Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben von Betroffenen und Angehörigen schlagartig verändern kann. Obwohl das Risiko mit dem Alter steigt, sind auch immer häufiger jüngere Menschen betroffen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über das Leben nach einem Schlaganfall, von der Akutbehandlung über die Rehabilitation bis hin zur langfristigen Lebensgestaltung.
Schlaganfall: Mehr als nur eine Erkrankung älterer Menschen
Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass nur ältere Menschen von einem Schlaganfall betroffen sind. Zwar steigt das Risiko mit den Lebensjahren, doch auch junge Frauen und Männer können einen Schlaganfall erleiden. Entscheidend sind die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Je mehr Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Rauchen zusammenkommen, desto größer ist das Risiko, im Laufe des Lebens einen Schlaganfall zu erleiden.
Was passiert bei einem Schlaganfall?
Ein Schlaganfall tritt plötzlich und unerwartet auf, oft ohne vorherige Warnung. Manchmal kündigt er sich jedoch durch unspezifische Anzeichen wie starke Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen an. Ursächlich sind Verstopfungen, Risse oder Platzen von Gefäßen im Gehirn. In den meisten Fällen (vier von fünf) verschließt sich plötzlich ein Gefäß, meist durch ein Gerinnsel, das aus dem Herzen oder dem Blutkreislauf stammt. Die ersten Stunden nach einem Schlaganfall sind entscheidend für das Ausmaß der Zellschäden im Gehirn.
Akutbehandlung: "Zeit ist Hirn"
Bei einem akuten Schlaganfall gilt der Leitsatz "Time is Brain" (Zeit ist Gehirn). Jede Minute zählt, um Nervenzellen zu retten. Die Diagnose erfolgt schnell durch bildgebende Verfahren wie CT und MRT. Bei einem ischämischen Schlaganfall (Hirnschlag) wird meist die Thrombolyse oder Lyse-Therapie angewendet, bei der Medikamente das Blutgerinnsel auflösen. Eine weitere Methode ist die Thrombektomie, bei der das verschlossene Gefäß katheterbasiert wiedereröffnet wird. Bei einer Hirnblutung kann eine Operation am offenen Gehirn erforderlich sein, abhängig von Art und Lokalisation der Blutung. In vielen Kliniken gibt es spezielle Abteilungen für Schlaganfall-Patienten, sogenannte "Stroke Units", die auf die multidisziplinäre Behandlung von Schlaganfällen spezialisiert sind.
Rehabilitation: Zurück ins Leben finden
Sobald die Akutbehandlung abgeschlossen ist, beginnt die Rehabilitation. Ziel ist es, den Patienten trotz möglicher Behinderungen so selbstständig wie möglich zu machen und wieder in das aktive Leben einzugliedern. Das Gehirn ist in der Lage, bisher ungenutzte Bereiche für "neue" Aufgaben zu aktivieren. Das Reha-Team besteht aus Ärzten, Pflegekräften, Ergo-, Sprach-, Physio- und Psychotherapeuten, Mitarbeitern der sozialen Dienste sowie dem Betroffenen selbst, seinen Angehörigen und Freunden.
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Frührehabilitation
Oberstes Ziel der Frührehabilitation ist es, die körperlichen Funktionen wiederherzustellen. Besonderes Augenmerk gilt den Körperfunktionen, die durch den Schlaganfall möglicherweise geschädigt wurden. Je früher geeignete Therapiemaßnahmen und Übungen umgesetzt werden, desto eher können die Schlaganfall-Symptome behandelt und schwerere Folgeschäden verringert werden. Viele Reha-Maßnahmen werden heute bereits ambulant, aber auch in stationären geriatrischen oder neurologischen Reha-Kliniken angeboten. Seit 2007 haben viele ältere Patienten einen Rechtsanspruch auf eine geriatrische Rehabilitation.
Maßnahmen und Therapien
Je nach Bedarf und Ausmaß der Schäden kommen verschiedene Maßnahmen und Therapien zur Anwendung, die ärztlich verordnet werden können. Dazu gehören:
- Physiotherapie
- Ergotherapie
- Sprachtraining (Logopädie)
- Verhaltenstherapie
Hilfsmittel
Je nach Bedarf kann der Arzt geeignete Hilfsmittel verschreiben, die den Alltag erleichtern. Es ist wichtig, offen über alle Herausforderungen in der Alltagsgestaltung zu sprechen, um die bestmögliche Unterstützung zu erhalten.
Dauer des Reha-Aufenthalts
Wie lange der Reha-Aufenthalt dauert, richtet sich nach mehreren Faktoren. Auch welcher Kostenträger zuständig ist, hängt vom Einzelfall ab.
Leben zu Hause: Anpassung und Unterstützung
Die Rückkehr nach Hause stellt Schlaganfall-Patienten vor neue Herausforderungen. Während in der Klinik Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte für Sicherheit gesorgt haben, ändert sich die Situation zu Hause völlig.
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Wohnraumanpassung
Das Zuhause sollte an die Bedürfnisse des Betroffenen und seine Behinderungen angepasst werden. Dabei sollte der Fokus auf die Sturzsicherung gelegt werden.
Kommunikation
Gespräche zwischen Angehörigen über den Patienten oder mit dem Arzt über die mögliche Entwicklung gehören nicht an das Krankenbett. Es ist wichtig, den Respekt vor dem Kranken zu bewahren und ihn in Gespräche einzubeziehen.
Förderung und Forderung
Besser als überhöhte Erwartungen zu schüren, ist es, den Angehörigen bei seinem Bemühen, alte Fähigkeiten wieder neu zu erlernen, nach Kräften zu unterstützen.
