Marc Herber und die Demenz: Eine Geschichte von Liebe, Verlust und dem langen Abschied von Alzheimer

Wenn Liebe bedeutet, in den dunkelsten Momenten beizustehen, dann ist die Geschichte von Hans Jürgen Herber und seiner Frau Yvonne ein ergreifendes Zeugnis davon. Yvonne erkrankte im Alter von nur 40 Jahren an Alzheimer, ausgelöst durch einen seltenen Gendefekt. Hans Jürgen Herber begleitete sie auf diesem schweren Weg, den er in seinem Buch "Der lange Abschied - Als meine Frau mit 40 an Alzheimer erkrankte" aufgeschrieben hat.

Eine Liebe, die früh begann

Hans und Yvonne Herber teilten ein erfülltes Leben. Sie heirateten im barocken Bolongpalast in Höchst und feierten ein rauschendes Fest mit Familie und Freunden. Einige Jahre später erfüllte sich ihr Wunsch nach einem Kind, als ihr Sohn Marc geboren wurde. Hans beschreibt den Moment, als er Marc zum ersten Mal in den Armen hielt, als den bewegendsten seines Lebens. Sie bauten ein Haus und erlebten eine kurze, gemeinsame Zeit voller Freude.

Erste Anzeichen der Veränderung

Doch das Glück sollte nicht von Dauer sein. Allmählich bemerkte Hans Veränderungen an Yvonne. Ihr Schreibtisch, einst ihr "Hoheitsgebiet", geriet außer Kontrolle. Rechnungen und Behördenkram blieben unerledigt, Mahnungen vom Finanzamt häuften sich. Yvonne selbst wirkte abwesend, vertieft in den PC oder schlafend darüber. Hans verlor langsam das Vertrauen in ihr Engagement und begann, alles nachzukontrollieren, was zu Gereiztheit und Fahrigkeit bei Yvonne führte.

Die Diagnose: Alzheimer

Die Ärzte vermuteten zunächst einen Burnout mit Depressionen und kognitiven Leistungseinbußen. Doch die Störungen der Merkfähigkeit blieben bestehen. Schließlich kam die erschütternde Diagnose: Alzheimer. Hans beschreibt es als einen "Schrecken schlechthin", ein "schwarzes Loch ohne Boden".

Der Verlauf der Krankheit

Mit der Zeit verstärkten sich die Symptome. Yvonne zog sich in Gesprächen zurück, verlor den "roten Faden" und wusste nicht mehr, worüber gesprochen wurde. Es folgten Suchphasen, in denen sie manisch Schubladen und Schränke durchwühlte, auf der Suche nach imaginären Gegenständen. Diese Aktionen endeten oft in Tränen und Verzweiflung.

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Die Eskalation und der Verlust der Kontrolle

Gegen Ende 2012 verschlechterte sich Yvonnes Zustand dramatisch. Die Hilflosigkeit, geistige Abwesenheit, körperliche Schwäche und der Kontrollverlust über grundlegende motorische Fähigkeiten wie Essen und Schlucken wurden immer deutlicher. Hans Jürgen Herber beschreibt die Zeit als unerträglich, als er zusehen musste, wie seine Frau immer mehr verfiel. Yvonne war hilflos wie ein kleines Kind, unfähig sich selbst anzuziehen. Alles, was ihre Partnerschaft einst ausmachte, schien für immer verloren.

Die Herausforderung der Pflege

Hans Herber stand vor der enormen Herausforderung, seine Frau zu pflegen. Er musste ihr den Autoschlüssel und die Kreditkarte abnehmen, ihr beim Schreiben helfen und die Verantwortung für alles übernehmen. Als er beim Rechtsanwalt saß, um die Fürsorge übertragen zu bekommen, musste er schlucken, als Yvonne nicht mehr unterschreiben konnte. Es schmerzte ihn unendlich, zu sehen, wie sie Stück für Stück ihr Leben aufgeben musste und zunehmend hilflos wurde.

