Muskelaufbau nach Schlaganfall: Therapie, Übungen und Rehabilitation

Ein Schlaganfall kann das Leben der Betroffenen grundlegend verändern. Halbseitige Lähmungserscheinungen sind eine häufige Folge, die Mobilität, Unabhängigkeit und Lebensqualität stark einschränken können. Doch es gibt Hoffnung: Mit gezielter Therapie, Sport und speziellen Übungen können viele Funktionen wiedererlangt und die Lebensqualität verbessert werden.

Die Folgen eines Schlaganfalls und die Bedeutung der Rehabilitation

Bei einem Schlaganfall werden Teile des Gehirns aufgrund eines Blutgerinnsels oder einer Hirnblutung nicht mehr ausreichend durchblutet. Eine der häufigsten Folgen sind halbseitige Lähmungserscheinungen. Über 50 % der Schlaganfallpatienten haben motorische Ausfälle der Extremitäten, davon über 33 % mit mittelschweren oder schweren Funktionseinschränkungen. Rund 20 % benötigen geringe bzw. große Unterstützung und ebenfalls rund 20 % sind in der Fortbewegung vollständig abhängig. Paresen (unvollständige Lähmungen) der Arme und Beine gehören zu den häufigsten Symptomen, ebenso wie die Fußheberschwäche.

Diese körperlichen Beeinträchtigungen schränken ein aktives und selbstbestimmtes Leben ein. Mobilität, Unabhängigkeit, Selbstversorgung, die Möglichkeit zu arbeiten und soziale Teilhabe können jedoch durch die Wiedererlangung von körperlichen Fähigkeiten zurückgewonnen werden. Bewegung spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Rehabilitationsmaßnahmen, Sport und spezielle Übungen helfen, folgende Ziele zu erreichen:

  • Funktionsfähigkeit von Gliedmaßen (Arme/Beine) wiedererlangen
  • Alltagstauglich und sicher gehen
  • Stürze verhindern
  • Gleichgewicht und Koordinationsfähigkeit zurückgewinnen
  • Ausdauer, Belastbarkeit und Muskelaufbau nach einem Schlaganfall verbessern
  • Herz-Kreislauf-System trainieren
  • Lebensqualität, Teilhabe, Unabhängigkeit zurückgewinnen
  • Einem erneuten Schlaganfall durch Bewegung, Sport, Fitness und ein aktives Leben vorbeugen

Bewegung als Schlüssel zur Genesung

Bewegung ist das A und O für unsere Gesundheit, das ist bekannt. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. gibt in ihrer „Leitlinie Schlaganfall“ konkrete Empfehlungen für Personen mit einem erhöhten Schlaganfall-Risiko: Wöchentlich mindestens 150 Minuten mäßige oder 75 Minuten intensive körperliche Aktivität sowie wöchentlich mindestens zweimal Krafttraining aller großen Muskelgruppen. Personen, die nicht in der Lage sind, körperlich aktiv zu sein, sollten versuchen, die im Sitzen verbrachte Zeit zu minimieren. Es ist ratsam, die Ärztin bzw. den Arzt zu fragen, welche Aktivitäten am besten geeignet sind.

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Nach der ersten Mobilisation aus dem Bett erfolgt nach einem Schlaganfall eine gezielte Bewegungstherapie, um Komplikationen, Muskelschwund und einen erneuten Schlaganfall zu vermeiden. Ziel ist es, das Herz-Kreislauf-System, die Muskelkraft, das Gleichgewicht, die Belastbarkeit, die Bewegungsfähigkeit und die allgemeine Fitness zu trainieren. Viele Betroffene haben den Wunsch, sich nach einem Schlaganfall zu schonen und befürchten, sich zu überlasten. Zu wenig Aktivität ist aber genau falsch. Denn gerade mangelnde Bewegung trägt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Muskelschwäche, Gelenkproblemen, Übergewicht etc. bei. Körperliche Bewegung kann helfen, den Blutdruck zu senken und dem Fortschreiten der Arterienverkalkung vorzubeugen. Bewegung gilt deshalb als gute Prävention gegen erneute Gefäßverschlüsse.

