Multiple Sklerose im Fokus: Dokumentarfilme als Fenster in eine komplexe Lebensrealität

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die weltweit Millionen Menschen betrifft. In Deutschland leben schätzungsweise 252.000 Menschen mit MS, wobei jährlich etwa 15.000 Neuerkrankungen diagnostiziert werden. Die Krankheit, oft als "Krankheit mit den tausend Gesichtern" bezeichnet, manifestiert sich sehr unterschiedlich und kann im jungen Erwachsenenalter zu bleibender Behinderung führen. Dokumentarfilme bieten eine Möglichkeit, die vielschichtige Realität von MS-Betroffenen zu beleuchten, Vorurteile abzubauen und ein tieferes Verständnis für die Erkrankung zu fördern.

Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS)

Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) ist eines von 21 Kompetenznetzen in der Medizin, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert wurden. Ziel ist die bundesweite und interdisziplinäre Vernetzung von Forschern, um den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis zu beschleunigen und die MS-Diagnose, -Therapie und -Versorgung langfristig zu verbessern.

"Bonjour, la vie - Aufgeben gilt nicht": Eine Reise der Selbstfindung

Der Dokumentarfilm "Bonjour, la vie - Aufgeben gilt nicht" begleitet die junge Studentin Marine Barnérias, die im Alter von 21 Jahren die Diagnose Multiple Sklerose erhält. Anstatt sich von der Krankheit entmutigen zu lassen, begibt sie sich auf eine neunmonatige Reise, um sich selbst zu finden und einen neuen Umgang mit der Diagnose zu entwickeln.

Barnérias' Erfahrungsbericht erschien zuerst 2017 in Buchform unter dem Titel "Bonjour, la vie". Der Dokumentarfilm ist stark von ihrem lebhaften Temperament geprägt und schildert ihre innere Entwicklung auf eine Weise, die an den Spielfilm "Heute bin ich blond" erinnert, der ebenfalls auf dem Bericht einer jungen Krebspatientin basiert.

Mit finanzieller Unterstützung startet sie eine dreiteilige Reise: In Neuseeland möchte sie ihren Körper spüren, indem sie das Land durchquert. In Myanmar möchte sie meditieren, und in der Mongolei will sie sich mit seelischen Dingen befassen. Unterwegs durchlebt sie Krisen und Freuden, hält ihre Erfahrungen in einem Videotagebuch fest und findet zu jeder Situation einen witzigen Spruch.

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Vier Jahre später kommentiert Barnérias die Aufnahmen vom heimischen Sofa aus und erinnert sich an ihre Wut auf empathielose Ärzte und die emotionalen Achterbahnfahrten, die die MS verursacht. Der Film enthält auch Stellungnahmen ihrer Eltern und Schwester sowie Szenen eines Marathonlaufs.

Besonders geholfen hat ihr der Neurologe, der ihr sagte, er behandele keine Befunde, sondern Menschen und sie solle sich nicht von ihrem Weg abbringen lassen. Heute moderiert Barnérias ein französisches Fernsehmagazin und sagt: „Im Moment geht es mir gut.“

Professor Ralf Gold, MS-Experte und Vorstandsmitglied des KKNMS, betont, dass der Film Mut macht, sich als Patient aktiv mit der Krankheit auseinanderzusetzen, was die ärztliche Behandlung unterstützt.

"Multiple Schicksale": Einblicke in den Alltag von MS-Betroffenen

Der Dokumentarfilm "Multiple Schicksale" des jungen Schweizer Filmemachers Jann Kessler begleitet sieben Menschen, die mit Multipler Sklerose leben. Kessler, dessen Mutter selbst an MS erkrankt ist, zeigt mit beachtlicher visueller Sensibilität die verschiedenen Gesichter der Erkrankung und ihre Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen und ihrer Familien.

Der Film war ein Überraschungserfolg in Schweizer Kinos und wird von der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG), dem KKNMS und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) unterstützt.

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"Multiple Schicksale" erzählt vom Kampf um den eigenen Körper und von der Suche nach den Chancen, die in einer schweren Krankheit liegen. Die Kamera gewährt tiefe Einblicke in persönliche Schicksalsschläge und hält dennoch respektvoll Distanz.

Kesslers Film hilft, die unberechenbare und vielschichtige Krankheit MS zu verstehen. Er zeigt, wie Bernadette, Luana, Melanie, Oliver, Graziella und Rainer mit ihrer Multiplen Sklerose leben, wie es nach der Diagnose war und wie ihr Leben heute aussieht.

AMSEL e.V. weist darauf hin, dass die im Film gezeigten Menschen nicht repräsentativ für alle Erkrankten stehen und dass sensible Menschen den Film möglicherweise nicht anschauen sollten. Dennoch unterstützt AMSEL e.V. den Kinostart als Beitrag zur Aufklärung über das Leben mit einer schwer verlaufenden chronischen Krankheit.

"Ein Leben mit Multiple Sklerose": Drei Perspektiven auf den Umgang mit der Krankheit

Der Dokumentarfilm "Ein Leben mit Multiple Sklerose" von G. Petersen zeigt den Alltag von drei Menschen mit MS: Sabine, Eva-Maria und Jens.

Sabine (30) hat die Diagnose erst vor zehn Monaten erhalten und versucht, die Erkrankung mit natürlichen Methoden zu behandeln. Eva-Maria (39) ist seit der Geburt ihres Kindes vor vier Jahren an MS erkrankt und leitet eine Selbsthilfegruppe. Jens (33) wurde vor zehn Jahren MS festgestellt und sitzt inzwischen im Rollstuhl.

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Die Dokumentation beschreibt drei verschiedene Lebenssituationen und drei verschiedene Arten, mit der Erkrankung und ihren Symptomen umzugehen. Im Fokus stehen die Möglichkeiten und Mittel der Betroffenen, das Leben mit dieser Krankheit zu gestalten.

"Beneath the Surface": Emotionale Einblicke in das Leben mit MS

Das Filmprojekt "Beneath the Surface", unterstützt von Novartis, begleitet drei Frauen mit unterschiedlichen Verlaufsformen von MS: Kristen (frisch diagnostiziert), Diana (fortschreitende MS) und Elizabeth (sekundär progrediente MS).

Die Frauen berichten auf emotionale Art und Weise über ihr persönliches Leben, ihren Alltag, Arztgespräche und wichtige Untersuchungen. Der Film verdeutlicht, wie unterschiedlich die MS von Mensch zu Mensch sein kann und wie wichtig es ist, selbst auf kleinste Veränderungen zu achten und seinen Körper bestmöglich zu kennen.

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