Schlaganfall: Ursachen, Behandlung und Prävention

Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der sofortige Aufmerksamkeit erfordert. In Deutschland ist er nach Krebs und Herzinfarkten die dritthäufigste Todesursache. Jedes Jahr sterben etwa 270.000 Menschen daran, wobei die Altersgruppe der über 60-Jährigen mit mehr als 80 % den größten Anteil ausmacht. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Präventionsmaßnahmen im Zusammenhang mit Schlaganfällen.

Was ist ein Schlaganfall?

Bei einem Schlaganfall wird die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen, meist durch ein Blutgerinnsel, das ein Blutgefäß verschließt. In 80 Prozent aller Schlaganfälle wird ein Blutgefäß im Gehirn durch ein Blutgerinnsel verschlossen. Aus diesem Grund wird das Gehirngewebe nur noch wenig oder gar nicht mehr durchblutet. Dies führt zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff, wodurch die betroffenen Gehirnzellen absterben. Je schneller die Behandlung beginnt, desto besser sind die Chancen auf eine vollständige Genesung.

Ursachen eines Schlaganfalls

Die Hauptursache für einen Schlaganfall ist eine Durchblutungsstörung im Gehirn. Diese kann verschiedene Ursachen haben:

  • Blutgerinnsel (Thrombus): In den meisten Fällen wird ein Schlaganfall durch ein Blutgerinnsel verursacht, das ein Blutgefäß im Gehirn verstopft.
  • Hirnblutung: Seltener kann ein Schlaganfall durch eine Blutung im Gehirn verursacht werden, beispielsweise durch ein geplatztes Aneurysma.
  • Arteriosklerose: Die Verkalkung der Blutgefäße (Arteriosklerose) kann ebenfalls zu einem Schlaganfall führen, indem sie die Blutgefäße verengt und das Risiko von Blutgerinnseln erhöht.

Symptome eines Schlaganfalls

Es ist entscheidend, die Symptome eines Schlaganfalls frühzeitig zu erkennen, um schnell handeln zu können. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Sprach- oder Sprechstörungen: Schwierigkeiten, sich auszudrücken oder Gesprochenes zu verstehen.
  • Sehstörungen: Doppelbilder, Gesichtsfeldausfälle oder plötzliche Blindheit auf einem Auge.
  • Lähmungserscheinungen oder Gefühlsstörungen: Taubheit, Schwäche oder Lähmung von Arm, Bein oder Gesicht, oft nur auf einer Körperseite.
  • Schwindel und Gleichgewichtsstörungen: Plötzlicher Schwindel, Koordinationsprobleme oder unsicherer Gang.
  • Verwirrtheit und Desorientiertheit: Plötzliche Verwirrung, Schwierigkeiten, sich zu orientieren oder einfache Fragen zu beantworten.
  • Plötzlich einsetzende, heftigste Kopfschmerzen: Ungewöhnlich starke Kopfschmerzen, die ohne erkennbaren Grund auftreten.

Wichtig: Bei Auftreten eines oder mehrerer dieser Symptome sollte umgehend der Rettungsdienst unter der Telefonnummer 112 verständigt werden.

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Diagnose und Behandlung

Nach der Verständigung des Rettungsdienstes und einer Ersteinschätzung (FAST-Test) erfolgt der Transport in die nächste geeignete Klinik mit Stroke Unit. Für den Rettungsdienst und das aufnehmende Krankenhaus sind folgende Informationen wichtig:

  • Welche Medikamente nimmt der Patient ein (aktuelle Liste, besonders wichtig Information über Gerinnungshemmer und deren letzte Einnahme)?
  • Beginn der Symptome
  • Vorsorgevollmacht und/oder Patientenverfügung
  • Informationen über die Lebenssituation vor dem Schlaganfall hinsichtlich Alltag und Aktivität
  • Kontaktdaten (Telefonnummern) von Bezugspersonen/Angehörigen
  • Begleitung durch Angehörige, wenn möglich (leider ist dieser Punkt wegen Corona nur in Ausnahmefällen möglich, wodurch die anderen Punkte um so wichtiger sind)

In der Klinik werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, um die Ursache und den Schweregrad des Schlaganfalls zu bestimmen. Dazu gehören:

  • Neurologische Untersuchung: Überprüfung der Reflexe, Koordination,Sensibilität und anderer neurologischer Funktionen.
  • Bildgebende Verfahren: Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns, um die Art und das Ausmaß der Schädigung zu beurteilen.
  • Doppler- und Duplex-Sonographie: Ultraschalluntersuchung der Blutgefäße, um Verengungen oder Verschlüsse zu erkennen.
  • Elektrokardiogramm (EKG): Überprüfung der Herzfunktion, um mögliche Ursachen für den Schlaganfall zu identifizieren.

Die Behandlung eines Schlaganfalls zielt darauf ab, die Durchblutung des Gehirns so schnell wie möglich wiederherzustellen und weitere Schäden zu verhindern. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten:

  • Thrombolyse (Lysetherapie): Innerhalb der ersten viereinhalb Stunden nach dem Schlaganfall kann eine Lysetherapie durchgeführt werden. Dabei wird intravenös ein Medikament verabreicht, das das Blutgerinnsel auflöst. In diesem Fall liegt die Wahrscheinlichkeit, den Schlaganfall ohne schwere Behinderungen zu überstehen, bei etwa 75 %. Die Entscheidung für eine Lysetherapie darf nur von einem Neurologen getroffen werden.
  • Thrombektomie: Bei größeren Blutgerinnseln kann eine Thrombektomie durchgeführt werden. Dabei wird das Gerinnsel mit einem Katheter aus dem betroffenen Gefäß entfernt.
  • Medikamentöse Behandlung: Zur Vorbeugung weiterer Schlaganfälle werden Medikamente wie Thrombozytenaggregationshemmer (z.B. Aspirin) oder Antikoagulantien (Gerinnungshemmer) eingesetzt.
  • Rehabilitation: Nach der Akutbehandlung ist eine umfassende Rehabilitation wichtig, um verloren gegangene Fähigkeiten wiederzuerlangen und die Lebensqualität zu verbessern.