Therapeutische Maßnahmen zur Bewegungsförderung

Entsprechend der körperlichen Voraussetzung erhalten Schlaganfall-Betroffene bereits im Krankenhaus oder in der Rehaklinik von der behandelnden Ärztin / dem behandelnden Arzt individuelle Empfehlungen und Verordnungen für die Bewegungstherapie (Physiotherapie und Ergotherapie) und für spezifische Übungsprogramme.

Geeignete Sportarten und Aktivitäten

Generell werden Ausdauersportarten wie Wandern, Walking, Nordic Walking, Radfahren, zügiges Spazierengehen, Wassergymnastik und Schwimmen nach einem Schlaganfall empfohlen. Förderlich sind moderate Aktivitäten, die das Herz-Kreislauf-System in Schwung bringen, aber nicht zu stark belasten. Um die Belastbarkeit nach einem leichten oder nach einem schweren Schlaganfall richtig einzuschätzen, sollte man erst individuell durch die Ärztin / den Arzt Rat einholen.

Bewegung im Alltag integrieren

Regelmäßige Bewegung sollte nicht nur nach einem Schlaganfall selbstverständlich in den Alltag integriert werden: Treppen steigen statt Fahrstuhl fahren, so oft wie möglich spazieren gehen, beim Telefonieren auf und ab gehen, Rad statt Auto fahren, Früh- oder Abendgymnastik zuhause - jeder Schritt zählt! Für das Training zuhause eignen sich kleine Fitnessgeräte wie Knautschball, Balanceboard, Gymnastikband, Fahrradergometer und Hanteln.

Rehasport als Gruppentraining

Rehabilitationssport ist eine Fortführung der medizinischen Rehabilitation. Es handelt sich um ein Gruppentraining zur Förderung von Ausdauer, Kraft und Koordination zum Beispiel durch Gymnastik, Schwimmen oder Bewegungsspiele. Die Übungseinheiten werden von qualifizierten Übungsleiterinnen und Übungsleiterinnen angeleitet. Rehabilitationssport wird ärztlich verordnet, die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Den Rehasport-Kurs sucht man sich selbst vor Ort aus.

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Gemeinsam aktiv sein

Ob gemeinsame Spaziergänge, Nordic-Walking-Runden oder Radtouren - vielen Menschen fällt es leichter, sich in Gesellschaft zum Sport zu motivieren. Verabredungen, Treffpunkte, Vereinssport und feste, regelmäßige Termine helfen, konsequent aktiv zu sein und sich gegenseitig anzuspornen, aber auch bei Problemen auszutauschen.

Wieder gehen und greifen lernen nach Schlaganfall-Lähmungen

„Wenn Schlaganfall-Patienten nach ihren persönlichen Rehabilitationszielen befragt werden, so kommt die Wiederherstellung der Gehfähigkeit in der Regel an erster Stelle. Doch sind zwei Drittel der Schlaganfall-Patienten drei Monate nach einem Hirnschlag in ihrer Mobilität immer noch eingeschränkt, wobei 20 % gar an den Rollstuhl gebunden sind. Da die Wiederherstellung der Gehfähigkeit aber gerade in den ersten Wochen und Monaten stattfindet, ist die Wahl der richten Gangrehabilitation von enormer Wichtigkeit“, erläutert Physiotherapeutin Dr. Stéphanie Saxer in der Untersuchung „Aktuelle Entwicklungen in der Gangrehabilitation“.

Die halbseitige Lähmung an Armen oder Beinen gehört zu den Folgen, die das Leben nach einem Schlaganfall gravierend beeinträchtigen. Oft können diese körperlichen Funktionen nur mit intensivem und ausdauerndem Training wiedererlangt werden. Aber was zunächst aussichtslos erscheint, hat hohe Erfolgsaussichten. Sowohl das Gehirn als auch unsere Muskeln und Gelenke sind in der Lage, zu regenerieren.

Gangtraining: Schritt für Schritt zurück zur Mobilität

Nach einem Schlaganfall wird bereits in der Reha ein spezielles Gangtraining gemacht, sobald die Patientin / der Patient dazu in der Lage ist. Die Betroffenen lernen im wahrsten Sinn des Wortes Schritt für Schritt wieder das Gehen. Ist man in der Lage, wieder zu sitzen und aufzustehen, wird das Stehen und Gehen trainiert mit allmählicher Steigerung zu schnellerem, ausdauerndem und sicherem Gehen. Ebenso wie das Training von Beweglichkeit, Koordination und Gleichgewicht. Dann folgt das Gehen unter Alltagsbedingungen.

