Morbus Parkinson, auch bekannt als Schüttellähmung, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die hauptsächlich ältere Menschen betrifft. Die Vorstellung, dass die Parkinson-Erkrankung nur bei älteren Menschen auftritt, ist ein noch immer weitverbreiteter Irrtum. Doch auch junge Menschen können an Parkinson erkranken, was als "Young-Onset Parkinson" oder juveniler Parkinson bezeichnet wird.
Was ist Morbus Parkinson?
Morbus Parkinson ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung des Nervensystems. Dabei kommt es zu einem allmählichen Verlust von Nervenzellen im Gehirn, insbesondere in der Substantia nigra, einem Bereich, der für die Produktion des Botenstoffs Dopamin verantwortlich ist. Dopamin spielt eine entscheidende Rolle bei der Feinabstimmung der Muskelbewegung und der Initiierung von Bewegungen. Durch den Dopaminmangel entstehen die typischen Parkinson-Symptome.
Ursachen von Parkinson bei jungen Menschen
Die Ursachen für das Nervenzellsterben bei Parkinson sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Bei jungen Parkinson-Patienten scheint eine größere genetische Veranlagung für die Krankheit vorzuliegen. Zehn Prozent der Parkinson-Erkrankungen sind genetisch bedingt, d.h. durch Vererbung. Patienten mit genetischer Parkinson sind im Schnitt etwas jünger, wenn sich Symptome zeigen: oft treten erbliche Formen schon vor dem 50. Lebensjahr auf.
Symptome von Parkinson bei jungen Menschen
Die Symptome von Parkinson können bei jungen Menschen ähnlich sein wie bei älteren Menschen, aber es gibt auch einige Unterschiede. Zu den klassischen motorischen Symptomen gehören:
- Muskelzittern (Tremor): Ein unwillkürliches Zittern, das typischerweise im Ruhezustand auftritt und sich bei emotionaler Belastung verstärken kann.
- Muskelsteifheit (Rigor): Eine Steifheit der Muskeln, die häufig Nacken, Arme und Beine betrifft und zu einer vornübergebeugten Körperhaltung führen kann.
- Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese): Eine Verlangsamung der Bewegungsfähigkeit, die sich in kleinen Schritten, einer maskenhaften Mimik und einer kleiner werdenden Handschrift äußern kann.
- Posturale Instabilität: Gleichgewichtsstörungen, die zu Unsicherheit beim Gehen und Stehen und einer erhöhten Sturzgefahr führen können.
Neben den motorischen Symptomen können auch nicht-motorische Symptome auftreten, wie z.B.:
Lesen Sie auch: Parkinson-Symptome bei jungen Erwachsenen
- Depressionen
- Schlafstörungen
- Verstopfung
- Störungen des Geruchssinns (Hyposmie/Anosmie)
- Eine leisere, monotone Stimme
- Das fehlende Mitschwingen eines Armes beim Gehen
Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome bei frühem Parkinson pro Person unterschiedlich sein können. So wie bei Patienten von 60 Jahren und älter unterscheiden sich die Symptome bei frühem Parkinson pro Person.
Unterschiede zu älteren Parkinson-Patienten
Junge Parkinson-Patienten weisen einige Besonderheiten auf, die bei der Behandlung berücksichtigt werden müssen:
- Langsameres Fortschreiten der Krankheit: Die Krankheit entwickelt sich bei jüngeren Patienten tendenziell langsamer.
- Länger erhaltene kognitive Funktionen: Jüngere Patienten behalten ihre kognitiven Fähigkeiten in der Regel länger als ältere Patienten.
- Größere Sensibilität für Nebenwirkungen von Medikamenten: Jüngere Patienten reagieren oft empfindlicher auf die Nebenwirkungen von Parkinson-Medikamenten wie Zittern, Schwierigkeiten beim Gehen und unkontrollierte Bewegungen (Dyskinesien).
- Längere Lebensdauer mit der Krankheit: Da jüngere Patienten länger mit der Krankheit leben müssen, ist eine langfristige Behandlungsstrategie besonders wichtig.
