Putzen: Gesundheitsfördernde Vorteile für das Gehirn

Hausarbeit wird oft als lästig und unbeliebt empfunden. Doch neueste Studien zeigen, dass Putzen nicht nur für Sauberkeit sorgt, sondern auch das Gehirn fördern kann. Die Forschung hat herausgefunden, dass Hausarbeit tatsächlich positive Effekte auf die körperliche und geistige Fitness haben kann.

Die nächtliche Reinigung des Gehirns

ANTENNE BAYERN GmbH & Co. berichtet, dass unser Gehirn eine eigene "Spülmaschine" hat, die es nachts reinigt. Ein erholsamer Schlaf, insbesondere die Tiefschlafphasen, ist die Grundvoraussetzung für die effektive Reinigung des Gehirns. In der Nacht, wenn wir schlafen, ist unser Gehirn alles andere als untätig. Es aktiviert ein komplexes System, das Abfallprodukte des Tages entfernt. Die nächtliche Reinigung des Gehirns ist nicht nur für die tägliche Erholung wichtig, sondern spielt auch eine präventive Rolle bei der Verhinderung von Gehirnerkrankungen.

Schlafphasen und ihre Bedeutung

Es gibt verschiedene Wege, wie wir unseren nächtlichen Reinigungsprozess unterstützen können. Die verschiedenen Schlafphasen spielen dabei eine entscheidende Rolle:

  • Einschlafphase: Die Einschlafphase ist der Übergang vom Wachzustand zum Schlaf. In dieser kurzen Phase, die nur wenige Minuten dauert, beginnt der Körper sich zu entspannen, die Muskeln lockern sich, und die Augenbewegungen werden langsamer. Diese Phase ist leicht störbar, und ein plötzliches Aufschrecken ist nicht ungewöhnlich.
  • Leichter Schlaf: Nach dem Einschlafen folgt der leichte Schlaf, der etwa 50% der gesamten Schlafzeit ausmacht. In dieser Phase verlangsamt sich der Herzschlag, die Körpertemperatur sinkt, und der Körper beginnt mit der Erholung. Leichter Schlaf dient als Brücke zu den tieferen Schlafphasen.
  • REM-Schlaf: Die REM-Phase (Rapid Eye Movement) ist bekannt für lebhafte Träume. Das Gehirn ist in dieser Phase fast genauso aktiv wie im Wachzustand, aber der Körper bleibt entspannt. REM-Schlaf ist wichtig für die Verarbeitung von Emotionen und das Gedächtnis.
  • Tiefschlaf: Der Tiefschlaf ist die regenerativste Phase und für die körperliche Erholung unerlässlich. Während des Tiefschlafs repariert der Körper Gewebe, baut Knochen und Muskeln auf und stärkt das Immunsystem.

Hausarbeit vergrößert die graue Masse im Gehirn

Wer es noch nicht getan hat, sollte sich unbedingt Zeit für den jährlichen Frühjahrsputz im Terminkalender schaffen. Denn die Belohnung ist nicht nur eine saubere, hygienische und aufgeräumte Wohnung, sondern auch ein voluminöseres Gehirn. Hausarbeit vergrößert die graue Masse im Gehirn. Für seine Studie rekrutierte das Forschungsteam 66 ältere Menschen (Durchschnittsalter: 71 Jahre), die geistig nicht beeinträchtigt waren. Sie alle wurden einer gesundheitlichen und kognitiven Einschätzung sowie Hirnscans unterzogen. Bei letzterem wurde unter anderem das Volumen des gesamten Gehirns, der grauen Masse und der weißen Masse bestimmt. Die kognitive Einschätzung beurteilte das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit, die Verarbeitungsgeschwindigkeit und die Ausführungsfunktion. Zudem wurde die körperliche Aktivität der Proband*innen anhand von Fragebögen festgehalten.

In der Auswertung der Daten zeigte sich, dass Senior*innen, die mehr Zeit mit Hausarbeit - wie Putzen, der Zubereitung von Essen oder Gartenarbeit - verbrachten, ein größeres Gehirn-Volumen hatten. Dieser Effekt war unabhängig davon, wie viel Sport sie trieben.

