Die Mund- und Zahnpflege ist ein zentraler Bestandteil der Altenpflege, insbesondere bei Alzheimer-Patienten. Der Mundraum ist eine sensible Körperstelle, und mangelnde Mundhygiene kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Dieser Artikel bietet umfassende Informationen und praktische Tipps zur Zahnpflege bei Alzheimer.
Bedeutung der Zahnpflege in der Altenpflege
Die Zähne sind nicht nur für das Essen wichtig, sondern auch für eine verständliche Artikulation. Eine gründliche Mundpflege und Mundhygiene sind essenziell, um die Zähne gesund zu erhalten. Nur so kann die Bildung eines Bakterienfilms im Mundraum verhindert werden, der zu Entzündungen führen kann. Bakterien aus dem Mundraum können über die Schleimhäute ins Blut und in andere Organe gelangen, was besonders bei Diabetes negative Auswirkungen auf die Blutzuckerwerte haben kann.
Mangelnde Mundhygiene kann die Gesundheit in vielfältiger Weise beeinträchtigen. Erkrankungen im Mundraum, wie entzündete Mundschleimhaut oder schlechte Zähne, können dazu führen, dass der Betroffene nicht schmerzfrei kauen und essen kann, was wiederum zu Mineralstoffmangel und Mangelernährung führen kann. Auch die Artikulation kann durch Erkrankungen im Mundraum eingeschränkt werden.
Allgemeine Tipps zur Zahnpflege bei Pflegebedürftigen
Bei der Zahnpflege von pflegebedürftigen Personen ist Einfühlungsvermögen und Behutsamkeit entscheidend. Berücksichtigen Sie die Wünsche des Betroffenen und orientieren Sie sich an den allgemeinen Pflegestandards oder den Standards in Ihrer Einrichtung.
Vorbereitung der Zahnpflege
- Legen Sie dem Pflegebedürftigen ein Handtuch auf die Brust.
- Informieren Sie ihn darüber, dass Sie nun mit der Mundhygiene und dem Zähneputzen beginnen.
- Ziehen Sie sich Handschuhe an.
- Bitten Sie den Pflegebedürftigen, den Mund zu öffnen und sehen Sie sich den Mundinnenraum mit einer kleinen Lampe an.
- Prüfen Sie das Zahnfleisch und die Mundhöhle auf Verletzungen, offene oder gerötete Stellen oder sonstige Auffälligkeiten.
Durchführung der Zahnpflege
- Wenn der Pflegebedürftige seine Zähne noch selbst putzen kann, reichen Sie ihm die Zahnbürste mit bereits aufgetragener Zahnpasta.
- Andernfalls übernehmen Sie die Mundpflege und putzen die Zähne in langsam kreisenden Bewegungen.
- Verwenden Sie eine weiche Zahnbürste und gehen Sie vom Zahnfleisch zum Zahn vor.
- Reinigen Sie die Kauflächen, die Außen- und Innenseiten der Zähne und entfernen Sie die Beläge.
- Reichen Sie dem Pflegebedürftigen einen Zahnputzbecher mit Wasser und eine Schüssel zum Ausspucken. Falls er dies nicht selbst kann, verwenden Sie eine Klemme und einen Tupfer, um die Mundhöhle auszuwischen.
Pflege von Zahnersatz
- Wenn die zu pflegende Person ein Gebiss oder eine herausnehmbare Prothese trägt, muss diese entfernt werden.
- Entfernen Sie alle Beläge und Rückstände von Haftcreme mit einer weichen Zahnbürste.
- Spülen Sie die Mundhöhle aus oder reinigen Sie sie mit Tupfern.
- Setzen Sie das Gebiss so schnell wie möglich wieder ein, um Verformungen des Kiefers zu vermeiden.
- Reinigen Sie das Gebiss über einem Waschbecken mit Wasser.
Zusätzliche Tipps für die Zahnpflege
- Verwenden Sie eine milde Zahnpasta, die die Schleimhäute nicht reizt.
- Wechseln Sie die Zahnbürste spätestens alle zwei Monate oder nach einer Infektion.
- Reinigen Sie die Zähne zweimal täglich, am besten morgens und abends.
- Verwenden Sie Zahnseide zur Reinigung der Zahnzwischenräume.
- Reinigen Sie auch die Dritten oder die Prothese zweimal täglich, besonders nach den Mahlzeiten.
- Kontrollieren Sie regelmäßig den richtigen Sitz der Prothese. Bei Druckstellen oder Schmerzen beim Kauen sollte ein Zahnarzt aufgesucht werden.
