Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist ein Standardverfahren in der Demenzdiagnostik, das detaillierte Schnittbilder des Gehirns ohne Strahlenbelastung liefert. Diese Untersuchungsmethode ermöglicht es, Veränderungen im Gehirn darzustellen, die auf eine Demenz hindeuten können. Besonders aufschlussreich sind MRT-Bilder beim Blick auf den Hippocampus, eine Hirnregion, die bei Menschen mit Alzheimer schon in einem frühen Stadium schrumpft.
MRT-Untersuchung: Ablauf und Dauer
Während der MRT-Untersuchung liegt der Patient auf dem Rücken in einer Röhre, während das Gerät laute Klopfgeräusche erzeugt. Um den Komfort zu erhöhen, wird ein Gehörschutz oder Kopfhörer angeboten. Die Untersuchung dauert in der Regel 20 bis 30 Minuten, in denen es wichtig ist, möglichst still zu liegen, um verwackelte Bilder zu vermeiden. Über eine Gegensprechanlage bleibt der Patient mit dem Fachpersonal verbunden.
Alternative Bildgebungsverfahren: CT und PET
Neben der MRT gibt es auch andere bildgebende Verfahren, die in der Demenzdiagnostik eingesetzt werden:
- Computertomographie (CT): Die CT arbeitet mit Röntgenstrahlen und erzeugt detaillierte Schichtaufnahmen des Kopfes. Sie dauert nur wenige Minuten und ist geräuschlos, was sie für Patienten mit Platzangst oder Unruhe angenehmer macht.
- Positronen-Emissions-Tomographie (PET): Die PET zeigt, wie aktiv Nervenzellen arbeiten und ob sich krankhafte Proteine ablagern. Dafür werden schwach radioaktive Substanzen eingesetzt, die bestimmte Prozesse im Gehirn sichtbar machen. Technisch laufen alle PET-Untersuchungen ähnlich ab: Man bekommt eine schwach radioaktive Substanz gespritzt und liegt danach auf einer Liege, die langsam durch den PET-Scanner fährt. Der Unterschied liegt in der Substanz: Sie bindet entweder an Zucker, an Amyloid-Plaques oder an Tau-Fibrillen. FDG-PET macht sichtbar, wie gut Nervenzellen Zucker verwerten.
Gadolinium-haltige Kontrastmittel in der MRT: Nutzen und Risiken
Gadoliniumhaltige Kontrastmittel verbessern die Aussagekraft der Magnetresonanztomographie (MRT). In der Onkologie werden sie häufiger eingesetzt, wenn bei einem Patienten mit einer MRT nach einem Tumor oder Metastasen gesucht werden soll.
Ablagerungen von Gadolinium im Gehirn
Studien haben gezeigt, dass sich Spuren von Gadolinium im Gehirn von Patienten ablagern können, die MRT-Untersuchungen mit diesen Kontrastmitteln erhalten. Freies Gadolinium ist hoch toxisch, da Gadolinium-Ionen ähnlich groß sind wie Kalzium-Ionen und somit die Funktion von Kalzium an Muskeln und bei der Blutgerinnung beeinträchtigen können. In einem chemischen Komplex gebundenes Gadolinium, wie es in MRT-Kontrastmitteln eingesetzt wird, ist nach bisherigem Wissensstand jedoch gut verträglich. Es besteht die Möglichkeit, dass Gadolinium in kleinen Mengen aus dem Kontrastmittel freigesetzt wird, sich in freier Form im Gehirn ablagert und dort Strukturen schädigt. Eine Rolle könnte spielen, wie "fest" das Gadolinium im jeweiligen Kontrastmittel gebunden ist.
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Risikobewertungsverfahren und Empfehlungen
Ein europäisches Risikobewertungsverfahren wurde eingeleitet, um Klarheit über die gesundheitlichen Auswirkungen von Gadolinium-Ablagerungen im Gehirn zu schaffen. Untersucht werden soll, mit welchen gesundheitlichen Auswirkungen Patienten rechnen müssen, wenn sich in ihrem Gehirn und in anderen Geweben infolge einer Kontrastmittelgabe Gadolinium ablagert. Bisher gibt es nach Aussagen des Bundesministeriums für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zwar keine Hinweise darauf, dass im Gehirn abgelagertes Gadolinium tatsächlich zu Symptomen oder Nebenwirkungen führt. Trotzdem soll die Sicherheit von Gadolinium-Kontrastmitteln jetzt systematisch untersucht werden, um mögliche Risiken zu finden oder auszuschließen.