Wiederholungen sind das Maß der Dinge und leider auch Geduld, um die körperlichen und kognitiven Fähigkeiten wiederzuerlangen, aber auch Muskelschwund, Kreislaufproblemen und Verkürzungen der Hüft- und Kniebeuger vorzubeugen. Deshalb gehören auch gezieltes Krafttraining und Übungen für die Beine zur Gangtherapie nach einem Schlaganfall.

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Rehabilitation der Arm- und Handfunktion

Ähnliches gilt für das Training der Funktionsfähigkeit von Finger-, Hand-, Schulter- und Ellenbogengelenken. Hier gilt es, Kraft und Koordination zu trainieren und zum Beispiel die gelähmte Hand zu aktivieren. Es besteht die Gefahr, dass die „gesunde“ Seite genutzt wird, weil diese schneller und sicherer funktioniert. Durch ein spezifisches Training (z.B. Wegbinden des nicht-betroffenen Arms) wird die betroffene Seite gezielt trainiert.

Gangtherapie mit Hilfsmitteln

Bei Bedarf erfolgt das Training mit Unterstützung von technischen Trainingshilfsmitteln und orthopädischen Hilfsmitteln. Zum Einsatz kommen Gangmaschinen, Bewegungsgeräte, Laufband, Ergometer, Gehtrainer, robotergestützte Gangorthesen etc. So können zum Beispiel durch spezielle Übungen die Beine nach einem Schlaganfall gezielt trainiert werden. Medizinerinnen / Mediziner, Therapeutinnen / Therapeuten und der Sanitätsfachhandel beraten die Betroffenen zum Einsatz von Hilfsmitteln.

Fußheberorthesen bei Fußheberschwäche

Bei einer Fußheberschwäche infolge eines Schlaganfalls kann eine Fußheberorthese (auch Sprunggelenk-Fuß-Orthese oder AFO-Orthese von „ankle foot orthosis“) helfen, Betroffene beim Anheben und Abrollen des Fußes zu unterstützen. Fußheberorthesen verbessern die Fußhebefunktion und unterstützen den Bewegungsablauf.

Armrehabilitation: Spezifische Therapieansätze

In der Armrehabilitation gibt es viele unterschiedliche therapeutische Ansätze. Welche Therapie im Einzelfall zum Einsatz kommt, hängt jeweils von den individuellen Gegebenheiten ab. Armlähmungen gehören zu den häufigsten Folgen einer Hirnschädigung, wie zum Beispiel nach einem Schlaganfall.

Die Ausprägung der Armlähmung kann sehr unterschiedlich sein. Häufig beobachtet werden leichtere Lähmungen und auch sehr schwere Lähmungen. Patienten mit einer schweren Armlähmung können ihren Arm oft im Alltag gar nicht oder nur sehr eingeschränkt einsetzen. Diesen Patienten fällt es schwer, einzelne Abschnitte im Arm willentlich zu bewegen. Das gilt zum Beispiel für den Arm im Schulterbereich, im Ellenbogen, im Handgelenk oder in den Fingern. Zu dem Problem der stark beeinträchtigten willentlichen Bewegungsfähigkeit kommt oft noch eine erhöhte Muskelanspannung („Spastik“) hinzu.

Betroffene mit leichten Armlähmungen können ihren Arm zwar bewegen und im Alltag einsetzen. Die Bewegungen sind dabei aber oftmals noch verlangsamt und „ungeschickt“. Vieles, was eine gesunde Person mit ihrem Arm im Alltag macht, fällt schwer.

Die Ursachen von Armlähmungen

Im Gehirn gibt es Gebiete, die für die Steuerung jeder Bewegung erforderlich sind. In der linken Hirnhälfte liegen diese für die rechte Körperseite, in der rechten Hirnhälfte für die linke Körperseite. Man nennt diese Gebiete „motorischer Kortex“ (Hirnrinde). Eine Lähmung entsteht, wenn entweder der motorische Kortex selbst geschädigt ist oder wenn die Nervenleitbahnen vom motorischen Kortex zum Rückenmark geschädigt sind (die sogenannten „kortikospinalen Bahnen“).

