Märchen und Demenz: Fortbildungen für Pflegekräfte – Inhalte und Ansätze

Demenzielle Veränderungen beeinflussen die Wahrnehmung der Betroffenen. Daher ist es entscheidend, in der Betreuung und Pflege auf die individuellen Bedürfnisse und die veränderte Sinneswahrnehmung einzugehen. Märchen können in diesem Kontext eine wertvolle Ressource sein, um Erinnerungen zu wecken, Gefühle anzusprechen und eine Verbindung zu den Betroffenen herzustellen. Fortbildungen für Pflegekräfte im Bereich "Märchen und Demenz" vermitteln die notwendigen Kompetenzen, um Märchen als psychosoziale Intervention professionell und nachhaltig einzusetzen.

Ziel und Nutzen von Märchen in der Demenzbetreuung

Märchen sind mehr als nur Kindergeschichten. Sie sind ein Kulturgut, das uns von Kindheit an begleitet und tiefe emotionale Wurzeln in uns trägt. "Märchen sind die erste Berührung mit Literatur, jeder erinnert sich ein Leben lang an sie - auch Menschen mit Demenz", erklärt Silke Fischer, Geschäftsführerin von Märchenland - Deutsches Zentrum für Märchenkultur.

Der Einsatz von Märchen in der Demenzbetreuung zielt darauf ab, das Langzeitgedächtnis zu aktivieren, Wohlbefinden zu fördern und Verhaltenskompetenzen zu stärken. Durch die vertrauten Geschichten werden Erinnerungen und Gefühle geweckt, die im Alltag oft verborgen bleiben. Märchen eröffnen Türen zu einer Welt, in der sich Menschen mit Demenz lebendig fühlen und ihre Stärken angesprochen werden. Zudem führt der Umgang mit Märchen in der Regel zu einer unmittelbar wirksamen Auszeit von der Routine des Pflegealltags.

Inhalte und Methoden von Fortbildungen

Fortbildungen zum Thema "Märchen und Demenz" vermitteln sowohl theoretisches Wissen als auch praktische Fähigkeiten. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Märchen gezielt eingesetzt werden können, um Menschen mit Demenz zu erreichen und zu aktivieren.

Auswahl geeigneter Märchen

Nicht jedes Märchen ist für die Arbeit mit Menschen mit Demenz geeignet. Die Fortbildungen vermitteln Kriterien für die Auswahl von Geschichten, die altersgerecht, thematisch passend und sprachlich verständlich sind. Dabei werden auch Aspekte wie kultureller Hintergrund und individuelle Vorlieben der Zuhörer berücksichtigt.

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Freies Erzählen und Sinnesaktivierung

Ein wichtiger Bestandteil der Fortbildungen ist das freie Erzählen von Märchen. Dabei geht es darum, die Geschichten lebendig und authentisch zu vermitteln, ohne sich starr an den Text zu halten. Durch den Einsatz von Stimme, Mimik und Gestik werden die Zuhörer emotional angesprochen und in die Geschichte hineingezogen.

Zusätzlich werden Methoden der Sinnesaktivierung vermittelt. Durch den Einsatz von Materialien wie Tüchern, Düften oder Gegenständen aus der Natur werden die Sinne der Zuhörer angeregt und die Geschichte wird erlebbar gemacht. Im Seminar werden diese „Aktionen“ auf Basis der inneren Bilder und Sinnesaktivierung erlernt gelernt und in Arbeitsgruppen praktisch angewandt.

Nonverbale Kommunikation und Beziehungsaufbau

Die nonverbale Kommunikation spielt in der Arbeit mit Menschen mit Demenz eine besonders wichtige Rolle. Die Fortbildungen vermitteln, wie man durch Körpersprache, Blickkontakt und Berührung eine positive Beziehung zu den Zuhörern aufbauen und ihre Bedürfnisse erkennen kann. Die betroffenen Menschen reagieren durch ihre Krankheit nicht mehr auf die normalen Aktivierungen, sondern benötigen eine gezielte Ansprache. Durch langjährige Erfahrung in Seniorenheimen entwickelte sich eine Methode, die es ermöglicht, die Zuhörer und Zuhörerinnen mit Hilfe der Sinnesaktivierung und der nonverbalen Kommunikation in einer Erzähl- oder Vorlesestunde zu erreichen und so Gefühle und Erinnerungen zu wecken. In diesem Seminar wird die Methode theoretisch und praktisch geübt.

Umgang mit herausfordernden Situationen

Märchen können bei Menschen mit Demenz auch starke Emotionen auslösen, sowohl positive als auch negative. Die Fortbildungen bereiten die Teilnehmer auf mögliche Reaktionen vor und vermitteln Strategien für den Umgang mit herausfordernden Situationen. Dabei geht es darum, die Emotionen der Zuhörer zu verstehen, ihnen Sicherheit zu geben und sie gegebenenfalls zu beruhigen.

