Martin Rütter, der bekannte "Hundeprofi", hat sich in den letzten Jahren immer wieder öffentlich mit einem sehr persönlichen Thema auseinandergesetzt: der Demenzerkrankung seiner Mutter Hanni. Diese Auseinandersetzung fand ihren Ausdruck in einer berührenden Reportage, die Einblicke in das Leben seiner Mutter und den Umgang der Familie mit der Krankheit gewährte.
Die Diagnose und ihre Folgen
Vor etwa sechs Jahren erhielt Hanni Rütter die Diagnose Demenz. Diese Diagnose veränderte das Leben der Familie von Grund auf. Es handelte sich um eine seltene Form, die sich durch klare Momente und plötzliche Aggressionen auszeichnen konnte. Martin Rütter beschrieb den Prozess der Akzeptanz der Erkrankung seiner Mutter als langwierig.
Rütter erklärte, dass seine Mutter an einer frontotemporalen Demenz litt, einer Form, die den Teil des Gehirns betrifft, der für soziale Kompetenz zuständig ist. Rückblickend erkannte die Familie, dass Hanni möglicherweise schon seit ihrem 30. Lebensjahr Anzeichen dieser Krankheit zeigte, was viele schwierige Momente in der Vergangenheit erklärte.
Der Alltag mit Demenz
Demenz veränderte Hanni Rütter grundlegend. Selbstverständliche Dinge wie Sprechen oder Tischdecken wurden unmöglich. Um ihr Sicherheit zu geben, hängte Martin viele Bilder in ihrem Zimmer auf, die sie an ihr Zuhause erinnerten. Diese Bilder zeigten ihn als jungen Mann, mit Hunden und sogar mit Günther Jauch. Eine Autogrammkarte an der Tür sollte ihr zusätzlich helfen, sich zu orientieren.
Martin Rütter besuchte seine Mutter regelmäßig im Seniorenzentrum in Duisburg. Trotz der Sprachprobleme freute sie sich sichtlich über seine Besuche und drückte dies durch lautes Lachen aus. Kleinigkeiten wie das Verrühren von Zucker im Kaffee fielen ihr schwer, aber Martin erkannte, dass sie im Seniorenzentrum gut aufgehoben war.
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Der Schritt ins Pflegeheim
Für Martin Rütter war es "brutal", seine Mutter in ein Pflegeheim zu geben. Er hatte ein schlechtes Gewissen und fragte sich, warum die Familie sie nicht bis zum Ende pflegen konnte. In Phasen, in denen Hanni erkannte, wie krank sie war, wurde sie aggressiv. Letztendlich war der Umzug ins Pflegeheim jedoch die beste Lösung, um ihrer Situation gerecht zu werden.
Rütters Engagement für Demenzkranke
Martin Rütter engagierte sich aktiv, um auf die Krankheit Demenz aufmerksam zu machen. Er drehte eine Reportage mit der früheren MTV-Moderatorin Sophie Rosentreter, die sich seit 2010 hauptberuflich für Demenzbetroffene einsetzt. In der Reportage gab er einen persönlichen Einblick in sein Leben und das seiner Mutter.
Er besuchte Seniorenzentren, um sich ein Bild von der Situation Demenzkranker zu machen und ihre Bedürfnisse besser zu verstehen. Rütter wollte Angehörigen Mut machen und zeigen, wie Erkrankte in speziellen Einrichtungen leben und wie man mit der Diagnose umgehen kann.
"Die Höhle der Löwen" und der Therapieball ichó
Rütter präsentierte in der Sendung "Die Höhle der Löwen" ein Herzensprojekt: den Therapieball ichó. Er hatte die Gründer bei den Dreharbeiten zu seiner Dokumentation über seine Mutter kennengelernt. Der ichó ist ein Therapieball für Menschen mit kognitiven und motorischen Herausforderungen. Er soll durch kontinuierliches Training die kognitiven und motorischen Fähigkeiten von Betroffenen stabilisieren oder verbessern. Der Ball reagiert auf Berührungen und Bewegungen mit Klängen, Licht und Vibrationen und bietet über 100 Therapiespiele.
Der Tod von Hanni Rütter
Im Frühjahr 2020 zog sich Martin Rütter aus den Medien zurück. Im Mai gab er bekannt, dass seine Mutter Hanni verstorben war. In der NDR Talk Show sprach er über den schmerzhaften Verlust und die letzten Stunden an der Seite seiner Mutter. Er erzählte, wie er ihre Hand hielt, als sie starb.
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Rütters Botschaft
Martin Rütter betonte, wie wichtig es sei, offen über Demenz zu sprechen und sich professionelle Hilfe zu suchen. Er wollte Mut machen und darauf aufmerksam machen, dass Demenz eine Volkskrankheit ist, die in Zukunft immer mehr Menschen betreffen wird. Er appellierte an die Gesellschaft, das Thema nicht totzuschweigen.
Familiäre Veränderungen durch die Krankheit
Die Demenzerkrankung von Hanni Rütter veränderte auch die Familie. Es gab viele Diskussionen und unterschiedliche Meinungen darüber, wie man am besten mit der Situation umgehen sollte. Trotz der Herausforderungen schweißte die Krankheit die Familie zusammen.
Persönliche Erkenntnisse und Friedensschluss
Durch die Diagnose konnte Martin Rütter viele Situationen aus seiner Jugend reflektieren und besser verstehen. Er gestand, dass er seine Mutter früher "gehasst" habe, weil er ihr Verhalten nicht einordnen konnte. Mit der Diagnose konnte er jedoch Frieden schließen und ein besseres Verhältnis zu ihr aufbauen.
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