Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems, die bislang nicht heilbar ist. Eine gezielte Ernährung kann jedoch dazu beitragen, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Dieser Artikel bietet einen Überblick über empfehlenswerte Ernährungsweisen, gibt Rezeptideen und zeigt, wie man den Alltag mit MS und einer gesunden Ernährung gut vereinbaren kann.
Grundlagen der Ernährung bei MS
Es gibt nicht die eine "richtige" Diät für MS-Patienten. Vielmehr geht es darum, eine ausgewogene und entzündungshemmende Ernährungsweise zu finden, die individuell auf die Bedürfnisse und Vorlieben abgestimmt ist. Einige Betroffene profitieren von einer ketogenen Ernährung, während andere eine vegane Variante bevorzugen. Wichtig ist, auf den eigenen Körper zu hören und herauszufinden, was guttut.
Entzündungshemmende Lebensmittel
Die Ernährung sollte vor allem aus folgenden Lebensmitteln bestehen:
- Gemüse: Brokkoli, Rosenkohl und andere Kohlsorten sind reich an Mineralstoffen, Vitaminen, Antioxidantien und entzündungshemmenden Inhaltsstoffen wie Sulforaphan. Auch Zucchini, Ofenkartoffeln und Salatgurken sind empfehlenswert.
- Pilze: Sie liefern wichtige Nährstoffe und können vielseitig in Gerichten eingesetzt werden.
- Nüsse und Samen: Sie sind reich an gesunden Fetten, Proteinen und Ballaststoffen.
- Omega-3-Fettsäuren: Diese wirken entzündungshemmend und finden sich in Leinöl, Algenöl und fettreichem Fisch wie Lachs, Hering und Makrele.
Zu vermeidende Lebensmittel
Einige Lebensmittel können Entzündungen im Körper fördern und sollten daher eingeschränkt werden:
- Fleisch: Insbesondere rotes Fleisch und Wurst enthalten viele entzündungsfördernde Stoffe.
- Zucker: Ein hoher Zuckerkonsum fördert Entzündungen. Daher sollte der Verzehr von Zucker, Weißbrot, Nudeln, Knabberkram, Eis, gesüßten Joghurts und Müslis begrenzt werden.
- Gluten: Einige Studien deuten darauf hin, dass Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) häufiger zusammen mit anderen Autoimmunerkrankungen wie MS auftritt. Ein Glutenverzicht kann einzelnen Betroffenen Linderung verschaffen.
- Milchprodukte: Forschende haben gezeigt, dass Casein (Kuhmilcheiweiß) in Mäusen eine Autoimmunreaktion triggern kann, die die Nervenzellen schädigt.
Bedeutung der Darmgesundheit
Eine gesunde Darmflora spielt eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr und der Entstehung von Entzündungen. Um die Darmgesundheit zu fördern, sollten MS-Patienten auf eine ausreichende Zufuhr von Pro- und Präbiotika achten. Ballaststoffreiche Lebensmittel fördern das Wachstum guter Darmbakterien, die wertvolle kurzkettige Fettsäuren wie Butyrat und Propionat herstellen. Diese werden zur Reparatur der Nervenzellen benötigt.
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Rezeptideen für MS-Patienten
Hier sind einige Rezeptideen, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen und die oben genannten Ernährungsempfehlungen berücksichtigen:
Pasta mit Hähnchen und Brokkoli
Dieses einfache Gericht ist schnell zubereitet und liefert viele wichtige Nährstoffe.
Zutaten:
- Dinkelnudeln
- Hähnchenbrust
- Brokkoli
- Knoblauch
- Olivenöl
- Salz, Pfeffer, Muskat
Zubereitung:
- Dinkelnudeln nach Packungsanweisung kochen.
- Hähnchenbrust in kleine Stücke schneiden und in Olivenöl anbraten.
- Brokkoli in Röschen teilen und kurz mitbraten.
- Knoblauch hinzufügen und kurz mitdünsten.
- Mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen.
