Multiple Sklerose (MS), auch Encephalomyelitis disseminata genannt, ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die Gehirn und Rückenmark betrifft. Sie ist durch die Zerstörung der Myelinscheiden (Markscheiden) der Nervenfasern gekennzeichnet, was zu einer Verlangsamung der Reizleitung führt. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Definition, Symptome, Diagnose und Behandlung von MS.
Was ist Multiple Sklerose?
Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Myelinscheiden angreift. Diese Myelinscheiden umgeben die Nervenfasern und ermöglichen eine schnelle und effiziente Übertragung von Nervenimpulsen. Bei MS werden diese Schutzschichten durch Entzündungen beschädigt, was zu einer gestörten Signalübertragung führt. Die resultierenden Vernarbungen (Sklerosen/Läsionen) an den Nervenfasern können verschiedene neurologische Symptome verursachen.
MS ist nicht ansteckend, nicht zwangsläufig tödlich, kein Muskelschwund und keine psychische Erkrankung. Auch die häufig verbreiteten Vorurteile, dass MS in jedem Fall zu einem Leben im Rollstuhl führt, sind so nicht richtig. Jede Multiple Sklerose verläuft individuell.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen der MS sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen und Umweltfaktoren eine Rolle spielt.
Genetische Veranlagung
Eine familiäre Veranlagung ist als Ursache stark anzunehmen, denn zwischen zehn und 30 Prozent der Nachkommen von an MS Erkrankten weisen ebenfalls Nervenläsionen auf. Von einer direkten Vererbung einer MS kann also nicht die Rede sein. Mediziner sprechen deshalb von einem „multifaktoriellen“ Geschehen. Genetische Komponenten können eine Rolle spielen.
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Umweltfaktoren
Verschiedene Umweltfaktoren werden als mögliche Auslöser oder Verstärker der MS diskutiert:
- Infektionen: Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus, Chlamydien, Borrelien sowie den Viren, die Herpes, Mumps und Röteln verursachen, stehen im Verdacht.
- Impfungen: Es gibt Diskussionen darüber, ob bestimmte Impfungen, wie z.B. gegen Hepatitis B, das Risiko einer MS erhöhen könnten.
- Ernährung: Eine ballaststoffarme Ernährung, ein Mangel an essenziellen Fettsäuren und Vitaminen sowie ein hoher Konsum von tierischen Fetten und Salz könnten das MS-Risiko beeinflussen.
- Weitere Faktoren: Große Verletzungen mit hohem Blutverlust, kleine Blutungen der Hirngefäße, Schwermetalle, das Kontrastmittel Gadolinium, andauernder Stress, ein geschwächtes Immunsystem und starke Hormonschwankungen werden ebenfalls als mögliche Risikofaktoren diskutiert.
Symptome der Multiplen Sklerose
Die Symptome der MS sind vielfältig und können von Person zu Person stark variieren. Sie hängen davon ab, welche Bereiche des zentralen Nervensystems betroffen sind. Die Erkrankung wird oft als "Krankheit mit den 1.000 Gesichtern" bezeichnet, da das Beschwerdebild individuell unterschiedlich ausfällt - je nachdem, welche Nervenstrukturen von der Schädigung betroffen sind.
WissenswertDie typischen MS Symptome entwickeln sich je nach Schweregrad innerhalb weniger Stunden oder über Tage. In der Regel bilden sich die Symptome im Anfangsstadium einer Multiple Sklerose wieder zurück. Allerdings bleiben durch die Entzündung bedingte Sklerosen bzw.
Häufige Symptome
Zu den häufigsten Symptomen der MS gehören:
- Sehstörungen: Verschwommenes Sehen, Doppelbilder, Sehnerventzündung (Optikusneuritis) mit Schmerzen bei Augenbewegungen und Sehverlust. Besonders im Frühstadium der Erkrankung entzündet sich häufig der Sehnerv von MS-Erkrankten.
- Motorische Störungen: Muskelschwäche, Spastiken (krampfartige Lähmungen), Koordinationsstörungen (Ataxie), Gangunsicherheit, Zittern (Tremor). Viele Betroffene berichten zudem, dass sich ihre Arme oder Beine „pelzig“ anfühlen. Das Gehen fällt ihnen schwer, das Stehen wird anstrengend, weil „die Beine irgendwie nicht da sind“. Sind die Arme betroffen, wird oft das Greifen ungenau oder Gegenstände lassen sich nicht sicher festhalten. Motorische Störungen sind bei der Multiplen Sklerose relativ oft zu beobachten. Darunter fallen z. Der Patient hat das Gefühl, als wären seine Arme und Beine schwer und steif.