- Gehen Sie regelmäßig mit der pflegebedürftigen Person zum Zahnarzt, um Zahnfleisch, Zunge und Schleimhäute überprüfen zu lassen.
- Führen Sie etwa alle drei Monate eine professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt durch.
- Achten Sie auf einen konstanten Speichelfluss. Verwenden Sie zuckerfreie Bonbons und sorgen Sie dafür, dass der Pflegebedürftige viel trinkt.
- Verwenden Sie bei Entzündungen im Mundraum Tee zur natürlichen Behandlung.
Hygienemaßnahmen
- Waschen Sie sich vor und nach der Zahn- und Mundpflege die Hände.
- Tragen Sie Einmalhandschuhe bei offenen Wunden oder anderen Infektionen im Mundraum.
- Desinfizieren Sie die Hände anschließend.
Umgang mit Widerstand
- Wenn die zu pflegende Person den Mund nicht öffnen will oder die Reinigung als unangenehm empfindet, zwingen Sie sie nicht.
- Erklären Sie, warum die Mundpflege und Zahnpflege so wichtig sind.
- Halten Sie Rücksprache mit den Angehörigen oder dem Zahnarzt der zu pflegenden Person.
Zahnpflege bei Demenz
Pflegebedürftige Menschen, insbesondere solche mit Demenz, sind besonders anfällig für Zahnerkrankungen. Eine sorgfältige Mundhygiene ist daher unerlässlich.
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Herausforderungen bei Demenzpatienten
- Einige Demenzpatienten können sich noch selbst die Zähne putzen, müssen aber daran erinnert werden.
- Andere benötigen Unterstützung, wobei Angehörige und Pflegepersonal die richtige Ausführung kontrollieren sollten.
- In fortgeschrittenen Stadien der Demenz verstehen die Betroffenen oft die Bedeutung der Mundhygiene nicht mehr oder zeigen Widerstände.
Tipps für die Zahnpflege bei Demenz
- Routinen einführen: Führen Sie die Zahnpflege in einer täglichen Routine ein, am besten morgens und abends immer zur gleichen Zeit.
- Ruhige Atmosphäre: Nutzen Sie eine ruhige und entspannte Atmosphäre, um den Vorgang so stressfrei wie möglich zu gestalten. Bleiben Sie ruhig, geduldig und einfühlsam.
- Vorbild sein: Putzen Sie sich gleichzeitig selbst die Zähne, um zum Mitmachen zu motivieren.
- Geeignete Hilfsmittel: Verwenden Sie eine weiche Zahnbürste, eine elektrische Zahnbürste oder eine milde Zahnpasta, um die Abneigung gegen das Zähneputzen zu lindern.
- Mundstütze: Bei Bedarf kann eine Mundstütze aus Schaumstoff verwendet werden, um den Mund offen zu halten.
Prothesenpflege bei Demenz
- Trägt der Demenzpatient eine Prothese, ist es wichtig, dass diese gut sitzt, um Druckstellen zu vermeiden.
- Reinigen Sie die Prothese nach jeder Mahlzeit und jeden Abend mit einer weichen Zahnbürste oder einer speziellen Prothesenbürste und Flüssigseife.
Regelmäßige Zahnarztbesuche
- Lassen Sie die Mundgesundheit regelmäßig von einem Zahnarzt kontrollieren, da Demenzpatienten oft nicht mehr mitteilen können, wenn sie Schmerzen haben.
- Beachten Sie, dass die Zahnärzteschaft für den Schutz ihrer Patienten vor Infektionen bestens aufgestellt ist.
Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und Alzheimer
Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass chronische Entzündungen wie Parodontitis eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Alzheimer spielen können.
Parodontitis und Alzheimer
- Parodontitis ist eine Entzündung des Zahnfleischs, die ohne Behandlung zum Abbau des Zahnhalteapparates führen kann.
- Durch die Entzündung werden Botenstoffe freigesetzt, die im ganzen Organismus wirken.
- Studien haben gezeigt, dass bestimmte Bakterien, die für Parodontitis verantwortlich sind, auch in Gehirnen von Patienten mit Alzheimer vorhanden waren.
Bakterien und Gefäßschäden
- Ein Bakterium, das bei Betroffenen mit Parodontitis im Zahnfleisch vorkommt, ist Porphyromonas gingivalis.
- Eine mangelhafte Mundgesundheit kann die Gefäße schädigen und das Risiko von Herzerkrankungen und Schlaganfällen erhöhen, was wiederum die Gefäßgesundheit des Gehirns beeinträchtigen kann.
