Leistungsspektrum der Neurologie am Universitätsklinikum Basel

Die Neurologie am Universitätsklinikum Basel bietet ein breites Spektrum an Leistungen zur Diagnose, Behandlung und Betreuung von Patienten mit Erkrankungen des Nervensystems. Dieses Spektrum umfasst sowohl die klinische Versorgung als auch die Forschung, um innovative Therapieansätze zu entwickeln und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Forschungsschwerpunkte

Die Forschung in der Neurologie am Universitätsklinikum Basel konzentriert sich auf verschiedene Schwerpunkte, darunter:

Neuroimmunologie

Das Forschungszentrum Neuroimmunologie, gegründet 2006 und unter der Leitung von Prof. Dr. Ralf Gold, widmet sich der Untersuchung der Pathogenese von Autoimmunerkrankungen des Nervensystems. Im Fokus steht die Multiple Sklerose (MS), die häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung des Nervensystems junger Erwachsener. Darüber hinaus werden andere neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson, Chorea Huntington und periphere Neuropathien untersucht. Die klinisch-translationale Forschungsgruppe untersucht den Einfluss von Veränderungen des Darmmikrobioms und seiner Metaboliten auf das Immunsystem und das Zentralnervensystem. Auch die neuroprotektive und neuroregenerative Wirkung verschiedener Substanzen auf Zelltypen des Zentralnervensystems wird analysiert. Klinisch werden KI-basierte Analysen zur Früherkennung visueller und okulomotorischer Störungen sowie zellbasierte Therapieansätze bei neurologischen Erkrankungen verfolgt.

Multiple Sklerose (MS)

Die MS-Forschung konzentriert sich auf die Identifizierung und Validierung neuer Biomarker zur präziseren Vorhersage der Krankheitsentstehung und des -verlaufs. Diese Biomarker können in Körperflüssigkeiten oder Gewebeproben nachgewiesen werden und Aufschluss über pathophysiologische Prozesse geben, die mit der Entstehung und Progression der MS zusammenhängen. Dazu zählen Entzündungs- und neurodegenerative Marker sowie Moleküle, die mit der Myelinisierung oder dem Immunsystem assoziiert sind. Ein weiterer Bereich ist die Erforschung von Biomarkern, die sich mit bildgebenden Verfahren wie der Magnetresonanztomographie (MRT) korrelieren lassen. Neben strukturellen Biomarkern werden auch funktionelle Biomarker untersucht. Die Validierung und Standardisierung dieser Marker ist eine Herausforderung, um ihre klinische Anwendbarkeit zu gewährleisten.

Geschlechtsunterschiede bei MS

Da MS Frauen deutlich häufiger betrifft als Männer und sich deutliche Unterschiede im Krankheitsverlauf und in der Reaktion des Immunsystems zeigen, werden in einem klinisch-datenbasierten Projekt große Patientenkohorten untersucht, um Geschlechtsunterschiede bei MS zu erforschen. Dabei können sowohl biologische Geschlechtsunterschiede ("Sex") als auch sozial-gesellschaftliche Aspekte und Rollenverständnisse ("Gender") eine Rolle spielen.

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Visuelle und okulomotorische Störungen

Um visuelle und okulomotorische Störungen bei neurologischen Erkrankungen, beginnend mit verschiedenen Stadien der MS, zu untersuchen, werden Virtual Reality (VR-) Brillen eingesetzt. Diese Geräte verfolgen über eine Kamera die Augen- und Pupillenbewegungen, während verschiedene Szenen über die Brille gezeigt werden. Im Gegensatz zur klinischen Untersuchung liefert die Untersuchung mit der VR-Brille quantitative Messergebnisse, beispielsweise zur exakten Pupillengröße, Augenstellung und Geschwindigkeit der Augenbewegungen.

Zellbasierte Therapieansätze

Zellbasierte Therapieansätze, insbesondere die Anwendung von Chimären-Antigen-Rezeptor-T-Zellen (CAR-T-Zellen) und indirekte durch bispezifische Antikörper, sind ein neues Verfahren zur Behandlung neuroimmunologischer Erkrankungen. CAR-T-Zellen sind genetisch modifizierte T-Lymphozyten, die mit einem synthetischen Rezeptor ausgestattet sind. Dieser Rezeptor ermöglicht es den T-Zellen, spezifische Antigene auf Zielzellen zu erkennen und zu eliminieren. Bispezifische Antikörper verbinden gleichzeitig eine Bindungsstelle für ein krankheitsrelevantes Zielantigen mit einer Bindungsstelle für den CD3-Rezeptor auf T-Zellen. Dadurch werden patienteneigene T-Zellen unmittelbar und ohne genetische Modifikation zur gezielten Lyse autoreaktiver B-Zellen rekrutiert.