Verschiedene Expertengremien und Fachleute haben bislang eigene Empfehlungen und Sichtweisen veröffentlicht. Der Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG), Prof. Dr. Dierk Vorwerk, betont die Notwendigkeit einer Nutzen-Risiko-Abwägung im Einzelfall. Der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN) e.V. rät dazu, vorerst nach Möglichkeit auf mehrere serielle MRT-Untersuchungen eines Patienten zu verzichten und den Nutzen wiederholter Kontrastmittel-MRTs zu überdenken. Sie empfehlen ebenfalls, gadoliniumhaltige Kontrastmittel (GBCAs) ganz allgemein nur einzusetzen, wenn es aus medizinischen Gründen erforderlich ist und den Einsatz eines makrozyklischen statt eines linearen Kontrastmittels zu erwägen, sofern keine Kontraindikation besteht.
FDA-Einschätzung
Im Gegensatz zur europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA), die im März empfohlen hat, bestimmte Gadolinium-haltige Kontrastmittel für die Magnetresonanztomographie (MRT) vom Markt zu nehmen, sieht die US-Arzneimittelbehörde FDA derzeit keinen Handlungsbedarf. Laut einer Drug Safety Communication sind derzeit keine Einschränkungen vorgesehen. Die Ärzte werden jedoch aufgefordert, die Kontrastmittel grundsätzlich sparsam einzusetzen.
MRT zur Früherkennung von Alzheimer: Ein Forschungsprojekt
Dr. Tobias Lindig vom Universitätsklinikum Tübingen und dem Max Planck Institut für biologische Kybernetik forscht an einer nicht-invasiven, magnetresonanzbasierten Methode zur Früherkennung der Alzheimer-Krankheit. Ziel des Forschungsprojekts ist eine möglichst frühe, verlässliche und nicht-invasive Alzheimer-Diagnose im Rahmen einer MRT-Untersuchung. In der Praxis könnte so frühzeitig eine Therapie begonnen und diese dann regelmäßig kontrolliert werden.
Protein-CEST Bildgebung
Dem Forschungsteam um Dr. Lindig ist es erstmalig gelungen eine MRT-Methode für die Alzheimer-Frühdiagnostik zu entwickeln, bei der Protein-Ablagerungen sichtbar gemacht werden können. Dr. Lindig und sein Team haben dazu eine spezielle MRT-Technik verwendet, die sie Protein-CEST Bildgebung nennen. Dabei bedienten Sie sich der Theorie, dass für Alzheimer typische Proteinablagerungen von Beta-Amyloid und Tau im Gehirn auch mit dieser Methode nachweisbar sein müssten. Im Gegensatz zu bisherigen bildgebenden Verfahren in der Demenz-Diagnostik kommen sie bei dieser neuen MRT-Methode ohne Kontrastmittel, Radioaktivität und Röntgenstrahlung aus. Dies gelingt ihnen durch Messung der magnetischen Wechselwirkung zwischen den Kernmagneten der Proteine und den Kernmagneten des Wassers. Dadurch ist die Methode nicht invasiv und risikoarm.
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Bewertung der MRT zur Früherkennung von Demenz
Der IGeL-Monitor bewertet die MRT-Untersuchung zur Früherkennung einer Alzheimer-Demenz mit „tendenziell negativ“. Diese Bewertung gilt für Menschen, die sich geistig fit fühlen. Es gibt keine Studien, die untersucht haben, ob eine Früherkennung am Ende den Patienten nützt oder schadet. Ein Nutzen ist auch nicht zu erwarten, da bislang nicht gezeigt werden konnte, dass eine frühe Therapie im Vergleich zur späten Therapie das Fortschreiten einer Demenz aufhalten kann. Dafür ist ein Schaden möglich, da sich nur jede zweite frühe, leichte Demenz zu einer späten, schweren Demenz entwickelt.
Nutzen und Schaden
Eine MRT-Untersuchung zur Früherkennung einer Demenz wäre nützlich, wenn sie, in Verbindung mit effektiven Therapien, Menschen vor den gravierenden Folgen einer Demenz bewahren könnte. Das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors suchte nach Übersichtsarbeiten und Einzelstudien zur Frage, ob eine Früherkennung dies leisten kann. Die Suche wurde auf Studien von Menschen, die keine Anzeichen einer Demenz zeigen, begrenzt. Es wurden keine Studien gefunden. Die Frage, ob eine Früherkennung nützen kann, indem sie die Entwicklung einer Demenz verlangsamt oder stoppt, kann demnach nicht beantwortet werden.
Da sich nur jede zweite frühe Demenz zu einer schweren Demenz weiter entwickelt, würde jede zweite Diagnose zu Verunsicherung, Ängsten und Vorkehrungen für ein Leben mit schwerer Demenz führen, die in diesem Ausmaß nicht nötig gewesen wären. Auch kann die Diagnose Stigmatisierung und Belastungen für die Familie, sowie Schäden durch invasive Untersuchungsmethoden, wie der Entnahme von Flüssigkeit aus dem Rückenmarkskanal, zur Folge haben. Wird eine frühe Demenz etwa mit Medikamenten behandelt, obwohl diese Therapie nicht nötig oder erfolgversprechend ist, muss man auch das als Schaden ansehen.
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