Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems, die das Gehirn und das Rückenmark betrifft. Die Erkrankung manifestiert sich typischerweise im mittleren Alter von 30 Jahren, kann aber auch bei Kindern oder erst im späteren Alter auftreten. Die Ursachen von MS sind noch nicht vollständig verstanden, aber es wird angenommen, dass sowohl erbliche Veranlagung als auch Umweltfaktoren wie Rauchen, bestimmte Infektionen, Vitamin-D-Mangel und Übergewicht eine Rolle spielen.
Die Symptome von MS sind vielfältig und können sich von Person zu Person stark unterscheiden. Häufige Frühsymptome sind Sehstörungen, Taubheitsgefühle, Missempfindungen in Armen und Beinen, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen und Doppelbilder. Im weiteren Verlauf der Erkrankung können auch Muskelschwäche, Muskelkrämpfe, Müdigkeit, Sprechstörungen (Dysarthrie) und Schluckbeschwerden auftreten.
Einige MS-Patienten erleben auch Gewichtsverlust, der verschiedene Ursachen haben kann. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen für Gewichtsverlust bei MS und gibt Hinweise, wie Betroffene damit umgehen können.
Fatigue und Gewichtsverlust bei MS
Fatigue ist ein häufiges und belastendes Symptom bei MS, das den Alltag und das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigt. Fatigue äußert sich in einer ungewöhnlichen Müdigkeit, einem starken Energiemangel und einer erhöhten Erschöpfbarkeit, die unabhängig von körperlicher oder geistiger Belastung auftritt und sich durch Ruhepausen nicht bessert.
Fatigue kann verschiedene Ursachen haben, darunter Schädigungen des motorischen Cortex und der Basalganglien sowie immunologische Parameter. Zu den auslösenden Faktoren zählen auch direkte Tumorsymptome wie Schmerzen, Tumoranämie oder -kachexie, Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust.
Lesen Sie auch: MS-Medikamente im Detail erklärt
Bei MS kann Fatigue zu einem erhöhten Ernährungsaufwand führen, wenn der Körper aufgrund der Erkrankung weniger Energie aufnehmen kann als er benötigt. Dies kann zu einem ungewollten Gewichtsverlust führen.
Schluckbeschwerden und Mangelernährung
Schluckbeschwerden (Dysphagie) sind ein weiteres häufiges Problem bei MS, das die Nahrungsaufnahme erschweren und zu Mangelernährung führen kann. Schluckbeschwerden können durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter Muskelschwäche, Muskelabbau und Muskelkrämpfe.
Wenn normale Kost bei MS den Körper nicht mit genügend Nährstoffen versorgt, kann konsistenzadaptierte hochkalorische medizinische Trinknahrung als Ergänzung sinnvoll sein. Diese Trinknahrung hat eine viskose Konsistenz, die das Schlucken erleichtert und die Aufnahme ausreichender Mengen an Nährstoffen ermöglicht. Die Einnahme von medizinischer Trinknahrung sollte immer mit dem Arzt besprochen werden, der sie bei Bedarf auch auf Rezept verschreiben kann.
Depressionen und Gewichtsverlust
Depressionen treten bei MS-Patienten häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung. Depressionen können zu Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust führen. Schwedische Wissenschaftler haben gezeigt, dass depressive MS-Patienten ein signifikant höheres Risiko für eine dauerhafte Verschlechterung ihrer Symptome aufweisen als Kranke ohne die Störung.
Es wird vermutet, dass eine reaktive Depression aufgrund des Krankheitsprogesses, eine mangelnde Therapietreue oder ein fehlender Antrieb zu körperlicher Betätigung eine Rolle spielen. Möglicherweise bestehen auch pathophysiologische Gemeinsamkeiten über zerebrale Entzündungsreaktionen, die sowohl den Krankheitsfortschritt der MS als auch die Depression fördern.
Lesen Sie auch: Wie man MS vorbeugen kann
Weitere mögliche Ursachen für Gewichtsverlust
Neben Fatigue, Schluckbeschwerden und Depressionen können auch andere Faktoren zu Gewichtsverlust bei MS beitragen:
- Stress: Stress kann den Stoffwechsel beeinflussen und zu Gewichtsverlust führen.
