Die Magnetresonanztomographie (MRT), auch Kernspintomographie genannt, ist ein bildgebendes Verfahren, das detaillierte Einblicke in das Körperinnere ermöglicht. Um bestimmte Strukturen und Gewebe besser darzustellen, kann bei einer MRT-Untersuchung ein Kontrastmittel eingesetzt werden. Dieser Artikel beleuchtet die Anwendung von Kontrastmitteln bei MRT-Untersuchungen des Rückenmarks, erklärt die Unterschiede zu CT-Kontrastmitteln, geht auf mögliche Risiken und Nebenwirkungen ein und zeigt Alternativen auf.
Was ist MRT-Kontrastmittel?
MRT-Kontrastmittel sind Substanzen, die verwendet werden, um bestimmte Strukturen auf MRT-Bildern deutlicher hervorzuheben. Sie werden dem Patienten in der Regel über eine Vene in den Blutkreislauf injiziert. Der Hauptbestandteil von MRT-Kontrastmitteln ist Gadolinium.
Gadolinium interagiert stark mit Wasserstoffatomen in seiner Umgebung. Diese Wechselwirkung führt dazu, dass sich die Magnetisierung der Wasserstoffatome schneller erholt. Dadurch kann bei gleicher Messzeit ein höheres Signal in den Geweben gemessen werden, in denen das MRT-Kontrastmittel zirkuliert. Dies ermöglicht eine bessere Darstellung und Abgrenzung bestimmter Gewebe und Strukturen. Nach der Untersuchung wird das Kontrastmittel auf natürlichem Weg über die Nieren ausgeschieden.
MRT-Kontrastmittel vs. CT-Kontrastmittel: Ein Vergleich
Sowohl bei der Magnetresonanztomographie (MRT) als auch bei der Computertomographie (CT) können Kontrastmittel eingesetzt werden, um die Bildqualität zu verbessern. Es gibt jedoch wesentliche Unterschiede zwischen den verwendeten Substanzen und ihrer Wirkweise.
Bei einer MRT-Untersuchung werden spezielle MRT-Kontrastmittel verwendet, um Gewebe mit geringem Dichteunterschied besser darzustellen. Sie werden typischerweise eingesetzt, um Gefäße besser darzustellen oder krankhafte Veränderungen wie Tumore besser von gesundem Gewebe zu unterscheiden. In einer MRT ohne Kontrastmittel kann beispielsweise zwischen einem Blutgefäß und der Umgebung kein guter Kontrast bestehen, da beide fast den gleichen Grauton aufweisen. Nach der Anwendung von MRT-Kontrastmittel ist das Signal im Blut deutlich heller, was die Unterscheidung zwischen Gefäß und Umgebung erleichtert.
Lesen Sie auch: Kernspintomographie des Rückenmarks ohne Kontrast
CT-Kontrastmittel hingegen enthalten oft Jod, das Röntgenstrahlen besonders gut absorbieren kann. Sie werden in der Regel intravenös verabreicht und später über die Niere ausgeschieden. Jodhaltige Kontrastmittel sind besonders nützlich zur Untersuchung von komplexen Knochenbrüchen, Leber, Nieren, Lunge und Darm.
Ein wesentlicher Unterschied liegt auch im Risiko für Nebenwirkungen. Das Risiko für schwere Nebenwirkungen ist bei MRT-Kontrastmitteln deutlich geringer als bei CT-Kontrastmitteln.
Anwendung von MRT-Kontrastmittel am Rückenmark
Die MRT des Rückenmarks ist ein wichtiges bildgebendes Verfahren zur Diagnose von Erkrankungen des Rückenmarks. Sie ermöglicht die direkte und hochauflösende Darstellung des Rückenmarks und seiner umgebenden Strukturen.
Um eine detaillierte Darstellung des Rückenmarks zu ermöglichen, kommt bei dieser Untersuchung häufig ein Kontrastmittel zum Einsatz.
Wann ist der Einsatz von Kontrastmittel notwendig?
- Verdacht auf Entzündungen: In der Regel kann man Entzündungen im MRT auch ohne Kontrastmittel erkennen. In den ödemsensitiven (wassergewichteten) Bildern lässt sich in fast allen Geweben eine Entzündung schon anhand eines Ergusses erkennen. Jedoch gibt es auch Unterschiede, je nach Art des untersuchten Gewebes.
- Tumorerkrankungen: MRT-Kontrastmittel helfen dabei, die Art des Tumors besser einzuordnen und von anderen Geweben zu unterscheiden.
- Nach Operationen: Nach einer Operation kann Kontrastmittel eingesetzt werden, um Narbengewebe von Bandscheibengewebe zu differenzieren.
