Meningitis durch Ohrenentzündung: Ursachen, Symptome und Behandlung

Meningitis, auch Hirnhautentzündung genannt, ist eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute, die durch verschiedene Erreger wie Bakterien oder Viren ausgelöst werden kann. Eine der möglichen Komplikationen einer Mittelohrentzündung (Otitis media) ist das Übergreifen der Infektion auf das Innenohr und die Hirnhäute, was zu Labyrinthitis und Meningitis führen kann. In diesem Artikel werden die Ursachen, Symptome und Behandlungsoptionen von Meningitis im Zusammenhang mit Ohrenentzündungen detailliert erläutert.

Was ist Meningitis?

Meningitis ist eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute (Pia mater, Arachnoidea, Dura mater), die das zentrale Nervensystem umhüllen. Bei einer Meningomyelitis ist zusätzlich das Rückenmark entzündet, während bei einer Meningoenzephalitis sowohl Hirnhäute als auch Hirngewebe betroffen sind.

Ursachen von Meningitis

Die Ursachen einer Meningitis, Meningomyelitis und Meningoenzephalitis sind vielfältig. Hierzulande sind es vorwiegend Bakterien wie:

  • Meningokokken
  • Pneumokokken
  • Listerien
  • Haemophilus influenzae

Viren wie:

  • Masernvirus
  • Herpesvirus
  • Epstein-Barr-Virus

Seltener können auch Pilze (Candida, Aspergillus, Kryptokokken) oder Parasiten (Echinokokken, Toxoplasma gondii) Auslöser sein.

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Neben erregerbedingten Ursachen gibt es auch nicht-infektiöse Ursachen, wie maligne Zellen, die in den Subarachnoidalraum einwandern (Meningeosis neoplastica) oder Nebenwirkungen von Medikamenten.

Übertragungswege der Erreger

Bakterien können die Hirnhäute auf drei Wegen erreichen:

  • Hämatogene Streuung: Über den Blutweg, insbesondere bei Neugeborenen durch Streptokokken der Gruppe B.
  • Per continuitatem: Von Entzündungen im Nasen- und Rachenraum (Otitis, Sinusitis) oder nach Verletzungen (Schädel-Hirn-Trauma, Wirbelsäulenverletzungen), durch Cerebral-Shunts oder Cochlea-Implantate.
  • Direkte Übertragung: Durch Tröpfcheninfektion, wobei etwa 10% der europäischen Bevölkerung Meningokokken im Nasen-Rachenraum tragen.

Pathogenese der aseptischen Meningitis

Bei einer aseptischen Meningitis sind die Meningen gereizt, ohne dass Erreger in einer Bakterienkultur wachsen. In über 90% der viralen Fälle sind Enteroviren und Herpes-simplex-Viren verantwortlich. Das Immunsystem reagiert mit einer Immunantwort, wobei Leukozyten und andere Zellen nervenzellschädigende Zytokine produzieren. Dies führt zu einer Beeinträchtigung der Blut-Hirn-Schranke, erhöht die Permeabilität der Hirngefäße (vasogenes Hirnödem) und führt zum Eindringen von Flüssigkeit ins Hirngewebe (interstitielles Hirnödem). Entzündungen der Hirngefäßwände (zerebrale Vaskulitis) können ein zytotoxisches Hirnödem verursachen. Die Hirnödeme erhöhen den intrakraniellen Druck und mindern die Durchblutung des Gehirns.

Meningitis durch Ohrenentzündung

Eine Mittelohrentzündung (Otitis media) kann in seltenen Fällen zu einer Meningitis führen, wenn die Erreger auf die Hirnhäute übergreifen. Dies geschieht meist durch eine direkte Ausbreitung der Infektion oder über den Blutweg.

Labyrinthitis als Vorstufe

In vielen Fällen geht der Meningitis eine Labyrinthitis voraus. Labyrinthitis ist eine Entzündung des Innenohrs, die die Hörschnecke (Cochlea) und das Gleichgewichtsorgan betrifft. Sie kann entweder direkt im Innenohr entstehen oder von außen übergreifen, oft als Folge einer Mittelohrentzündung.