- Sensibilitätsstörungen: Kribbeln, Taubheitsgefühle, Schmerzen oder Missempfindungen (Dysästhesien) in Armen, Beinen oder im Gesicht. Ein weiteres Hauptsymptom von MS sind Missempfindungen, wie z. B.
- Fatigue: Erhebliche anhaltende Schwäche und schnelle Erschöpfbarkeit, die sich durch Ausruhen oder Schlaf nicht bessert. Fatigue (ausgesprochen: fatieg) - das Phänomen der Erschöpfung - haben viele Menschen mit Multipler Sklerose. Betroffene fühlen sich matt. Schon die kleinsten Anstrengungen fallen ihnen schwer. Ausruhen oder Schlaf wirken nicht erholsam. Viele Betroffene fühlen sich zusätzlich schuldig, weil sie nicht leistungsfähig sind.
- Blasen- und Darmstörungen: Häufiger Harndrang, Inkontinenz, Verstopfung oder Durchfall. Bei einer Multiplen Sklerose treten häufig Blasen- und Darmstörungen auf. Dabei werden die „Kommandos“ nicht mehr oder nur verlangsamt über die Nervenbahnen weitergeleitet. Verstopfungen können sehr schmerzhaft sein. Bestenfalls haben Sie einen guten Überblick über alle Stuhlgänge im Pflegealltag und bemerken so rechtzeitig, wenn etwas untypisch ist. In einem Stuhlprotokoll können Sie alle Stuhlgänge dokumentieren. Das Protokoll liefert unter anderem Hinweise auf Verdauungsprobleme oder Nebenwirkungen von Medikamenten. Ungewollter Harnverhalt (Ischurie; Wasserlassen kaum bis nicht möglich). In diesen Fällen ist die Blase zwar voll, aber die betroffene Person kann sie nicht entleeren. Harn- oder Darmstörungen sind für viele betroffene Menschen besonders unangenehm. Leiden Sie oder Ihr Angehöriger an Beschwerden in diesem Bereich, sollten Sie frühzeitig offen darüber sprechen. Dies mag Sie im ersten Moment wahrscheinlich viel Mut kosten, aber Sie werden im Nachhinein sehr wahrscheinlich feststellen, dass es gut war. Zuhörende sollten behutsam und verständnisvoll mit diesem sensiblen Thema umgehen.
- Kognitive Störungen: Gedächtnis- und Konzentrationsschwierigkeiten, verlangsamtes Denken. Patienten, die an einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung leiden, tun sich schwer sich zu konzentrieren und haben ein äußerst schlechtes Kurzzeitgedächtnis.
- Sprach- und Schluckstörungen: Verwaschene Sprache (Dysarthrie), Schwierigkeiten beim Schlucken (Dysphagie). Weil die Gesichts- und Halsmuskulatur nicht mehr jene exakten Nervenimpulse erhält, die sie für ein reibungsloses Funktionieren benötigt, gehen meist auch Sprech- und Schluckstörungen (Dysphagie) mit einer MS einher. MS-Patienten können auch von Sprach- und/oder Schluckstörungen betroffen sein, weil durch die vorangegangenen Entzündungen und die übrig gebliebenen Sklerosen die Hals- und Gesichtsmuskulatur nicht mehr die richtigen Nervenimpulse erhalten.
- Schmerzen: Kopfschmerzen, Nervenschmerzen (z.B. Trigeminusneuralgie), Muskelschmerzen, Rückenschmerzen. Multiple Sklerose verursacht vor allem Schmerzen in den Armen und Beinen. Häufig kommen die Arm- oder Beinschmerzen morgens direkt nach dem Aufstehen. Schmerzen in unterschiedlichen Formen (Kopfschmerzen, Nervenschmerzen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen usw.) und Intensität sind in der Regel der alltägliche Begleiter von MS-Patienten. Vor allem im fortgeschrittenen Stadium dieser Erkrankung.