- Spezielle Fragestellungen: Bei bestimmten Fragestellungen, bei denen man früher Kontrastmittel eingesetzt hat, lassen sich aufgrund neuer Techniken heutzutage gut ohne abklären. Es gibt jedoch weiterhin Fragestellungen, bei denen Kontrastmittel hilft, eine bessere Diagnose zu stellen.
Myelographie: Eine spezielle Anwendung
Die Myelographie ist ein röntgendiagnostisches Verfahren zur Darstellung des Rückenmarkkanals mithilfe eines Kontrastmittels. Sie dient dazu, krankhafte Veränderungen wie beispielsweise Einklemmungen der darin befindlichen Nervenwurzeln nachzuweisen.
Lesen Sie auch: Der Conus Medullaris: Eine detaillierte Analyse
Zur bildgebenden Darstellung des Rückenmarkkanals setzt man heute überwiegend die Magnetresonanztomographie (MRT) ein. Manchmal ist eine MRT-Untersuchung aufgrund von Implantaten oder eines Herzschrittmachers jedoch nicht möglich, in anderen Fällen haben vorangegangene MRT-Untersuchungen kein eindeutiges Ergebnis erbracht. Dann ist häufig die Myelographie die Methode der Wahl.
Bei der Myelographie wird ein Kontrastmittel in den Rückenmarkkanal eingespritzt, welches sich mit dem Liquor vermischt und die Strukturen des Rückenmarkkanals im Röntgen wesentlich besser abgrenzbar macht. Um zusätzliche Informationen zu gewinnen, kombinieren wir die Röntgen-Myelographie üblicherweise mit einer Computertomographie (CT), die gleich im Anschluss stattfindet (Post-Myelo-CT).
Mithilfe der Myelographie können wir Verengungen oder Kompressionen im Bereich des Rückenmarkkanals nachweisen, die beispielsweise auf Knochensporne, einen Bandscheibenvorfall oder andere Raumforderungen im Bereich der Wirbelsäule zurückgehen. Wird dadurch Druck auf das Rückenmark oder die abgehenden Nervenwurzeln ausgeübt, kann es zu Schmerzen, Lähmungserscheinungen oder Gefühlsstörungen kommen. Den genauen Ort und das Ausmaß solcher Verengungen können wir mithilfe der Myelographie ausfindig machen.
Risiken und Nebenwirkungen von MRT-Kontrastmitteln
Wie bei allen medizinischen Verfahren gibt es auch bei der Verwendung von MRT-Kontrastmitteln potenzielle Risiken und Nebenwirkungen.
Allergische Reaktionen
In seltenen Fällen kann es zu allergischen Reaktionen kommen. Aber auch hier gilt, dass MRT-Kontrastmittel gegenüber den in anderen bildgebenden Verfahren eingesetzten jodhaltigen Mitteln (wie zum Beispiel bei Röntgen und CT) deutlich besser verträglich sind.
Lesen Sie auch: Rückenmarksanatomie im Detail erklärt
Nephrogene systemische Fibrose (NSF)
Im Zusammenhang mit so genannten „linearen“ MRT-Kontrastmitteln (die nicht bei kardialen MRT-Untersuchungen eingesetzt werden) sind in der Vergangenheit äußerst selten (0,01%) schwerwiegende Nebenwirkungen aufgetreten. Zum Beispiel die bereits zuvor genannte nephrogene systemische Fibrose (NSF), bei der es zu krankhaften Wucherungen des Bindegewebes der Haut, der Muskeln und in inneren Organen kommen kann. In den letzten Jahren ist jedoch durch den Einsatz von hochstabilen „makrozyklischen“ (d.h. chemisch zirkulären) gadolinium-haltigen MRT-Kontrastmitteln (bei angepasster Dosierung, insbesondere bei Patienten mit höhergradiger Niereninsuffizienz) die NSF weltweit nahezu verschwunden.
Gadolinium-Ablagerungen im Gehirn
Darüber hinaus ist die mögliche Ablagerung von Gadolinium in bestimmten Hirnarealen beschrieben. Frühere Studien haben gezeigt, dass eine minimale Menge an Gadolinium (<1 %) im Körper verbleiben kann. Eine Anreicherung im Gehirn sollte bei intakter chemischer Struktur und fehlender Erkrankung (d. h. intakter Blut-Hirn-Schranke) aufgrund der Größe der Gadoliniumchelate eigentlich ausgeschlossen sein. Bei Patienten mit gestörter Blut-Hirn-Schranke kommt es jedoch zu kleinen Gadoliniumanreicherungen in bestimmten Hirnarealen. Dies geschieht insbesondere wenn mehrere Untersuchungen mit Kontrastmitteln wiederholt und kurzfristig durchgeführt werden.