Der Umgang mit der Krankheit in der Familie

Die Situation belastete die Beziehung zwischen Hans und Yvonne stark. Sie wurde zunehmend aggressiver. Ein Versuch, sie in einer Tageseinrichtung unterzubringen, scheiterte, als sie dort randalierte. Schließlich wurde Alzheimer zu Hans' Hauptlebensaufgabe.

Die Suche nach Unterstützung und neuen Wegen

In dieser schwierigen Zeit lernte Hans Sandra kennen, eine Freundin aus dem Motorradclub. Sie unterstützte ihn bei der Pflege von Yvonne und es entwickelte sich eine Liebesbeziehung zwischen ihnen. Sandra zog mit ihren Kindern zu Hans und bildete eine Patchworkfamilie. Hans beschreibt, wie Sandra ihm und seinem Sohn Marc half, ein Stück Normalität zurückzugewinnen.

Die Rolle der Forschung und Therapie

Die Herbers gingen offen mit der Krankheit um und willigten ein, Yvonnes Leidensweg von Kameras begleiten zu lassen. Die Dokumentation "Leben, lieben, vergessen" lief im WDR. Yvonne wurde auch in Studien zur Früherkennung von Alzheimer einbezogen. Die Ärzte suchten nach Biomarkern, die die Krankheit frühzeitig erkennen lassen. Es wurden verschiedene Methoden angewandt, darunter psychologische Tests, Magnetresonanz- und Positronen-Emissions-Tomographie (MRT und PET) sowie die Analyse des Hirnwassers.

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Trotz der Bemühungen der Ärzte und Forscher gibt es bis heute keine Heilung für Alzheimer. Medikamente können den Verlauf der Krankheit bestenfalls aufhalten und die Symptome lindern. Die Alzheimerforschung steht vor einem Paradigmenwechsel, da die bisherige Suche nach einem Mittel gegen Amyloid-Plaques erfolglos war.

Das Ende eines langen Abschieds

Yvonne Herber starb am 20. Januar 2015 im Alter von 46 Jahren. Ihr Tod war ein Schock für die Familie, aber auch eine Befreiung. Hans Jürgen Herber beschreibt es als ein Gefühl zwischen Trauer und Befreiung, da Yvonne ihren Frieden gefunden hatte.

Ein Neuanfang

Nach Yvonnes Tod versucht Hans Jürgen Herber, ein neues Leben zu führen. Er hat die Geschichte seiner Familie aufgeschrieben, um anderen Betroffenen Mut zu machen und zu zeigen, dass es auch in den dunkelsten Zeiten Hoffnung gibt. Er heiratete Sandra und versucht, die Krankheit zu vergessen. Doch die Angst vor dem Gendefekt, der über der Familie schwebt, bleibt bestehen.

Die Bedeutung von Unterstützung und Offenheit

Die Geschichte von Marc Herber und seiner Familie zeigt, wie wichtig es ist, offen mit der Krankheit umzugehen und sich Unterstützung zu suchen. Hans Herber fand Halt bei seiner Familie, Freunden und seiner neuen Partnerin Sandra. Er engagierte eine Pflegerin, Alina, die zu einem wichtigen Teil der Familie wurde.

Ein Buch als Vermächtnis

Hans Jürgen Herber hat seine Erfahrungen und Gefühle in seinem Buch "Der lange Abschied" verarbeitet. Er erzählt mutig und offen, was es bedeutet, einen geliebten Menschen an Alzheimer zu verlieren. Sein Buch ist ein berührendes Zeugnis von Liebe, Verlust und dem langen Abschied von einer Krankheit, die das Leben vieler Menschen verändert.

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Alzheimer: Eine Krankheit, die jeden treffen kann

Die Geschichte von Yvonne Herber macht deutlich, dass Alzheimer jeden treffen kann, auch in jungen Jahren. Es ist wichtig, die Krankheit zu verstehen und sich bewusst zu machen, welche Auswirkungen sie auf die Betroffenen und ihre Angehörigen hat. Nur so können wir eine Gesellschaft schaffen, die Menschen mit Demenz und ihre Familien unterstützt und ihnen ein würdevolles Leben ermöglicht.