Diagnostik

Das Universitätsklinikum Basel bietet ein breites Spektrum an diagnostischen Verfahren zur Abklärung neurologischer Erkrankungen, darunter:

  • Klinische Untersuchung: Die neurologische Untersuchung ist die Basis jeder Diagnostik. Sie umfasst die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und die Untersuchung der neurologischen Funktionen wie Motorik, Sensibilität, Koordination, Reflexe, Hirnnervenfunktionen und kognitive Fähigkeiten.
  • Bildgebende Verfahren:
    • Magnetresonanztomographie (MRT): Die MRT ist einStandardverfahren zur Darstellung des Gehirns und des Rückenmarks. Sie ermöglicht die Beurteilung vonEntzündungen, Tumoren, Gefäßveränderungen und anderen strukturellen Veränderungen.
    • Computertomographie (CT): Die CT wird häufig in derAkutdiagnostik eingesetzt, z.B. bei Verdacht auf einen Schlaganfall oder eine Hirnblutung.
    • Angiographie: Die Angiographie dient der Darstellung der Blutgefäße des Gehirns und des Rückenmarks. Sie kann mit MRT (MR-Angiographie), CT (CT-Angiographie) oder als konventionelle Angiographie durchgeführt werden.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen:
    • Elektroenzephalographie (EEG): Das EEG misst die elektrische Aktivität des Gehirns. Es wird zur Diagnose von Epilepsie und anderen Hirnfunktionsstörungen eingesetzt.
    • Elektromyographie (EMG): Das EMG misst die elektrische Aktivität der Muskeln. Es wird zur Diagnose von Muskelerkrankungen und Nervenschädigungen eingesetzt.
    • Evozierte Potentiale (EP): EPs messen die Reaktion des Gehirns auf bestimmte Reize (z.B. visuelle, akustische oder sensible Reize). Sie werden zur Diagnose vonSensibilitätsstörungen und Sehstörungen eingesetzt.
  • Liquoruntersuchung: Bei der Liquoruntersuchung wird Nervenwasser (Liquor cerebrospinalis) entnommen und analysiert. Sie dient der Diagnose vonEntzündungen, Infektionen und anderen Erkrankungen desZentralnervensystems.
  • Genetische Untersuchungen: Genetische Untersuchungen können zur Diagnose von erblichen neurologischen Erkrankungen eingesetzt werden.

Therapie

Das Universitätsklinikum Basel bietet ein breites Spektrum an therapeutischen Verfahren zur Behandlung neurologischer Erkrankungen, darunter:

  • Medikamentöse Therapie: Die medikamentöse Therapie ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung vieler neurologischer Erkrankungen. Es stehenzahlreiche Medikamente zur Verfügung, die je nach Erkrankung undSchweregrad eingesetzt werden.
  • Physiotherapie: Die Physiotherapie dient der Verbesserung derMotorik, Koordination und des Gleichgewichts. Sie wird häufig beiPatienten mit Schlaganfall, Multipler Sklerose, Parkinson und anderenneurologischen Erkrankungen eingesetzt.
  • Ergotherapie: Die Ergotherapie dient der Verbesserung der Alltagskompetenzen. Sie wird häufig bei Patienten mit Schlaganfall, Multipler Sklerose, Parkinson und anderen neurologischen Erkrankungen eingesetzt.
  • Logopädie: Die Logopädie dient der Verbesserung derSprach-, Sprech- und Schluckfähigkeit. Sie wird häufig beiPatienten mit Schlaganfall, Multipler Sklerose, Parkinson und anderenneurologischen Erkrankungen eingesetzt.
  • Psychotherapie: Die Psychotherapie kann bei Patienten mitneurologischen Erkrankungen helfen, mit den psychischen Belastungen derErkrankung umzugehen.
  • Spezielle Therapieverfahren:
    • Botulinumtoxin-Therapie: Die Botulinumtoxin-Therapie wird zur Behandlung von Muskelkrämpfen (Spastik) eingesetzt, z.B. bei Patienten mitSchlaganfall, Multipler Sklerose oder Zerebralparese.
    • Tiefe Hirnstimulation (THS): Die THS ist ein chirurgischesVerfahren, bei dem Elektroden in bestimmte Hirnregionen implantiertwerden. Sie wird zur Behandlung von Parkinson, essentiellem Tremor undDystonie eingesetzt.
    • Immuntherapie: Die Immuntherapie wird zur Behandlung vonAutoimmunerkrankungen des Nervensystems eingesetzt, z.B. bei MultiplerSklerose und Myasthenia gravis.
    • Thrombolyse: Die Thrombolyse ist eine medikamentöse Behandlung, die bei einem akuten Schlaganfall eingesetzt wird, um das Blutgerinnsel, das das Gehirngefäß verschließt, aufzulösen.
    • Operative Eingriffe: In bestimmten Fällen können operative Eingriffe erforderlich sein, z.B. zur Entfernung von Hirntumoren oder zurBehandlung von Bandscheibenvorfällen.

Spezialsprechstunden

Das Universitätsklinikum Basel bietet verschiedene Spezialsprechstunden für bestimmte neurologische Erkrankungen an, darunter:

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  • Multiple Sklerose-Sprechstunde
  • Parkinson-Sprechstunde
  • Epilepsie-Sprechstunde
  • Schlaganfall-Sprechstunde
  • Kopfschmerz-Sprechstunde
  • Muskelerkrankungs-Sprechstunde
  • Demenz-Sprechstunde

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Die Neurologie am Universitätsklinikum Basel arbeitet eng mit anderen Fachbereichen zusammen, um eine umfassende Versorgung der Patienten zu gewährleisten. Dazu gehören insbesondere die Neurochirurgie, die Neuroradiologie, die Innere Medizin, die Psychiatrie und die Rehabilitation.

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