Gadoliniumhaltige Kontrastmittel werden häufig bei Magnetresonanztomographien (MRT) eingesetzt, um Organstrukturen und -funktionen besser sichtbar zu machen. Allerdings können sich Spuren von Gadolinium im Gehirn ablagern, was zu Bedenken hinsichtlich möglicher gesundheitlicher Schäden geführt hat. Dieser Artikel beleuchtet die potenziellen Nebenwirkungen von MRT-Kontrastmitteln im Gehirn, basierend auf aktuellen Forschungsergebnissen und Empfehlungen von Experten.
Was sind MRT-Kontrastmittel und wozu dienen sie?
MRT-Kontrastmittel enthalten meist das Metall Gadolinium, das an andere Moleküle gebunden ist. Sie werden vor der MRT-Untersuchung in die Vene des Patienten gespritzt, um sich im Körper zu verteilen und im Bild die Organstrukturen und -funktionen besser sichtbar zu machen. Gadolinium ist magnetisch und verstärkt den Kontrast in den MRT-Bildern.
Gadolinium-Ablagerungen im Gehirn: Was steckt dahinter?
Studien haben gezeigt, dass sich Spuren von Gadolinium im Gehirn von Patienten ablagern können, die MRT-Untersuchungen mit diesen Kontrastmitteln erhalten. Freies Gadolinium ist hoch toxisch, da es die Funktion von Kalzium an Muskeln und bei der Blutgerinnung beeinträchtigen kann. In einem chemischen Komplex gebundenes Gadolinium ist nach bisherigem Wissensstand gut verträglich. Es wird jedoch vermutet, dass Gadolinium in kleinen Mengen aus dem Kontrastmittel freigesetzt wird und sich in freier Form im Gehirn ablagert.
Mögliche Risiken und Nebenwirkungen
Bislang ist unklar, ob Ablagerungen von Gadolinium tatsächlich zu Symptomen oder Nebenwirkungen führen. Einige Patienten mit Kopfschmerzen, Glieder- oder Nervenschmerzen führen ihre Beschwerden auf Gadolinium zurück, aber ein direkter Zusammenhang ist nicht beweisbar. In seltenen Fällen kann es bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion zu Fibrosen kommen, die tödlich enden können. Dabei wird gesundes Gewebe durch Bindegewebe ersetzt.
Im Jahr 2016 wurde das Krankheitsbild der „Gadolinium deposition disease“ veröffentlicht, dessen Symptome Kopfschmerzen, Schmerzen in Rumpf und Extremitäten, benebelte Wahrnehmung sowie Hautverdickungen umfassen.
Lesen Sie auch: Kernspintomographie des Rückenmarks ohne Kontrast
Europäisches Risikobewertungsverfahren
Die Europäische Kommission hat ein Risikobewertungsverfahren angestoßen, um die gesundheitlichen Auswirkungen von Gadolinium-Ablagerungen im Gehirn und in anderen Geweben zu untersuchen. Ziel ist es, Klarheit darüber zu schaffen, ob die Ablagerungen gesundheitsschädlich sind, ob alle Kontrastmittel gleichermaßen betroffen sind und welche Konsequenzen sich für die klinische Praxis ergeben.
Empfehlungen von Experten und Behörden
Der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN) rät, Kontrastmittel vorerst nur bei unvermeidbaren Untersuchungen einzusetzen. Mehrfachuntersuchungen sollten Patienten nach Möglichkeit vermeiden. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat ebenfalls eine Prüfung zu Gadolinium eingeleitet.
Der Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG), Prof. Dr. Dierk Vorwerk, betont die Notwendigkeit einer Nutzen-Risiko-Abwägung im Einzelfall. Das Risiko, ohne MR-Kontrastmittel einen wichtigen Befund zu übersehen, muss gegen die möglichen Nebenwirkungen abgewogen werden.
Alternative Untersuchungsmethoden
Für bestimmte Fragestellungen gibt es alternative Untersuchungsmethoden, die ohne Kontrastmittel auskommen. So kann das Herz beispielsweise mit einer Myokardszintigraphie oder Ultraschall untersucht werden. Auch viele MRT- und CT-Untersuchungen können ohne Kontrastmittel durchgeführt werden und liefern dennoch aussagekräftige Bilder für die Diagnostik.
Welche Kontrastmittel sind betroffen?
Studien haben gezeigt, dass lineare Gadolinium-haltige Kontrastmittel eher zu Ablagerungen im Gehirn führen als makrozyklische Kontrastmittel. Daher wurden die Zulassungen der meisten linearen gadoliniumhaltigen Kontrastmittel ab dem 28.02.2018 ruhen gelassen. Makrozyklische gadoliniumhaltige Kontrastmittel werden nach enger Indikationsstellung weiterhin eingesetzt, da sie nach aktueller Datenlage deutlich weniger Gadolinium freisetzen.
Lesen Sie auch: Kontrastmittel-MRT des Rückenmarks
Was ist bei der Anwendung von MRT-Kontrastmitteln zu beachten?
Vor einer Kontrastmitteluntersuchung sollten Sie Ihren Arzt über folgende Punkte informieren:
- Einnahme von Medikamenten
- Implantate im Körper (z. B. Herzschrittmacher oder Zahnimplantate)
- Vermutete Schwangerschaft
- Klaustrophobie
- Allergische Reaktion auf das Kontrastmittel bei einer früheren Untersuchung
Am Untersuchungstag sollten Sie bequeme Kleidung ohne Metallgegenstände tragen und Schmuck, Uhren und Piercings ablegen. Wenn Sie keine Kontrastmitteluntersuchung wünschen, teilen Sie dies dem Personal so früh wie möglich mit.
Sicherheitshinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Um Risiken zu minimieren, sollten folgende Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden:
- Kontrastmittel nur bei eindeutiger medizinischer Notwendigkeit einsetzen
- Makrozyklische Kontrastmittel bevorzugen
- Niedrigstmögliche Dosierung verwenden
- Kurzfristige, wiederholte Gabe vermeiden
- Nierenfunktion vor der Untersuchung überprüfen
- Patienten über Risiken und Nutzen aufklären
Lesen Sie auch: Die Bedeutung von Kontrastmitteln in der Epilepsie-MRT
tags: #mrt #kontrastmittel #gehirn #nebenwirkungen