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Mögliche Gründe für den Zusammenhang

Warum das Volumen der grauen Masse im Gehirn durch Putzen oder Essenszubereitung steigt, könnte laut dem Forschungsteam mehrere Gründe haben. Zum einen habe Hausarbeit einen ähnlichen Effekt auf das Herz und die Blutgefäße wie Sport mit geringer Intensität. Da einige Erkrankungen im Gehirn auf eine schlechte Herzgesundheit zurückzuführen sind, sei Bewegung indirekt für ein fitteres Gehirn verantwortlich.

Eine zweite mögliche Erklärung beschäftigt sich mit der Hausarbeit an sich. Sie erfordere Planung und Organisation, wodurch im Gehirn neue neurologische Verbindungen entstehen würden, auch noch im höheren Alter. Bereits in früheren Forschungsarbeiten wurde das Sitzen mit negativen Folgen für die Gesundheit - u. a. für die des Gehirns - in Verbindung gebracht. Die dritte Erklärung der Studie dafür, warum sich Hausarbeit positiv auf die graue Masse auswirke, lautet daher: weil die Senior*innen durch diese Tätigkeiten weniger sitzen würden.

Studienautorin Dr. kommentiert: „Die Ergebnisse motivieren vielleicht einige Menschen, aktiver zu bleiben, da das Arbeiten im Haushalt ein natürlicher und erforderlicher Aspekt des alltäglichen Lebens ist und daher leichter zu erreichen scheint“. Alle netDoktor.de-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Positive Effekte von Hausarbeit auf die körperliche und geistige Fitness

Fensterputzen, Bad schrubben, Staubsaugen: Hausarbeiten sind bei vielen unbeliebt. Motivierend könnten hier verschiedene Studien wirken: Sie zeigen die positiven Effekte von Hausarbeit auf die körperliche und geistige Fitness.

Forschende aus Singapur hatten rund 500 Männer und Frauen zwischen 21 und 90 Jahren zu ihrem Engagement im Haushalt befragt und dies mit ihren physischen und kognitiven Leistungen abgeglichen. Dazu ermittelten die Forschenden unter anderem die jeweilige durchschnittliche Schrittgeschwindigkeit oder das Tempo beim Aufstehen aus einem Sessel. Außerdem absolvierten die Teilnehmenden verschiedene Tests, die Hinweise auf die geistigen Fähigkeiten liefern, beispielsweise zum Gedächtnis oder der Konzentrationsfähigkeit.

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Ältere profitieren besonders

Das Ergebnis: Vor allem Männer und Frauen ab 65 Jahren profitieren von der Haushaltsarbeit. Sie verfügten über mehr Muskelkraft, konnten schneller aufstehen und hatten ein besseres Gleichgewichtsgefühl als gleichaltrige Putzmuffel.

„Hausarbeit macht einen großen Teil der Alltagsaktivität älterer Menschen aus“, schreiben die Forschenden um Shiou-Liang Wee vom Geriatric Education and Research Institute (GERI) in Singapur.

Bei Tests zur geistigen Fitness schnitten sie um fünf bis acht Prozent besser ab als weniger im Haushalt aktive Teilnehmende der Studie. Wer häufiger putzte, kochte, bügelte, konnte sich zudem besser konzentrieren und erzielte mehr Punkte in Gedächtnistests. Wer besonders oft schwere Haushaltsaufgaben erledigt, hatte sogar eine um 14 Prozent längere Aufmerksamkeitsspanne. Leichte Hausarbeit ging mit einem um acht Prozent besseren Kurz- und einem um 12 Prozent besseren Langzeitgedächtnis einher.

Als schwere Hausarbeit bewerteten die Forschenden unter anderem Fensterputzen, Betten beziehen, Staubsaugen und den Boden wischen. Bei diesen Tätigkeiten ist der Kalorienverbrauch am höchsten. Der tatsächliche Energieaufwand variiert allerdings stark mit dem Körpergewicht und der Intensität des Putzens. Abwaschen, Abstauben, Aufräumen, Bügeln und Kochen fallen daher unter die leichten Haushaltstätigkeiten.

Hausarbeit als Ersatz für Sport?