Die Lähmung nach einer Hirnschädigung kann als eine Störung der Bewegungskontrolle verstanden werden. Bei schweren Lähmungen gelingt es den Betroffenen hier nicht mehr oder nur sehr begrenzt, Arm, Hand und Finger in den betroffenen Abschnitten zu bewegen. Bei leichten Lähmungen gelingt das, aber die feine Abstimmung der Bewegungskontrolle etwa beim Hantieren von Objekten oder beim Schreiben ist noch gestört.

Diagnose und Therapieziele

Ob eine Armlähmung nach einem Schlaganfall vorliegt, stellt der behandelnde Arzt in der klinisch-neurologischen Untersuchung fest. Liegt eine Lähmung vor, prüft er, wie stark sie ausgeprägt ist. Anschließend geht es darum, Therapieziele gemeinsam festzulegen, geeignete therapeutische Vorgehensweisen auszusuchen und im Verlauf die Therapieerfolge möglichst objektiv festzuhalten. Dabei können standardisierte klinische Beurteilungsmethoden nützlich sein. Diese Tests werden als „Beurteilungsskalen“ oder auch als „Assessment“-Verfahren bezeichnet. Sie basieren darauf, dass bestimmte Aspekte der Armmotorik bzw.

Therapieformen ohne technische Geräte

In der Arm-Rehabilitation können sehr unterschiedliche therapeutische Ansätze gewählt werden. Einerseits gibt es verschiedene Therapieformen ohne technische Geräte, um in der Ergo- oder Physiotherapie den betroffenen Arm aktiv zu trainieren. Hinsichtlich der Dauer und Intensität der Therapie sollte die Rehabilitation der Armmotorik früh nach einem Schlaganfall beginnen. Insbesondere in der frühen Phase nach dem Schlaganfall wird empfohlen, dass eine zusätzliche spezifische Armrehabilitation für mindestens 30 Minuten jeden Werktag erfolgt. In der späten Krankheitsphase (zum Beispiel ein Jahr und später nach einem Schlaganfall) können spezifische Maßnahmen der Armrehabilitation empfehlenswert sein, wie zum Beispiel 90-270 Minuten pro Woche ein strukturiertes, sich wiederholendes Training. Die verschiedenen klassischen Physiotherapieschulen (zum Beispiel Bobath oder PNF) werden nicht ausdrücklich empfohlen. Insbesondere bei leichten bis mittelschweren Lähmungen ist für die Behandlung geeigneter Patienten ein „Zirkeltraining“ denkbar. Dabei können auch passive mechanische Trainingsgeräte und virtuelle Realitäts-Anwendungen zum Einsatz kommen. Um die Arm-Handaktivitäten zu verbessern, lassen sich tägliches Eigentraining und Training mit Therapeuten kombinieren (Eigentraining mit regelmäßiger therapeutischer Begleitung, 90 Minuten pro Woche).

Geräteunterstützte Therapien

Zusätzlich gibt es geräteunterstützte Therapien wie die neuromuskuläre Elektrostimulation und die Robot-Therapie, aber auch die Therapie mit virtueller Realitätsanwendungen sowie die sensible Stimulation und Akupunktur.

Arm-Basis- und Arm-Fähigkeits-Training

Mit dem Arm-Basis-Training übt man jeden Tag die Bewegungsfähigkeit wiederholt und einzeln in den verschiedenen Abschnitten von Arm, Hand und Fingern. Sie sollte bei Patienten früh nach dem Schlaganfall durchgeführt werden. Das Arm-Fähigkeits-Training trainiert täglich Präzision und Geschwindigkeit („Geschicklichkeit“) bei verschiedenen Armfunktions-Anforderungen an der individuellen Leistungsgrenze.