Stroke Units und Telemedizin

In Deutschland gibt es sogenannte Stroke Units, spezialisierte Schlaganfallzentren, die eine optimale Versorgung von Schlaganfallpatienten gewährleisten. Die erste Stroke Unit wurde 1995 ins Leben gerufen. Mittlerweile gibt es mehr als 280 solcher Spezial-Einrichtungen. Diese Einrichtungen sind mit modernster Technik und speziell geschultem Personal ausgestattet.

Ein Beispiel für den Einsatz moderner Technologie ist die Telemedizin. Per Videokonferenz tauschen sich die Mediziner im akuten Notfall mit Experten aus dem Telemedizinischen Netzwerk aus. Ein Facharzt für Neurologie kann sich von überall zuschalten und mit Hilfe einer Kamera den Patienten sehen und die Kollegen vor Ort bei einer umfassenden Untersuchung des Patienten anleiten.

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Prävention von Schlaganfällen

Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die das Risiko eines Schlaganfalls erhöhen. Viele dieser Faktoren können durch einen gesunden Lebensstil beeinflusst werden:

  • Bluthochdruck: Regelmäßige Blutdruckkontrolle und gegebenenfalls medikamentöse Behandlung.
  • Hohe Cholesterinwerte: Eine ausgewogene Ernährung und gegebenenfalls Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels.
  • Diabetes: Gute Blutzuckereinstellung durch Ernährung, Bewegung und Medikamente.
  • Rauchen: Nikotin schädigt die Blutgefäße und erhöht das Risiko von Blutgerinnseln.
  • Übergewicht: Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung helfen, das Gewicht zu reduzieren.
  • Bewegungsmangel: Regelmäßige körperliche Aktivität fördert die Durchblutung und senkt das Schlaganfallrisiko.
  • Vorhofflimmern: Eine Herzrhythmusstörung, die das Risiko von Blutgerinnseln erhöht. Gegebenenfalls medikamentöse Behandlung mit Gerinnungshemmern.
  • ungesunde Ernährung: Übergewicht vermeiden

Weitere Risikofaktoren

Die Gefahr an PAVK zu erkranken, steigt mit dem Lebensalter. Bis zu 20 Prozent der über 65-jährigen sind betroffen.

Die Schaufensterkrankheit (PAVK) und Schlaganfallrisiko

Die Schaufensterkrankheit, auch periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) genannt, ist eine Durchblutungsstörung der Beinschlagader. Sie wird durch Arteriosklerose verursacht, bei der sich die Blutgefäße verengen und die Durchblutung beeinträchtigen. Krampfartige Schmerzen beim Gehen, die im Ruhezustand nachlassen, sind ein typisches Symptom.

Die PAVK erhöht nicht nur das Risiko für Gewebeschäden in den Beinen, sondern auch für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt. Nach Angaben der Deutschen Gefäßliga e.V. sinkt die allgemeine Lebenserwartung von Erkrankten um etwa 10 Prozent.

Vorsorgemöglichkeiten bei der Schaufensterkrankheit (PAVK)

  • Pulstasten an Armen und Beinen: Wenn an einer Stelle kein Puls mehr spürbar ist, liegt wahrscheinlich ein Verschluss vor.
  • Doppleruntersuchung: Dabei wird mit einem stiftförmigen Ultraschallgerät und Blutdruckmanschetten der Blutdruck in Armen und Beinen gemessen. Der Puls sollte an Arm und Bein in etwa gleich sein. Unterscheiden sich die Werte zu sehr voneinander, weist das ebenfalls auf eine Durchblutungsstörung hin.
  • Knöchel-Arm-Index: die schnellste und praktikabelste Art der Früherkennung arteriosklerotischer Erkrankungen.
  • Um zu erkennen, wo Verschlüsse genau sitzen, ist eine Duplex-Sonographie nötig. Hier werden Gefäße sowie Blutfluss und Strömungsgeschwindigkeit mithilfe von Ultraschall dargestellt.
  • Auch eine Angiografie, eine Kontrastmitteldarstellung der Gefäße, kann zur Planung der Behandlung nötig sein.

Behandlung der Schaufensterkrankheit (PAVK)

  • Konservative Therapiemöglichkeiten: Einnahme von Thrombozytenaggregationshemmern, wie Aspirin zur Blutverdünnung, oder auch ein Gehtraining. Der Patient geht dabei eine immer gleiche Strecke. Bei regelmäßigem Training vergrößert sich kontinuierlich die schmerzfrei zu laufende Gehstrecke. Nordic Walking eignet sich auch für Patienten mit Schaufensterkrankheit, da die Beine nicht voll belastet werden.
  • Operation: Bei der unkomplizierten Operation unter örtlicher Betäubung wird ein Ballon durch einen Katheter an die betroffene Stelle der Schlagader geschoben und dort aufgeblasen. Zusätzlich kann ein Stent, ein Gittergerüst aus Metall, eingesetzt werden. Manchmal ist eine größere Bypassoperation nötig, um durch eine künstliche oder körpereigene Vene eine Umleitung um den Verschluss zu bilden.

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