Interessant war auch, wie hoch der Anteil der Hausarbeit an der gesamten Bewegungsbilanz war: Rund zwei Drittel aller Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer erreichten das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Mindestmaß an Bewegung (150 Minuten pro Woche mäßig anstrengende Aktivität) allein mit Hausarbeit.

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Bei den jüngeren Teilnehmenden schlugen die positiven Effekte der Hausarbeit noch nicht messbar durch. Möglicherweise zeigen sich diese erst, wenn Alterungsprozesse beginnen, die kognitive und körperliche Leistung einschränken.

Mehr Hirnvolumen, mehr graue Substanz

Dass auch das Gehirn von Hausarbeit profitiert, darauf weisen zudem Untersuchungen hin, die kanadische Forschende an Erwachsenen durchführten. Je mehr Hausarbeiten die 66 Teilnehmenden verrichteten, desto größer war tendenziell ihr Hirnvolumen und die Menge an grauer Substanz.

Die graue Substanz bildet unter anderem die äußere Hirnrinde, den Kortex. Sie steuert sämtliche Funktionen des Gehirns und des Zentralnervensystems. Die weiße Substanz hingegen besteht vorwiegend aus den langen Nervenenden (Axonen), die die Nervenzellen untereinander verbindet.

Das Geheimnis der „Super-Ager“

Die Masse an grauer Substanz scheint direkt mit der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit zu korrespondieren: Sogenannte „Super-Ager“ beispielsweise erzielen einer spanischen Studie zufolge Gedächtnisleistungen wie Menschen, die 30 Jahre jünger sind. In motorischen Tests schnitten sie ebenfalls besser ab.

Auch bei ihnen fand man mehr graue Substanz - sowohl im Hippocampus, der für die Gedächtnisbildung zuständig ist, als auch in den mittleren Temporallappen, die als Informationsspeicher dienen. Mehr graue Substanz fanden sie außerdem im basalen Vorderhirn, das an der Kontrolle der Aufmerksamkeit beteiligt ist und auch an den motorischen Thalamus-Kernen.

Die richtige Wahl der Putzmittel

Männer oder Frauen, die sich animiert von den wissenschaftlichen Erkenntnissen in den Frühjahrsputz stürzen, sollten allerdings ihre Putzmittel mit Bedacht wählen. Aggressive Reiniger können Haut und Lunge schädigen. Letzteres ist insbesondere bei Sprühreinigern der Fall. Für die Umwelt schädlich sind sie außerdem.

Problematisch sind Putzmittel, die ätzende Stoffe oder flüchtige organische Verbindungen enthalten. Einige davon können Sinnesreizungen, Kopfschmerzen und Asthma, aber auch Organschäden und sogar Krebs begünstigen. Auf der sicheren Seite ist man beim Putzen mit Omas Haushaltsreinigern. Für fast alle Putzarbeiten im Haushalt genügen:

  • natürliche Reinigungsmittel wie Kernseife, Zitrone bzw. Zitronensäure und Essig
  • ein basischer Reiniger wie Natron
  • ein Scheuermittel
  • ein Neutralreiniger

Putzen als kognitives Training

Die graue Substanz ist der Teil des Gehirns, der für die Verarbeitung von Informationen, das Treffen von Entscheidungen und die Steuerung von Muskelbewegungen zuständig ist. Die Studie, die in der Fachzeitschrift Social Cognitive and Affective Neuroscience veröffentlicht wurde, ergab, dass Teilnehmer:innen, die angaben, sich regelmäßig mit Reinigungs- und Hausarbeitstätigkeiten zu beschäftigen, ein größeres Volumen an grauer Substanz im präfrontalen Kortex und im anterioren cingulären Kortex aufwiesen. Diese Bereiche des Gehirns sind für Aufmerksamkeit, Entscheidungsfindung und Selbstkontrolle zuständig.

Es gibt einige mögliche Erklärungen dafür, warum Putzen und Hausarbeit zu einer Zunahme der grauen Substanz führen können. Eine Möglichkeit ist, dass diese Tätigkeiten ein gewisses Maß an kognitiver Anstrengung erfordern, was das Wachstum neuer Gehirnzellen anregen kann. Außerdem erfordern Putzen und Hausarbeit oft Aufmerksamkeit für Details und Problemlösungen, was ebenfalls zum Wachstum der grauen Substanz beitragen kann.