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Tympanogene Labyrinthitis

Die tympanogene Labyrinthitis entsteht durch das Übergreifen einer Mittelohrentzündung auf benachbarte Strukturen. Eine akute eitrige Labyrinthitis ist meist bakterieller Genese und oft eine Komplikation einer Meningitis. Typische Erreger sind Pneumokokken oder Meningokokken.

Meningogene Labyrinthitis

Eine meningogene Labyrinthitis führt fast immer zum Ausfall des Labyrinths. Die Mehrzahl der Patienten mit infektiöser Labyrinthitis sind Säuglinge und Kleinkinder.

Symptome der Labyrinthitis

Betroffene leiden unter:

  • Drehschwindel, oft kombiniert mit Erbrechen
  • Spontannystagmus (unkontrollierbare Augenbewegungen)
  • Reduziertes Hörvermögen bis hin zur Schwerhörigkeit
  • Ohrgeräusche (Tinnitus)

Symptome der Meningitis

Die Beschwerden einer Meningitis variieren je nach Art der Entzündung. Die klassische Symptom-Trias umfasst:

  • Nackensteifigkeit
  • Hohes Fieber
  • Bewusstseinsminderung

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Symptome gleichzeitig auftreten müssen. Weitere Anzeichen sind positive Kernig-, Brudzinski- und Lasègue-Zeichen sowie das Jolt-Akzentuierungsmanöver.

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Symptome bei Säuglingen und Kindern

Bei Kindern können die Symptome unspezifisch sein:

  • Reizbarkeit, Lethargie, Weinerlichkeit
  • Spitzes, schrilles Schreien oder anhaltendes Wimmern
  • Trinkschwäche
  • Vorgewölbte Fontanelle
  • Kalte Extremitäten und blasse Hautfarbe
  • Berührungsempfindlichkeit
  • Schlaffheit oder Opisthotonus
  • Atembeschwerden
  • Hyperexzitabilität
  • Ödeme
  • Aufgeblähtes Abdomen
  • Hypothermie
  • Ikterus
  • Hauterscheinungen (Petechien, papulöse Hautinfiltrate)

Bakterielle Meningitis

Eine bakterielle Meningitis beginnt oft mit einem allgemeinen Krankheitsgefühl, gefolgt von:

  • Heftigen Kopfschmerzen
  • Nackensteifigkeit
  • Licht-, Geräusch- und Berührungsempfindlichkeit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Neurologischen Symptomen (Reizbarkeit, Schläfrigkeit, Bewusstseinseintrübung, Krampfanfälle, Hirnnervenlähmungen)

Meningokokken-Meningitis

Zusätzlich zu den allgemeinen Symptomen können auftreten:

  • Makulopapulöse Exantheme an Rumpf, unteren Extremitäten, Schleimhäuten und Konjunktiven
  • Purpura (rote oder lilafarbene Flecken)
  • Sepsis (in etwa einem Drittel der Fälle)
  • Waterhouse-Friderichsen-Syndrom (septischer Schock mit Multiorganversagen)

Tuberkulöse Meningitis

Symptome sind:

  • Fieber (oft auch Fieberschübe)
  • Kopf- und Rückenschmerzen
  • Augenmuskellähmungen oder Lähmungen der Gesichtsmuskulatur

Eitrige Meningitis

Typische Anzeichen sind:

  • Hohes Fieber
  • Schweres Krankheitsgefühl
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Pupura und Petechien

Mögliche Komplikationen sind Hirnabszess, Hirnödem, subdurales Empyem, Hydrozephalus und septische Sinusvenenthrombose.

Virale Meningitis

Virale Meningitis tritt häufiger im Sommer und Herbst auf und kann durch Magen-Darm-Infekte, Erkältungen, Nasennebenhöhlenentzündungen oder Infektionskrankheiten wie Windpocken, Masern oder Mumps vorausgehen. Sie verläuft meist milder als eine bakterielle Meningitis.