Seltene Symptome
Seltenere Symptome der MS können Demenz, Stuhlinkontinenz, Atem- und Schluckbeschwerden, Haarausfall und Wesensveränderungen sein.
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Psychische Symptome
Psychische Symptome wie Depressionen, Angststörungen, Müdigkeit, Erschöpfung, Schlafstörungen, kognitive Beeinträchtigungen und Wesensveränderungen können ebenfalls auftreten. Eine Wesensveränderung ist bei MS durchaus möglich. Gerade bei langjährigen Verläufen treten psychiatrische Symptome häufig auf. Wobei sich die Medizin jedoch einig ist: Die psychischen Beschwerden müssen bei jedem MS-Patienten professionell erfasst und ganzheitlich beleuchtet werden.
MS-Schübe
Die Symptome der MS treten bei den meisten Menschen in Schüben auf. Ein MS-Schub ist definiert als das Auftreten neuer oder als die Reaktivierung bereits früher aufgetretener neurologischer Funktionsstörungen, von denen Betroffene berichten oder die durch eine medizinische Untersuchung festgestellt werden. Die Störungen müssen mindestens 24 Stunden anhalten, mindestens 30 Tage nach Beginn des letzten Schubes aufgetreten sein und nicht durch andere Ursachen wie Fieber oder Infektionen verursacht werden.
WissenswertEine Folge dieses MS-Symptoms ist nicht selten, dass sich Patienten aus ihrem normalen sozialen Umfeld zurückziehen und dabei vereinsamen. In der Regel bessern sich die Symptome nach einem MS Schub wieder recht schnell oder verschwinden Vollendens, wenn auch nur vorübergehend. Bei jedem MS Schub kommt es zu einem mehr oder weniger stark ausgeprägten Funktionsverlust. Dieser bildet sich im Anfangsstadium meist besser wieder zurück.
Diagnose der Multiplen Sklerose
Die Diagnose der MS kann schwierig sein, da es keinen spezifischen Test gibt und die Symptome vielfältig sind. Ein Neurologe führt in der Regel eine umfassende Untersuchung durch, um andere mögliche Ursachen auszuschließen und die Diagnose MS zu bestätigen. Die Diagnose von MS ist äußerst schwierig, da es aufgrund des vielfältigen Erscheinungsbildes der Krankheit sehr lange dauern kann, bis ein Arzt überhaupt auf die Idee kommt, dass der Patient von einer Multiple Sklerose betroffen sein könnte.
Da es keine Einzel-Diagnose gibt, mit der sich Multiple Sklerose sicher feststellen lässt, haben Experten eine Reihe von Kriterien festgelegt, deren Auftreten die Diagnose MS zumindest nahelegen.
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Anamnese und neurologische Untersuchung
Zunächst wird eine ausführliche Anamnese erhoben, um die Krankengeschichte des Patienten zu erfassen. Anschließend erfolgt eine gründliche neurologische Untersuchung, um die Funktion des Nervensystems zu überprüfen. Dabei werden Muskelkraft, Koordination, Sensibilität, Reflexe, Seh- und Hörvermögen sowie Gleichgewicht geprüft. Als Nächstes werden neurologische Untersuchungen erfolgen. Das heißt, der Arzt prüft die Muskelkoordination, die Muskelkraft und das Schmerzempfinden des Patienten.
Bildgebende Verfahren
Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist ein wichtiges bildgebendes Verfahren, um Entzündungsherde (Läsionen) im Gehirn und Rückenmark sichtbar zu machen. Diese Herde lassen sich auch dann erkennen, wenn sich die MS noch im Anfangsstadium befindet und der Betroffene selbst noch keine Krankheitsanzeichen hat. MRT-Aufnahmen können sowohl akute als auch chronische Läsionen darstellen. Um die entzündlichen Herde sichtbar zu machen, kann es notwendig sein, ein Kontrastmittel (Gadolinium) zu verabreichen. Dieses reichert sich dann in den aktiven MS-Herden an. Kann der MS-Verdacht durch die neurologischen Untersuchungen nicht ausgeschlossen werden, erfolgen weitere Untersuchungen, wie z. B. eine Messung der Nervengeschwindigkeit und Nervenleitfähigkeit.
