Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche neurologische Erkrankung des zentralen Nervensystems, die Gehirn und Rückenmark betrifft. Obwohl MS nicht heilbar ist, können Betroffene den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen und ihre Lebensqualität verbessern, indem sie bestimmte Maßnahmen ergreifen und Risikofaktoren vermeiden.
Einfluss von Lebensstil und Ernährung auf MS
Bestimmte Verhaltens- und Ernährungsweisen können den Verlauf von MS positiv beeinflussen. Es ist wichtig, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten, sich ausreichend zu bewegen, die mentale Gesundheit zu fördern und den Vitamin-D-Spiegel im Auge zu behalten.
Rauchstopp
Rauchen erhöht das Risiko, an MS zu erkranken, und scheint auch den Verlauf der MS zu verschlechtern. Daher ist es für Menschen mit MS ratsam, das Rauchen aufzugeben.
Ausgewogene Ernährung
Eine gesunde Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung und Behandlung von MS. Es gibt zwar keine spezielle Diät, die MS heilen oder den Verlauf stoppen kann, aber eine ausgewogene Ernährung kann das Risiko für Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und neurodegenerative Erkrankungen verringern.
Empfehlenswert ist eine Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Fisch ist (mediterrane Diät). Es gibt auch Hinweise darauf, dass bestimmte Ernährungsformen wie die paläolithische Ernährung, die mediterrane Ernährung und eine Low-Fat-Diät helfen könnten, Fatigue zu verringern.
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Es wird empfohlen, den Fleischkonsum einzuschränken, insbesondere rotes Fleisch und Wurst, da diese viele entzündungsfördernde Stoffe enthalten. Stattdessen sollten entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren konsumiert werden, die in Leinöl, Algenöl und fettreichem Fisch wie Lachs, Hering und Makrele vorkommen.
Ein hoher Zuckerkonsum kann Entzündungen fördern, daher sollte der Verzehr von Kohlenhydraten und Zucker begrenzt werden. Pro- und Präbiotika können dazu beitragen, die Darmflora zu verbessern, was sich positiv auf den Verlauf von MS auswirken kann.
Körperliche Aktivität
Regelmäßige körperliche Aktivität ist wichtig für die Gesundheit und kann auch bei Menschen mit MS die Mobilität verbessern. Schon regelmäßiges Gehen kann positive Effekte haben. Empfohlen werden 75-150 Minuten intensive körperliche Aktivität pro Woche (z.B. Joggen, Schwimmen, Ballsport) oder 150-300 Minuten moderate körperliche Aktivität.
Es ist jedoch wichtig, darauf zu achten, dass der Körper nicht überhitzt, da Hitze und erhöhte Körpertemperatur bei MS zu Pseudo-Schüben führen können.
Vitamin D
Menschen, die näher am Äquator leben und somit einer höheren Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, erkranken seltener an MS. Dies wird vermutlich mit einem höheren Vitamin-D-Spiegel zusammenhängen. Vitamin D wird durch Sonnenlicht in der Haut gebildet.
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Bei gesunden Erwachsenen sollte der Vitamin-D-Spiegel mehr als 30 nmol/l betragen. MS-Patienten mit normalen Vitamin-D-Spiegeln können nach Rücksprache mit ihrem Arzt Vitamin D ergänzend einnehmen, um von einem hohen Vitamin-D-Spiegel zu profitieren. Sie sollten jedoch nicht mehr als 4.000 IE (internationale Einheiten) täglich nehmen. Vitamin-D-Hochdosistherapien sind nicht zu empfehlen, da sie gesundheitsschädlich sein können.
Mentale Gesundheit und Stressbewältigung
Traumatische Lebensereignisse und posttraumatische Belastungsstörungen erhöhen das Risiko für Autoimmunerkrankungen, einschließlich MS. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Stress Schübe auslösen kann. Daher ist es wichtig, auf die mentale Gesundheit zu achten und Stress zu bewältigen.
Verschiedene Methoden zur Stressbewältigung können helfen, wie z.B. Achtsamkeitstraining, Meditation, Yoga oder autogenes Training. Bei Fatigue können Energiemanagement-Programme oder Achtsamkeitstraining hilfreich sein.
Umgang mit Fatigue
Fatigue ist ein belastendes Symptom für viele Menschen mit MS. Betroffene fühlen sich schnell erschöpft und erleben einen starken Energiemangel. Fatigue kann dauerhaft bestehen oder sich im Tagesverlauf entwickeln bzw. verstärken.
Strategien zum Energiemanagement und Achtsamkeit können helfen, Fatigue zu bewältigen. Einige Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Ernährungsformen (paläolithisch, mediterran, Low-Fat) Fatigue verringern könnten. Für Medikamente gegen Fatigue gibt es keine nachgewiesene Wirksamkeit, aber bei einer gleichzeitig bestehenden Depression können Antidepressiva helfen.
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Reisen mit MS
Wenn Menschen mit MS verreisen möchten, ist eine gute Planung wichtig. Extremes Klima sollte vermieden, nötige Impfungen mit Ärzten abgesprochen und die medizinische Versorgung vor Ort in Erfahrung gebracht werden. Vor und während der Reise sollte Stress so gut wie möglich vermieden werden.
Bei vielen Menschen mit MS haben Hitze und Wärme ungünstigen Einfluss auf das körperliche Befinden, daher sollten sie nicht in die (Sub-)Tropen reisen. Es ist wichtig, sich von zu Hause über eine gute medizinische Versorgung vor Ort zu informieren und sicherzustellen, dass auch im Ausland Krankenversicherungsschutz besteht. Müssen Medikamente gekühlt werden, muss die Kühlkette auch während der Reise gegeben sein.
Osteoporose-Risiko
Menschen mit MS haben ein erhöhtes Risiko für Osteoporose und damit auch für Knochenbrüche. Dieses Risiko wird durch verschiedene MS-Symptome weiter verstärkt. Daher sollte bei Frauen mit MS ab der Menopause und bei Männern mit MS ab dem 50. Lebensjahr eine Knochendichtemessung zur Früherkennung von Osteoporose durchgeführt werden. Je nach Ergebnis sollten dann eine Beratung durch einen Osteologen, Anpassungen des Lebensstils und ggf. eine medikamentöse Therapie erfolgen.
Selbsthilfe und Unterstützung
Angebote der Selbsthilfe können Menschen mit MS unterstützen. Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) bietet Informationen, Beratung und Unterstützung für Betroffene und ihre Angehörigen.
Medikamentöse Therapie
Obwohl MS nicht heilbar ist, kann der Verlauf der Erkrankung mit Medikamenten verlangsamt und abgeschwächt werden. Bei der Schubtherapie werden akute Schübe behandelt, während die Basistherapie (langfristige Immuntherapie) darauf abzielt, den Verlauf von MS zu beeinflussen. In der symptomatischen Therapie werden Beschwerden wie Erschöpfung, Muskelkrämpfe oder Darmentleerungsstörungen gelindert.