Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), die das Gehirn und Rückenmark betrifft. Weltweit sind etwa 2,5 Millionen Menschen betroffen, in Deutschland sind es mehr als 120.000. Die Krankheit manifestiert sich meist im jungen Erwachsenenalter und kann zu Einschränkungen der Mobilität, des Gleichgewichtssinns, des Körperempfindens und der Wahrnehmung führen. Neurologische Symptome treten in einem frühen Stadium in der Regel in Schüben auf, können aber im weiteren Krankheitsverlauf auch chronisch werden. Es gibt keine Heilung für MS, aber es gibt Therapien, die Schübe verhindern, die Zunahme der Behinderung reduzieren und MS-Symptome lindern können.
Genetische Risikofaktoren
Das Risiko, an MS zu erkranken, ist bei Menschen höher, in deren Familie die Krankheit bereits vorkommt. Dies deutet auf eine genetische Komponente hin. Wissenschaftler des Internationalen Multiple Sklerose Genetikkonsortiums (IMSGC) haben 48 neue genetische Varianten identifiziert, die das MS-Risiko erhöhen. Damit hat sich die Anzahl der bekannten genetischen Risikofaktoren nahezu verdoppelt. Insgesamt sind nun 110 Genvarianten bekannt, die mit der MS in Verbindung stehen.
Die Erkenntnisse basieren auf der ImmunoChip-Technologie, einem Verfahren zur Hochdurchsatzgenotypisierung, mit dem Genvarianten untersucht werden, die mit Autoimmunerkrankungen in Verbindung stehen. Die Forscher verglichen die DNA von 29.300 MS-Patienten mit der von 50.794 gesunden Kontrollpersonen. Die Ergebnisse liefern wichtige Einblicke in die Entstehung der MS und bestätigen die zentrale Rolle des Immunsystems bei dieser Krankheit.
Umweltrisikofaktoren
Neben genetischen Faktoren spielen auch Umweltfaktoren eine Rolle bei der Entstehung von MS. Dazu gehören:
Sonnenlichtexposition und Vitamin D
Forschungsergebnisse aus den USA deuten darauf hin, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die täglich 30 Minuten im Freien in der Sonne verbringen, ihr MS-Risiko halbieren können. Eine Studie verglich mehr als 300 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit MS mit über 500 passenden Teilnehmern ohne MS. Diejenigen, die im vorangegangenen Sommer durchschnittlich 30 Minuten bis eine Stunde täglich im Freien verbrachten, hatten ein um 52 Prozent geringeres MS-Risiko als diejenigen, die weniger als 30 Minuten im Freien verbrachten. Bei einer täglichen Aufenthaltsdauer von ein bis zwei Stunden im Freien sank das MS-Risiko sogar um 81 Prozent.
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Eine höhere UVR-Umgebungsdosis im Sommer war ebenfalls schützend. Die Forscher vermuten, dass die Sonneneinstrahlung den Vitamin-D-Spiegel beeinflusst und dass ultraviolettes Licht durch die Haut eine immunmodulierende, entzündungshemmende Wirkung hat.
Infektionen
Eine Studie der NAKO Gesundheitsstudie zeigte, dass eine höhere Anzahl von Infektionen im Kindesalter mit einem erhöhten MS-Risiko verbunden ist. Insbesondere eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) erhöhte die Wahrscheinlichkeit, an MS zu erkranken, um das 3,05-fache.
Weitere Lebensstilfaktoren
Weitere Risikofaktoren für MS sind:
- Rauchen: Studien belegen, dass Raucher ein deutlich erhöhtes MS-Risiko haben.
- Übergewicht: Übergewicht und Adipositas im Alter von 18 Jahren sind mit einem erhöhten MS-Risiko verbunden.
- Stress: Belastende Lebensereignisse (BLE) können das MS-Risiko erhöhen.
- Körperliche Inaktivität: Geringe körperliche Aktivität in der Jugend kann das MS-Risiko erhöhen.
Präventive Maßnahmen
Obwohl die genauen Ursachen der MS noch nicht vollständig geklärt sind, gibt es einige Maßnahmen, die das Risiko, an MS zu erkranken, möglicherweise verringern können:
- Ausreichend Sonnenlichtexposition: Achten Sie auf eine ausreichende Sonnenlichtexposition, um den Vitamin-D-Spiegel im Körper zu erhöhen.
- Gesunde Ernährung: Ernähren Sie sich ausgewogen mit viel Obst, Gemüse, Fisch und Vollkornprodukten. Vermeiden Sie stark verarbeitete Lebensmittel, Zucker und tierische Fette.
- Körperliche Aktivität: Treiben Sie regelmäßig Sport und bewegen Sie sich ausreichend.
- Nicht rauchen: Verzichten Sie auf das Rauchen.
- Stressmanagement: Lernen Sie, mit Stress umzugehen und bauen Sie Stress ab.
Aktuelle Forschungsergebnisse
Die MS-Forschung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Neue Medikamente und Therapien können den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.
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Genetische Grundlagen der MS
Die Identifizierung neuer genetischer Risikofaktoren ermöglicht ein besseres Verständnis der molekularen Prozesse, die für die MS verantwortlich sind. Dies könnte zur Entwicklung neuer Strategien zur Vorhersage von Krankheitsverläufen und zum Ansprechen auf medikamentöse Behandlungen führen.
Rolle des Immunsystems
Die Forschung bestätigt die zentrale Rolle des Immunsystems bei der MS. Neue Therapien zielen darauf ab, das fehlgesteuerte Immunsystem zu modulieren oder zu unterdrücken.
Umweltfaktoren und Lebensstil
Studien untersuchen den Einfluss von Umweltfaktoren und Lebensstil auf das MS-Risiko. Die Ergebnisse könnten zur Entwicklung von Präventionsstrategien beitragen.
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