Liquordiagnostik
Eine Lumbalpunktion (Nervenwasserentnahme) wird durchgeführt, um den Liquor (Nervenwasser) zu untersuchen. Im Liquor von MS-Patienten finden sich häufig bestimmte Antikörper (oligoklonale Banden) und andere Entzündungsmarker. Bei oligoklonalen Banden handelt es sich um Antikörper bzw. Immunglobuline, die auf Entzündungsprozesse im zentralen Nervensystem hindeuten. Kann mit den vorherigen Untersuchungsmethoden eine MS nicht ausgeschlossen werden, wird noch das Nervenwasser (Rückenmarksflüssigkeit) mittels Lumbalpunktion untersucht.
WissenswertBei gut 95 % aller von Multiple Sklerose betroffenen Patienten lassen sich in der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor) oligoklonale Bande feststellen. Sie sind ein deutlicher Hinweis auf eine Entzündung, die im Hirn ihren Ursprung hat. Immunglobuline können nämlich die Blut-Hirn-Schranke nämlich nicht überwinden. Im Blut sind praktisch keinerlei oligoklonale Bande zu finden.
Evoked Potentials
Evoked Potentials (EP) sind Messungen der elektrischen Aktivität des Gehirns als Reaktion auf bestimmte Reize (z.B. visuelle, akustische oder sensible Reize). Sie können helfen, Schädigungen der Nervenbahnen zu erkennen.
Blutuntersuchungen
Blutuntersuchungen werden durchgeführt, um andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen auszuschließen (Differentialdiagnose). Einen MS-Selbsttest gibt es nicht und einen Multiple Sklerose-Test online zu suchen, wird Betroffene nicht weiterbringen. Bis heute steht Ärzten kein Bluttest zur Verfügung, der eine MS nachweisen kann.
Verlaufsformen der Multiplen Sklerose
Es gibt verschiedene Verlaufsformen der MS, die sich in ihrem Fortschreiten und dem Auftreten von Schüben unterscheiden. Da alle Untersuchungsmethoden sehr aufwendig sind und viel Zeit kosten, dauert es meist Monate, wenn nicht sogar Jahre bis eine Multiple Sklerose eindeutig diagnostiziert werden kann. Eben aus diesem Grund haben Wissenschaftler eine Reihe an Kriterien und Symptome bestimmt, die nahe legen, dass der Betroffene von einer MS betroffen ist.
Welche MS-Formen gibt es? Aktuell sind drei Multiple Sklerose Formen bekannt.
- Schubförmig-remittierende MS (RRMS): Dies ist die häufigste Form der MS. Sie ist durch Schübe gekennzeichnet, in denen neue Symptome auftreten oder sich bestehende Symptome verschlimmern. Zwischen den Schüben kommt es zu einer teilweisen oder vollständigen Rückbildung der Symptome (Remission). Mehr als 80 % der Betroffenen leiden an dieser MS-Form. In der Frühphase können Symptome oft völlig fehlen und das kann über Jahre anhalten.
- Sekundär progrediente MS (SPMS): Diese Form entwickelt sich oft aus einer RRMS. Nach einer anfänglichen schubförmigen Phase kommt es zu einer kontinuierlichen Verschlechterung der Symptome, unabhängig von Schüben. Eine rezidivierende remittierende MS kann sehr schnell zu einer sekundär progrediente Multiple Sklerose werden. WissenswertBesonders auffällig bei dieser MS-Form ist, dass die Anzahl der Schübe beim Patienten zwar abnimmt, dafür muss er immer mehr mit Einschränkungen in Form von Lähmungen bzw. Behinderungen rechnen.
- Primär progrediente MS (PPMS): Diese Form ist durch eine kontinuierliche Verschlechterung der Symptome von Beginn an gekennzeichnet, ohne dass es zu deutlichen Schüben kommt. Die primär progrediente MS ist die Schlimmste aller MS-Krankheiten. Sie betrifft ungefähr zehn Prozent aller Patienten. Aktuell gibt es noch keine Therapiemöglichkeiten, um die Krankheit Vollendens zum Stillstand zu bringen.
Behandlung der Multiplen Sklerose
Es gibt derzeit keine Heilung für MS, aber es gibt verschiedene Behandlungen, die helfen können, die Symptome zu lindern, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität zu verbessern.