Bewegungsinduktionstherapie (CIMT)

Die sogenannte Bewegungsinduktionstherapie („Constraint induced movement therapy, CIMT“) ist eine spezielle Therapie für Schlaganfall-Betroffene mit einem „erlernten Nicht-Gebrauch“. Diese Personen haben früh nach einem Schlaganfall realisiert, dass ihr gelähmter Arm im Alltag nicht oder kaum eingesetzt werden kann. Sie haben dann gelernt, alles mit der nicht betroffenen Hand zu machen. Später hat sich der gelähmte Arm eventuell schon erholt. CIMT umfasst üblicherweise sechs Stunden Therapie pro Tag. Ergänzend stellt man über zwei Wochen die weniger betroffene Hand für die größte Zeit des Tages ruhig (90 Prozent der Wachstunden). Möglich ist auch eine abgeänderte, weniger intensive Form.

Diese Behandlungsformen sind sehr zeitintensiv, aber sie sind wirksam, um einen erlernten „Nichtgebrauch“ zu verändern und den tatsächlichen Einsatz des betroffenen Armes im Alltag zu fördern. Wenn eine solche Therapie organisatorisch möglich gemacht werden kann, ist sie sinnvoll, wenn der Patient bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Unter anderem müssen eine zum Teil erhaltene Handfunktion und ein gelernter „Nichtgebrauch“ des Armes im Alltag vorhanden sein.

Spiegeltherapie und mentales Training

Bei der Spiegeltherapie betrachtet der Patient im Spiegel die Bewegung seiner nicht gelähmten Hand. Durch den Blick in den Spiegel sieht diese Bewegung so aus, als würde sich seine gelähmte Hand ganz normal bewegen. Eine Verbesserung der Armfunktion ist auch durch das mentale Training denkbar.

Neuromuskuläre Elektrostimulation und Robotertherapie

Bei den verschiedenen Verfahren der neuromuskulären Elektrostimulation werden Nerven und Muskel am Arm elektrisch stimuliert. So erzeugt man technisch eine Bewegung, die eine betroffene Person mit schwerer Armlähmung nach Hirnschädigung noch nicht selbst ausführen könnte. Arm-Therapie-Roboter können je nach Bauart Schulter- und Ellenbogen-Bewegungen, Unterarm- und Handgelenksbewegungen oder Fingerbewegungen mechanisch unterstützen. Die Arm-Therapie-Roboter erkennen, welchen Anteil an Bewegungen der Betroffene schon selbst ausführen kann und ergänzen den Rest der Trainingsbewegungen. Mit ihnen können Betroffene mit sehr hohen Wiederholungsraten die gezielte Bewegungsfähigkeit in den einzelnen Armabschnitten trainieren und verbessern.

Sensible Stimulation

Als Zusatztherapie zur Behandlung von Armlähmungen können verschiedene Formen der sensiblen Stimulation erwogen werden.

Innovative Therapieansätze

Einseitige Lähmungen nach einem Schlaganfall beeinträchtigen oft erheblich die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten. Besonders belastend im Alltag ist dabei die eingeschränkte Beweglichkeit des betroffenen Arms oder anderer Körperteile. Ein frühzeitiger Einsatz einer speziellen Kombinationstherapie aus Gehirnsignalerkennung und elektrischer Muskelstimulation kann die Erholung der Armbeweglichkeit nach einem Schlaganfall deutlich verbessern. Zu diesem Ergebnis kommt das Forschungsteam unter der Leitung von Catherine Sweeney-Reed, Leiterin der Arbeitsgruppe Neurokybernetik und Rehabilitation an der Universitätsklinik für Neurologie der Universität Magdeburg. Viele Menschen können nach einem Schlaganfall ihre Arme nur noch schwer bewegen. Mehr als 75 Prozent der Schlaganfallpatientinnen und -patienten erleben erhebliche Einschränkungen der Armbeweglichkeit.

