Dreyers Gesundheitszustand, die Auswirkungen ihrer MS-Erkrankung und den politischen Umgang damit.

Diagnose und erste Reaktionen

Malu Dreyer erhielt die Diagnose Multiple Sklerose im Alter von 34 Jahren. Für die damals junge Staatsanwältin und spätere Bürgermeisterin von Bad Kreuznach war dies ein Schock. Sie beschrieb sich selbst als "Malu unkaputtbar", sportlich und beruflich erfolgreich. Die Diagnose stellte ihr Leben in Frage und konfrontierte sie mit der Ungewissheit, wie sich die Krankheit entwickeln würde.

Dreyer entschied sich zunächst, die Diagnose nicht öffentlich zu machen, sondern nur Familie und engen Vertrauten anzuvertrauen. Dieser Rat ihres Arztes half ihr, mit den Ängsten und der Hilflosigkeit anderer umzugehen. Sie verschwand zwischenzeitlich aus den Medien, da man sich offenbar nicht vorstellen konnte, dass sie mit dieser Erkrankung Ministerpräsidentin werden könnte.

Leben mit MS und politische Karriere

Trotz der Diagnose setzte Dreyer ihre politische Karriere fort. Sie wurde 2002 Sozialministerin in Rheinland-Pfalz und 2013 Ministerpräsidentin, als Nachfolgerin von Kurt Beck. Dabei half ihr eine gute Selbsteinschätzung, Resilienz, Teamarbeit und Leidenschaft für die Sache.

Dreyer ging offen mit ihrer Erkrankung um, betonte aber, dass sie nicht über die Erkrankung definiert werden wolle, sondern über das, was sie tut. Sie nutzte Hilfsmittel wie ein Elektromobil oder einen Rollstuhl, um ihren Alltag zu bewältigen und längere Strecken zurückzulegen. Sie sagte, dass sie gelernt habe, sich Hilfsmittel zu nehmen, wenn sie sie brauche und die Scham abzulegen.

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Herausforderungen und Diskriminierungen

Trotz der Offenheit und des positiven Umgangs mit ihrer Erkrankung sah sich Dreyer auch mit Herausforderungen und Diskriminierungen konfrontiert. Ein CDU-Lokalpolitiker in Koblenz sorgte mit abfälligen Äußerungen über ihren Gesundheitszustand für einen Eklat. Er fragte, ob die SPD mit Dreyer nun "auf der behinderten Mitleidsschiene" fahren wolle und postete Bilder, die sie im Rollstuhl zeigen.

Die CDU-Landeschefin Julia Klöckner reagierte entsetzt und distanzierte sich von den Äußerungen. Der Vorstand des CDU-Ortsverbandes Koblenz-Süd trat zurück und ein Parteiausschlussverfahren wurde eingeleitet. Dreyer selbst betonte, dass solche Diskriminierungen nicht mit einer liberalen Demokratie vereinbar seien, in der alle Menschen die gleiche Würde haben und das gleiche Recht auf Teilhabe.

MS: Eine Krankheit mit vielen Gesichtern

Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise Bestandteile des eigenen Körpers angreift, insbesondere die Nervenhüllen im Gehirn und Rückenmark. Dies führt zu Entzündungen und Schädigungen, die unterschiedliche Symptome verursachen können.

Die Symptome von MS sind vielfältig und können von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein. Häufige Symptome sind:

  • Motorische Störungen (Lähmungen, Unsicherheit beim Gehen und Greifen)
  • Sehstörungen
  • Gefühlsstörungen der Haut (Kribbeln, Schmerzen, Taubheit)
  • "Verwaschenes" Sprechen
  • Spastische Lähmungserscheinungen
  • Blasenentleerungs-Störungen
  • Abnormale Erschöpfbarkeit (Fatigue)
  • Kognitive Störungen (Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen)
  • Depressive Verstimmungen

Der Verlauf der Krankheit kann ebenfalls sehr unterschiedlich sein. Bei den meisten Patienten verläuft die Krankheit zunächst in Schüben, bei denen Symptome auftreten und wieder abklingen. Nach zehn bis 20 Jahren gehen viele Patienten in eine chronisch-progrediente Verlaufsform über, bei der die Beschwerden langsam zunehmen.

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Moderne Therapieansätze

Obwohl MS als unheilbar gilt, gibt es heute viele Behandlungsmöglichkeiten, die den Verlauf der Krankheit beeinflussen und die Symptome lindern können. In der Schubtherapie werden hochdosierte Kortikoide eingesetzt, um die Entzündungen zu reduzieren. Um Schüben vorzubeugen, werden immunmodulatorische Medikamente eingesetzt. Auch Antikörpertherapien, Tabletten, Injektionen und Infusionen kommen zum Einsatz.

Neurologe Christoph Kleinschnitz betont, dass die MS ihren Schrecken verloren hat und die Patienten heute in der Regel ein aktives Berufs- und Sozialleben führen können. Die Medikamente wirken hervorragend gegen die Entzündung und es gibt eine Vielzahl neuer, innovativer Therapien.

Rücktritt und Vermächtnis

Malu Dreyer trat im Jahr 2024 als Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz zurück. Sie begründete ihren Rücktritt damit, dass ihr die Kraft ausgehe, ihr Amt weiter auszuführen. Sie habe das Land immer mit Leidenschaft und Energie geführt, die ihr nun zunehmend fehlen würden.

Dreyer blickte mit großer Dankbarkeit auf ihr berufliches Leben zurück und betonte, dass der Generationenwechsel in ihrer Nachfolge gut gelungen sei. Sie plant, sich nun zurückzuziehen und sich mit ihrem Mann in ihrer Stiftung zu engagieren, die Versöhnungs- und Demokratieprojekte fördert.

Ihr Vermächtnis ist geprägt von Offenheit, Mut und Engagement. Sie hat gezeigt, dass man mit einer chronischen Erkrankung ein erfolgreiches und erfülltes Leben führen kann. Sie war ein Vorbild für viele Menschen mit MS und hat dazu beigetragen, dass die Gesellschaft offener und toleranter gegenüber Menschen mit Behinderung geworden ist.

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Gesellschaftlicher Wandel und Vorbilder

Dreyer selbst sagte, dass es zu Beginn ihrer Diagnose keine öffentlichen Vorbilder gab, die ihr hätten zeigen können, dass man sein Leben mit MS positiv gestalten kann. Sie freute sich, dass viele Menschen mit einer chronischen Erkrankung sie als Vorbild sehen.

Sie betonte, dass Barrieren aus dem Weg geräumt werden können, wenn man seine Stärken und Schwächen kennt und sich in einer bestimmten Aufgabe sieht. Sie rief dazu auf, sich nicht von Einschränkungen entmutigen zu lassen, sondern Unterstützung zu suchen und die eigenen Leidenschaften zu verfolgen.

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