- Nudeln abgießen und mit der Hähnchen-Brokkoli-Mischung vermengen.
Linsen Curry
Ein wärmendes und sättigendes Gericht, das sich gut vorbereiten lässt.
Zutaten:
- Linsen
- Dosentomaten
- Currypulver
- Koriander
- Knoblauch
- Optional: Hähnchen oder Fisch
Zubereitung:
- Linsen nach Packungsanweisung kochen.
- Dosentomaten hinzufügen und mit Currypulver, Koriander und Knoblauch würzen.
- Optional: Hähnchen oder Fisch hinzufügen und mitgaren.
- Mit Reis oder Kartoffeln servieren.
Quiche mit Lachs und Gemüse
Eine herzhafte Quiche, die sich gut für ein Mittag- oder Abendessen eignet.
Zutaten:
- Mürbeteig (selbstgemacht oder gekauft)
- Blattspinat
- Blumenkohl
- Frühlingszwiebeln
- Lachs
- Eier
- Sahne
- Muskat, Pfeffer, Salz
Zubereitung:
- Mürbeteig zubereiten und in eine Springform geben.
- Blattspinat kurz erhitzen, bis er zusammenfällt, und mit Muskat, Pfeffer und Salz würzen.
- Blumenkohl in kleine Röschen schneiden und kurz vorgaren.
- Frühlingszwiebeln in Ringe schneiden.
- Lachs in Streifen schneiden.
- Spinat, Blumenkohl, Frühlingszwiebeln und Lachs auf dem Teig verteilen.
- Eier mit Sahne verquirlen und mit Salz und Pfeffer würzen.
- Über das Gemüse gießen und die Quiche ca. 40 Minuten backen.
Bowl als Meal Prep
Eine Bowl ist eine praktische Möglichkeit, eine ausgewogene Mahlzeit vorzubereiten und mitzunehmen.
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Zutaten:
- Quinoa oder Reis
- Gemüse nach Wahl (z.B. Brokkoli, Karotten, Gurke, Paprika)
- Hülsenfrüchte (z.B. Kichererbsen, Linsen)
- Nüsse oder Samen
- Dressing (z.B. aus Olivenöl, Zitronensaft, Kräutern)
Zubereitung:
- Quinoa oder Reis kochen.
- Gemüse in mundgerechte Stücke schneiden.
- Alle Zutaten in einer Schüssel anrichten und mit Dressing beträufeln.
Tipps für den Alltag mit MS und gesunder Ernährung
- Meal Prep: Planen Sie Ihre Mahlzeiten im Voraus und bereiten Sie größere Portionen vor, um Zeit zu sparen.
- Einkaufsplanung: Erstellen Sie einen Essensplan und einen Einkaufszettel, um unnötige Stresssituationen im Supermarkt zu vermeiden.
- Tiefkühlgemüse: Greifen Sie auf Tiefkühlgemüse zurück, wenn Ihnen das Schneiden und Schälen schwerfällt.
- Spezielle Küchengeräte: Nutzen Sie Küchengeräte und Messer mit abgewinkelten Griffen, die sich besser greifen lassen.
- Langsam essen: Nehmen Sie sich Zeit zum Essen und konzentrieren Sie sich auf den Geschmack und Geruch Ihrer Mahlzeit.
Individuelle Anpassung und ärztliche Beratung
Es ist wichtig zu betonen, dass die Ernährung bei MS immer individuell angepasst werden sollte. Was dem einen Betroffenen guttut, muss nicht zwangsläufig für den anderen gelten. Bei der Umstellung auf eine entzündungshemmende Ernährung und insbesondere beim Weglassen/Wiedereinführen von Gluten und Casein sollten MS-Betroffene am besten ein Ernährungs- und Symptomtagebuch führen.
Zudem ist es ratsam, sich von einem Arzt oder Ernährungsberater beraten zu lassen, um sicherzustellen, dass die Ernährung den individuellen Bedürfnissen entspricht und keine Mangelerscheinungen entstehen.
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