Schubtherapie
Akute Schübe werden in der Regel mit Kortikosteroiden (z.B. Methylprednisolon) behandelt, um die Entzündung zu reduzieren und die Symptome zu lindern. Während die „Schubtherapie“ nur dann angewendet wird, wenn der Patient tatsächlich mit einem MS Schub zu kämpfen hat, wird die immunprophylaktische Therapie konsequent umgesetzt. Sie soll dabei helfen, die Anzahl und die Schweregrade der Schübe abzumildern. Diese MS-Therapieform sollte so früh wie möglich begonnen werden, um eine durch die Erkrankung bedingte Behinderung zu verhindern bzw. Ist der Patient von einem akuten MS Schub betroffen, werden ihm in der Regle Corticosteroide (z. B. Methylprednisolon) (hoch dosiertes Cortison) verabreicht. Zeigt diese Therapie keine Wirkung, wird die Cortison-Dosis erhöht.
Immuntherapie
Immuntherapeutische Medikamente werden eingesetzt, um das Immunsystem zu modulieren und das Fortschreiten der MS zu verlangsamen. Es gibt verschiedene Arten von Immuntherapien, darunter:
- Beta-Interferone und Glatirameracetat: Diese Medikamente werden häufig bei der RRMS eingesetzt, um die Schubfrequenz und das Fortschreiten der Behinderung zu reduzieren. Um MS-Schübe vorzubeugen, gibt es verschiedene Therapieformen. Ist der Patient von einer moderaten bzw. milden Verlaufsform betroffen, werden ihm meist Glatirameracetat oder Beta-Interferone verschrieben. Bei beiden handelt es sich um sogenannte immunmodulatorische Medikamente. Diese Medikamente haben Einfluss auf das Immunsystem in dem Sie die schädigenden Prozesse hemmend und die schützenden Prozesse des Immunsystems fördern.
- Natalizumab: Ein monoklonaler Antikörper, der die Entzündung im Gehirn reduziert. Sprechen Patienten nicht auf die Basisimmuntherapie an oder sind sie von einer hochaktiven Verlaufsform (viele Schübe innerhalb kurzer Zeit) betroffen, wird eine sogenannte Eskalationstherapie notwendig. Natalizumab: Hierbei handelt es sich um einen sogenannten monoklonalen Antikörper, der dem Patienten monatlich per Infusion verabreicht wird.
- Alemtuzumab: Ein monoklonaler Antikörper, der bestimmte Immunzellen zerstört. Alemtuzumab (monoklonaler Antikörper): Dieses MS-Medikament sorgt für eine Zerstörung von B- und T-Zellenanteilen.
- Ocrelizumab: Ein monoklonaler Antikörper, der bei der PPMS und der RRMS eingesetzt wird. Ocrelizumab (monoklonaler Antikörper): Dieses Medikament wird bei einer MS mit primär progressiven oder einem remittierenden Muster verarbeitet. Es muss alle sechs Monate intravenös verabreicht werden.
- Immunsuppressiva: Medikamente wie Cyclophosphamid und Mitoxantron werden selten bei MS eingesetzt, da sie starke Nebenwirkungen haben können. Immunsuppressiva (z. B. Cyclophosphamid, Mitoxantron usw.) werden nur sehr selten bei der Behandlung von MS-Patienten verschrieben.
- Immunglobuline: Immunglobulin wird in der Regel immer dann verschrieben, wenn sich vorherige Therapieformen als unwirksam herausgestellt haben.
- Injiziertes Beta-Interferon: Injiziertes Beta-Interferon soll dabei helfen, die Häufigkeit des Auftretens von MS-Schüben so weit wie möglich zu reduzieren. Eine ähnliche Wirkung haben Glatirameracetat-Injektionen.
Symptomatische Therapie
Neben der Immuntherapie gibt es verschiedene Medikamente und Therapien, die eingesetzt werden, um spezifische Symptome der MS zu behandeln:
- Spastik: Muskelrelaxantien wie Baclofen oder Tizanidin. Leidet der MS-Patient verstärkt unter Muskelkrämpfen können Medikamente, wie z. B.
- Schmerzen: Schmerzmittel, Antidepressiva oder Antikonvulsiva. Multiple Sklerose verursacht vor allem Arm- und Beinschmerzen.