Reflexion der beruflichen Praxis

Die Fortbildungen bieten Raum für die Reflexion der eigenen beruflichen Praxis. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, ihre Erfahrungen auszutauschen, Fragen zu stellen und neue Ideen zu entwickeln. Die Fortbildung umfasst auch die Reflexion der beruflichen Praxis und die Aktualisierung von vermitteltem Wissen nach §§43b, 53b SGB XI zur Qualifikation und zu den Aufgaben von zusätzlichen Betreuungskräften in stationären Pflegeeinrichtungen.

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Beispiele für Fortbildungsangebote

Es gibt eine Vielzahl von Fortbildungsangeboten zum Thema "Märchen und Demenz", die sich inhaltlich und methodisch unterscheiden. Einige Beispiele sind:

  • Basiskurse: Diese Kurse vermitteln die Grundlagen des Märchenerzählens in der Demenzbetreuung. Sie richten sich an Pflegekräfte, Betreuungskräfte und ehrenamtliche Mitarbeiter, die neu in diesem Bereich sind.
  • Aufbaukurse: Diese Kurse vertiefen die Kenntnisse und Fähigkeiten der Teilnehmer. Sie richten sich an Personen, die bereits Erfahrung mit dem Märchenerzählen in der Demenzbetreuung haben und ihre Kompetenzen erweitern möchten.
  • Spezialkurse: Diese Kurse beschäftigen sich mit speziellen Themen wie z.B. der Einsatz von Märchen bei Menschen mit schwerer Demenz oder der Einsatz von Märchen in der Palliativpflege.

Online-Fortbildungen als Alternative

In Zeiten von Corona haben Online-Fortbildungen an Bedeutung gewonnen. Sie bieten eine flexible und ortsunabhängige Möglichkeit, sich weiterzubilden. Unsere Online-Fortbildungen werden immer durch unterschiedliche Elemente gestaltet. Wir verwenden zum Beispiel Präsentationen, Gruppenarbeit in Breakout-Rooms, kleine Videos, Aufgabenstellungen abseits des Computers und sinnliches Erleben durch zuvor verschickte Materialien.

Für die Teilnahme an einer Online-Fortbildung benötigen die Teilnehmer einen Computer oder Laptop mit funktionierendem Mikrofon und Kamera sowie eine stabile Internetverbindung. Uns ist es wichtig ein „echtes“ Fortbildungserlebnis zu schaffen. Daher ist es essenziell, dass die Teilnehmenden alle mit eingeschalteter Kamera teilnehmen. Bitte melden Sie sich nur an, wenn Sie für die Fortbildung einen Computer oder einen Laptop mit funktionierendem Mikrofon und funktionierender Kamera nutzen können. Bitte testen Sie unbedingt, ob Ihr IT-System mit „Zoom“ funktioniert.

Zertifizierung und Fortbildungspunkte

Im Anschluss an die Schulung erhält jede/r Teilnehmer*in ein Zertifikat und Fortbildungspunkte für beruflich Pflegende. Die Pflege- und Betreuungskräfte sind nun befähigt, professionell mit dem Medium Märchen zu arbeiten und können das Präventionsformat auch nach Ende der Maßnahme, ohne aktive Mitwirkung von MÄRCHENLAND nachhaltig fortführen.

Virtuelle Märchenstunde als Ergänzung

Die digitale Märchenstunde ist bereits fest im Alltag des Caritas-Altenservicezentrums St. Martin Hofheim, integriert.Caritasverband für den Landkreis Haßberge e.

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Für die Umsetzung der virtuellen Märchenstunde brauchen Einrichtungen lediglich einen Fernseher oder einen Laptop mit Beamer, über welchen sie die USB-Sticks abspielen können. Die Pflege- und Betreuungskräfte sind sehr wichtig für die virtuelle Märchenstunde. Die Fachkräfte sind sozusagen der verlängerte Arm der Märchenerzählerinnen und übernehmen den emotionalen Part, den die Erzählerinnen so nicht mehr übernehmen können. Es reicht nicht, die Bewohnerinnen nur hinzusetzen und auf Play zu drücken. Die Pflegekräfte vor Ort haben die Aufgabe, die virtuelle Märchenstunde zu moderieren. Es bedarf einer kleinen Einführung und zum Schluss braucht es eine Verabschiedung - gegebenenfalls können die Betreuerinnen vor Ort auf Wortmeldungen des Publikums eingehen. Anregungen und Tipps zur Moderation der virtuellen Märchenstunde liegen den USB-Sticks bei. Außerdem freuen wir uns über die ausgefüllten Feedback-Bögen der einzelnen Mitarbeiter_innen.

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