Multiple Sklerose: Vorkommen und Häufigkeit

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die das Gehirn und das Rückenmark betrifft. Sie ist gekennzeichnet durch Störungen der Bewegungen und der Sinnesempfindungen. Die Erkrankung ist nicht heilbar, aber es gibt Möglichkeiten, den Verlauf positiv zu beeinflussen.

Globale und Nationale Prävalenz

Weltweit leben schätzungsweise 2,8 Millionen Menschen mit MS. Alle fünf Minuten erhält irgendwo auf der Welt jemand die Diagnose Multiple Sklerose (MS). In Deutschland liegt die Zahl der MS-Erkrankten bei geschätzt 252.000 Menschen. Im globalen Durchschnitt ist mindestens einer von 3.000 Menschen von MS betroffen. In Ländern mit hoher Prävalenz, wie Deutschland, kann diese Zahl auf einen von 300 ansteigen.

Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. (DMSG) ist Teil der MS International Federation.

Jährliche Neuerkrankungen und Geschlechterverteilung

In Deutschland werden jährlich etwa 14.600 Menschen neu mit MS diagnostiziert. Frauen sind überproportional häufig betroffen: 72 Prozent der MS-Patienten in Deutschland sind weiblich. Bei der schubförmig remittierenden MS (RRMS) sind Frauen dreifach häufiger betroffen als Männer. Bei Frauen bis zum 20. Lebensjahr beträgt das Verhältnis sogar 4:1. Dieses Verhältnis verändert sich bei der Betrachtung der primär chronisch progredienten Form der MS (PPMS), von der Männer etwa hälftig betroffen sind.

Altersverteilung bei Diagnose

MS wird typischerweise im zweiten oder dritten Lebensjahrzehnt diagnostiziert. Das weltweite Durchschnittsalter bei der Diagnose liegt bei 32 Jahren. Die Erkrankung kann jedoch in jedem Alter auftreten. Diagnosen vor der Pubertät oder nach dem 60. Lebensjahr sind zwar selten, können aber vorkommen. Die Prävalenz der Multiplen Sklerose bei älteren Menschen nimmt wegen einer verbesserten Früherkennung und auch wegen der erheblich verbesserten therapeutischen Möglichkeiten ständig zu.

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Verlaufsformen der MS

Bei 94 Prozent der Patienten wird anfänglich eine schubförmig remittierende MS (RRMS) diagnostiziert. Diese ist durch Phasen des Rückfalls und der Remission gekennzeichnet. Bei sechs Prozent wird eine progrediente MS diagnostiziert.

  • Schubförmig remittierende Multiple Sklerose (RRMS): häufigste initiale Verlaufsform; Schübe sind mit einer kompletten oder inkompletten Symptomremission assoziiert
  • Sekundär progrediente Multiple Sklerose (SPMS): entwickelt sich aus einer RRMS; charakterisiert durch Behinderungsprogression mit oder ohne repetitive Schübe
  • Primär progrediente Multiple Sklerose (PPMS): Behinderungsprogression von Beginn an, vereinzelte Schübe sind möglich

Bedeutung der Früherkennung und Therapie

Je früher eine MS-Erkrankung diagnostiziert wird, desto größer ist die Chance, eine dem Verlauf angepasste Therapie zu beginnen. Moderne Immuntherapien bieten die Möglichkeit, Schübe zu verhindern und das Fortschreiten der Erkrankung hinauszuzögern. Dies führt zu einem Gewinn an Lebensqualität und Teilhabe für die Patienten.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genaue Ursache von MS ist trotz intensiver Forschung noch nicht vollständig geklärt. Es wird von einer multifaktoriellen Pathogenese ausgegangen, an der genetische Faktoren (30 Prozent) und Umwelteinflüsse (70 Prozent) beteiligt sind. Auch wenn Multiple Sklerose keine Erbkrankheit im klassischen Sinn ist, spielt eine genetische Veranlagung eine Rolle. Darüber hinaus wird angenommen, dass Infekte in Kindheit und früher Jugend für die spätere Krankheitsentwicklung bedeutsam sind.

Genetische Prädisposition

Bislang wurden mehr als 110 genetische Variationen identifiziert, die bei MS-Erkrankten häufiger vorkommen als in der gesunden Allgemeinbevölkerung. Diese könnten zu einer erhöhten Prädisposition beitragen.

Umwelteinflüsse

Verschiedene Umwelteinflüsse werden in der Krankheitsentstehung von MS diskutiert, darunter:

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  • Sonnenlichtexposition und Vitamin-D-Haushalt
  • Virale und bakterielle Infektionen in der Kindheit
  • Ernährungsgewohnheiten
  • Übergewicht
  • Rauchen

Symptome

Die Beschwerden reichen von leichten Beeinträchtigungen der Beweglichkeit über schwere neurologische Funktionseinschränkungen bis zu starken Behinderungen der Patienten. Viele MS-Betroffene leiden (je nach Dauer der Erkrankung) an kognitiven Defiziten, manifesten Depressionen, Schmerzen, Spastiken und starker Erschöpfung (Fatigue).

Typische Manifestationen und Symptome sind:

  • Optikusneuritis
  • Störungen der Okulomotorik
  • Affektion anderer Hirnnerven
  • Motorische Störungen
  • Ataxie
  • Sensibilitätsstörungen
  • Zerebelläre Symptome
  • Vegetative Symptome
  • Kognitive Veränderungen
  • Affektive Veränderungen
  • Uhthoff-Phänomen
  • Schmerzen
  • Spastik
  • Fatigue

Diagnose

Die Diagnose von MS ist komplex und basiert auf verschiedenen Untersuchungen. Da es nicht den einen "MS-Test" gibt, handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose. Entscheidend ist der Nachweis von Entzündungsherden an mehreren Stellen im Gehirn oder Rückenmark mittels Magnetresonanztomographie (MRT).

Weitere wichtige Untersuchungen sind:

  • Untersuchung des Nervenwassers (Lumbalpunktion)
  • Messungen von Sehnerven (VEP) und Nervenbahnen (SEP)

Therapie

MS ist eine chronische Erkrankung, für die es derzeit keine Heilung gibt. Die Therapie zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, Schübe zu reduzieren und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.

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Die Therapie umfasst:

  • Akuttherapie von Schüben (meist mit Cortison)
  • Immuntherapie zur Beeinflussung des Immunsystems
  • Symptomatische Therapie zur Linderung von Beschwerden wie Spastik, Schmerzen und Fatigue
  • Rehabilitation zur Verbesserung der Lebensqualität und Teilhabe

Leben mit MS

Mit einer frühzeitigen Diagnose, einer adäquaten Therapie und einem gesunden Lebensstil können die meisten Menschen mit MS ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben führen. MS steht grundsätzlich weder einer Ausbildung noch der Berufsausübung, Freundschaften, Sport, sozialen Kontakten oder der Gründung einer Familie im Wege.

Aktuelle Forschung und Ausblick

Die MS-Forschung konzentriert sich auf die Entschlüsselung der Krankheitsursachen, die Entwicklung neuer Therapieansätze und die Verbesserung der Lebensqualität von MS-Patienten. Ein wichtiger Aspekt ist die genderspezifische Forschung, um die besonderen Bedürfnisse von Frauen mit MS besser zu verstehen und zu berücksichtigen.

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