Maßnahmen zur Vorbeugung
- Regelmäßige Zahnarztbesuche: Lassen Sie sich mindestens zweimal im Jahr von Ihrem Zahnarzt auf Ihre Mundgesundheit untersuchen und führen Sie eine professionelle Zahnreinigung durch.
- Gesunde Ernährung: Ernähren Sie sich ausgewogen mit vielen Antioxidantien und entzündungshemmenden Stoffen (Obst, Gemüse, Nüsse und Fisch). Vermeiden Sie zuckerreiche und stark verarbeitete Lebensmittel.
- Geistige und körperliche Aktivitäten: Fördern Sie geistige und körperliche Aktivitäten zur Vorbeugung gegen Alzheimer.
Auswirkungen von Zahnausfall auf Demenz
Eine finnische Meta-Analyse hat gezeigt, dass abgestorbene oder ausgefallene Zähne die Entstehung von Demenz begünstigen können.
Ergebnisse der Studie
- Erwachsene mit Zahnausfall haben ein 1,48 Mal höheres Risiko für kognitive Krankheiten und ein 1,28 Mal höheres Risiko für Demenz.
- Mit jedem verlorenen Zahn erhöht sich das Risiko einer Demenzdiagnose um 1,1 Prozent.
- Zahnersatz kann sich förderlich auf die kognitive Gesundheit auswirken.
Mechanismen
- Zahnfleischerkrankungen: Entzündungen im Zahnfleisch erhöhen die Entzündungswerte im Blut, was den kognitiven Verfall begünstigt.
- Zahnverlust: Menschen mit fehlenden Zähnen ernähren sich weniger nahrhaft, was zu einem Mangel an wichtigen Nährstoffen und einer Beschleunigung des kognitiven Verfalls führt.
- Verminderter Blutfluss: Zahnverlust kann die Gehirnleistung beeinträchtigen, indem er die Kieferstärke verringert, was zum Abbau an grauer Substanz führt.
Verbindung zwischen Zähnen und Organen
- Schneidezähne: Erkrankungen im Bereich der Niere, Schilddrüse und Blase.
- Eckzähne: Enge Verbindung zur Leber, Galle und den Augen.
- Backenzähne: Erkrankungen im Magen- und Darmtrakt.
Tipps für die perfekte Zahnpflege und Mundhygiene
- Reinigen Sie Ihre Zähne zwei Mal täglich und im besten Fall nach jeder Mahlzeit.
- Verwenden Sie zusätzlich einmal täglich Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten.
- Achten Sie darauf, dass die Zahnpasta Fluoride enthält (Erwachsene: bis zu 1500 ppm Fluorid, bei Kindern weniger).
- Verwenden Sie freiverkäufliche Mundspülungen zur Unterstützung der täglichen Zahnpflege.
Die Rolle des Zahnarztes
Regelmäßige Besuche beim Zahnarzt sind unerlässlich, um potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Der Zahnarzt kann altersspezifische Pflegebedürfnisse besprechen und Empfehlungen geben. Die zahnärztliche Vorsorge leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Krebsfrüherkennung im Mundraum.
Professionelle Zahnreinigung (PZR)
Im Rahmen der PZR entfernt der Zahnarzt harte und weiche Beläge von den Zähnen, poliert und fluoridiert sie. Er berät darüber hinaus zur täglichen Zahnpflege und gibt Tipps zum Putzen und dem Einsatz von Utensilien wie Zahnzwischenraumbürsten. Die Kosten einer Zahnreinigung liegen in der Regel zwischen 60 und 120 Euro. Viele Krankenkassen erstatten jedoch einen Teil der Kosten oder bieten Zuschüsse an.
Spezielle Hilfsmittel für die Zahnpflege
- Zahnbürsten: Es gibt spezielle Dreikopf-Zahnbürsten, die gleich mehrere Stellen gleichzeitig reinigen.
- Zahnzwischenraumbürsten: In Kombination mit Applikatoren erleichtern sie die Reinigung zwischen den Zähnen und mindern den Würgereiz des Patienten.
- Zahnpasta: Sollte Fluorid enthalten. Es gibt sie als Spray oder Gel.
Mundpflege bei Palliativ-Patienten
In der Palliativpflege spielt die Mundpflege eine große Rolle dabei, das Wohlbefinden von schwerstkranken und sterbenden Menschen aufrecht zu erhalten. Die Pflegeleitlinie der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin betont die Bedeutung einer bedürfnisorientierten, individuellen und sensiblen Mundpflege. Dabei werden verschiedene Maßnahmen und Hilfsmittel empfohlen, die Mundschleimhaut feucht zu halten und den Speichelfluss anzuregen. Beispielsweise können sogenannte Mundpflegestäbchen zum Einsatz kommen.
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