Multiple Sklerose und Sehstörungen: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Viele Menschen mit Multipler Sklerose (MS) erleben Sehstörungen, die von vorübergehenden Problemen bis hin zu dauerhaften Beeinträchtigungen reichen können. Diese Störungen können in Form von verschwommenem Sehen, Doppelbildern oder sogar plötzlichem Sehverlust auf einem Auge auftreten. Sehstörungen sind ein häufiges MS-Symptom und können bereits früh im Krankheitsverlauf auftreten. Studien zeigen, dass visuelle Beeinträchtigungen bei etwa 62,9 % der Kinder und 70,0 % der Erwachsenen zu Beginn der Erkrankung auftreten.

Bedeutung von Sehstörungen bei MS

Sehstörungen können für Betroffene sehr beunruhigend sein, insbesondere wenn sie zum ersten Mal auftreten. Sie können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, da sie die Fähigkeit zur Durchführung alltäglicher Aktivitäten wie Lesen, Autofahren und Arbeiten beeinflussen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind daher entscheidend, um die Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen zu minimieren. Ärzte deuten diese Symptome oft erst im Nachhinein als Anzeichen von MS.

Ursachen von Sehstörungen bei MS

Bei MS kann es zu verschiedenen Formen von Sehstörungen und Symptomen kommen. Die häufigsten Ursachen sind:

  • Sehnerventzündung (Optikusneuritis): Eine Entzündung des Sehnervs ist eine der häufigsten Ursachen für Sehstörungen bei MS. Dabei können die Signale zwischen den Augen und dem Gehirn nicht vollständig übertragen werden, was unter anderem zu verschwommenem Sehen und sogar vorübergehendem Sehverlust führen kann. Auch Farbsehstörungen sind möglich: Patienten können Schwierigkeiten haben, verschiedene Farben zu unterscheiden, insbesondere rot und grün - zudem können Farben blass wirken. Eine veränderte Farbwahrnehmung kann ein frühes Zeichen einer Sehnerventzündung sein. Bei einigen Patienten treten auch Gesichtsfeldausfälle durch unregelmäßig verteilte Flecken auf dem wahrgenommenen Bild auf. Teilweise kommen noch Lichtphänomene hinzu, die als Blitze im Gesichtsfeld wahrgenommen werden. Zudem kann die Bewegung des Auges bei einem entzündeten Sehnerv mit Schmerzen verbunden sein. All diese Symptome sind oft einseitig. Die Sehstörungen werden durch eine Entzündung des Sehnervs (Optikusneuritis) verursacht. Die Erkrankten sehen verschwommen, als würde ein nebeliger Schleier über allem liegen.

  • Doppelbilder (Diplopie): MS kann auch die Muskeln, die die Augenbewegungen steuern, beeinträchtigen. Eine mögliche Folge ist das Sehen von Doppelbildern - dies geschieht, wenn die Augen nicht richtig ausgerichtet sind.

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  • Nystagmus (Augenzittern): Dabei handelt es sich um eine unkontrollierte Bewegung der Augen, die das Sehen beeinträchtigen kann - die Augen sind dabei nicht mehr bewusst steuerbar. Nystagmus kann sowohl horizontal als auch vertikal auftreten und ebenfalls ein frühes MS-Symptom darstellen.

  • Uhthoff-Phänomen: Nicht immer steckt eine Entzündung hinter den Sehstörungen. Auch das Uhthoff-Phänomen kann als Ursache infrage kommen: Hierbei führt eine Wärmeeinwirkung (z. B. durch ein heißes Bad oder Fieber) zu einer vorübergehenden Verschlechterung der Sehstörungen. In vielen Fällen verschlimmert starke Hitze (zum Beispiel bei sehr heißem Wetter, Fieber oder bei einem heißen Bad) die MS-Symptome vorübergehend. Mediziner bezeichnen dies als Uhthoff-Phänomen.