Diagnose von Parkinson bei jungen Menschen
Die Diagnose von Parkinson bei jungen Menschen kann eine Herausforderung sein, da Ärzte bei jüngeren Patienten möglicherweise nicht sofort an Parkinson als Ursache für die Symptome denken. Die Diagnose basiert in der Regel auf einer Kombination aus:
- Klinischer Untersuchung: Beurteilung der motorischen und nicht-motorischen Symptome durch einen Neurologen.
- Neurologischen Tests: Überprüfung von Reflexen, Koordination, Gleichgewicht und anderen neurologischen Funktionen.
- Bildgebenden Verfahren: MRT oder CT, um andere neurologische Erkrankungen auszuschließen.
- L-Dopa-Test: Überprüfung, ob die Symptome auf die Einnahme von L-Dopa, einem Medikament zur Behandlung von Parkinson, ansprechen.
Zur Bestätigung der Diagnose ist es daher immer sinnvoll, differenziert die Riechfähigkeit zu prüfen.
Behandlung von Parkinson bei jungen Menschen
Die Behandlung von Parkinson bei jungen Menschen zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Da jüngere Patienten sensibler auf die Nebenwirkungen von Medikamenten reagieren und länger mit der Krankheit leben müssen, wird die Verwendung von L-Dopa so lange wie möglich hinausgezögert. Zu den Behandlungsoptionen gehören:
Lesen Sie auch: 10-Jahres-Verlauf von Parkinson
- Medikamentöse Therapie:
- L-Dopa (Levodopa): Ein Hauptmedikament, das im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird.
- Dopaminagonisten: Substanzen, die die Dopamin-Rezeptoren im Gehirn direkt stimulieren.
- MAO-B-Hemmer: Medikamente, die den Abbau von Dopamin im Gehirn verlangsamen.
- COMT-Hemmer: Medikamente, die den Abbau von L-Dopa im Körper verlangsamen.
- Tiefe Hirnstimulation (THS): Ein chirurgischer Eingriff, bei dem Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns implantiert werden, um die Symptome zu lindern.
- Physio- und Ergotherapie: Zur Verbesserung der Beweglichkeit, Koordination und des Gleichgewichts.
- Logopädie: Zur Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen.
- Psychotherapie: Zur Unterstützung bei Depressionen, Angstzuständen und anderen psychischen Problemen.
- Medizinisches Cannabis: Kann für die Behandlung von parkinsontypischen Begleitsymptomen wie Zittern, Schmerzen, Schlafstörungen und psychischen Beschwerden in Frage kommen.
Leben mit Parkinson bei jungen Menschen
Die Diagnose Parkinson in jungen Jahren kann eine große Herausforderung sein. Es ist wichtig, sich über die Krankheit und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Ein unmittelbarer medikamentöser Therapiebeginn kann dabei helfen, trotz der Erkrankung das bisherige Leben über mehrere Jahre hinweg weitgehend unbeeinträchtigt fortzuführen und auch dem Beruf weiter nachzugehen.
Gerade in jungen Jahren sollte man sich mit dem Lebenspartner, Freunden und Bekannten sowie gleichaltrige Parkinsonerkrankte beraten. Denn viele Fragen stellen sich auf einmal, wie z. B.:
- Wann soll ich den Arbeitgeber über meine Erkrankung informieren?
- Was kann ich tun, um meine Erwerbstätigkeit möglichst lange zu erhalten?
- Wie lange werde ich noch Auto fahren können?
- Wie wirkt sich die Erkrankung auf das Sexualleben aus?
- Wann und wie kann man die Krankheit den eigenen Kindern oder Verwandten in der Familie vermitteln?
- Wie offen soll ich schon in jungen Jahren gegenüber Anderen mit der Krankheit umgehen?
- Wie kann ich noch weiterhin reisen und Kontakte zu Bekannten und Freunden halten?
Es ist ratsam, sich im Kreis gleich Erkrankter auszutauschen, engagieren und sich nicht zurückziehen oder isolieren. Solche Beratungen und Gespräche machen oft Mut, bieten Erkenntnisse und vermitteln Kraft.
Lesen Sie auch: Parkinson-Medikamente: Was Sie beachten müssen