BCI-FES-Therapie

Die BCI-Technologie erfasst Gehirnsignale und übersetzt sie in Befehle, die von einem Gerät ausgeführt werden. In der Studie überwachte das BCI-System die Hirnaktivität und steuerte gezielt die FES-Vorrichtung, die elektrische Impulse an die Muskeln der Teilnehmenden sendete, um Bewegungen zu unterstützen und die Erholung zu fördern. Die Teilnehmenden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: eine erhielt die BCI-FES-Therapie, bei der die Stimulation zeitgleich mit dem in den Gehirnsignalen detektierten Bewegungsversuch erfolgte, während die Kontrollgruppe eine Stimulation zu zufälligen Zeitpunkten erhielt.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein früher Start mit BCI-FES die motorische Erholung nach einem Schlaganfall signifikant verbessern kann. Dabei ist entscheidend, ob der Zeitpunkt der Erkennung eines Bewegungsversuchs im Gehirn mit dem Beginn der Muskelstimulation synchronisiert wird. Darüber hinaus lieferten auch elektrophysiologische Messungen Hinweise darauf, dass die BCI-FES-Therapie die funktionale Verbindung zwischen Hirnaktivität und Muskelbewegung wiederherstellt.

MoreGait: Gehtraining für Zuhause

Patienten, die wegen eines Schlaganfalls oder einer inkompletten Querschnittlähmung nur eingeschränkt gehen können, sollten auch nach der Entlassung aus der Klinik ihre Gehfähigkeit intensiv weiter trainieren. Bisher existieren aber keine effektiven Therapiegeräte für den Einsatz zu Hause. Der Gehtrainer „MoreGait“ soll Patienten dabei helfen, die Erfolge, die während des Klinikaufenthalts erzielt werden, zu Hause selbstständig zu festigen und weiter zu verbessern.

Mit dem MoreGait-Therapiegerät kann der Patient nun sicher und eigenständig in sitzender oder halb-liegender Position trainieren. Wird mit dem MoreGait trainiert, wirken ähnliche Kräfte auf den Bewegungsapparat wie beim normalen Gehen. Die Gelenkbewegung wird von sogenannten künstlichen Muskeln unterstützt, deren Wirkprinzip den biologischen Muskeln nachempfunden ist. MoreGait erkennt, wie viel Kraft der Trainierende selbst aufbringt und gibt nur die erforderliche Unterstützung. Gleichzeitig kann der Patient auf einem Display verfolgen, an welcher Schrittphase das Gerät ihn stärker unterstützen muss. Dadurch kann der Trainierende gezielt an seinen Schwachstellen arbeiten.

Funktionelle Elektrostimulation (FES)

Funktionelle Elektrostimulation (FES) wird eingesetzt, da eine Nervenregeneration sehr lange in Anspruch nimmt und der Muskel ein kritisches Intervall von weniger als zwei Jahren ausweist. Es ist eminent wichtig, dass eine externe Stimulation des Muskels durchgeführt wird. Der Vorteil bei der Firma K&T ist unter anderem, dass die Patienten optimal betreut werden. Der Patient weiß, wenn das Stimulationsgerät von seiner Krankenkasse genehmigt wird, dass ein Mitarbeiter der Firma ihn zu Hause aufsucht, ihm das Gerät erklärt, entsprechend einstellt. Dadurch kann eine optimale Therapie erfolgen. In der Regel wird dem Patienten empfohlen, das Gerät 10 Min. morgens und 10 Min. abends einzusetzen.

Der größte Anteil sind Patienten mit zentraler Läsion nach Schlaganfall, Hirnblutung, Schädelhirntrauma, MS, inkomplette Querschnittslähmung. Die Anwendung der FES gibt den Patienten eine Motivation zum Eigentraining. Durch die Anwendung der FES erkennt der Patient schnell, dass ihn ein tägliches Eigentraining zusätzlich zur Ergo- und Physiotherapie weiterbringt. Er kann beispielsweise auch bei kompletter Lähmung mit dem KT-Motion arbeiten und hier seine betroffene Hand über seine weniger betroffene Hand „steuern“. Dies führt in der täglichen Anwendung zu guten Erfolgen unter der Ausnutzung der Plastizität des Gehirns.

Patienten, die die Geräte wie KT Motion und KT Neuro in den Kliniken erproben, erhalten nach erfolgreicher Testung bei Entlassung aus der Klinik eine Verordnung für die häusliche Rehabilitation. So kann der Erfolg der stationären Rehabilitation stabilisiert und weiterhin verbessert werden, wenn der Patient zuhause mit einem eigenen Gerät täglich trainieren kann. Häufig ist es nach Entlassung auch schwierig, ausreichend, Physio- und Ergotherapietermine im ambulanten Bereich zu erhalten. Aus der Hirnforschung wissen wir, dass eine sehr häufige Wiederholung von Bewegungen zu einem Wiedererlernen von Bewegung führen kann.