Frühe Anzeichen und Diagnose von Alzheimer

Im Fall von Yvonne Herber zeigten sich die ersten Symptome bereits Jahre vor der eigentlichen Diagnose. Diese anfänglichen Anzeichen waren oft subtil und wurden zunächst nicht als solche erkannt. Dazu gehörten Vergesslichkeit, Schwierigkeiten bei der Arbeit und im Haushalt sowie Veränderungen im Verhalten.

Die Rolle der Gedächtnisambulanz

Ein wichtiger Schritt zur Diagnose von Alzheimer ist oft der Besuch einer Gedächtnisambulanz. Dort werden verschiedene Tests durchgeführt, um die geistigen Fähigkeiten des Patienten zu überprüfen. Dazu gehören Gedächtnis-, Sprach- und Orientierungstests.

Liquoruntersuchung

Eine weitere wichtige Untersuchung ist die Liquoruntersuchung, bei der Nervenwasser aus der Wirbelsäule entnommen und analysiert wird. Im Nervenwasser können bestimmte Eiweiße gefunden werden, die typisch für Alzheimer sind.

Bildgebende Verfahren

Auch bildgebende Verfahren wie MRT und PET können bei der Diagnose von Alzheimer helfen. Das MRT zeigt, ob in bestimmten Hirnregionen bereits Schäden vorhanden sind. Das PET kann zeigen, ob der Stoffwechsel im Gehirn nachlässt.

Die Bedeutung der Früherkennung

Je früher Alzheimer erkannt wird, desto besser können die Symptome behandelt und der Verlauf der Krankheit verlangsamt werden. Daher ist es wichtig, auf mögliche Anzeichen zu achten und bei Verdacht einen Arzt aufzusuchen.

Therapie und Forschung

Obwohl es bis heute keine Heilung für Alzheimer gibt, gibt es verschiedene Therapieansätze, die den Verlauf der Krankheit positiv beeinflussen können.

Medikamentöse Therapie

Es gibt Medikamente, die die Konzentration von Botenstoffen im Gehirn erhöhen und so die Kommunikation zwischen den Nervenzellen verbessern. Diese Medikamente können den geistigen Verfall verzögern.

Nicht-medikamentöse Therapie

Neben der medikamentösen Therapie gibt es auch nicht-medikamentöse Therapieansätze, die bei Alzheimer eingesetzt werden können. Dazu gehören beispielsweise Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie. Auch Gedächtnistraining und die Teilnahme an Selbsthilfegruppen können hilfreich sein.

Aktuelle Forschung

Die Alzheimerforschung ist sehr aktiv und es werden ständig neue Therapieansätze entwickelt. Ein Schwerpunkt der Forschung liegt auf der Suche nach Biomarkern, die die Krankheit frühzeitig erkennen lassen. Auch die Entwicklung von Medikamenten, die die Ursachen der Krankheit bekämpfen, ist ein wichtiges Ziel.

Leben mit Alzheimer

Ein Leben mit Alzheimer ist für die Betroffenen und ihre Angehörigen eine große Herausforderung. Es ist wichtig, sich der Krankheit anzupassen und neue Wege zu finden, um den Alltag zu gestalten.

Unterstützung für Angehörige

Angehörige von Menschen mit Demenz benötigen viel Unterstützung. Es gibt verschiedene Angebote, die ihnen helfen können, mit der Situation umzugehen. Dazu gehören beispielsweise Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und Entlastungsangebote.

Wohnen mit Demenz

Im Laufe der Zeit kann es notwendig werden, dass Menschen mit Demenz in einer speziellen Einrichtung betreut werden. Es gibt verschiedene Wohnformen, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnitten sind. Dazu gehören beispielsweise Wohngemeinschaften und Pflegeheime mit speziellen Demenzbereichen.

Die Bedeutung von Lebensqualität

Auch wenn ein Leben mit Alzheimer viele Einschränkungen mit sich bringt, ist es wichtig, die Lebensqualität der Betroffenen so gut wie möglich zu erhalten. Dazu gehört beispielsweise, ihnen weiterhin soziale Kontakte zu ermöglichen, sie an Aktivitäten teilnehmen zu lassen und ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben.

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