Symptome von Sehstörungen bei MS

Die Symptome von Sehstörungen bei MS können vielfältig sein und variieren je nach Ursache und betroffenem Bereich des Sehnervs oder der Augenmuskeln. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Verschwommenes Sehen
  • Doppelbilder
  • Sehverlust auf einem Auge
  • Schmerzen bei Augenbewegungen
  • Farbsehstörungen (insbesondere Schwierigkeiten, rot und grün zu unterscheiden)
  • Gesichtsfeldausfälle
  • Lichtblitze im Gesichtsfeld
  • Unkontrollierte Augenbewegungen (Nystagmus)

Diagnose von Sehstörungen bei MS

Um die Ursache der Sehstörungen zu klären, können verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden. Stellen die Beeinträchtigungen beim Sehen das erste Symptom der MS dar, ist mitunter auch ein Augenarzt die erste Anlaufstelle. Er kann die Betroffenen bei einem MS-Verdacht an einen Neurologen weiterüberweisen.

Ein Augenarzt oder eine Augenärztin wird insbesondere dann eine Sehnerventzündung vermuten, wenn Sie sowohl Schmerzen als auch eine Sehverschlechterung haben. Wenn folgende Merkmale zutreffen, gilt die Diagnose einer Sehnerventzündung als wahrscheinlich:

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  • Erkrankungsalter zwischen 18 und 50 Jahren
  • Einseitigkeit
  • Bewegungsschmerz
  • plötzlicher Beginn der Beschwerden und selbstständige Besserung

Ist dies nicht der Fall, kann es sich auch um eine seltene Sonderform der Sehnerventzündung handeln.

Bei der Diagnose einer Sehnerventzündung ist die Frage nach der Ursache sehr wichtig. Es besteht ein enger Zusammenhang mit der MS. Ihr Augenarzt oder Ihre Augenärztin wird es daher nicht bei dieser Diagnose belassen, sondern Sie an eine Facharztpraxis für Neurologie (Nervenheilkunde) überweisen. Dort wird untersucht, ob der Entzündung des Sehnervs eine MS zugrunde liegt oder ein erhöhtes MS-Risiko besteht. Eine wichtige Untersuchung ist die Magnetresonanztomographie (MRT). Sie kann nicht nur die Entzündung des Sehnervs direkt sichtbar machen, sondern auch typische Veränderungen im Gehirn, die auf eine bestehende MS oder ein erhöhtes MS-Risiko hinweisen. Weitere Laboruntersuchungen können sich anschließen, insbesondere bei einem erstmaligen Auftreten oder einem untypischen Krankheitsbild.

Behandlung von Sehstörungen bei MS

Die Behandlung von Sehstörungen bei MS zielt darauf ab, die Entzündung zu reduzieren, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Zu den möglichen Behandlungsoptionen gehören:

  • Kortikosteroide: Eine akute Entzündung des Sehnervs kann beispielsweise durch Kortikosteroide therapiert werden. Eine Entzündung des Sehnervs können Sie in der Regel mit Kortison behandeln lassen, das als Infusion verabreicht wird. Häufig wird eine kurzzeitige hochdosierte Kortisontherapie angewendet.

  • Physiotherapie: Physiotherapie kann dazu beitragen, die Augenmuskulatur zu stärken und die Koordination zu verbessern.

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  • Hilfsmittel: Es können Hilfsmittel zum Einsatz kommen - etwa spezielle Brillen oder prismatische Linsen, um Doppelbilder zu korrigieren. Dein Neurologe oder Augenarzt können hier weiterhelfen. Nutzen Sie bei Sehstörungen Hilfsmittel (z. B. spezielle Brillen).

  • Verlaufsmodifizierende MS-Therapie (DMT): Ein wesentlicher Faktor, um Schübe - und damit auch MS-bedingte Sehstörungen - zu verhindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen, ist die verlaufsmodifizierende MS-Therapie (DMT).

Verlauf von Sehstörungen bei MS

Treten Sehstörungen in Form eines MS-Schubes auf, bilden Sie sich in der Regel auch selbst wieder zurück. Wie lange das dauert, ist dabei nicht nur individuell, sondern kann auch von Schub zu Schub verschieden sein. Die Dauer der Sehstörung kann deswegen zwischen einigen Tagen und mehreren Wochen variieren: Bei einer Sehnerventzündung fühlen sich beispielsweise 80 % der Betroffenen innerhalb von 3 Wochen besser. Es kann passieren, dass kleinere Veränderungen langfristig bestehen bleiben - 90 bis 95 % behalten jedoch keine bleibenden Schäden zurück.

Umgang mit Sehstörungen bei MS

Auch, wenn es schwerfällt: Versuche, ruhig zu bleiben, wenn Du Sehstörungen hast.

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