Eine Meningitis ist eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute, die meist durch Viren oder Bakterien verursacht wird. In seltenen Fällen können auch andere Faktoren wie Pilze, Parasiten, Autoimmunerkrankungen oder Medikamente eine Meningitis auslösen. Eine weniger bekannte, aber dennoch relevante Ursache kann eine Zahnentzündung sein. Dieser Artikel beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Zahnentzündungen und Meningitis, die verschiedenen Ursachen, Symptome, Diagnosemethoden, Behandlungsmöglichkeiten und Präventionsmaßnahmen.
Was ist Meningitis?
Meningitis, auch Hirnhautentzündung genannt, ist eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute (Meningen). Diese Bindegewebsschichten umschließen und schützen das zentrale Nervensystem. Die Entzündung kann durch verschiedene Erreger verursacht werden, wobei Viren und Bakterien die häufigsten Auslöser sind. Wenn neben den Hirnhäuten auch das Gehirn selbst betroffen ist, spricht man von einer Meningoenzephalitis.
Ursachen von Meningitis
Die Hauptursachen für Meningitis sind:
- Viren: Virale Meningitis wird oft durch Enteroviren (z.B. Coxsackie-Viren, ECHO-Viren), Herpesviren, FSME-Viren oder Influenzaviren verursacht.
- Bakterien: Bakterielle Meningitis wird häufig durch Pneumokokken, Meningokokken, Listerien oder Haemophilus influenzae Typ B (Hib) ausgelöst.
- Pilze und Parasiten: Diese sind seltenere Ursachen und treten vor allem bei immungeschwächten Personen auf.
- Nicht-infektiöse Ursachen: Autoimmunerkrankungen, Krebserkrankungen, Medikamente oder Giftstoffe können ebenfalls eine Meningitis verursachen.
Häufigkeit von Meningitis
In Deutschland ist die Verbreitung der Meningitis seit 2004 rückläufig, was vor allem auf die Verfügbarkeit von Impfstoffen gegen bakterielle Formen zurückzuführen ist. Die virale Meningitis tritt hierzulande häufiger auf als die bakterielle Form.
Zusammenhang zwischen Zahnentzündung und Meningitis
Eine Zahnentzündung kann in seltenen Fällen zu einer Meningitis führen, wenn Bakterien aus dem entzündeten Bereich in den Blutkreislauf gelangen und die Hirnhäute erreichen. Dies geschieht meist durch eine unbehandelte oder fortgeschrittene Zahnwurzelentzündung.
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Zahnwurzelentzündung (Apikale Ostitis)
Eine Zahnwurzelentzündung entsteht, wenn Bakterien in den Wurzelkanal eines Zahnes eindringen und sich dort ausbreiten. Dies kann durch tiefe Karies, nicht korrekt verarbeitete Füllungen oder das Abschleifen eines Zahnes für eine Krone verursacht werden. Unbehandelt kann sich die Entzündung auf das Knochenmark ausbreiten (Osteomyelitis) und von den Kieferhöhlen aus in Richtung Herz und Gehirn wandern.
Wie gelangen die Erreger in die Hirnhäute?
Es gibt verschiedene Wege, wie Erreger von einer Zahnentzündung zu den Hirnhäuten gelangen können:
- Über den Blutweg: Bakterien aus dem entzündeten Zahn können in die Blutbahn gelangen und so die Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) erreichen.
- Direkte Wanderung: Bei anatomisch nahen Infektionsherden, wie den Nasennebenhöhlen oder dem Mittelohr, können die Erreger direkt in den Liquorraum und die Hirnhäute wandern.
- Verletzungen: Verletzungen, die einen Zugang zum Liquorsystem schaffen (z.B. Schädelbasisbruch), können ebenfalls zur Wanderung von Bakterien führen.
Symptome einer Meningitis
Die Symptome einer Meningitis können je nach Ursache und Alter variieren. Im Allgemeinen ähneln die anfänglichen Symptome oft einem grippalen Infekt.
Allgemeine Symptome
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Gliederschmerzen
- Allgemeines Unwohlsein
- Nackensteifigkeit
- Übelkeit und Erbrechen
- Licht- und Lärmempfindlichkeit
- Schläfrigkeit und Verwirrtheit
- Neurologische Auffälligkeiten (z.B. Unruhe, Benommenheit, Krampfanfälle)
Symptome bei Säuglingen und Kleinkindern
- Fieber
- Erbrechen
- Reizbarkeit und Schläfrigkeit
- Verweigerung der Nahrung
- Häufiges Weinen
- Mögliche Vorwölbung der Fontanellen
Unterschiede zwischen bakterieller und viraler Meningitis
- Bakterielle Meningitis: Rasante Symptomverschlimmerung, hohes Fieber, Nackensteifigkeit, neurologische Ausfälle, kleine rote oder bräunliche Hautveränderungen (Einblutungen), Blutdruckabfall, Schock und Koma.
- Virale Meningitis: Mildere Symptome, langsamere Krankheitsentwicklung, häufig Besserung ohne Behandlung, Abklingen der Symptome innerhalb einer Woche.