Weitere mögliche Nebenwirkungen
Sehr selten wurden leichte Nebenwirkungen wie kurzfristige, lokale Wärme bzw. Schmerzgefühle beschrieben. Bei rascher Injektion können in manchen Fällen Geschmackssensationen auftreten.
Parainjektion (Beschwerden; Stechender, brennender Schmerz, Schwellung an der Einstichstelle). Nach Studien (Shaqdan et al Clin Radiol 2014) liegt die Wahrscheinlichkeit des Paravasats bei 0,06% (90 Fälle bei 150.000 Injektionen) und liegt bei Frauen bei 0,07% und bei Männern bei 0,05%. Keiner der dokumentieren Fälle hatte schwerwiegende Komplikationen zur Folge. Der Befund ist in diesen Fällen eingeschränkt beurteilbar.
Sicherheitsmaßnahmen
Um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren, werden folgende Sicherheitsmaßnahmen getroffen:
- Nutzen-Risiko-Abwägung: Vor jeder MRT-Untersuchung mit Kontrastmittel wird eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung durchgeführt.
- Verwendung von makrozyklischen Kontrastmitteln: Es werden nur „makrozyklische“ Kontrastmittel verwendet, die als sicherer gelten.
- Niedrigste erforderliche Dosis: Es wird die niedrigste erforderliche Dosis für die Fragestellung des jeweiligen Patienten bestimmt.
- Verzicht bei stark eingeschränkter Nierenfunktion: Bei stark eingeschränkter Nierenfunktion oder Dialysepflichtigkeit wird in der Regel auf den Einsatz verzichtet.
- Ausführliche Aufklärung: Vor jeder Untersuchung findet eine ausführliche ärztliche Aufklärung mit der Möglichkeit, Fragen zu stellen, statt.
Alternativen zur Kontrastmittelgabe
In einigen Fällen gibt es Alternativen zur Kontrastmittelgabe bei der MR-Untersuchung. Bestimmte Fragestellungen, bei denen man früher Kontrastmittel eingesetzt hat, lassen sich aufgrund neuer Techniken heutzutage gut ohne abklären. Es gibt jedoch weiterhin Fragestellungen, bei denen Kontrastmittel hilft, eine bessere Diagnose zu stellen.
Die Entscheidung, ob Kontrastmittel eingesetzt wird oder nicht, wird immer individuell getroffen und hängt von der Fragestellung, dem Zustand des Patienten und den potenziellen Risiken und Nutzen ab.
Vorbereitung auf eine MRT-Untersuchung mit Kontrastmittel
Um Sie optimal auf das MRT vorzubereiten, findet vor der Untersuchung ein gesetzlich vorgeschriebenes Aufklärungsgespräch statt. Bei dem Vorgespräch erhalten Sie alle wichtigen Informationen zu der Untersuchung. Wie ist der genaue Ablauf? Was müssen Sie beachten? Gibt es Risiken und wenn ja, welche? Wir nehmen uns gerne Zeit, um all Ihre Fragen zu beantworten.
Im ersten Schritt müssen Sie alle Accessoires und metallischen Gegenstände entfernen, wie z.B. Uhren, Piercings, Ketten, Haarspangen, Ohrringe, Gürtel, BH-Bügel und Hörgeräte.
Falls bei Ihnen für eine bestimmte Fragestellung die Gabe eines Kontrastmittels notwendig ist, sollten bekannte Allergien gegen Kontrastmittel oder Nierenfunktionsstörung vor der Untersuchung angegeben werden.
Ablauf der MRT-Untersuchung
Nun erfolgt die eigentliche diagnostische MRT-Untersuchung. Dafür liegen Sie für ca. 30 min mit dem Kopf in einer MRT-Röhre auf einer bequemen Liege. Je nach zu untersuchendem Bereich werden spezielle Spulen verwendet, die um den Kopf oder Hals angelegt werden, um die Bildqualität zu verbessern.
Direkt im Anschluss der Untersuchung werden die Bilder von einem Radiologen ausgewertet, ein schriftlicher Befundbericht erstellt und die Ergebnisse dem zuweisenden Arzt binnen 3 bis 4 Werktagen übermittelt, der sie dann mit dem Patienten bespricht, um gegebenenfalls weitere Schritte oder Behandlungen zu planen.
Sollten Sie kein Beruhigungsmittel für die Untersuchung in Anspruch genommen haben, sind Sie direkt nach der MRT schon wieder einsatzfähig und fahrtüchtig. Das gilt in der Regel auch nach der Injektion eines Kontrastmittels.
tags: #MRT #Rückenmark #Kontrastmittel #Anwendung