Diagnose der Meningitis

Die Diagnose umfasst mehrere Schritte:

  1. Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte, Impfstatus, mögliche Risikofaktoren (Zeckenbisse, Immundefekte, Kontakt zu Infizierten, Auslandsaufenthalte).
  2. Neurologische Untersuchung: Abklärung von Hirnnervenlähmungen, Stupor, Bewusstseinszustand und Meningismus-Prüfung (Brudzinski-, Lasègue-, Kernig-Zeichen, Jolt-Akzentuierungsmanöver).
  3. Laboruntersuchungen:
    • Blutuntersuchung: Entzündungszeichen (erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit, Leukozytenanzahl, CRP, Procalcitonin, Interleukin-6), Blutkultur.
    • Liquoruntersuchung: Lumbalpunktion zur Analyse von Zellzahl und -differenzierung, Proteingehalt, Grampräparat, Glucose und Laktat.

Liquorbefunde

Die Liquorbefunde variieren je nach Ursache der Meningitis:

  • Bakterielle Meningitis: Trübe bis eitrige Flüssigkeit, erniedrigte Glucose, erhöhter Proteinwert, deutlich erhöhtes Laktat (> 3,5 mmol/l), erhöhte Zellzahl (1.000 bis 6.000), massive Granulozytose (Neutrophilie).
  • Tuberkulöse Meningitis: Klare Flüssigkeit mit weiß-gelblichen Gerinnseln, erniedrigte Glucose, erhöhter Proteinwert, erhöhtes Laktat (> 2,5 mmol/l), erhöhte Zellzahl (30 bis 500), Lymphozytose, Monozytose, Granulozytose.
  • Virale Meningitis: Klare Flüssigkeit, normale Glucose, normaler bis leicht erhöhter Proteinwert, normales Laktat, erhöhte Zellzahl (10 bis 500), Lymphozytose, evtl. Monozytose.

Behandlung der Meningitis

Die Therapie richtet sich nach der Ursache der Meningitis:

  • Bakterielle Meningitis: Sofortige parenterale Therapie mit liquorgängigen Antibiotika (die die Blut-Hirn-Schranke passieren). Bei tympanogener Labyrinthitis aufgrund einer akuten Mittelohrentzündung ist eine sofortige Entlastung durch Paukendrainage und Ablassen des Paukenergusses notwendig, eventuell in Kombination mit einer Mastoidektomie.
  • Virale Meningitis: Anwendung von Virostatika in Betracht ziehen.
  • Autoimmune Ursache: Immunsuppressiva.
  • Unterstützende Maßnahmen: Rheologika zur Durchblutungsförderung.

Prophylaxe

  • Bei Erkältungen, insbesondere bei einhergehender Mittelohrentzündung, auf abschwellende Therapie und ausreichende Belüftung des Mittelohrs achten.
  • Kinder, die vermehrt unter Mittelohrentzündungen leiden, sollten einem HNO-Arzt vorgestellt werden, um angeborene Belüftungsstörungen auszuschließen.
  • Impfungen gegen Meningitis-Erreger (Pneumokokken, Meningokokken, Haemophilus influenzae, Masern, Mumps, Röteln).

Zusammenhang zwischen Meningitis und Ohrproblemen

Meningitis kann verschiedene Ohrprobleme verursachen, darunter:

  • Hörverlust: Schädigung der Cochlea und des Hörnervs.
  • Tinnitus: Ständiges oder intermittierendes Ohrgeräusch.
  • Schwindel und Gleichgewichtsstörungen: Störung der Funktion des Vestibularsystems.
  • Druckgefühle im Ohr: Flüssigkeitsansammlungen im Mittelohr oder Schädigungen im Innenohr.

Behandlung von Ohrproblemen nach Meningitis

  • Medikamente: Zur Symptomkontrolle.
  • Hörgeräte: Zur Kompensation von Hörverlust.
  • Cochlea-Implantate: Bei schwerem Hörverlust.
  • Assistive Listening Devices (ALDs): Zur Unterstützung in geräuschvollen Umgebungen.
  • Sprachtherapie und Hörtraining: Zur Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten.
  • Psychologische Unterstützung: Zur Bewältigung emotionaler Herausforderungen.

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