- Hyperthyreose: Eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kann den Stoffwechsel beschleunigen und zu Gewichtsverlust führen.
- Systemerkrankungen: In seltenen Fällen kann eine Systemerkrankung (z. B. Krebs) hinter dem Gewichtsverlust stecken.
- Medikamente: Einige Medikamente, die zur Behandlung von MS eingesetzt werden, können als Nebenwirkung Gewichtsverlust verursachen.
Umgang mit Gewichtsverlust bei MS
Wenn Sie unter MS leiden und ungewollt Gewicht verlieren, sollten Sie unbedingt Ihren Arzt aufsuchen, um die Ursache abzuklären und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Folgende Maßnahmen können helfen, den Gewichtsverlust zu stoppen und das Gewicht zu stabilisieren:
- Ernährungsberatung: Eine Ernährungsberatung kann Ihnen helfen, eine ausgewogene und bedarfsgerechte Ernährung zusammenzustellen, die Ihren individuellen Bedürfnissen entspricht.
- Konsistenzanpassung der Nahrung: Bei Schluckbeschwerden kann es hilfreich sein, die Konsistenz der Nahrung anzupassen (z. B. pürierte oder passierte Kost).
- Hochkalorische Trinknahrung: Bei Bedarf kann hochkalorische Trinknahrung als Ergänzung zur normalen Ernährung eingesetzt werden, um den Kalorienbedarf zu decken.
- Behandlung von Depressionen: Wenn der Gewichtsverlust durch eine Depression verursacht wird, sollte diese behandelt werden.
- Stressbewältigung: Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder autogenes Training können helfen, Stress abzubauen und den Stoffwechsel zu regulieren.
- Körperliche Aktivität: Regelmäßige körperliche Aktivität kann den Appetit anregen und den Muskelaufbau fördern.
- Vitamin-D-Supplementierung: Ein Vitamin-D-Mangel kann zu Müdigkeit und Gewichtsverlust führen. Nach Rücksprache mit dem Arzt kann eine Vitamin-D-Supplementierung sinnvoll sein.
Ernährungsempfehlungen für MS-Patienten
Eine ausgewogene und gesunde Ernährung ist für MS-Patienten besonders wichtig, um das Immunsystem zu stärken, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Folgende Ernährungsempfehlungen können hilfreich sein:
- Viel Obst und Gemüse: Obst und Gemüse liefern wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe.
- Vollkornprodukte: Vollkornprodukte sind reich an Ballaststoffen und B-Vitaminen.
- Gesunde Fette: Gesunde Fette, wie sie in fettem Fisch, Nüssen und Pflanzenölen vorkommen, sind wichtig für das Nervensystem und das Immunsystem.
- Mageres Eiweiß: Mageres Eiweiß, wie es in Fisch, Geflügel, Hülsenfrüchten und Milchprodukten vorkommt, ist wichtig für den Muskelaufbau und die Reparatur von Gewebe.
- Ausreichend Flüssigkeit: Trinken Sie ausreichend Wasser oder ungesüßten Tee, um den Körper hydriert zu halten.
- Vermeiden Sie verarbeitete Lebensmittel: Verarbeitete Lebensmittel enthalten oft viel Zucker, Salz und ungesunde Fette.
- Begrenzen Sie den Alkoholkonsum: Alkohol kann die Symptome von MS verschlimmern und sollte daher nur in Maßen konsumiert werden.
- Rauchen Sie nicht: Rauchen erhöht das Risiko für MS und kann den Krankheitsverlauf verschlechtern.
Einige Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Ernährungsformen (paläolithisch, mediterran, low-fat) helfen könnten, Fatigue zu verringern. Es gibt auch Hinweise darauf, dass eine antientzündliche Ernährung die Lebensqualität unter anderem bei Menschen mit MS verbessern kann.
Lesen Sie auch: MS und Rückenschmerzen: Ein Überblick
tags: #multiple #sklerose #und #gewichtsverlust #ursachen