Multiple Sklerose und Gewichtszunahme: Ursachen und Auswirkungen

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die durch Entzündungen, Demyelinisierung und Degeneration der Axone gekennzeichnet ist. Übergewicht und Gewichtszunahme können den Verlauf dieser Erkrankung negativ beeinflussen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen und Auswirkungen von Gewichtszunahme bei MS-Patienten und gibt Empfehlungen für eine gesunde Lebensweise.

Übergewicht als Risikofaktor bei MS

Übergewicht ist nicht nur allgemein ungesund, sondern kann sich auch besonders nachteilig auf Menschen mit MS auswirken. Studien deuten darauf hin, dass Übergewicht das Risiko für MS erhöhen und den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen kann. Übergewicht in der Kindheit oder Jugend, insbesondere bei Frauen, erhöht das Risiko für eine spätere MS-Erkrankung. Neuere Daten zeigen, dass Übergewicht auch eine bestehende MS negativ beeinflussen kann, indem es beispielsweise mit einer Verringerung des Gehirnvolumens in Verbindung steht.

Entzündungsfördernde Wirkung von Übergewicht

Ein möglicher Grund für den negativen Einfluss von Übergewicht auf MS könnte eine chronische, leichtgradige Entzündung sein, die durch Übergewicht im ganzen Körper verursacht wird. Insbesondere das Bauchfett (viszerale Fett) setzt entzündungsfördernde Botenstoffe frei, die sich negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken können.

Ursachen der Gewichtszunahme bei MS

Die Ursachen für Gewichtszunahme bei MS sind vielfältig. Neben den allgemeinen Risikofaktoren für Übergewicht spielen auch krankheitsspezifische Faktoren eine Rolle:

  • Eingeschränkte Mobilität: MS kann zu motorischen Beeinträchtigungen und Bewegungseinschränkungen führen, was den Energieverbrauch reduziert und die Gewichtszunahme begünstigt.
  • Medikamente: Einige MS-Medikamente, wie z.B. Kortikosteroide, können als Nebenwirkung zu Gewichtszunahme führen.
  • Inaktivität: Aufgrund von Fatigue (chronische Müdigkeit) und anderen Symptomen neigen MS-Patienten oft zu Inaktivität, was den Kalorienverbrauch reduziert.
  • Depressionen: Depressionen, die bei MS-Patienten häufig auftreten, können zu verändertem Essverhalten und Gewichtszunahme führen.

Ernährungsempfehlungen für MS-Patienten

Um ein gesundes Körpergewicht zu erreichen und zu halten, ist eine ausgewogene Ernährung mit gesunden Lebensmitteln entscheidend.

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Grundlagen einer ausgewogenen Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung sollte folgende Aspekte berücksichtigen:

  • Frisches Obst und Gemüse: Diese sollten täglich auf dem Speiseplan stehen, um den Körper mit wichtigen Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen zu versorgen.
  • Vollkornprodukte: Vollkorn statt Weissmehl bevorzugen, da sie länger sättigen und den Blutzuckerspiegel stabiler halten.
  • Gesunde Fette: Pflanzliche Öle (vor allem Olivenöl) und Fisch sind reich an Omega-3-Fettsäuren, die entzündungshemmend wirken können.
  • Mässiger Konsum von Fleisch und Zucker: Fleisch und Fleischwaren sollten nur in kleinen Mengen verzehrt werden. Zuckerhaltige Getränke und Süssigkeiten sollten vermieden werden.
  • Ausreichend Flüssigkeit: Wasser statt gesüssten Getränken trinken.

Der Nutri-Score als Hilfestellung

Der Nutri-Score ist eine farbige Skala von A bis E, die es erleichtert, Lebensmittel einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Nährwerte zu vergleichen. Das grüne „A“ steht für eine günstige, das rote „E“ für eine eher ungünstige Nährstoffzusammensetzung. Der Nutri-Score kann eine hilfreiche Orientierungshilfe beim Einkauf sein, sollte aber nicht als alleiniges Kriterium für eine gesunde Ernährung betrachtet werden.

Spezielle Ernährungsformen

Obwohl es keine wissenschaftlich fundierte MS-Diät gibt, können bestimmte Ernährungsformen positive Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf haben:

  • Mediterrane Kost: Diese Ernährungsform basiert auf Gemüse, pflanzlichen Ölen (vor allem Olivenöl) und Fisch. Sie ist reich an Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien, die entzündungshemmend wirken können.
  • Vegetarische Ernährung: Durch den Verzicht auf Fleisch und Wurstwaren wird die Arachidonsäure-Aufnahme reduziert, was sich positiv auf Entzündungsprozesse auswirken kann.

Es ist ratsam, sich von einem Ernährungsberater individuell beraten zu lassen, um eine passende Ernährungsstrategie zu entwickeln.

Weitere Einflussfaktoren auf das MS-Risiko

Neben Übergewicht und Ernährung spielen auch andere Faktoren eine Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf von MS:

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  • Genetische Veranlagung: MS tritt familiär gehäuft auf, was für eine Beteiligung bestimmter Erbanlagen an der Krankheitsentstehung spricht.
  • Umwelteinflüsse: Faktoren wie Sonnenlicht, Luftverschmutzung und Pestizide könnten ebenfalls einen Einfluss auf die Entstehung von MS haben.
  • Infektionen: Insbesondere Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) werden mit einem erhöhten MS-Risiko in Verbindung gebracht.
  • Lebensstil: Lebensgewohnheiten wie Bewegung, Trinkverhalten und Konsum von Genussmitteln können das MS-Risiko beeinflussen.

Einfluss von Kindheit und Jugend

Studien haben gezeigt, dass Ereignisse und gesundheitliche Besonderheiten in Kindheit und Jugend das MS-Risiko beeinflussen können. So haben Personen, die als Säuglinge gestillt wurden, ein verringertes MS-Risiko im Vergleich zu denen, die nicht gestillt wurden. Übergewicht im Alter von 18 Jahren im Vergleich zu Normalgewicht war mit einem erhöhten Risiko für MS verbunden.

Psychische Faktoren

Auch psychische Faktoren wie Stress und belastende Lebensereignisse (BLE) werden als potenzielle Risikofaktoren für MS diskutiert. Stress kann eine direkte Wirkung auf das Immunsystem haben und somit den Krankheitsverlauf beeinflussen.

Bewegung und Sport bei MS

Regelmässige Bewegung und Sport sind für MS-Patienten von grosser Bedeutung. Sie tragen nicht nur zur Gewichtskontrolle bei, sondern können auch die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern. Geeignete Sportarten sind beispielsweise Schwimmen, Radfahren, Yoga und Walking. Es ist wichtig, die sportlichen Aktivitäten an die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten anzupassen.

Geschlechtsspezifische Aspekte der MS

Frauen erkranken häufiger an MS als Männer. Bisher konnte in Untersuchungen gezeigt werden, dass bei Frauen mit MS ein bestimmtes Eiweißmolekül häufiger vorkommt als bei Männern. Warum bei Frauen mit MS das Eiweißmolekül in größeren Mengen vorkommt, konnten Wissenschaftler bisher nicht klären.

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