Steigerung des Selbstwertgefühls

Eine weitere mögliche Erklärung ist, dass das Gefühl der Erfüllung und Befriedigung, das sich bei der Erledigung von Reinigungsaufgaben einstellt, das Selbstwertgefühl und die Stimmung verbessern kann, was sich wiederum positiv auf die Gesundheit des Gehirns auswirken kann. Studien haben auch gezeigt, dass das Gefühl, Kontrolle über die eigene Umgebung zu haben, zu einer besseren psychischen Gesundheit führen kann, so dass das Aufräumen und Organisieren des eigenen Wohnraums eine Möglichkeit sein könnte, das eigene Leben besser in den Griff zu bekommen.

Putzen für die Psyche

Putzen ist nicht nur Hygiene für die Küche oder das Bad, sondern auch für's Hirn. Putzen reicht völlig, um abschalten und durchatmen zu können. Oder 'energetisches Heilputzen', wie Vreni es ironisch nennt.

Achtsamkeit: Putzen statt Meditieren

Psychologin Annegret Wolf bestätigt, dass eine saubere Umgebung uns hilft, produktiv zu sein. Auch wenn wir uns sonst gern ums Putzen drücken, müssen wir uns eingestehen: Es tut uns gut. Außerdem beweisen Studien, was einige von uns schon vermutet haben. Putzen hat einen positiven Effekt auf unsere Gesundheit, sowohl psychisch, als auch physisch. Das Arbeiten im Haushalt hilft uns nämlich, unser Leben gedanklich zu ordnen.

"Manchmal haben wir das Gefühl, wir haben nicht alles in der Hand. Dann kann Putzen ein kleines Ritual sein, das uns Kontrolle über unser Leben zurückgibt.“

Putzen als Ritual für Stabilität und Sicherheit

Rituale im Alltag sind wichtig, sie sorgen für Stabilität und Sicherheit. Putzen kann etwas Meditatives haben. Es hilft, den Kopf freizubekommen, das Grübeln einzustellen. Denn die Konzentration liegt auf dem Staubwischen, Polieren, Schrubben. Zudem kann diese Zeit wunderbar für einen kurzen Digital-Detox genutzt werden. Nach getaner Arbeit ist das Resultat direkt sichtbar und greifbar.

Die Bedeutung einer sauberen Umgebung

"Wenn man einen sauberen und aufgeräumten Raum betritt, kann das belebend und beruhigend wirken, während man sich in einem unaufgeräumten Raum erschöpft und überwältigt fühlt", so Marni Amsellem, Psychologin bei Smart Health Psychology, gegenüber "Vogue".

Wenn Sie Kinder haben, bietet Ihnen ein sauberes Zuhause einen sicheren und gesunden Ort, an dem sie spielen, Hausaufgaben machen und schlafen können. Auch wenn es den Anschein hat, dass Kinder nichts gegen Unordnung haben und im Allgemeinen alles hassen, was mit Hausarbeit zu tun hat, darunter Reinigen und Aufräumen, stört die Unordnung und Schmutz ihre Konzentrationsfähigkeit. Ein schmutziges, unordentliches Zuhause kann zu Verhaltensweisen führen, die Beziehungen schaden.

Unordnung kann auch visuell ablenken und als nervige Erinnerung an unerledigte Aufgaben betrachtet werden. Vorübergehende Angstzustände können laut einer Studie der University of Connecticut zu sorgfältiger Reinigung führen. Forscher stellten die Theorie auf, dass Menschen in stressigen Zeiten wahrscheinlicher sind, sich mit sich wiederholenden Tätigkeiten wie Putzen zu beschäftigen.

Putzen als Workout

Sauber machen ist nicht nur gut für den Kopf, der ganze Körper profitiert davon. Wer 30 Minuten seine Fenster putzt, verbrennt ca. 90 Kalorien. In der gleichen Zeit werden beim Staubsaugen sogar 120 Kalorien verbrannt. Die eigenen vier Wände mal so richtig zu putzen kann schon fast als Workout durchgehen.

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