Bei Hirninfarkt-/Schlaganfallpatienten mit motorischen Defiziten hat sich gezeigt, dass eine zielgerichtete Repetition von Bewegungen positive Effekte auf die motorische Erholung hat. Daher findet die Anwendung der Funktionellen Elektrostimulation in der Arm- und Gangrehabilitation eine immer größere Rolle. Ziel ist es, Schlaganfallpatienten bestmöglich zu mobilisieren, so dass sie wieder in ihrem sozialen Umfeld leben und interagieren können. Dabei erzielen wir u.a. Motorlearning durch EMG-getriggerte Stimulation. Die Fortführung der FES in der Heimanwendung ist besonders wichtig, da durch die weiterführende repetitive Nervenstimulation die neurologischen Regenerationsprozesse beschleunigt werden und einer Inaktivitätsatrophie entgegengewirkt wird.

Weitere wichtige Aspekte der Rehabilitation

Die Rolle des Krafttrainings

Studien und Expertenmeinungen besagen, dass sich Kraftsport nach einem Schlaganfall positiv auf die betroffenen Körperbereiche auswirkt. Bei Schwierigkeiten beim Laufen nach einem Schlaganfall ist das Gangtraining sehr wichtig. Doch trainiere auch den Oberkörper, denn Übungen für Hände und Arme reduzieren Einschränkungen beim Greifen und Heben. Achte darauf, dass Du behutsam bei der Ausübung der Bewegungen vorgehst und das Training nach und nach aufbaust.

Bewegungstherapie zu Hause

Natürlich findet man im Internet viel Lesestoff zu den Themen „Schlaganfall Therapie zuhause“ und „Schlaganfall Übungen für zuhause“. Welcher Weg für Dich der Beste ist, das entscheidest Du. Eine gute Möglichkeit ist, zweigleisig zu fahren und ein Therapieprogramm mit täglichen Übungen in den eigenen vier Wänden zu unterstützen. Erfolge kommen durch die regelmäßige Ausübung der Bewegung.

Herz-Kreislauf-Training

Ob Gehen, Radfahren oder Schwimmen - grundsätzlich ist jede Bewegung förderlich für die Gesundheit und wird von Ärztinnen und Ärzten unterstützt. Sofern Ihre behandelnde Ärztin oder Ihr behandelnder Arzt keine medizinischen Gründe sieht, weshalb Sie auf sportliche Aktivität verzichten sollten, ist ein Fitnesstraining ratsam - das zeigt auch der aktuelle wissenschaftliche Stand dazu. Herz-Kreislauf-Training hat einen positiven Effekt auf die Bewegungsfähigkeit und die Herz-Kreislauf-Funktion. Untersuchungen zeigen, dass regelmäßiges Ausdauertraining sowohl die Beweglichkeit als auch die Ausdauer bei Alltagsaktivitäten verbessert. Zudem erhöht es die Gehstrecke und Gehgeschwindigkeit. Auch die Lunge profitiert vom Training, sodass sich oft auch ein positiver Effekt auf die Leistungsfähigkeit des Herz-Lungen-Systems zeigt. Für Schlaganfall-Betroffene empfehlen Experten daher 20 bis 60 Minuten moderates Ausdauertraining drei bis fünf Mal pro Woche. Um die Gehfähigkeit zu verbessern, eignet sich besonders ein Laufband- oder Gehtraining.

Gleichgewichtstraining

Vor allem für sturzgefährdete Menschen sind Koordination und Gleichgewicht wichtig. Zum Koordinations- und Gleichgewichtstraining gibt es weniger Untersuchungen als zu den anderen Trainingsmethoden. Aus diesem Grund gibt es hierzu auch noch keine Expertenempfehlung, in welchem Maße diese eingesetzt werden sollten. Führe am besten Aktivitäten mit oder ohne Trainingshilfsmittel durch. Das kann ein leichtes Gewicht oder ein Gymnastikband sein.

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