Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die sowohl das Gehirn als auch das Rückenmark betrifft. Sie ist durch eine Autoimmunreaktion gekennzeichnet, bei der das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe angreift. Die Erkrankung ist nicht ansteckend, nicht zwangsläufig tödlich, kein Muskelschwund und keine psychische Erkrankung. Entgegen der landläufigen Meinung führt MS nicht zwangsläufig zu einem Leben im Rollstuhl.
Was ist Multiple Sklerose?
Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Nervenfasern im zentralen Nervensystem angreift. Normalerweise schützt das Immunsystem den Körper vor Krankheitserregern, aber bei Autoimmunerkrankungen greift es gesundes Gewebe an. Bei MS werden die Nervenfasern, die für die Übertragung von Informationen im Körper verantwortlich sind, beschädigt.
Die Rolle des Rückenmarks bei MS
Das Rückenmark ist ein wichtiger Bestandteil des zentralen Nervensystems und spielt eine entscheidende Rolle bei der Übertragung von Signalen zwischen Gehirn und Körper. Bei MS können Entzündungen und Schädigungen im Rückenmark zu einer Vielzahl von Symptomen führen, die die motorischen, sensorischen und autonomen Funktionen beeinträchtigen können.
Symptome von MS im Rückenmark
Die Symptome von MS im Rückenmark können vielfältig sein und hängen davon ab, welche Bereiche des Rückenmarks betroffen sind. Einige häufige Symptome sind:
- Motorische Störungen: Muskelschwäche, Spastik (krankhaft erhöhte Muskelspannung), Koordinationsstörungen, Schwierigkeiten beim Gehen und Gleichgewichtsstörungen. Durch die MS kann es zu Muskelschwäche und verlangsamten Bewegungsabläufen kommen. Man fühlt sich „schwach auf den Beinen“, stolpert öfter und hat das Gefühl, die Kontrolle über seinen Körper, Muskeln und Gelenke zu verlieren. Hinzu kommt, dass es bei einigen Erkrankten zu einer erhöhten Muskelspannung kommt, die manchmal auch mit einer Verkrampfung und Steifigkeit der Muskeln (Spastik) einhergeht. Das kann schmerzhaft sein und die Bewegungen zusätzlich stören.
- Sensibilitätsstörungen: Taubheitsgefühle, Kribbeln, Brennen, Schmerzen und andere Missempfindungen in Armen, Beinen oder im Rumpf. Viele Betroffene berichten zudem, dass sich ihre Arme oder Beine „pelzig“ anfühlen. Häufig sind bei Multipler Sklerose auch Missempfindungen auf der Haut - bekannt als das sogenannte Ameisenkribbeln - oder Taubheitsgefühle, ähnlich wie bei einem eingeschlafenen Arm oder Bein. Multiple Sklerose verursacht vor allem Arm- und Beinschmerzen. Häufig kommen die Arm- oder Beinschmerzen morgens direkt nach dem Aufstehen.
- Blasen- und Darmstörungen: Häufiger Harndrang, Inkontinenz, Verstopfung oder Schwierigkeiten beim Entleeren der Blase oder des Darms. Bei einer Multiplen Sklerose treten häufig Blasen- und Darmstörungen auf. Dabei werden die „Kommandos“ nicht mehr oder nur verlangsamt über die Nervenbahnen weitergeleitet. Verstopfungen können sehr schmerzhaft sein. Ungewollter Harnverhalt (Ischurie; Wasserlassen kaum bis nicht möglich). In diesen Fällen ist die Blase zwar voll, aber die betroffene Person kann sie nicht entleeren. Harn- oder Darmstörungen sind für viele betroffene Menschen besonders unangenehm.
- Sexuelle Funktionsstörungen: Erektionsstörungen bei Männern und verminderte Libido oder Orgasmusstörungen bei Frauen.