Diagnose einer Meningitis
Bei Verdacht auf Meningitis ist eine schnelle Diagnose entscheidend, um schwere Verläufe zu verhindern.
Anamnese und körperliche Untersuchung
Der Arzt wird zunächst die Krankengeschichte erheben und eine körperliche Untersuchung durchführen. Dabei werden spezielle Techniken eingesetzt, um Anzeichen einer Meningitis festzustellen:
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- Lasègue-Zeichen: Test auf Dehnungsschmerzen im Rücken, Gesäß oder Bein beim Anheben eines Beines.
- Brudzinski-Zeichen: Reflexhafte Bewegung von Knie- und Hüftgelenk beim Vorbeugen des Kopfes.
- Kernig-Zeichen: Unfähigkeit, das Bein im Sitzen auszustrecken, ohne Schmerzen zu verursachen.
Blutuntersuchung und Lumbalpunktion
- Blutuntersuchung: Zum Nachweis von Entzündungen und Erregern im Blut.
- Lumbalpunktion: Entnahme und Analyse von Nervenwasser (Liquor) aus dem Wirbelkanal zur Bestimmung des Erregers und des Entzündungsgrades.
Bildgebende Verfahren
- Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT): Zur Abklärung neurologischer Störungen und zum Ausschluss anderer Ursachen.
Behandlung einer Meningitis
Die Behandlung einer Meningitis hängt von der Ursache ab.
Bakterielle Meningitis
- Antibiotika: Sofortige Gabe von Antibiotika, oft schon bei Verdacht, um schwere Verläufe zu verhindern.
- Kortison: Kann bei bestimmten Erregern (z.B. Pneumokokken) und bei Beteiligung des Hörnervs sinnvoll sein, um Komplikationen vorzubeugen.
Virale Meningitis
- Symptomatische Behandlung: Linderung der Symptome wie Fieber und Schmerzen.
- Virostatika: Bei bestimmten viralen Erregern (z.B. Herpesviren) können virushemmende Medikamente eingesetzt werden.
Zahnärztliche Behandlung bei Zahnentzündung
Bei einer durch Zahnentzündung verursachten Meningitis ist eine umgehende zahnärztliche Behandlung notwendig:
- Wurzelbehandlung: Entfernung des entzündeten oder abgestorbenen Gewebes aus dem Wurzelkanal, Reinigung und Desinfektion des Kanalsystems, anschließende Füllung und Versiegelung des Kanals.
- Zahnextraktion: In schweren Fällen, wenn der Zahn nicht mehr zu retten ist, kann eine Entfernung des Zahnes erforderlich sein.
- Antibiotika: Zusätzlich zur zahnärztlichen Behandlung können Antibiotika eingesetzt werden, um die Ausbreitung der Bakterien zu verhindern.
Vorbeugung von Meningitis
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einer Meningitis vorzubeugen:
Impfungen
- Impfungen gegen Meningokokken: Es gibt Impfstoffe gegen verschiedene Serogruppen von Meningokokken (A, B, C, W, Y). Die Impfung wird vor allem für Kleinkinder, Jugendliche und Reisende in Risikogebiete empfohlen.
- Impfungen gegen Pneumokokken und Haemophilus influenzae Typ B (Hib): Diese Impfungen sind besonders für Säuglinge und Kleinkinder wichtig.
- Impfung gegen FSME: Für Personen, die in FSME-Risikogebieten leben oder sich dort aufhalten.
- Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR): Diese Impfungen schützen auch vor Meningitis, die durch diese Viren verursacht werden kann.
Hygienemaßnahmen
- Regelmäßiges Händewaschen: Um die Übertragung von Erregern zu verhindern.
- Vermeidung von Kontakt mit Erkrankten: Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren.
Zahnärztliche Vorsorge
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt: Um Karies und andere Zahnerkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
- Gute Mundhygiene: Regelmäßiges Zähneputzen, Verwendung von Zahnseide und Mundspülungen, um die Bakterienanzahl im Mund zu reduzieren.
- Professionelle Zahnreinigung: Regelmäßige Entfernung von Zahnbelag und Zahnstein, um Entzündungen vorzubeugen.
Meningitis bei Kleinkindern und Säuglingen
Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Symptome einer Meningitis oft unspezifisch, was die Diagnose erschwert. Eltern sollten bei folgenden Anzeichen umgehend einen Arzt aufsuchen:
- Fieber
- Trinkschwäche
- Auffällige Müdigkeit
- Reizbarkeit
- Bauchschmerzen
- Krampfanfälle
- Vorgewölbte Fontanelle
Impfungen für Kleinkinder
Für Säuglinge und Kleinkinder werden folgende Impfungen empfohlen, um gegen die Erreger einer Hirnhautentzündung vorzubeugen:
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- Impfung gegen Meningokokken-Meningitis
- Impfungen gegen Pneumokokken
- Impfungen gegen Haemophilus influenzae vom Typ B (Hib)
- Mumps-Impfung
- Masern-Impfung
- Röteln-Impfung
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