- Fatigue: Medikamente wie Modafinil oder Amantadin.
- Blasenstörungen: Medikamente, die die Blasenfunktion regulieren. Ist der Patient von einer Harninkontinenz betroffen, wird das Medikament abhängig von der Art der Kontinenz gewählt.
- Tremor: Betablocker oder andere Medikamente. Ein starker Tremor kann durch Betablocker, wie z. B.
Weitere Therapien
- Physiotherapie: Hilft, Muskelkraft, Koordination und Gleichgewicht zu verbessern.
- Ergotherapie: Unterstützt bei der Bewältigung von Alltagsproblemen und der Anpassung der Umgebung.
- Logopädie: Behandelt Sprach- und Schluckstörungen. Ein Logopäde kann Ihnen kompetenten Rat und Hilfe geben, wenn bei Multiple Sklerose Schluckbeschwerden und Sprachstörungen auftreten. Er zeigt Ihnen die richtige Sitz- und Kopfhaltung für das Schlucken sowie geeignete Sprech- und Atemübungen, die Ihnen dabei helfen, die (Sprech-)Muskulatur zu stärken und besser zu kontrollieren. Mithilfe einer konsequenten „Schlucktherapie" werden mit Multiple Sklerose zusammenhängende Schluckbeschwerden oft deutlich gebessert.
- Psychotherapie: Kann helfen, mit den psychischen Belastungen der MS umzugehen. Stellen Sie Symptome wie Traurigkeit oder Hoffnungslosigkeit an sich fest, ist eine Psychotherapie ratsam. Psychische Probleme können auch von Medikamenten ausgelöst werden. In diesem Fall sollte eine Umstellung auf eine andere medikamentöse Therapie in Betracht gezogen werden.
- Sport und Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität kann die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern. Für die psychische, muskuläre und kardiovaskuläre Gesundheit von MS-Patienten ist es wichtig, dass diese, regelmäßig Sport treiben (z. B. Schwimmen, Laufen, Standradfahren usw.).
Leben mit Multipler Sklerose
Das Leben mit MS kann eine Herausforderung sein, aber mit der richtigen Unterstützung und Behandlung können viele Menschen ein erfülltes Leben führen. MS-Patienten müssen Schritt für Schritt lernen, mit ihrer Krankheit umzugehen.
Unterstützung und Ressourcen
Es gibt viele Organisationen und Selbsthilfegruppen, die Menschen mit MS und ihren Familien Unterstützung und Informationen bieten. Wenn ein Familienmitglied die Diagnose MS bekommt, steht zunächst die Welt still. Sie trifft alle Beteiligten wie ein Schlag. Doch am Ende steckt das familiäre Umfeld nicht im Körper der erkrankten Person.
Tipps für den Alltag
- Gesunde Lebensweise: Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf sind wichtig.
- Stressmanagement: Techniken zur Stressbewältigung können helfen, Schübe zu reduzieren.
- Anpassung des Wohnraums: Gegebenenfalls sind Anpassungen im Wohnraum erforderlich, um die Selbstständigkeit zu erhalten.
- Kommunikation: Offene Kommunikation mit Ärzten, Therapeuten und Angehörigen ist wichtig.
Pflegegrad und Grad der Behinderung
Beeinträchtigen die MS-Beschwerden die Selbstständigkeit der betroffenen Person, so hat sie unter Umständen Anspruch auf einen Pflegegrad. Sollten Sie oder eine Person in Ihrem Umfeld eine diagnostizierte MS haben, prüfen Sie am besten frühzeitig, ob möglicherweise Anspruch auf einen Pflegegrad besteht. Beeinträchtigt die MS-Krankheit die Teilhabe oder Funktionen der betroffenen Person, so kann sie beim Versorgungsamt einen Grad der Behinderung (GdB) beantragen.
Patientenverfügung
Eine Patientenverfügung stellt sicher, dass Ihre medizinischen Wünsche auch in unerwarteten Situationen respektiert werden und bewahrt so Ihre Selbstbestimmung. Sie greift in Situationen, in denen Sie aufgrund von Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage sind, sie selbst auszudrücken. Dieses Dokument entlastet zudem Ihre Angehörigen von schwierigen Entscheidungen, vermeidet Missverständnisse und schützt vor unerwünschter Über- oder Unterbehandlung.
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