Kommunikation pflegen
Diskutieren, Small Talk halten, Zeitung lesen, fernsehen, im Internet unterwegs sein - gerade für Menschen nach einem Schlaganfall hat Kommunikation eine herausragende Bedeutung. Der Austausch von Meinungen und Informationen zeigt ihnen, dass das gesellschaftliche Leben nicht an ihnen vorübergeht.
Umgang mit Sprachstörungen
Bei Sprachstörungen sollten Gespräche in ruhiger Umgebung und ohne Zeitdruck oder Ablenkungen geführt werden. Bewusst einfache Fragen, die der Kranke mit Ja oder Nein beantworten kann, sind ideal.
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Ärztliche Anweisungen verstehen
Nach einem Schlaganfall kommen viele neue Dinge auf den Betroffenen zu. Ungewohnte Medikamente, neue Verhaltensweisen und ärztliche Anweisungen sind nicht immer gleich verständlich.
Gefühle vermitteln
Wenn die Sprache, das Sprachverständnis oder das Gespräch gestört ist, bekommt der Körperkontakt eine umso wichtigere Bedeutung. Scheuen Sie sich nicht, die Hand des Kranken zu halten.
Erscheinungsbild pflegen
Zu einer guten medizinischen Versorgung gehört auch, das Erscheinungsbild im Blick zu haben. Gerade wer dauerhaft krank ist, möchte nicht nur gepflegt sein, sondern auch so aussehen.
Gemeinsam kochen und essen
Gutes Essen kann auch für einen Kranken Genuss und Lebensqualität bedeuten - besonders dann, wenn in Gemeinschaft gegessen wird und das Essen appetitlich aufbereitet ist.
Für Bewegung sorgen
Regelmäßige Bewegung kann Druckgeschwüre, Gelenkversteifungen und Beinvenenthrombosen verhindern. Zudem bedeutet Bewegung Selbstständigkeit und Lebensqualität.
Selbsthilfegruppen
Die Mitarbeit in Selbsthilfegruppen ist ideal für das Bewältigen der Situation. Durch die Auseinandersetzung mit Menschen, die mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, entwickeln sich ein Selbstverständnis und neues Selbstbewusstsein.
Hilfe unterwegs erbitten
Wer eine Behinderung hat und trotzdem allein unterwegs ist, darf die Hilfe und die Geduld der Mitmenschen erwarten, wenn die Dinge etwas langsamer und umständlicher ablaufen.
Ernährung nach dem Schlaganfall
Eine besondere Ernährung nach einem Schlaganfall kann eine gute Prävention sein, um einen weiteren Schlaganfall zu verhindern. Eine gesunde Ernährung kann Risikofaktoren wie zu hohe Cholesterin- oder Zuckerwerte in Schach halten. Empfehlenswert ist die "mediterrane Diät": Eine Mischkost aus viel Obst und Gemüse, Olivenöl, Fisch sowie wenig rotem Fleisch.
Schluckstörungen
Ein Schlaganfall führt bei etwa der Hälfte der Betroffenen zu einer akuten Schluckstörung, rund ein Viertel der Betroffenen leidet an einer chronischen Schluckstörung (Dysphagie). Ein gestörter Schluckreflex muss immer behandelt werden, um Mangelernährung und das Eindringen von Nahrungsresten in die Lunge zu verhindern.
Autofahren nach dem Schlaganfall
Ob Sie nach einem Schlaganfall wieder Auto fahren können, sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen. Zur Überprüfung Ihrer Eignung können Sie sich bei der zuständigen Fahrerlaubnisbehörde Ihrer Kommune melden. Die Behörde wird dann entscheiden, welche Untersuchung für Sie in Frage kommt.
Reisen nach dem Schlaganfall
Sofern Personen mobil sind und der zuständige Arzt die Erlaubnis gegeben hat, dürfen sie nach einem Schlaganfall fliegen. Es ist jedoch wichtig, sich gut vorzubereiten und die Reise mit dem Arzt abzusprechen.
Berufliche Zukunft
Für berufstätige Schlaganfall-Patienten stellt sich die Frage nach der beruflichen Zukunft. Sprechen Sie schon während der Rehabilitation mit Ihrem Arzt über eine mögliche Rückkehr in den Beruf beziehungsweise eine Neuorientierung. Die Agentur für Arbeit und die Träger der Rentenversicherung sind wichtige Ansprechpartner.
Psychische Folgen
Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Erlebnis, das erhebliche Folgen für die Psyche haben kann. Ängste, Niedergeschlagenheit und Depressionen sind möglich. Es ist ratsam, sich gegebenenfalls psychische Hilfe zu suchen.
Lebenserwartung
Obwohl ein Schlaganfall noch immer eine recht häufige Todesursache ist, überleben ihn die meisten Menschen bei rechtzeitiger Behandlung. Der entstandene Schaden am Gehirn kann die Lebenserwartung allerdings beeinflussen. Das Risiko für einen erneuten Schlaganfall ist erhöht.
Was tut Schlaganfallpatienten gut?
Ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung, ausgewogener Ernährung und dem Verzicht auf Risikofaktoren wie Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum kann die Lebensqualität und Lebenserwartung nach einem Schlaganfall verbessern.
Tipps für Angehörige
Die Folgen eines Schlaganfalls betreffen nicht nur die Patienten selbst, sondern auch die Angehörigen. Sie benötigen viel Zeit, Geduld und Einfühlungsvermögen. Es ist wichtig, den Patienten zu unterstützen, aber auch die eigenen Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen.
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