- Fatigue: Extreme Müdigkeit und Erschöpfung, die sich durch Ruhe oder Schlaf nicht bessert. Fatigue (ausgesprochen: fatieg) - das Phänomen der Erschöpfung - haben viele Menschen mit Multipler Sklerose. Betroffene fühlen sich matt. Schon die kleinsten Anstrengungen fallen ihnen schwer. Ausruhen oder Schlaf wirken nicht erholsam. Viele Betroffene fühlen sich zusätzlich schuldig, weil sie nicht leistungsfähig sind.
- Schmerzen: Chronische Schmerzen in verschiedenen Körperregionen, die durch Nervenschädigungen verursacht werden.
Diagnose von MS im Rückenmark
Die Diagnose von MS im Rückenmark kann schwierig sein, da die Symptome vielfältig und unspezifisch sein können. Es gibt nicht den einen „MS-Test“, der zweifelsfrei beweist, dass eine Multiple Sklerose vorliegt. Multiple Sklerose ist daher eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass verschiedene Untersuchungen gemacht werden. Entscheidend ist, dass sich Entzündungsherde an mehreren Stellen im Gehirn oder Rückenmark nachweisen lassen. Die Diagnose umfasst in der Regel eine neurologische Untersuchung, eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns und des Rückenmarks sowie eine Liquoruntersuchung.
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- Neurologische Untersuchung: Der Arzt untersucht die neurologischen Funktionen des Patienten, wie z.B. Muskelkraft, Koordination, Sensibilität und Reflexe.
- MRT: Die MRT ist ein bildgebendes Verfahren, das detaillierte Bilder des Gehirns und des Rückenmarks liefert. Bei MS können auf den MRT-Bildern Läsionen (Entzündungsherde) sichtbar sein.
- Liquoruntersuchung: Bei der Liquoruntersuchung wird eine Probe des Nervenwassers (Liquor) entnommen und auf bestimmte Entzündungsmarker untersucht. Oligoklonale BandenOligoklonale Banden sind sogenannte Immunglobuline, das heißt: Antikörper. Sie liefern Hinweise auf entzündliche Prozesse im Körper. Bei rund 95 Prozent aller MS-Patienten liegen sie vor.(2) Weil sie aufgrund ihrer Größe die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden können, befinden sie sich nur in der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor) und nicht im Blut. Dies spricht für eine Entzündung, die ihren Ausgangspunkt im Gehirn hat. Allerdings liegen die oligoklonalen Banden erst im späteren Verlauf einer MS-Erkrankung vor, selten schon zu Anfang.
Behandlung von MS im Rückenmark
Obwohl MS nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die darauf abzielen, die Symptome zu lindern, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Die Behandlung umfasst in der Regel eine Kombination aus Medikamenten, Physiotherapie, Ergotherapie und anderen unterstützenden Maßnahmen.
- Medikamente: Es gibt verschiedene Medikamente, die bei MS eingesetzt werden können, um die Entzündung zu reduzieren, das Immunsystem zu unterdrücken und die Symptome zu lindern. Dazu gehören Immunmodulatoren, Immunsuppressiva und Medikamente zur Behandlung spezifischer Symptome wie Spastik, Schmerzen und Fatigue.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskelkraft, Koordination und Beweglichkeit zu verbessern.
- Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, dieAlltagsfähigkeiten zu verbessern und den Patienten zu ermöglichen, ein möglichst selbstständiges Leben zu führen.
- Andere unterstützende Maßnahmen: Dazu gehören Logopädie (bei Sprech- und Schluckstörungen), psychologische Beratung (zur Bewältigung der emotionalen Belastung durch die Erkrankung) und Selbsthilfegruppen.
Leben mit MS im Rückenmark
Das Leben mit MS im Rückenmark kann eine Herausforderung sein, aber mit der richtigen Behandlung und Unterstützung können die meisten Patienten ein erfülltes und aktives Leben führen. Es ist wichtig, sich über die Erkrankung zu informieren, eine gute Beziehung zu seinem Arzt aufzubauen und sich ein starkes Unterstützungssystem aus Familie, Freunden und Selbsthilfegruppen aufzubauen.
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